CityRadio Saar steigt bei DAB+ aus

Der Radiotor

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Wenn die Medienpolitik DAB+ tatsächlich will, muss sie auf die Forderungen der Lokalradios nach alternativen DAB+-Ausstrahlungsmöglichkeiten, um Kosten zu sparen, eingehen. Ansonsten gibt es halt den Rückschritt zu UKW only, so einfach ist das. Und genau das hat jetzt die Cityradio-Kette im Saatrland gemacht.
 
Ich würde die Cityradios abblitzen lassen. Nur zur Erinnerung: Die haben im Saarland landesweit fünf "Programme" (Cityradio Homburg, Neunkirchen, Saarbrücken, Saarlouis, St. Wendel) ausgestrahlt, die bis auf Jingles und Werbung zu 100% identisch waren. Laut Artikel kostet jeder dieser DAB-Plätze 2000€ im Monat, also zusammen 10000€ pro Monat. Warum haben die nicht von Anfang an für DAB+ ein "Cityradio Saar" aufgelegt? Gleiche Musik, gleiche Moderation, 8000€ billiger. Der Wunsch nach einem eigenen Mux für die Cityradios ist absurd. Schon der Fall des zweiten Bundesmux, der anders als der erste Bundesmux keinen bundesweit einheitlichen Kanal bekommen hat zeigt, so viele Kanäle haben wir gar nicht.

Nachtrag: Ich würde an Stelle der Cityradios mit der Rückkehr auf DAB+ nicht zu lange warten. Zwei der fünf ehermaligen Cityradio-Programmplätze wurden bereits neu vergeben.
 
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Vorsicht vor gefährlichem Halbwissen. Das stimmt so nämlich einfach nicht!

Kein privates Radioprogramm im Saarland bietet mehr lokal- und regionalbezogenen Inhalt als die CityRadios. Die Sender präsentieren stündlich zahlreiche lokale Segmente, die so nahtlos in das Gesamtprogramm integriert sind, dass sie für Außenstehende nicht unmittelbar als lokale Einheiten erkennbar sind: https://cityradio.saarland/2021/05/...iste-musik-aller-privaten-radios-im-saarland/. Von offizieller Seite bestätigt kann man das in eine der Programmanalysen der Landesmedienanstalt Saarland nachlesen (siehe Anhang) oder unter diesem Link: https://www.lmsaar.de/sites/default/files/inline-images/Ergebnisse-Hoerfunkprogrammanalyse-2020.pdf

Zu den festen Lokalbestandteilen zählen unter anderem das Segment „Fellnase sucht Zuhause“, der Apothekennotdienst, Kinotipps, Veranstaltungshinweise und der „Babyalarm“. Im Dezember bereicherte ein speziell ausgesteuerter Adventskalender das lokale Programm. Darüber hinaus sind pro Show zwei umfangreich-redaktionelle lokale Beitragsplätze fest eingeplant, die in der Morgenshow und am Nachmittag ausgestrahlt werden.

Ergänzt wird das Angebot durch saarlandweite Inhalte wie stündliche Lokalnachrichten, das „Saarland Top-Thema“, den "Helfenden Händen" und einen umfassenden Redaktionsblock, der aktuelle saarlandweite Themen behandelt. Auch das Saar-Wetter und Verkehrsinformationen wie Saar-Verkehr, Saar-Blitzer-Meldungen und weitere regionale Updates werden halbstündlich gesendet. Die Sender stellen die meisten Lokalbeiträge auch als Podcast auf der Homepage zum Nachhören ein.

Zusätzlich runden Zwischenmoderationen, die sich auf saarlandspezifische Themen beziehen, das Regionalangebot der CityRadios ab, womit sie eine wesentliche Informationsquelle für die Hörer in den jeweiligen Landkreisen des Saarlands darstellen.
 

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Kein privates Radioprogramm im Saarland bietet mehr lokal- und regionalbezogenen Inhalt als die CityRadios. Die Sender präsentieren stündlich zahlreiche lokale Segmente, die so nahtlos in das Gesamtprogramm integriert sind, dass sie für Außenstehende nicht unmittelbar als lokale Einheiten erkennbar sind
Ich kann dir nur sagen/schreiben, dass zu praktisch jedem Zeitpunkt, du dem ich Cityradio Neunkirchen unterwegs mal gehört habe, auf den anderen Kanälen bis auf die Werbung exakt das selbe lief. Aus meiner Sicht haben die Cityradios den Karren aber schon an die Wand gefahren, als die lokalen Studios vor Ort geschlossen haben. Mit dem Abschied auf DAB+ dürften sie jetzt noch mal ordentlich Hörer verlieren, da sie nur relativ schwache UKW-Frequenzen haben. Ich wohne im Landkreis Neunkirchen, und ich könnte Cityradio Neunkirchen jetzt nicht mal mehr hören wenn ich es wollte. Noch könnten sie mit einem "Cityradio Saar" (die LMS wird nicht nein sagen, wenn die Einstellung die Alternative wäre) auf DAB+ zurück kehren. Wenn die Sendeplätze weg sind, sind sie weg.
 
Noch könnten sie mit einem "Cityradio Saar" (die LMS wird nicht nein sagen, wenn die Einstellung die Alternative wäre) auf DAB+ zurück kehren. Wenn die Sendeplätze weg sind, sind sie weg.
Der Saarland-Mux besteht zur Hälfte aus Leerstand und Abschaltkandidaten:
Saarfunk 1 und 3 schalten ab, sobald sie einen Nachfolger gefunden haben (finden aber keinen).
Oldie Antenne räumt die regionalen Muxe sukzessive, 3 weitere Plätze stehen komplett leer.
Wenn Schwenk irgendwann den Return zu DAB+ machen will, hat er freie Auswahl.
 
Zu den festen Lokalbestandteilen zählen unter anderem [...] Kinotipps,
Auf der Website ist der letzte Beitrag bei "Saarlouis", der nicht "saarlandweit" als Tag hat, gerade von vor 3,5 Wochen. War da sonst nix los in Saarlouis oder werden viele Beiträge gar nicht erst online gestellt?

Und wie läuft das mit den lokalen Kinotipps? Empfiehlt man den Leuten in Saarlouis andere Filme als in St. Wendel? Und übersehe ich was, oder gibt es in beiden Orten samt Umgebung eh nur jeweils ein Kino, das in St. Wendel auch mehr so die cineastische Miniversion ist mit 2 Sälen, in denen nicht unbedingt Programmkino läuft?

 
Das grundsätzliche Problem ist doch: Wie geht Lokalfunk auf DAB+?

Nun wäre der Betrieb lokaler Muxe kostengünstig möglich – hätte aber den Nachteil, dass dieser Mux entweder größtenteils leer stünde oder aber von der Konkurrenz genutzt würde, was letztlich das schmale Stück des Werbekuchens noch schmäler machen würde.

Spontan fielen mir mehrere Lösungen des Problems ein:

1.) Wer sagt, dass der Lokalsender für einen Ort nur aus einem Programm mit einem Musikformat bestehen muss? Es sollte doch ohne weiteres möglich sein, die lokalen und sonstigen Inhalte, einmal produziert, in verschiedene Musikformate einzufügen. So könnten parallel drei oder vier lokale Programme produziert werden.

Die Monopolfrage stellt sich eigentlich nicht – denn über UKW gibt es ja auch keine größere Vielfalt. Kleine Märkte tragen sowieso nicht mehr als einen Lokslsender.

2.) Weitere Plätze im lokalen Mux könnten an landes- oder bundesweite Spartensender vermietet werden, die so wiederum mehr technische Präsenz erreichen würden.

3.) Nichtkommerzielle Radiosender benötigen ebenfalls Zugang zu DAB+. Diese werden auch von der Politik gefördert, warum also kein Zuschuss für die günstige Verbreitung im Lokalmux?

Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Natürlich stecke ich nicht so sehr in der Materie, um beurteilen zu können, wie realistisch so etwas ist. Aber das wäre letztlich wohl eher ein politisches Problem.
 
Das grundsätzliche Problem ist doch: Wie geht Lokalfunk auf DAB+?

Ich finde gerade der Eigenbetrieb eines DAB+-Muxes hat den Charme, das er im Idealfall eine Win-Win-Situation darstellt. Der leider viel zu früh verstorbene Jan Lüghausen hatte ja solche Pläne mit Radio Saarschleifenland im Saarland:


Leider haben seine Nachfolger das nicht mehr weiterverfolgt. Natürlich passen in einen DAB+-Mux je nach Fehlerschutz und Datenrate zwischen 6 und 20 Programme rein. Ein Lokalradio könnte mehrere Plätze selbst nutzen, etwa neben dem Hauptprogramm für musikalische Sparten, Lokalnews nonstop oder ähnliches, und den Rest untervermieten. Im Idealfall spielt diese Untervermietung die Kosten für den Betrieb komplett wieder rein.

Ich sehe das Problem aber ganz woanders, nämlich in der nach wie vor mangelhaften Bereitschaft im Privatfunk zu einem Wechsel von UKW zu DAB+. Es ist da mal interessant, wie viel die angesprochenen Verbreitungskosten von 2.000 Euro im Monat für einen landesweiten DAB+-Platz im Vergleich zu einer UKW-Verbreitung sind.

Die Entgelte sind ja zum Teil bekannt, hier etwa aus einer Liste von 2017.


Inzwischen dürften die Entgelte aufgrund der Inflation noch höher sein.

Nehmen wir mal als Beispiel die UKW-Frequenz des Lokalsenders Hitradio Ohr (Mittelbaden) am Standort Oberachern (90,5 MHz): Diese kostete 2017 über 43.000 Euro pro Jahr, das sind fast 3.600 Euro im Monat. Für eine lokale UKW-Frequenz, die vielleicht einen Radius von 15 km in Stereo versorgt. Hitradio Ohr benötigt übrigens sechs UKW-Frequenzen, um sein Sendegebiet abzudecken. Der Sender Offenburg (104,9 MHz) kostet sogar rund 6.100 Euro im Monat. Insgesamt übersteigen die Kosten für eine lokale UKW-Abdeckung also bei weitem die eines landesweiten DAB+-Sendeplatzes.

Für 2000 Euro erhält man im Saarland einen landesweiten Sendeplatz im DAB+-Mux, weil anders als bei UKW sich bis zu 16 Anbieter die Kosten teilen. Hieran sieht man schön, was eigentlich Kosten-effizienter ist. Was könnten Veranstalter sparen und sich alles leisten, hätten sie UKW nicht an der Backe. Das Problem sind also in Wirklichkeit nicht die zusätzlichen Kosten von DAB+, sondern die von UKW.

Das Problem ist alleine, dass keine Migration von UKW zu DAB+ in Aussicht ist. Rein aus dem Markt heraus hat UKW noch viel zu viel Relevanz, dass man es heute schon abschalten kann - das wäre für einen Veranstalter Selbstmord.
 
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Rein aus dem Markt heraus hat UKW noch viel zu viel Relevanz, dass man es heute schon abschalten kann
Und genau hier stell ich mir die Frage, wie kann man diese Relevanz sukzessive verlagern, sodass DAB+ die vorherrschende Relevanz bekommt?
Wie haben das Norwegen und die Schweiz geschafft?
In letzterem Land wurde ja sogar trotz UKW Vollversorgung in den letzten Jahren schon viel mehr DAB+ gehört, sodass die SRG ja jetzt schon abschalten konnte.
 
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Beim Saarland haben wir glaube ich eher ein anderes Problem. Natürlich wären sogenannte DAB-Small Scale Muxe wie in Rheinland-Pfalz oder Sachsen sinnvoll, weil deutlich kostengünstiger und halt mit überschaubarem Overspill. Der Haken: Aufgrund der Größe des Saarlandes sind die bestehenden Muxe eigentlich Small-Scale-Muxe. Sie werden halt nur nicht als solche behandelt. Ich kenne jetzt die topografischen Gegebenheiten dort nicht. Aber nicht mal der SR ballert in Saarbrücken sein DAB mit 10 kW raus. Dass das ins Geld geht ist klar. Dem SR reicht in Saarbrücken die Hälfte an Sendeleistung.
 
Man könnte sogar EEP-1A für so einen kleinen Mux verwenden, da braucht man weniger Sendeleistung für gleiche Reichweite und man muss sich auch weniger Untermieter suchen, um den Mux voll zu belegen.
 
Die Gründe für die Abschaltung der lokalen DAB+ Übertragungen im Landesmux sind vor allem wirtschaftlicher Natur, wie der Programmverantwortliche Geschäftsführer der The Radio Group Holding Tim Lauth gegenüber RADIOSZENE im Interview bestätigt.:
 
Laut Tim Lauth soll Cityradio Saarbrücken noch über DAB+ senden. Tut es aber nicht mehr. Hat Media Broadcast zu viel abgeschaltet oder hat der Radio Group-Chef hier eine Falschinformation? Komische Aussage in jedem Fall, und eben auch falsch.
 
Ich kenne jetzt die topografischen Gegebenheiten dort nicht. Aber nicht mal der SR ballert in Saarbrücken sein DAB mit 10 kW raus. Dass das ins Geld geht ist klar. Dem SR reicht in Saarbrücken die Hälfte an Sendeleistung.
Ja gut, allerdings solltest Du dabei nicht außer Acht lassen, dass der SR wenige Kilometer nördlich von Saarbrücken auch noch den Sender Göttelborner Höhe betreibt, jenen exponierten Standort, von dem aus er auf UKW auch Saarbrücken versorgt und daher dort keinen Füllsender benötigt*. Die Privaten haben diesen zusätzlichen Standort nicht und gleichen das wohl mit mehr Leistung aus Saarbrücken aus.
* SR1 hat zwar eine Funzel am Hallberg, die aber historisch gewachsen ist und im Falle eines Leitungsproblem dazu da sein sollte, die Programmzuspielung nach Göttelborn zu gewährleisten.
 
allerdings solltest Du dabei nicht außer Acht lassen, dass der SR wenige Kilometer nördlich von Saarbrücken auch noch den Sender Göttelborner Höhe betreibt,
Das ist ein Argument, keine Frage. Aber: Es gibt in diesem Land exakt acht Landkreise, die größer sind als das Bundesland Saarland und einen Landkreis, der in etwa genauso groß ist wie das Saarland. Wenn ich mir vorstelle das man dort jeweils in Bezug auf DAB+-Senderstandorte einen ähnlichen Aufriß betreiben würde wie man das im Saarland gemacht hat, dann wäre da aber was los.
 
Ja, wäre es. Dort, im Flachland (all diese neun Landkreise befinden sich innerhalb der Norddeutschen Tiefebene) wäre das wohl in der Tat völlig übertrieben. Im Saarland steht dagegen durchaus mal das eine oder andere im Weg herum, was den Empfang erschweren kann.
 
Also Potsdam-Mittelmark ist jetzt keine Norddeutsche Tiefebene. Da gibts durchaus auch Berge. Und es gibt andere Regionen, die ebenfalls kein Flachland sind, die aber trotzdem mit weniger Senderstandorten auskommen. Vielleicht ist im Saarland einfach nur die Koordination jener Senderstandorte nicht so ganz optimal gelaufen. Wenn man im Saarland Vergleiche anstellt mit der Anzahl der UKW-Standorte, könnte man zumindest ein wenig ins grübeln kommen.
 
Also Potsdam-Mittelmark ist jetzt keine Norddeutsche Tiefebene. Da gibts durchaus auch Berge.
Die in keiner Weise vergleichbar sind mit den Höhen im Saarland. Außerdem ballern dort zusätzlich zu Bad Belzig Scholzplatz und Alexanderplatz ordentlich rein, letzterer über jede natürliche Erhebung hinweg.
Die anderen Flächenlandkreise - mit Ausnahme der Region Hannover - sind nicht nur weitgehend topfeben, sondern auch äußerst dünn besiedelt. Jeder hat nur einen Bruchteil der Einwohner des Saarlands.
 
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