Das neue AC-Format: Goodbye, 80er und 90er

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Ach so. Dann reden wir bei der ARD-Familie nur noch von 67 Programmen.
Die wiederum auf das jeweilige Bundesland bzw. die jeweilige Anstalt heruntergebrochen werden muss. Dass es von Popwelle zu Popwelle oder von Oldiewelle zu Oldiewelle oder von Klassikwelle zu Klassikwelle zu Überschneidungen kommen kann (oder von ö-r Popwelle zu privater Popwelle) ist doch klar und liegt in der Natur der Sache. Guck dir Burgerfirmen an, guck dir Autofirmen an - the same. Wichtig ist, dass innerhalb einer Anstalt die Programme gescheit ausdifferenziert sind. Wenn sich dann Bayern 3 und NDR 2 zu sehr ähneln - ja mei...
 
Wenn man die ÖR-Programme vergleicht, gibt es zur "Schwester" im Sender natürlich musikalische Schnittmengen.

Dasding und SWR3 spielen auch teilweise die gleichen aktuellen Chartsongs, SWR3 und SWR1 dagegen auch identische 80er. Gerade bei SWR3 und SWR1 möchte man ein relativ breites Hörerspektrum abdecken und da ist die Spanne von 80er Hits bis Aktuelle recht groß. Klar, da ginge wesentlich mehr, was die musikalische Abwechslung betrifft.

Aber mal ehrlich; so lange die Hörer bei der Senderfamilie vom Teeniealter bis zur Rente bleiben, geht das Konzept auf. :p
 
Grundsätzlich ist die Strategie einer sehr breiten Musik-Zeitspanne ja von Vorteil, da es Familientauglich ist. Gerade jetzt wo Eltern und Kids im Home Office und Home Schooling zuhause aufeinender sitzen, läuft halt für jeden was zum nebenher dudeln, ohne dass es dem Einen oder Anderen zu sehr auf die Nerven geht. Hinter verschlossenen Zimmertüren oder auf dem Kopfhörer hört eh jeder seine persönliche Musiksammlung.

So zumindest auf soziale Familiensicht betrachtet.

Gibts denn generell eine feste Definition von "AC" und spielt das bei den normalen 0-8-15 Dudlern wirklich eine Rolle? Das Format ändert sich ja schließlich nicht jedes Mal, wenn die Rotation etwas überarbeitet wird.

Außerdem geht es doch beim Radio-Format (AC, etc.) nicht rein um eine Zeitspanne der Veröffentlichung von Songs, sondern um das Musik-Genre, oder??
 
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Außerdem geht es doch beim Radio-Format (AC, etc.) nicht rein um eine Zeitspanne der Veröffentlichung von Songs, sondern um das Musik-Genre, oder??
Es geht vor allem um "melodische" Songs, meist aus dem Pop-Genre oder nahestehenden Genres. Pop-Musik an sich gibt es aber erst seit den 1960er-Jahren; dementsprechend können Oldie-Sender auch nicht weiter zurück in der Zeit. Und bei Hot-, Current- oder Major-AC sollen die "Oldies" aus der Jugendzeit der werberelevanten Zielgruppe stammen, und das sind eben die 80er, 90er und 2000er.
 
Stell du dich absichtlich dumm, oder verstehst du's wirklich nicht?
Ich stelle mich absichtlich dumm, anders kommt man manchmal nicht zu Antworten.

Im vorliegenden Fall: Wenn ich jedem Landessender zugestehe, dass er über vier oder mehr Programme mehr oder weniger alle vermeintlichen Hörergeschmäcker abdeckt, und einräume, dass die "Ersten" die "Zweiten", die "Dritten" und die Jugendprogramme dann überall von Schleswig-Holstein bis Bayern, vom Saarland bis nach Meck-Pom. mehr oder weniger die gleichen Formate bespielen, was machen wir dann, wenn bundesweit DAB+ sich durchgesetzt hat und all diese Programme überall in gleicher Qualität bietet? Spätestens dann müsste man doch mal ans Ausmisten gehen, oder?
 
Für die ganzen "ersten" und "dritten" Programme könnte man schon lange zwei bundesweite Mantelprogramme produzieren, in die dann die wenigen regionalen Inhalte eingebunden werden könnten.

Aber dazu müßte man den Rundfunkstaatsvertrag ändern, und das will aus gutem Grund niemand.
 
was machen wir dann, wenn bundesweit DAB+ sich durchgesetzt hat und all diese Programme überall in gleicher Qualität bietet? Spätestens dann müsste man doch mal ans Ausmisten gehen, oder?
Nur wird sich DAB nicht durchsetzen, weil die Technik nicht nur alt ist, sondern spätestens mit flächendeckendem 5G obsolet wird.

Aber auch in diesem Fall wird das "Ausmisten" dann Gebot der Stunde werden. Ich denke, auf lange Sicht wird gerade der ÖR nicht daran vorbei kommen, sich eher in BBC-Richtung zu orientieren. Also ein paar Bundesweite Programme und dann 1 bis 2 Landesprogramme, die vor Ort produziert werden.
Das wird zwar einer Revolution des Staatsvertrags gleichen und es bedarf eines sehr starken IntendantIn, die das im ARD Vorsitz durchdrückt. Dieses Brett ist nicht dick, es ist kolossal.
 
Ich denke, auf lange Sicht wird gerade der ÖR nicht daran vorbei kommen, sich eher in BBC-Richtung zu orientieren
Ich halte das aber für den ÖR für einen sehr gefährlichen Weg. Die BBC ist ständigen Privatisierungsdrohungen aus der Politik ausgesetzt. Das mag viele verschiedene Gründe haben, aber es ist sicherlich einfacher gegen eine Hand voll Sendern zu wettern, als gegen unzählbar viele. Die Forderung Radio 1 zu privatisieren ist viel eingängiger als die Forderung Jump, Dasding, Fritz... zu privatisieren. Sowas würde auch zum Beispiel dem Merz dann viel einfacher fallen. Siehe auch die nicht allzu weit entfernt liegende Forderung mit dem ZDF.

Das wird man sich dort sehr gut überlegen so eine Angriffsfläche zu bieten und versuchen zu jedem Preis zu verhindern.
 
Das muß ja gar nicht zu 100,0% flächendeckend sein, sondern nur gleichwertig oder höher, als DAB+.
Und DAB+ ist auch nicht in jedem noch so abgelegenen Winkel zu empfangen, ganz zu schweigen von der oft schwierigen indoor-Versorgung. WLAN hat inzwischen jeder, auch im Keller, aber DAB+ im Keller ist seltenst möglich. Aber das nur als Denkanstoß, DAB+-Diskussionen sind hier eigentlich absolut offtopic.
 
Wenn wir von echtem 5G reden, ist allgemein bekannt, dass man für eine annähernd brauchbare Versorgung noch deutlich mehr Mobilfunkmasten benötigen würde als derzeit vorhanden. Also ist angesichts allgemeiner Strahlenhysterie (es wird immer schwieriger, überhaupt noch neue Sendeanlagen in Betrieb nehmen zu können) damit zu rechnen, dass das 5G-Netz löchrig wird wie ein Schweizer Käse und vermutlich nur in Ballungsräumen und entlang der Hauptverkehrswege ordentlich funktionieren wird. Das kennt man ja auch schon von 3G und 4G. Und ganz ehrlich: für Hörfunk braucht es doch kein 5G, das funktioniert mit den jetzigen Netzen doch auch schon gut, man hat ja kein Video und deshalb keine immensen Datenraten.

Falls wir von 5G-Broadcast reden, dann ist das eigentlich nur nochmal eine neue Norm von schon vorhandenem und wird trotz alledem im Band III oder IV-V statt finden. 5G-Broadcast mag sicherlich nochmal innovativer als DVB-T2 und DAB+ sein, aber den großen Brüller erkenne ich darin nicht. Da sich die Physik nicht bescheißen lässt, wird auch ein 5G-Broadcast-Netz bei der Versorgung vor den gleichen Herausforderungen stehen wie DAB+ und DVB-T2. Gleiches Frequenband, gleiche Ausbreitung! Ob man den Kram dann zusätzlich noch in IP-Pakete reinpackt, halte ich da eher für unerheblich.
 
Interessante Diskussion, die in leicht abgewandelter Form hier allerdings immer wieder auftaucht. In Posting #65 beschreibt "Exhörer" einen ganz entscheidenden Grund, weshalb viele 80er- und 90er-Songs heute noch als "zeitgemäß" gelten, schon in den 90ern die meisten 60er-Songs hingegen nicht mehr:

Zwischen 1966 (Beat) und 1986 (Synthi-Pop) liegen musikalische Welten, und auch zwischen 1980 (Wave) und 2000 (Rap, R'n'B) hat sich noch recht viel getan, aber man muß zugeben, dass die musikalische Entwicklung seit 2000 mehr oder weniger stehengeblieben ist. Sicher, im Detail ändert sich noch was, aber es gibt nicht mehr diese großen musikalischen Umwälzungen, die es früher gab.

So ist es. Da hat auch die Technik ihren Anteil. In den 60ern wurde eine Popband gemeinsam aufgenommen, heute hingegen oft die einzelnen Spuren nacheinander. Da die einzelnen Spuren ja in Sachen Geschwindigkeit zueinander passen müssen, ist das Ergebnis ein genau per Computer/Metronom vorgegebebener gerader Takt. Bei Dance-Musik ist das auch die Voraussatzung für DJ's, die Titel taktsynchron zu mixen. In größerem Stil ging das Computer-Metronom erst um 1980 herum los. Ebenfalls startete um 1980 der verstärkte Einsatz von Digitaltechnik, Sampling und dergleichen, und auch die Soundqualität verbesserte sich. Der alte Sound von den Beatles, Beach Boys, Manfred Mann oder Simon & Garfunkel wirkt dann - obwohl Anfang der 80er noch keine 20 Jahre her - im direkten Vergleich zu Depeche Mode oder Frankie Goes To Hollywood "angestaubt". Diese beiden Dinge sind es m.E., die darüber entscheiden, ob ein Song "nach Oldie" klingt oder "noch modern". Im weiteren Verlauf der 80er und 90er können viele Titel immer noch mit ganz aktuellen Hits akustisch mithalten: Alle Farben mit "Fading" passt akustisch durchaus noch zu Visage "Fade To Grey"; "Hey Jude" von den Beatles hingegen wäre kaum im AC-Format unterzubringen, obwohl es jeder kennt.

Bei 80er/90er-Titeln würde ich schon sagen, dass die auch ins heutige Radioprogramm passen. Man muss sich aber m.E. nicht immer auf immer dieselben Titel beschränken. Es gibt genug AC-taugliche Hits aus der Zeit. Radio NRW hat z. B. öfters mal Culture Beat "Mr. Vain" oder La Bouche "Be My Lover" in der Rotation. Da würde es m.E. nicht negativ auffallen, stattdessen auch mal die Fun Factory ("Take Your Chance"), Masterboy ("Generation Of Love"), Loft ("Wake The World"), E-Rotic ("Willy Use A Billy Boy") oder Pharao ("World Of Magic") zu spielen. Das wäre genau derselbe Stil, würde aber mehr Abwechslung bringen.
 
@UKW 100 Probiere es doch mal. Gib doch eurem Musikredakteur mal zwei dieser Songs mit in den nächsten Test.

Außerdem darf man nicht vergessen dass die Babyboomergeneration natürlich in dem Alter ist, dass ihre Musik die 80er sind. Also die, die diese Musik lieben, sind einfach wahnsinnig viele. 🤷🏼‍♂️
 
Die Erläuterungen von @UKW 100 in #92 klingen ausgesprochen plausibel und kompetent, decken aber auch die Denkfalle auf, in der sich hier die ganze Szene befindet. Es wird nämlich weitgehend mit einer technischen Qualität argumentiert, wobei die Technologiesprünge ein Thema der Musik-"Produzenten" sind, also nicht so sehr der Musiker (erstmal auch nicht der Hörer), sondern der Produzenten. Das Wort sagt schon viel. Es wird produziert, hergestellt.
Da Musik aber ein bisschen mehr transportiert als lediglich technische Virtuosität, darf ich Zweifel anmelden, ob die Ausscheidungskriterien, die @UKW 100 dargelegt hat, wirklich der Weisheit letzter Schluss sind.
 
Wegen mir gerne mehr bundesweite Programme. Ich bin öfter bundeslandübergreifend unterwegs und nix ist nerviger, wenn während einer spannenden Sendung auf einmal der Empfang abbricht. So bin ich schon sehr dankbar für die beiden Bundesmuxe, wenngleich vor allem im zweiten Mux "Sendung" und dann die Steigerungsform "spannend" eher ein frommer Wunsch ist. Zum Bedudeln reicht es...

mit in den nächsten Test.
Wie drollig. Bei Dir ist noch nicht angekommen, dass diese "Tests" vollkommen fürs Rectum sind?

die Babyboomergeneration natürlich in dem Alter ist, dass ihre Musik die 80er sind.
Die sogenannten "Babyboomer" sind Jahrgang 1946 bis 1964. Die sind grösstenteils mit der Musik der 60er und 70er, u.U. noch der frühen 80er sozialisiert. Was nicht heisst, dass sie auch gerne was neueres hören möchten. Und ihr Musikgeschmack ist so unterschiedlich wie die Milieus. Also hört endlich auf mit diesem schwachmatischen Jahrzehnt-Geschwurbel. Wer kein Gefühl für Musik hat und dafür, welche Titel wie kombinierbar sind, eignet sich weder als DJ noch als Musikredakteur...noch nicht mal als Powergold-Lakai.


Also die, die diese Musik lieben, sind einfach wahnsinnig viele.
Welche Musik? Und wer sind "viele"?

Was 5G bringt, wissen die Götter. Und sich heute davon abhalten zu lassen, etwas zu tun, nur weil die Zukunft wieder etwas anderes bringen könnte...das ist dann NRW-Medienpolitik. So kann man bestens hundert Gutachten machen und kommt kein "Henndadepperle" (schwäbische Maßeinheit) voran. Ist auch ne Methode, so lang so was durch öffentliche Gelder finanziert wird.

Ach ja, und was das ursprüngliche Thread-Thema angeht: Wenn ein Sender meint, er mag alles streichen, was älter als 20 Jahre ist, dann macht doch. Ich muss mir das nicht anhören. So lange es andere Sender gibt, und das dann sein Publikum findet, ist ja alles gut.
 
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Alle Farben mit "Fading" passt akustisch durchaus noch zu Visage "Fade To Grey"; "Hey Jude" von den Beatles hingegen wäre kaum im AC-Format unterzubringen, obwohl es jeder kennt.
Diese Kompatibilität würde ich aber nicht an der Zeit festmachen, sondern an Genres. Natürlich klingt Pop-Musik aus den 1960ern anders als die der 1990er-Jahre. Solche "Ausreißer" wie Hey Jude gibt es in jeder Zeitepoche. Alleine in den 2000ern gab es viel Hip-Hop- und R&B-Musik, die zwar kommerziell sehr erfolgreich war, aber kaum bis gar nicht im Radio lief (50 Cent, Snoop Dogg, Eminem etc), weil sie die Formatgrenzen des AC gesprengt hätte.

"The Sound of Silence" von Simon & Garfunkel beispielsweise ist mMn auch heute noch ein AC-kompatibler Song. Die Coverversion von Disturbed aus 2016 lief im Radio rauf und runter, obwohl diese mit ihrem Soft-Metal-Sound eigentlich deutlich weniger zum Formatradio passt, als der melodische, seichtere Originalsong, welcher eben nur aus Altersgründen boykottiert wurde.

Auch "The Passenger" von Iggy Pop läuft heutzutage, wenn überhaupt, nur noch auf Oldiewellen. Die Coverversion von LUM!X und Gabry Ponte hingegen dudelt auf so ziemlich jedem AC-Sender. Warum soll diese, mMn ziemlich penetrante Version nun besser in das Format passen als das deutlich harmonischere und ruhigere Original? Ich bin mir ziemlich sicher, dass die 1977er-Version von Iggy Pop im Test auf deutlich mehr Zustimmung stoßen würde, als die 2020er-Version von LUM!X & Gabry Ponte - nur leider schließen sehr viele Sender die 70er kategorisch aus, sodass eben nur die Coverversion übrig bleibt.
 
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Ich kenne diese Coverversion von The Passenger nicht. Nur jene von Siouxsie and The Banshees. ;)

Von 50 Cent, Eminem und Co habe ich aber in den 2000ern mehr als genug im Radio gehört, auf zahlreichen Wellen. Ich glaub "Du hörst den falschen Sender" (gepfiffen auf das B3-Verkehrsfunksignet). Auf einer Soft-AC-Welle ist das kaum gelaufen, richtig. Da gibt es ganz andere Kaliber aus dem Genre, unter anderem der bis vor einiger Zeit bei den Jugendlichen sehr beliebte "Gangster-Rap", bzw. Möchtegern-Gangster-Pseudorap von diesen ganzen Bushidos, und wie diese Kasper hießen. Hätte ich damals ein Jugendradio zu verantworten gehabt, bei mir wär das Zeug rauf und runter gelaufen, auch wenn ich selbst so gar nix damit anfangen kann. Aber das war ja pööhse und päagogisch nicht wertvoll. Da wäre wieder der deutsche Zeigefinger. In Frankreich hat Skyrock schon vor vielen Jahren begriffen, was die Banlieu-Jugendlichen so hören...und feierte damit heftige Erfolge. Mittlerweile ist die Gangstarap-Manie vorbei. Dieses Autotune-Geheule finde ich noch schlimmer, aber vermutlich muss ein Radio, das Jugendliche anspricht, das spielen.
 
Nie gehört...brauche ich jetzt auch nicht wirklich. Sicher bei "Änärtschi" und Co gut aufgehoben. Ich bin aber mehr Zielgruppe "Nostalschiiie"...wobei, wie gesagt, ich auch gerne neuere Sachen höre. Aber eher jene, die bei Ego FM, Radio Eins, FM4, StuBru und Co laufen...
 
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