Das grundsätzliche Problem ist doch: Wie geht Lokalfunk auf DAB+?
Ich finde gerade der Eigenbetrieb eines DAB+-Muxes hat den Charme, das er im Idealfall eine Win-Win-Situation darstellt. Der leider viel zu früh verstorbene Jan Lüghausen hatte ja solche Pläne mit Radio Saarschleifenland im Saarland:
Ein Anbieter an der Saar will neue Möglichkeiten bei DAB+ erproben.
www.teltarif.de
Leider haben seine Nachfolger das nicht mehr weiterverfolgt. Natürlich passen in einen DAB+-Mux je nach Fehlerschutz und Datenrate zwischen 6 und 20 Programme rein. Ein Lokalradio könnte mehrere Plätze selbst nutzen, etwa neben dem Hauptprogramm für musikalische Sparten, Lokalnews nonstop oder ähnliches, und den Rest untervermieten. Im Idealfall spielt diese Untervermietung die Kosten für den Betrieb komplett wieder rein.
Ich sehe das Problem aber ganz woanders, nämlich in der nach wie vor mangelhaften Bereitschaft im Privatfunk zu einem Wechsel von UKW zu DAB+. Es ist da mal interessant, wie viel die angesprochenen Verbreitungskosten von 2.000 Euro im Monat für einen landesweiten DAB+-Platz im Vergleich zu einer UKW-Verbreitung sind.
Die Entgelte sind ja zum Teil bekannt, hier etwa aus einer Liste von 2017.
Inzwischen dürften die Entgelte aufgrund der Inflation noch höher sein.
Nehmen wir mal als Beispiel die UKW-Frequenz des Lokalsenders Hitradio Ohr (Mittelbaden) am Standort Oberachern (90,5 MHz): Diese kostete 2017 über 43.000 Euro pro Jahr, das sind fast 3.600 Euro im Monat. Für eine lokale UKW-Frequenz, die vielleicht einen Radius von 15 km in Stereo versorgt. Hitradio Ohr benötigt übrigens sechs UKW-Frequenzen, um sein Sendegebiet abzudecken. Der Sender Offenburg (104,9 MHz) kostet sogar rund 6.100 Euro im Monat. Insgesamt übersteigen die Kosten für eine lokale UKW-Abdeckung also bei weitem die eines landesweiten DAB+-Sendeplatzes.
Für 2000 Euro erhält man im Saarland einen landesweiten Sendeplatz im DAB+-Mux, weil anders als bei UKW sich bis zu 16 Anbieter die Kosten teilen. Hieran sieht man schön, was eigentlich Kosten-effizienter ist. Was könnten Veranstalter sparen und sich alles leisten, hätten sie UKW nicht an der Backe. Das Problem sind also in Wirklichkeit nicht die zusätzlichen Kosten von DAB+, sondern die von UKW.
Das Problem ist alleine, dass keine Migration von UKW zu DAB+ in Aussicht ist. Rein aus dem Markt heraus hat UKW noch viel zu viel Relevanz, dass man es heute schon abschalten kann - das wäre für einen Veranstalter Selbstmord.