Chronisch reformunfähig?

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Sehr gut geschriebener "Brandbrief", alle Achtung @Moderator.

Bisher bester Eintrag in diesem Forum bis auf die Einträge von @Topfgucker-SFX, die mir aus der Seele sprechen.

Eine wahre Wohltat im Vergleich zu dem Hitradio-Fanboy/girl-Gewäsch,was man hier sonst ständig lesen muss.
Dem kann man sich nur vollumfänglich anschließen, weil sowohl gleichzeitig emotional berührend als auch ziemlich woke.
 
- DAB mit Bild und Ton als kombiniertes audiovisuelles Hörererlebnis?
OMG. 🙈
Dann nimm doch gleich dein Smartphone. Und schaffe nur-Audio (nennt sich zuweilen auch Radio und ist noch ein Medium, dass auch ohne Bild funktioniert) gleich ab.
Ich habe leider auch kein Rezept. Radio wird nur ein Weg zum Ohr des Hörers sein. Und dieser solle attraktiv gehalten werden.
Da widerlegt du dich selbst mit dem doch recht kruden DAB+ als "kleines Fernsehen" und als "keines Smartphone".
 
DAB mit Bild und Ton als kombiniertes audiovisuelles Hörererlebnis?
Das gibt es doch alles längst. Vom Dauer-Livestream aus dem Studio (SWR3, Ö3) über diverse "Specials" a la Kuttner oder den allsonntäglichen Kommentatoren-Talk bei Radio Eins bis hin zur Kombination aus Studiobildern und den Musikvideos der gespielten Songs, wie es beispielsweise Radio 21 veranstaltet.
 
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Wer will mir denn einen Aircheck geben? Wer will sich anmaßen, mir zu erklären, wie ich meinen Job zu machen habe? Das kann nur jemand, der um Klassen besser ist als ich und den ich selbst als Vorbild und Lehrer anerkennen und mir selbst aussuchen kann. Jemand, der selbst keine Ahnung hat und vom PD nur mit dem Zweck installiert wurde, die Mods schön klein zu halten, ist das sicherlich nicht.
Das Spiel gibt es aber auch mit geänderten Regeln: Als ich mal jemanden bei WDR 2, der durchaus etwas zu sagen hatte, gefragt habe, ob ihm die mitunter eklatanten Qualitätsmängel bei einigen seiner Moderatoren wirklich nicht bewusst seien oder ob er nur so ein Talent im Ignorieren habe, antwortete er mir, seine Leute unterzögen sich doch regelmäßigen Airchecks durch kompetente Kollegen, u.a. von NDR 2, bei denen sie immer hervorragend abschnitten. Ich fand das schon wirklich zum Schreien: Untalentierte und inkompetente WDR2-Leute werden von untalentierten und inkompetenten NDR2-Leuten geprüft und für hervorragend befunden. So einfach kann das Leben sein!
 
Das oben verlinkte Video mit Herrn Rausch ist beachtlich. Wer Radio mit aller so dringlich benötigten Leidenschaft Radio machen möchte, möchte diesem Herrn nicht ausgesetzt sein. Der Hinweis von Viktor Worms auf das Verhältnis Reiter-Gottschalk einst beim BR war entscheidend: Herr Rausch signalisierte auf keine Weise, heute einem "unbotmäßigen" Moderator den Rücken frei zu halten.




P.S. & Offtopic: Wenn Viktor Worms etwas leiser spricht, ist das ein absoluter Genuß. Fessle den Hörer selbst wenn dieser den Interviewgast verprügeln möchte.
 
Ö3 in den Sommermonaten täglich die sogenannte Mat Schuh-Show, welche wirklich für genialen Brachial-Humor stand, und dass am helllichten Tag, ich glaube um 14 Uhr.
Sowas kenne ich auch noch. Zu meiner Zeit (1992/93) war das "One o'clock" von 13-14 Uhr. Und 1990 nachts Talk Radio mit Dieter Moor. Habe ich nicht weit weg von Villach gehört - in Jenig bzw. Rattendorf. :)
 
Du.....solltest vielleicht doch noch einmal darüber nachdenken, Dich bei einem Sender, der Dich doch irgendwie reizt, und einen solchen wird es ja sicher geben, für eine leitende Funktion zu bewerben.;)
Danke für das Vertrauen und den Zuspruch! Ich weiß das sehr zu schätzen.
Wahrscheinlich wird diese Idee schon daran scheitern, dass ich keine klassische Führungserfahrung vorweisen kann. Dass ich mir Personal- und Budgetverantwortung zutraue und sogar der Überzeugung bin, es besser zu machen als manch anderer, steht auf einem anderen Blatt geschrieben. Aber bislang bin ich, abgesehen von meinen selbständigen Nebentätigkeiten, nie in einer Führungsposition gewesen und fahre damit ganz gut.
Wenn natürlich ein Sender mit einem ernstgemeinten Angebot auf mich zukäme, würde ich mir durchaus anhören, was er zu sagen und anzubieten hat. Dabei geht es nicht nur um Gehalt und Beschäftigungsverhältnis, sondern auch und vor allem um einen gewissen Rahmen an Narrenfreiheit. Wer mir die bieten kann und respektvoll mit meinen Ideen und meiner Person umgeht, den würde ich nicht enttäuschen. Und die Hörer (hoffentlich!) am allerwenigsten.
 
Dudelformate gibt es überall. In Italien gibt es aber auch Sender mit Unterhaltungsshows, die sich nicht auf Hits und Jingles beschränken. Kandidaten wie 105, Deejay oder Radio 2 würde ich zumindest nicht mit deutschen Dudelsendern gleichsetzen.
 
Ich glaub auch ehrlich gesagt nicht mehr, dass die deutschen Dudler ihre Defizite in den Griff kriegen. Einzig RTL traue ich zu, das Ruder rumzureißen, weil RTL Deutschland viele gute Ansätze hat: Von den Moderatoren über die Jingles bis hin zu den Nachrichten und der Art, wie die Sendungen gefahren werden.

SWR 3 ist noch so ein Kandidat, der insbesondere gutes Personal hat. Aber die Inhalte sind manchmal sehr trivial bis dämlich.

Na jedenfalls habe ich heute nach anderthalb Stunden Konsum von RTL, der in Ordnung war, erst auf 102.5 RTL gewechselt. Da läuft die Musik, die in Deutschland erst Monate später on air geht. Jingles perfekt, 24/7 live, super knackig gefahren.

Jetzt lausche ich gerade dem reformierten Radio Veronica aus den Niederlanden. Immer eine gute Adresse, wenn man etwas tiefer in die Zeit 1970 bis 2010 eintauchen will. Jingles überragend. Moderatoren und Fahrweise sowieso.
 
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Hmmmm.... Diese Diskussion keimt ja hier regelmäßig auf ....

Auch ich gehörte bislang zu denjenigen, die versucht haben, Radioprogramme, die sich nicht nur am Mainstream orientieren, nach vorne zu bringen. So war ich Mitte der 2000er war ich Mitbegründer eines Online-Senders, der sich zum Ziel gesetzt hat, mit einer ausgewogenen Mischung aus Mainstream und Alternativem erfolgreich zu sein. Auch bei Veranstaltungen versuchte ich, als DJ ein derartiges Konzept zu fahren. Beides hat allerdings nicht funktioniert: Das Angebot ist selbst im Mainstream-Bereich mittlerweile so groß, dass die Freizeit des "normalen Durchschnitttsmenschen da draußen" damit schon komplett ausgefüllt werden kann. Die "Inhalte eher abseits des Mainstreams" müssten also dem potenziellen Konsumenten erst mal schmackhaft gemacht werden. Das wiederum scheint ein vollkommen unmögliches Unterfangen zu sein, denn sobald irgendwo eine größere Menge an Menschen zusammen kommt (Radiohörer, Veranstaltungsbesucher....) kristallisiert sich immer ein gewisser "Durchschnittsgeschmack" heraus, der möglichst niemandem weh tut. Und genau das ist dann dieser Mainstream, der tatsächlich funktioniert. Ich hänge seit einigen Jahren auch an einem Bürgerfunkprojekt von Radio-NRW dran, wo wir immer wieder dazu angehalten werden, ein möglichst nach AC klingendes Format zu produzieren. Und genau das ist erfolgreich..... Und das verwundert auch nicht, wenn man sich mal folgende durchaus realistische Situation vorstellt:

Eine vierköpfige Familie fährt mit dem Auto in Urlaub, gerät in einen Stau und Langeweile macht sich breit. Einer kommt auf die Idee: "Mach mal Radio an!"
Es läuft Heintje - "Oma so lieb". Die Tochter nörgelt über "diese fürchterliche Schlagerschnulze", also klick, nächster Sender. Slayer. Mutter kriegt fast einen Herzanfall: "Was ist denn das für ein abartiges Geschrei?" Klick, nächster Sender. Ein Beitrag über Astrophysik. Eine halbe Minute später gibt es immer noch kein Anezichen, dass dieser Bericht bald zu Ende ist, also klick, nächster. Chris Liebing. Nach 20 Sekunden wird es dem Vater zu bunt: "Was ist denn das für ein stupides Bum-Bum-Bum?" Klick. Auf dem nächsten Sender läuft Roxette - "The Look". Sowohl die Eltern und die Kinder sagen: "Das haben wir zwar schon zig mal gehört, aber ist unter den hier zu empfangenden Sendern das, was am wenigsten stört - den lassen wir mal drin!"

Auf "normalen" Veranstaltungen mit "Durchschnittspublikum" (Runder Geburtstag, Hochzeit, Großraumdisco, Stadtfest...) ist das Ganze genau dasselbe: Auch hier kommt man mit Heintje, Slayer oder Chris Liebing nicht weit, obwohl das schon sehr bekannte Interpreten in ihrern jeweiligen Genres sind.
Dennoch können unbekanntere Künstler durchaus das Glück haben, im AC-Radio oder auf einer "normalen" Veranstaltung zu laufen - sofern mindestens einer dieser beiden Voraussetzungen gegeben ist:
- Der Titel hat eine EXTREM eingängige Melodie, die ein echter Ohrwurm ist und die man so schnell nicht wieder vergisst. Beispiel: Karen Ramirez - "Looking For Love".
- Der Titel wurde exzessiv in einem Kinofilm, Werbespot o.ä. verwendet. Beispiel: Survivor - "Eye Of The Tiger".

Ich jedenfalls versuche gerade, den umgekehrten Weg zu gehen und als Radiomacher/DJ wieder mehr in Richtung Mainstream zu gehen.... ich habe die Erfahrung gemacht, dass es schlicht nicht funktioniert, den Leuten irgendwelche Sachen aufzuzwingen, die letztlich nur eine kleine Minderheit interessieren.
 
Dennoch können unbekanntere Künstler durchaus das Glück haben, im AC-Radio oder auf einer "normalen" Veranstaltung zu laufen - sofern mindestens einer dieser beiden Voraussetzungen gegeben ist:
- Der Titel hat eine EXTREM eingängige Melodie, die ein echter Ohrwurm ist und die man so schnell nicht wieder vergisst. Beispiel: Karen Ramirez - "Looking For Love".
- Der Titel wurde exzessiv in einem Kinofilm, Werbespot o.ä. verwendet. Beispiel: Survivor - "Eye Of The Tiger".

Das hast Du gut beschrieben, bist aber dennoch auf denselben Denkfehler reingefallen wie viele Radiomacher.

Bei einem Event, bei einer Feier arrangiert man sich mit dem, was der DJ auflegt, weil man nicht primär wegen der Musik dort ist. Beim Radio arrangiert sich niemand, weil die nächstbessere Alternative entweder a) 2 MHz nebenan auf der Skala liegt oder b) ein eigener Tonträger das spielt, was man wirklich hören möchte. Auch unabhängig davon, wie viele Menschen im Auto sitzen, denn üblicherweise hat jeder einzelne ein Musikabspielgerät (Smartphone) dabei.

Bei einem Event läuft man nicht weg, weil die Musik lausig ist. Es gibt zum DJ keine Alternative.
Woanders schaltet man eben um.

Als Radiosender ein Musikprogramm zu gestalten, mit dem sich Alle mehr oder minder abfinden können, ist keine gute Idee. Bei dem von Dir genannten "Eye of the Tiger" ist das so. Erzeugt bei mir sofortigen Abschaltimpuls. Geht ganz schnell! Der Soundtrack von "Rocky IV" (auch schon steinalt) bietet mit "No easy way out" eine wesentlich flottere Alternative, die leider nicht häufig genug zu hören ist.
 
Als Radiosender ein Musikprogramm zu gestalten, mit dem sich Alle mehr oder minder abfinden können, ist keine gute Idee. Bei dem von Dir genannten "Eye of the Tiger" ist das so. Erzeugt bei mir sofortigen Abschaltimpuls. Geht ganz schnell! Der Soundtrack von "Rocky IV" (auch schon steinalt) bietet mit "No easy way out" eine wesentlich flottere Alternative, die leider nicht häufig genug zu hören ist.
Ich finde "Love is a stranger" von den Eurythmics auch viel geiler als "Sweet dreams" (und vor allem nicht so totgespielt), aber egal ob Hochzeit oder Radiosender: Bei einer Abfrage bzw Überprüfung der Performance (Tanzfläche voll? Ab/umschalten oder laufen lassen?)) wird "Sweet dreams" immer besser funktionieren. Ist einfach so. Ist schade, aber wurde halt alles ewig beobachtet, gecheckt und dokumentiert.

Ich diskutiere gerne mit einem ein paar Tage jüngeren Freund. Regelmäßig kommt er mit Aussagen wie: Haddaway? "What is love?" Ist doch ein One Hit-Wonder!
Dann sage ich: "Life". Platz 2 in Deutschland. Platin. Aussage widerlegt.

Aber hat man den Song irgendwo nochmal gehört?

Ich träume von einer langen Sendestrecke, die bewusst nur diese "B-Hits" berücksichtigt, um sie wieder warmzuspielen. Das wäre zumindest ein Ansatz für eine etwas breitere Mainstream-Rotation.
 
Heintje - "Oma so lieb". Slayer. Chris Liebing.

Gäbe es ein Programm, daß diese Interpreten in sich vereinen würde, hätte es meinem Ermessen nach keine Chance.

Ich finde "Love is a stranger" von den Eurythmics auch viel geiler als "Sweet dreams"
Haddaway? "What is love?" Ist doch ein One Hit-Wonder!
Dann sage ich: "Life". Platz 2 in Deutschland. Platin.

Hier sehe ich überhaupt kein Problem. Die Titel sind jeweils gleichwertig. Statt den Hörer auf "Sweet dreams" und "What is love" zu konditionieren, müssten "Love is a stranger" und "Life" öfters gespielt werden.

Auch und gerade den Vergleich mit aktuellen Hits müssten die zuletzt genannten Songs nicht scheuen.

Es müsste mal eine richtige Erhebung über das gesamte Repertoire der populären Pop-/ Rock-/ Urban-/ Dance-Musikgeschichte gemacht werden, bei dem 1.000 demografisch zusammengesetzte Hörer zuhause über einen längeren Zeitraum ein paar tausend Musiktitel in voller Länge digital zugespielt bekommen.
 
Eine Frage an Viktor aus Worms:
Ein landesweiter schwäbischer Lokalsender
was ist denn ein landesweiter Lokalsender?? Sowas könnte es in Bremen geben, vielleicht noch in der Vergleichsgrößenfläche namens Saarland.

...darf wegen mir auch Nina aus Hagen beantworten.
 
In Baden-Württemberg senden mittlerweile fast alle Lokalradios landesweit. Nur halt nicht auf UKW. Das war wahrscheinlich mit "landesweiter schwäbischer Lokalsender" gemeint.
 
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Gäbe es ein Programm, daß diese Interpreten in sich vereinen würde, hätte es meinem Ermessen nach keine Chance.
Das hängt ganz von der Präsentation ab. Ein guter (wirklich guter!) Moderator schafft es, dass ein Hardcore-Heintje-Fan (dürfte es rein alterstechnisch kaum mehr geben) von Slayer nicht nachhaltig verschreckt wird, und umgekehrt.

In den 70ern waren solche Programme ganz normal, man denke da nur auf die Disco im ZDF, in der in ein- und derselben Sendung Heino mit "Tampico" und The Sweet mit "Hell Raiser" auftraten, oder ein Peter Rubin, der auf 10cc folgte.
 
Das hängt ganz von der Präsentation ab. Ein guter (wirklich guter!) Moderator schafft es...In den 70ern waren solche Programme ganz normal
Stimmt. Das ist der Grund, warum ich Schlager überhaupt kenne.

Radio Luxemburg hat ja auch gemischt. Da habe ich zum Beispiel an den Lippen von - den mochte ich besonders - Rolf Röpke förmlich gehangen. Der hat ständig irgendwelche "gemeinen" Spitzen gesetzt. Das fand ich für sich alleine genommen sehr unterhaltsam. Da hat mich der Mix aus Schlagern und Popmusik nicht gestört. Zumal es auch kompositorisch und vom Text her wertige deutsche Musik gab. Vieles von Udo Jürgens beispielsweise.
 
Leude, Leude...Rolf Röpke ist Jahrgang 1941.

Natürlich hat das Mischen damals noch funktioniert und damit auch Horizonte erweitert. Aber in einer stark segmentierten Welt mit einem Riesenangebot an Sendern und Streamingmöglichkeiten funktioniert das 2021 nicht mehr.
 
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