Eigentlich ist es nur konsequent, so zu verfahren, da man hier dann das fortsetzt, was man in den 90ern begonnen hat, nämlich Songs, die zwanzig Jahre oder älter sind, zu verbannen, auf Oldiewellen zu setzen oder sie auf nichtmarktanalysenkonforme Sendezeiten zu verschieben. Zumal die Zweitausender sehr einprägsam als Grenze dienen können ("Bloß nichts mehr spielen, was eine 19... im Herausgabedatum hat"). Blöd ist natürlich, dass es aus der Vorgängerjahrepoche sehr viele einprägsame Nummern gibt, die man dann auf einmal nicht mehr spielen dürfte (oder man greift auf das Hilfsmittel Coverversion zurück und ist wieder aus dem Schneider).
Meine 50 Cent hierzu: Mit der Trennung von Erwachsenen- und Oldiewellen hat man sich selbst eine Falle gebaut. Kaum ein Erwachsener hat etwas dagegen, zum wiederholten Male "Take On Me" von a-ha zu hören, soll es aber auf einmal nicht mehr, weil es zu alt ist. Dagegen möchte sich ein vermeintlich Älterer nicht nur einen neuen Titel pro Stunde anhören, nur weil er angeblich die Neugier verloren hat und der Sender "zu frisch" klingen könnte. Heißt, der allgemein Popmusikinteressierte muss auf einmal zwischen zwei Wellen jonglieren, wenn er seinen Geschmack bedient haben möchte. Auch weil er gesellschaftlich nicht allein als "hip", aber auch nicht als "alt" dastehen möchte. Nun kommen aber die großen Player, also die Öffentlich-Rechtlichen, aber auch die Privaten, die mehr als eine Kette unterhalten, nicht mehr aus der Nummer heraus, da sonst eine ihrer Wellen obsolet wird. Konsequenz ist: Eine der Wellen verliert sowieso und es ist meistens die, welche die Musik vom Erscheinungsdatum eng fasst, da sie sich hier so oder so eine enge Grenze setzt und einige Hörer ausspart. Beispiele gefällig? Bayern 3 gegenüber Bayern 1, NPO 3FM gegenüber NPO Radio 2, Antenne Bayern gegenüber der öffentlich-rechtlichen Konkurrenz. Der Hörer ist - vom Alter der Musik her - längst nicht so ein Schubladendenker, wie die Radiolandschaft ihm klarzumachen versucht.
Was möchte ich damit sagen? Klar, es ist erstmal nur meine Meinung und die Sender werden einen Teufel tun, die momentane Situation zu ändern. Es wird aber dazu führen, dass dieses Ausgrenzen von Titeln nie zu einer gleichmäßigen Verteilung der Hörerzahl analog zur Alterspyramide führen wird und der Sender, der sich mutwillig beschränkt, auf jeden Fall auch die Hörerzahl beschränken wird, ob er möchte oder nicht.