Chronisch reformunfähig?

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Es werden genau zwei sein: "Whole Lotta Love" und "Stairway To Heaven". Etwas anderes von Led Zeppelin kann man dem "Otto-Normalpublikum" nicht präsentieren - es kennt halt keiner.
Teilweise trauen die Sender den Zuhörern wirklich gar nichts mehr zu. Die glauben, dass deren Gedächtnis so schnell vergisst, dass man nur noch die eine große Nummer von jemanden spielt. "The Ocean" und "Immigrant Song" waren große Hits von Led Zeppelin in Deutschland und kommerziell erfolgreicher als "Stairway To Heaven". Es geht ja nicht darum ständig nur Lieder zu spielen, die sich nie wiederholen aber es macht doch keinen Sinn nicht mal den Versuch zu unternehmen einen Mittelweg zu finden. Wäre ich Radiomoderator würde mir das doch zum Hals raushängen immer nur die gleichen Lieder zu spielen. Wie kann man da noch fröhlich, grinsend und gutgelaunt seinen Job machen und die Zuhörer für so blöd halten?


Im Fernsehen gab es in den 70ern die (hier im Thread auch schon erwähnte) Sendung "Disco" mit Ilja Richter, die kein Problem damit hatte, Leute wie Cindy & Bert und Black Sabbath im selben Sendeformat unter zu bekommen. Wer in den 90ern aufwuchs, erinnert sich vielleicht noch an "Hit Clip" mit Thomas Germann, anfangs die beliebteste TV-Sendung ihrer Art, die aber auch nur vier Jahre später wieder von der Bildfläche verschwand.
Ich erinnere mich noch ja.. in den 90ern gab es noch einige dieser Sendungen, in denen das gespielt wurde was grad angesagt war mit Hintergrundinfos und den Videoclips (Chart Attackt bis Ende 2000 im ZDF gab es z.B. auch noch) . Schade, dass es so etwas im Fernsehen gar nicht mehr gibt und man im Radio auf diese Heavy Rotation zurückgreift, die einfachts nichtssagend ist und nur nach dem Motto nirgendwo-anecken-darf-nicht-beim-Bügeln-Stören geht.

Das Hauptproblem ist doch dass die meisten kommerziellen Musikwellen immer noch dem selben Hot-AC-Einheitsbrei huldigen um einer möglichst jungen Zielgruppenchimäre hinterherzulaufen, die die Hitstationen aber nur noch als peinlich, marktschreierierisch und eindimensional empfindet.
Die junge Zielgruppe hat man wirklich schon längst verloren und es wirkt schon sehr boomerhaft wenn sich Sender "cool" fühlen wenn sie mal an so einem Spielt-verrückt-Tag mal ein 20 Jahres altes Eminemlied spielen um dann sagen zu können, dass sie auch mal von ihrem Klangbild abweichen. Die Strukturen sind zu festgefahren und ich habe einfach nicht den Eindruck, dass da überhaupt jemand was ändern will und auch die Senderverantwortlichen sind zum Teil sehr sehr weit weg von den Menschen, die Musik hören.

Eine Spezialisierung auf ein bestimmtes Genre hätte nur zur Folge, dass die ohnehin totgedudelten Songs auf dem passenden Genre-Sender NOCH häufiger laufen. Dann läuft Bon Jovi "Living On A Prayer" auf dem Rocksender nicht mehr alle drei Tage, sondern drei Mal am Tag. Das Problem ist halt, dass unbekanntere Songs nur eine so kleine Nische interessieren, dass sich damit kein Radiosender Songs über Wasser halten kann.
So unbekannt sind die Songs aber jetzt auch nicht. Die Sender schränken es ja schon sehr sehr ein was sie da überhaupt spielen und was nicht und auch viele Lieder, die nicht "unbekannt" sind werden ja nicht gespielt. Es ist ja nicht so, dass die jetzt versuchen sollen Albumtracks oder alte B-Seiten von Singles zu spielen. Hier gibt es ja auch im Forum diese Rubriken wie "Welche 90er Songs sollten öfters im Radio laufen"... "Welche 2000er Songs sollten öfters im Radio laufen" und bei aktuellen Hits läuft auch so schon nicht genug. Es ist sehr erschreckend wie viel am Ende wirklich vom Radio komplett ignoriert wird. Das sind ja keine Geheimtipps, die man mal anspielen sollte sondern Songs, die einer größeren Hörerschaft bekannt sind.

Indem sie "Inhalte abseits des Mainstreams" in Spartensender oder in die Todeszone zwischen Mitternacht und vier Uhr Morgens verschoben haben. Das ist genau der Grund, warum diese Versuche schiefgegangen sind.
Das Hauptprogramm tagsüber und am Abend ist wirklich vollgepackt mit Dauerwiederholungen (damit meine icht nicht, dass es keine neuen Folgen sind sondern, dass ständig ähnliche Formate seit Jahren laufen) und es bringt auch nichts solche "Experimente" irgendwo weit nach hinten ins Programm zu schieben zu einem Zeitpunkt, an dem schon viele Leute schlafen. Viel sinnvoller wäre es mal das Programm allgemein gründlich aufzuräumen und mehr auf Qualität statt weiter auf das Verwalten von Serien und Sendungen zu setzen, die sich selbst überlebt haben.
 
Indem sie "Inhalte abseits des Mainstreams" in Spartensender oder in die Todeszone zwischen Mitternacht und vier Uhr Morgens verschoben haben. Das ist genau der Grund, warum diese Versuche schiefgegangen sind.
Wie erwähnt, hat es im Fernsehen z. B. Vox probiert. Die ebenfalls von mir in diesem Thread erwähnte Musikfernsehsendung "Hit Clip" war extrem innovativ (viele bis dato unbekannte Songs liefen dort zuerst und kamen erst im Anschluss dann in die Charts), lief werktäglich im Nachmittagsprogramm, also zu einer sehr günstigen Sendezeit. Dennoch verschwand das Format nach nur vier Jahren unspektakulär wieder vom Bildschirm. Auch im Radio zeigte sich hier in NRW Eins Live höchst innovativ: Im quotenstarken Morgenprogramm stellte die Redaktion regelmäßig unter dem Slogan "Melodien von morgen" Songs vor, die noch völlig unbekannt waren, aber an die sie glaubte. Heute ist es kaum mehr vorstellbar, dass im Zuge dessen morgens (!!!) ein Titel wie "The Greatest DJ" von Lexy & K-Paul über den Äther ging und daraufhin in den Wochen danach in den Verkaufscharts (!!!) war. Ebenfalls um diese Zeit lief etwa "Sonic Empire" von den Members Of Mayday, als es neu und noch nicht etabliert war. Der Chart-Erfolg kam auch erst danach. Heute tun sich Radiosender schon mit allem schwer, was progressiver als Robin Schulz oder Avicii ist. Auch der Eins Live "Partyservice" brachte viel abseits des Mainstreams und lief samstags ab 20 Uhr, wo viele Leute, die nicht vor dem Fernseher saßen, Zeit hatten.
Begünstigt wurde die Existenz solcher Sendeformate daduch, dass die Anzahl der Producer und Veröffentlichungen noch vergleichsweise überschaubar war, wenngleich bereits 1993 in dieser Doku (bei 2:05 min) der Chef-Einkäufer eines Plattenladens feststellt, dass es "immer schwieriger wird, den Überblick zu behalten". Aber irgendwie ging das wohl noch, und dann schafften es Titel wie "Sonic Empire" oder "Greatest DJ" noch, über Low Spirit und schließlich Bertelsmann nach oben.

Dann kam langsam das Internet. Wie auch schon mehrfach gesagt, war es Ende der 90er wirklich noch "Neuland", für Musikübertragungen etwa waren die damaligen Leitungen noch viel zu langsam und zu teuer (wer erinnert sich noch an 3 Pfennig pro Minute anno 2000?).
Aber mit der Entwicklung der DSL-/Glasfaserleitungen und Flatrates erledigte sich nicht nur dieses Problem. Parallel dazu entstanden Plattformen wie MP3.de, Vitaminic, Myspace, dann Youtube, Flickr, Facebook, Instagram und dergleichen, die es quasi "jedem Normalmenschen" ermöglichen, vom einen Wohnzimmer aus Content wie beispielsweise selbst produzierte Musik, Bilder, Videos oder Texte mit ein paar Mausklicks zum Nulltarif weltweit zu verbreiten.

An diesem Punkt zogen Radio, TV und Presse nicht mehr mit, weil der "Otto Normalkonsument" mit der immer weiter ausufernden Fülle des Materials überfordert war. Er braucht offenbar definitiv irgend eine Art von Orientierung. Und Selbst für die hauptberuflichen Radio-Redakteure war es wohl zu viel Arbeit, sich durch die unzähligen Releases von irgendwelchen Schlafzimmer-Producern zu klicken. Schon 2005 hätte jeder x-beliebige Hobbyproducer einen Titel wie "Sonic Empire" am Aldi-PC produzieren und auf YouTube veröffentlichen können, und er wäre in der Masse gleichgearteter Veröffentlichungen schlicht unter gegangen.

Ich bin mir sicher, dass der "klassische Techno" alleine schon deshalb immer weniger repräsentiert wurde, weil niemand mehr in der Lage war, entsprechend vor zu sortieren. Das gleiche Schicksal eint viele "undergroundigere" Musikrichtungen wie Salsa, Jazz, Hip-Hop, Ambient, Drum & Bass, oder Metal.
Die eher poppigen Produktionen à la Robin Schulz sind kompositorisch / produktionstechnisch aufwändiger; daher gibt es von denen weiterhin nicht so viel, und die Labels haben noch die Kapazitäten, zu selektieren.
 
Letztlich bestätigst Du mit Deiner Zusammenfassung den Befund: Wegen der Musik, wegen der musikalischen Kompetenz, der Vielfalt und der freien Auswahl an Genres und Interpreten, braucht es keinen Rundfunk mehr - das leisten die von Dir aufgezählten Plattformen und Kanäle dreimal besser und umfassender.
Wozu also braucht es Rundfunk? Die Antwort liegt bei den redaktionellen Inhalten und bei der menschlichen Note (Personality). Nur leider sind das die beiden Felder, auf denen Rundfunk (und speziell auch der ÖR) massiv die Kapazitäten und Möglichkeiten zusammenstreichen, weil sie sich lieber ins Rennen um die Nebenbeidudelhöchstquoten begeben. Überflüssig bleibt aber überflüssig, selbst wenn noch so gute MA-Zahlen dabei herauskommen.
 
Heute ist es kaum mehr vorstellbar, dass im Zuge dessen morgens (!!!) ein Titel wie "The Greatest DJ" von Lexy & K-Paul über den Äther ging und daraufhin in den Wochen danach in den Verkaufscharts (!!!) war. Ebenfalls um diese Zeit lief etwa "Sonic Empire" von den Members Of Mayday, als es neu und noch nicht etabliert war. Der Chart-Erfolg kam auch erst danach. Heute tun sich Radiosender schon mit allem schwer, was progressiver als Robin Schulz oder Avicii ist.
Ja.. früher liefen die Mayday und Loveparadehymnen, die jedes Jahr rauskamen auch noch im Radio und auch andere Techno-und Dancetracks wurden gespielt. Die großen Sender spielen ja leider nur noch das was möglichst nach Einheitsbreipop klingt und da haben Robin Schulz und Felix Jaehn plötzlich große Chancen immer wieder gespielt zu werden. Ich vermisse diese Zeiten, als man auch mal noch Songs gespielt hat, die auch im Club gut liefen. Die Klangfarbe der Sender ist so extrem berieselnd und einschläfternd, dass man dazu nichts anderes mehr als Bügeln oder sonst irgendwie was anderes machen kann.
 
Wozu also braucht es Rundfunk? Die Antwort liegt bei den redaktionellen Inhalten und bei der menschlichen Note (Personality). Nur leider sind das die beiden Felder, auf denen Rundfunk (und speziell auch der ÖR) massiv die Kapazitäten und Möglichkeiten zusammenstreichen, weil sie sich lieber ins Rennen um die Nebenbeidudelhöchstquoten begeben. Überflüssig bleibt aber überflüssig, selbst wenn noch so gute MA-Zahlen dabei herauskommen.
Das Problem ist doch, dass das Radio (und auch TV) zunehmend zum "Nebenbei-Medium" mutierten, weil das Publikum anscheinend einfach nichts anderes mehr will. Siehe die bereits erwähnten Beispiele wie Vox.

Ja.. früher liefen die Mayday und Loveparadehymnen, die jedes Jahr rauskamen auch noch im Radio und auch andere Techno-und Dancetracks wurden gespielt. Die großen Sender spielen ja leider nur noch das was möglichst nach Einheitsbreipop klingt und da haben Robin Schulz und Felix Jaehn plötzlich große Chancen immer wieder gespielt zu werden. Ich vermisse diese Zeiten, als man auch mal noch Songs gespielt hat, die auch im Club gut liefen. Die Klangfarbe der Sender ist so extrem berieselnd und einschläfternd, dass man dazu nichts anderes mehr als Bügeln oder sonst irgendwie was anderes machen kann.

Hier hat sich die Szene aber auch extrem gewandelt. Bis Ende der 90er, also vor dem Internet, war es noch nicht so einfach, auf echte Nischen-Genres aufmerksam zu werden. Was zu dieser Zeit als "Club" bezeichnet wurde, war von der Dimension her im Prinzip eine Großraumdisco, oft für ein paar tausend Leute. Die Musik musste also einigermaßen massenkompatibel sein. So wurden die wichtigsten Vertreter der "Clubmusik" zum Mainstream - und so liefen Acts wie Robert Miles, Cosmic Gate, Brooklyn Bounce, Jan Wayne oder Blank & Jones schließlich auch im Radio.
Als um 2000 das Internet zum Massenmedium avancierte, gingen in den entsprechenden DJ-/Musik-Foren dauernde Meckereien über "Kommerz" los. Die Musik wurde progressiver und unmelodiöser, und jedes Subgenre spricht nur noch eine vergleichsweise kleine Klientel an. Die Feierei verlagerte sich dadurch aus den Großraum-Discotheken in kleinere Clubs und Bars, die teilweise schon richtig voll sind, wenn nur 150 Gäste da sind. Die in solchen Läden gespielten Titel sprechen dann jeweils ein derart spezielles Publikum an, dass sie im massenkompatibel ausgerichteten Radio schlicht Abschalter wären.
Fürs Radio bleiben infolge dessen die großen Hit-Klassiker aus vergangenen Jahrzehnten sowie (da man nicht nur Oldies spielen will) die aktuelle AC-Plörre à la Robin Schulz, deren Arrangement fast nur noch dem Spotify-Algorithmus folgt: Song möglichst nicht länger als 3 Minuten, kein langes Intro, Refrain mit Gesang direkt zu Beginn. Aber die Kritik daran nimmt zu - erkennbar z. B. daran, dass die NRW-Lokalradios aktuell massiv Hörer an die Oldiewelle WDR 4 verlieren - einfach weil die Oldies i.d.R. eingängigere Melodien haben. Die meisten Partyhits wie "Highway To Hell", "Born To Be Wild" oder "Insomnia" stammen aus der Zeit vor der 2000er-Generation.
 
Was bleibt dem Radio? Vielleicht die menschliche Ebene. Die Geschichten zu den Songs, zu den Musikern. Die Plattformen haben den Charme von Großhandelsketten, das Radio kann hingegen Wärme vermitteln, Emotion erzeugen, es kann der Musik Gesichter und Geschichten geben. Es kann Interviews führen, Konzerte veranstalten, Musik empfehlen, Ideen verbreiten.


Stimmt sich alles irgendwie, aber was sind die Schlussfolgerungen? Ich lese da viele "kanns".
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Problem ist doch, dass das Radio (und auch TV) zunehmend zum "Nebenbei-Medium" mutierten, weil das Publikum anscheinend einfach nichts anderes mehr will.
Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Die Radio- und Fernsehanstalten haben sich genau dieses Publikum anerzogen, ausgehend mit dem Aufkommen der Privaten, denen die öffentlich-rechtlichen blind hinterhergehetzt sind,bis man sie nicht mehr unterscheiden konnte. Und jetzt stehen sie da und beklagen, dass "das Publikum einfach nichts anderes mehr will".
 
Meine Steile These: Das ÖR-System ist deutlich ÜBER-finanziert! - Es besteht garkein Interesse an einem programmstratigischen Wechsel: Wo für nochmals 0,86 € mehr in der monatlichen Zwangsabgabe zum BVerfG gerannt wird ... Ein Pyrrhussieg!
Nötig ist die Diskussion, wie sich die ÖR mit einem halbierten Rundfunkbeitrag neu aufstellen können: Ballast abwerfen, Konzentration auf das Wesentliche, den Programmauftrag: "Grundversorgung!"
 
Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Die Radio- und Fernsehanstalten haben sich genau dieses Publikum anerzogen, ausgehend mit dem Aufkommen der Privaten, denen die öffentlich-rechtlichen blind hinterhergehetzt sind,bis man sie nicht mehr unterscheiden konnte. Und jetzt stehen sie da und beklagen, dass "das Publikum einfach nichts anderes mehr will".

Das Problem ist ein Luxus-Problem. Es gibt zuviele Angebote!

Man kann als TV-Sender herausragende Sendungen anbieten, aber doch nicht 24 Stunden am Tag! Wie lange dauert die Aufmerksamkeitsspanne beim Zuschauer? Ja, "Wetten, dass...?" war damals geil und hat die Leute 3 Stunden gefesselt. Und auch ein Eurovision Song Contest hält halb Europa stundenlang in seinen Bann.

Aber nicht jeden Tag, nicht jede Woche, nicht jeden Monat! Es ist unmöglich. Dasselbe gilt doch auch für's Radio. Theoretisch kann man unter Tausenden von Programmen auswählen. Und wenn das nicht passt, greift man zu Spotify. Oder zum eigenen Audioarchiv. Wie soll das ein Programm wirklich Eindruck schinden über Stunden? Unmöglich!

Radiostar und TV-Star wurde man früher. Aber auch nur, weil es eine Konkurrenz kaum gab.
 
Aber nicht jeden Tag, nicht jede Woche, nicht jeden Monat! Es ist unmöglich. Dasselbe gilt doch auch für's Radio. Theoretisch kann man unter Tausenden von Programmen auswählen. Und wenn das nicht passt, greift man zu Spotify. Oder zum eigenen Audioarchiv. Wie soll das ein Programm wirklich Eindruck schinden über Stunden? Unmöglich!
Ja es herrscht ein extremes Überangebot und bei diesem Übernangebot überbieten sich die Sender meistens noch gegenseitig was geringe Qualität angeht. Es ist halt wirklich ein Armutszeugnis wenn das eigene Audioarchiv größer ist als das was die Sender so spielen. Die müssten doch so viele Songs haben, die sie mal spielen könnten das kann doch nicht wahr sein, dass man da eine alte Pizza quasi immer wieder aufwärmt und noch mal isst.

Radiostar und TV-Star wurde man früher. Aber auch nur, weil es eine Konkurrenz kaum gab.
Das stimmt tatsächlich. Früher brauchte es Radioeinsätze und TV-Auftritte (oder das Musikvideo musste gespielt werden) um bekannt zu sein. In Zeiten von Internet braucht man das gar nicht und es gibt Künstler, die sehr erfolgreich sind aber quasi im Radio gar nicht stattfinden. Die Reichweite für diese Künstler ist in den sozialen Medien auch deutlich höher als im Radio. Sie sind nicht mehr drauf angewiesen. Das neue Musikvideo kommt über Nacht auf YouTube raus und über teilen, Benachrichtigung auf dem Handy etc. verbreitet sich so ein Song viel schneller als wenn er Wochen irgendwo gespielt werden würde.
 
Ich würde mal gerne auf den Ausgangspunkt dieses Themas zurückkehren und einen Vergleich aufführen.

Vor ein paar Tagen habe ich in der Mittagspause Youtube aufgemacht und bekam ein Video vorgeschlagen: „Rosins Restaurant-Test“ oder so ähnlich. Jetzt bitte nicht gleich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen! Hört, was ich zu sagen habe!

Warum auch immer – ich habe dieses Video angeklickt und gesehen.
Und dann noch eins, und dann noch eins.

Ja, es hat mich eine gewisse Überwindung gekostet, und unabhängig davon, was ich von diesem Format oder Frank Rosin halte (darum geht’s nämlich nicht), muss ich eines zugeben: Die Idee dahinter finde ich großartig, und sie lässt sich meiner Ansicht nach 1:1 aufs Radio übertragen. Brechen wir das Format mal auf das grundsätzliche Schema herunter und adaptieren das Prinzip aufs Radio:

- Fachmann/Kenner/Leidenschaftler sieht sich in einem Problembetrieb um
- Er stellt fest: Fast nur ungelernte Kräfte
- hirnlos/geschmacklos eingerichteter Gastraum
- viel zu viele Gerichte auf der Speisekarte
- Gerichte sind querbeet, keine erkennbare Strategie
- Speisekarte unlogisch aufgebaut, stümperhaft gemacht, voller Fehler
- Chaos in der Küche, weil Aufgabenverteilung unklar
- schlechte Zutaten, schlechte Zubereitungsart
- Chef will überall mitmischen, stiftet aber nur Unruhe und hat vom Kochen keine Ahnung
- Ergebnis: Essen schlecht, Gäste unzufrieden, fühlen sich nicht wohl
- Der Fachmann überlegt, wie er helfen kann und schlägt einen Radikalumbau vor
- Den Mitarbeitern fällt die Umstellung schwer, und nicht alle halten durch

Ich denke, es ist klar, worauf ich hinaus will. Und kommt mir jetzt bitte nicht mit „Beratern“, denn wie die mit Radio umgehen, das wissen wir inzwischen alle.

Mir geht es darum, die verantwortlichen Programmdirektoren, Wellenleiter, Wortchefs oder wie auch immer sie sich nennen mögen, dazu anzuhalten, selbst ein bisschen Frank Rosin zu spielen und ihren eigenen Laden kritisch zu betrachten. Und sich auch zu vergegenwärtigen, dass man nur dann Hörer und Marktanteile gewinnt, wenn man ein Programm macht, mit dem man die Leute auch kriegen kann. Und das gelingt nur, wenn die, die in der Küche stehen, Gerichte kochen, die sie können und selbst auch gern essen.

Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich Spargel und Rosenkohl hasse. Niemals könnte ich das kochen! Müsste ich das, wäre das Ergebnis eine Zumutung für jeden, der das essen sollte. Beim Radio wird es aber verlangt. Dort soll man ein Programm machen, Musik spielen, „Inhalte“ bringen, die einem selber absolut zuwider sind. Weil man ja seinen eigenen Musikgeschmack bitteschön am Eingang abgeben soll. Solange unsere Programmchefs diese Strategie verfolgen, werden unsere Radiosender so klingen und schmecken wie der Schweinefraß, den sich Rosins Testesser reinzwängen müssen. Nur haben die immerhin die Aussicht auf Verbesserung.
 
... immerhin die Aussicht auf Verbesserung.
Aussicht auf Verbesserung???
Aktuell beobachte ich wie bei NDR1 NDS 'gebastelt' wird:

Wer sich mal was ganz Schlimmes antun will, sollte mal die Baustelle "Hellwach" MO-FR 05-10 Uhr anhören.
Offenbar ist man da voll innovativ und bereitet diese Sendestrecke für den Wechsel weg vom linearen Radio hin zum quasi-live produzierten Podcast ohne Musikpausen vor!
Die vorproduzierten Wortschnipsel werden eingespielt. WAS ist da heute noch live? - Die Gewinnspiele im Slot XX:40? - Die Telefonate werden ziemlich kompakt gesendet; sind die wirklich nicht voraufgezeichnet und geschnitten?
 
Fachmann/Kenner/Leidenschaftler sieht sich in einem Problembetrieb um
Dazu müsste der Problembetrieb erst einmal akzeptieren, dass er ein Problembetrieb ist. Sehe ich bei den ÖR-Anstalten nicht.
Desweiteren müsste er akzeptieren, dass es irgendwo auf der Welt vielleicht einen Fachmann/Kenner/Leidenschaftler gibt, dre ihm selbst noch was beibringen kann. Sehe ich beim ÖR ebenfalls nicht, dort hält man sich selbst für den Fachmann/Kenner/Leidenschaftler.
 
... Die Intendanten der ÖR-Länderanstalten haben keine Probleme! - "Je suis le roi!"
Dazu müsste der Problembetrieb erst einmal akzeptieren, dass er ein Problembetrieb ist. Sehe ich bei den ÖR-Anstalten nicht.
Desweiteren müsste er akzeptieren, dass es irgendwo auf der Welt vielleicht einen Fachmann/Kenner/Leidenschaftler gibt, dre ihm selbst noch was beibringen kann.
Das bedeutet übersetzt: Jede Pommesbude ist geistig weiter als unsere Radiosender. Bezeichnend!
 
Lehrstück insofern, als dass hier jemand auf seiner eigenen Homepage Werbung für sein eigenes Buch macht.
Auf der eigenen Homepage Werbung für etwas aus dem eigenen Stall: geht ja gar nicht. Etwas, was man bei ÖR niemals erlebt, die sind da absolut sauber.

Bevor Du gleich reflexhaft loskeilst, solltest Du das Buch vielleicht zuerst einmal lesen.
 
Und hier noch ein kleines Lehrstück aus der Provinz:
Habe den "Bericht" von Frau Milke gelesen und nicht kapiert, um was es eigentlich geht. Das hätte sie vielleicht einbauen können:

Kaum eine Sendung zur Wohnungsnot in Deutschland vergeht, ohne dass Redaktionen von ARD, ZDF und Deutschlandfunk skrupellose Immobilienspekulationen zu Lasten der Wohnungssuchenden in Deutschland beklagen. In Baden-Baden wurde der SWR nun selbst zum größten Immobilienspekulanten in der Geschichte der Baden-Badener Innenstadt. Mit Unterstützung der Verantwortlichen im Baden-Badener Rathaus setzte die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt einen Masterplan für den Bau von 382 Wohnungen durch, die bis zum Jahr 2027 entstehen sollen. Auf dem mit Rundfunkgebühren finanzierten Grundstück wird es aber kaum Wohnraum geben für Rundfunkbeitragszahler mit kleinem Geldbeutel.
 
@MF: Eine neutrale Besprechung wäre (sicher nicht nur) mir lieber gewesen als eine Werbeveranstaltung für ein subjektives Produkt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben