Das Radio im Hörspiel

TORZ.

Benutzer
Hallo zusammen,
Nachdem mir heute diese Produktion hier über den Weg lief:
geriet ich ein bisschen darüber ins Grübeln, welche Hörspiele sonst noch so in Funkhäusern spielen, in welchen Stücken das Radio eine wichtige Rolle einnimmt und so weiter.
Also, mir kam natürlich noch der Klassiker schlechthin in den Sinn:
Oder gebührt dieser Titel ob der Tatsache, dass es das erste Hörspiel im Deutschen Rundfunk war, vielleicht doch eher diesem hier:
Dann gab es da noch dieses hier, mit einem eigenen Thread hier im Forum:
Und dann entsinne ich mich noch einer kleineren, aber durchaus sehr unterhaltsamen Produktion des SWR Tübingen:
Und nicht ganz auf das Radio im Allgemeinen, sondern eher auf die Hörspielproduktion im Besonderen bezog sich dieses Stück aus der Schweiz:
So, bietet jemand mehr?
 
Funkhaus Masurenallee

Informationen zum Hörspiel in der Datenbank des DRA

Originalhörspiel - ein Hörspiel von Friedrich Karl Kaul, Rundfunk der DDR 1951. Bemerkenswert ist die Musik im Hörspiel: die stammt von Oskar Sala, gespielt auf dem Mixturtrautonium.

Gelaufen am 11.5.2007 im RBB Kulturradio. Ob es noch einen späteren Termin gab, weiß ich nicht.

Anbei die damalige Anmoderation. Da wird viel zur Geschichte rund um diesen "Hörkrimi" gesagt.

Anhang anzeigen Funkhaus Masurenallee, Berliner Rundfunk 1951 - Anmoderation rbb Kulturradio.mp3
 
Danke! Das sind ja schon mal noch ein paar sehr interessante und äußerst unterschiedliche Produktionen. @StabsstelleIV: Das wundert mich jetzt, dass mir das nicht eingefallen ist. Ich habe früher wahnsinnig gern die drei??? gehört, tue es bisweilen auch heute noch und kenne eigentlich die meisten Folgen, aber an diese kann ich mich nicht aktiv erinnern. und @lg74: Sehr spannender Fund! Neben meinem Interesse für das Radio dürfte das durchaus auch das für die Geschichte des geteilten Deutschlands befriedigen.
Ich hab derweil noch was aus der Schweiz gefunden:
Auch hier ist die Hauptperson eine echte Moderatorin, die auch einigen unserer Nutzer aus dem großen Kanton bekannt sein dürfte, ist sie doch bei Radiopannen.de mit einer sechs Minuten andauernden Verzweiflungsmoderation verewigt.
 
Kein wirkliches Hörspiel, aber im DRA wird es tatsächlich als "Hörspiel" gelistet:

BIS FRÜH HALB FÜNFE ... Die Hörspiel-Nacht - Hörspiel-Technik-Nacht

Gesendet wurde die Hörspiel-Nacht über Hörspiel-relevante Technik am 26.4.1989 - also zu richtig "amtlichen" DDR-Zeiten. Umso lesenswerter ist die Inhaltsangabe. Ein paar Auszüge aus obiger DRA-Seite:

Bd.1 00'36
(O-Ton) Wolfgang Lau über Perspektiven der Digitalisierung der Produktionstechnik sowie Übertragungsverfahren im Rundfunk / zum digitalen Rundfunkempfang via Satellit und per terrestrischer
Verbreitung / zur Notwendigkeit des Vorhandenseins von qualitativ hochwertigen Tonaufzeichnungen für die digitale Übertragung im Hörfunk/ gegenwärtig werden alle Produktionen der klassischen Musik und
ausgewählte Produktionen der Unterhaltungsmusik mittels Digitaltechnik realisiert / bereits ca. 4.000 Bandminuten mit Digitaltechnik hergestellt / über qualitative Vorteile einer digitalen Aufzeichnung von Tonaufnahmen / zum Verfahren der digitalen Tonaufnahme / über die Erweiterung der Möglichkeiten des Rundfunkempfangs durch den Empfang über Satellit / über hohe Kosten für die Investitionen für eine geschlossene digitale Kette von der Produktion bis zum Empfänger / zur Verbesserung der analogen Produktionstechnik durch Verfahren wie Dolby /

18'35
(O-Ton) Klaus Bechstein zur Produktion von Hörspielen im Stereo-Aufnahmeverfahren beim Rundfunk der DDR seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts / zur Motivation für die Einführung des Stereo-Aufnahmeverfahren / zur Realisierung von Raumklang / zu Charakteristika von Mikrophonen / zu akustischen Defiziten von Aufnahmestudios / zu Vorteilen und Nachteilen von Tonaufzeichnungen außerhalb von Tonstudios /

Bd.2 01'01
(O-Ton) Jürgen Meinel über seine Arbeit als Toningenieur für die Produktion von Hörspielen / über die Produktion des Experimentalhörspiels "Geheimnis einer Nacht" in vier unterschiedlichen Aufnahmeverfahren zur Demonstration der Vorteile von digitaler Aufnahmetechnik / zur Produktion von Hörspielen außerhalb des Tonstudios / zur besseren Qualität digital aufgezeichneter Tonsignale gegenüber analog aufgezeichneten Tonmaterialen auch bei analoger Verbreitung über den Rundfunk /

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Das ist schon der helle Wahnsinn, was da im Frühjahr 1989 im Rundfunk der DDR bei den Hörspiel-Leuten getrieben wurde. U-Matic, PCM-Prozessor und später auch DAT waren dort bekannt und im Einsatz, soweit mir bekannt hat Sony auch vor dem Mauerfall in der ostberliner Nalepastraße Digitaltechnik evaluieren lassen. Diese Story wurde mir zumindest mehrfach aus eigentlich zuverlässiger Quelle erzählt.

Wolfgang Lau, der in der Hörspiel-Nacht umfangreich zur Hörfunk-Technik berichtet, verstarb am 2.5.2020 im Alter von 84 Jahren. Klaus Bechstein, der aus der technischen Hörspiel-Praxis berichtet, ist hingegen noch putzmunter und wuselt im Alter von 90 Jahren in seiner Wohnung an PC, Keyboard, Recorder etc.

Auch in diesem Fall ein Auszug - Klaus Bechstein berichtet über die akustische Eignung von Aufnahmeräumen und antwortet auf die Frage, warum Hörspielszenen nicht in echten Wohnzimmern aufgenommen werden.

Anhang anzeigen Radio DDR - Die Hörspiel-Nacht 26-04-1989 - Auszug Klaus Bechstein.mp3

Diese Akustik! Diese Sprachverständlichkeit! Diese Ästhetik! *schmelz*

Für mich ist das eher eine Interviewsendung denn ein Hörspiel, aber wenns als "Hörspiel" gelistet ist...

Wie die Bezugsmodalitäten im DRA sind, kann ich spontan nicht sagen. Auf der Webseite steht "Mitschnitte von Hörspielen des DDR-Rundfunks können Sie unter der Adresse infoservice@dra.de erfragen." Gesendet wird das gewiss kein zweites mal.
 
Zuletzt bearbeitet:
Diese Akustik! Diese Sprachverständlichkeit! Diese Ästhetik! *schmelz*
Ich habe mir das eben mal über Geithain und dann noch über Kopfhörer angehört. Das ist wieder so ein Fall, wo ich mir nicht so ganz sicher bin, ob ich solche Interviews wirklich auf diese Weise aufnehmen wollen würde. Ich höre da den Fragensteller aus einem bestimmten Winkel, und den Antwortenden aus einem anderen Winkel. Beide mit deutlich unterschiedlichem Sprechabstand. Eine echte Räumlichkeit stellt sich da nich ein. Das hätten auch zwei zusammenhanglose Einzelmikrofone sein können, die nach halb links und halb rechts gepannt wurden.

Zu gerne würde ich mal in einem guten Raum ein Interview mit einer interessanten Person führen, wo ich mein USM 69 so einstelle, dass ich ein M-Signal mit breiter Niere aufnehme und dann eben die Acht für das S-Signal.

Aber mal noch was ganz anderes: Hier fiel gerade der Name "Wolfgang Lau". Hat derjenige kurz nach der Wende am Abverkauf der Technik aus Anlass der Auflösung mitgewirkt? Ich erinnere mich daran, dass mir damals jemand eine Visitenkarte überreichte, wo er handschriftlich "Lau - NFL" dazuschrieb. NFL ("Verwertungsgesellschaft Neue Fünf Länder") war damals die Bezeichnung für die Abwicklungsgesellschaft des DDR-Rundfunks.

Matthias
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe mir das eben mal über Geithain und dann noch über Kopfhörer angehört. Das ist wieder so ein Fall, wo ich mir nicht so ganz sicher bin, ob ich solche Interviews wirklich auf diese Weise aufnehmen wollen würde.
Ja, es ist durchaus... "eigen". Da ist eine offenbar "vorsätzliche" Rauminformation drin, die mit einem realen Raum nicht viel zu tun hat. Ich gehe davon aus, dass die gesamte Sendung im Hörspiel vorproduziert wurde und da hat man offenbar etwas mutwillig "gespielt".

Der Fragende / Dazwischenredende ist nahezu aufdringlich, Klaus Bechstein vom Hörspiel hingegen eher distanziert. Ob man heute noch bei den Protagonisten von damals Hirnareale aktivieren könnte, die ohne Mutmaßungen anzustellen die damalige Absicht bei dieser Art von akustischer Darstellung benennen können?

Ich finde aber ganz isoliert betrachtet die Stimme von Klaus Bechstein hervorragend. Einfach nur unaufdringlich, genug Distanz, sauber. So bekommt man heute nichtmal mehr gelesene Nachrichten in den ARD-Hörfunkwellen.

Hat derjenige kurz nach der Wende am Abverkauf der Technik aus Anlass der Auflösung mitgewirkt? Ich erinnere mich daran, dass mir damals jemand eine Visitenkarte überreichte, wo er handschriftlich "Lau - NFL" dazuschrieb.
Genau das ist er. Hatte maßgeblich mit der Studiotechnik Hörfunk zu tun und nachdem der Rundfunk gemühlfenzlt worden war, suchte sich die NFL Leute aus, die sich auskannten, um mit deren Hilfe das Inventar zu veräußern. Wolfgang Lau war da wohl für die Studiotechnik Hörfunk zuständig. Da war es ja aber so, dass die auf dem Gebiet der gewesenen DDR nun ab 1992 aktiven ARD-Anstalten (NDR, ORB, MDR - ob auch SFB, weiß ich nicht) ein Zugriffsrecht hatten, das Inventar gehörte letztlich dann ihnen. Wohl inkl. SFB, denn in der Masurenallee fand ich um 2014 im Hörspiel steinalte Geithain RL900, aus DDR-Zeiten, einst aus dem Rundfunk der DDR.

Ich habe gerade mal jemanden gefragt, der damals mit Wolfgang Lau in der NFS zusammenarbeitete, schon praktisch, wenn so jemand direkt unter mir wohnt. Er berichtete aus seiner Erinnerung von Sitzungen mit den entsprechenden Abteilungsleitern der ARD-Anstalten im Zuge des Transfers von Inventar dorthin. Offenbar wurde das, was dabei übrig blieb, dann über die NFL verhökert, so sich Käufer fanden.
 
Mit neuen Sicken? Damals waren die Tieftönersicken am Zerbröseln, soweit ich mich erinnere. Und ein handgeschriebener Zettel wies freundlich auf die Gefahr "mechanischer Schläge" hin für den Fall, dass man an den Membranen herumfummele. ;)
 
Das weiß ich nicht, aber es werden doch ständig welche in Geithain aufgearbeitet, auch die mit den integrierten Aschenbechern, die automatisch geleert werden, wenn ein Cosinus-Impuls angelegt wird.

Matthias (Nichtraucher)
 
welche Hörspiele sonst noch so in Funkhäusern spielen, in welchen Stücken das Radio eine wichtige Rolle einnimmt und so weiter
Zählt auch ein "erfundenes Radio"? Also ein Empfänger, den es real gar nicht an diesem Ort gab?

Falls ja, dann ist auch Jakob der Lügner nach dem Roman von Jurek Becker zu nennen. Bearbeitet als Kinderhörspiel!

Beim SRF gibt es immerhin einen Ausschnitt:

 
Jetzt, wo ich wieder Zugriff auf die Festplatte mit dem großen Archiv habe, kommt noch folgendes zum Vorschein:
Viele der Hörspiele, die ich hier bereits aufgelistet habe, lassen sich übrigens bei Bedarf via Archive.org abrufen. Ich verzichte jedoch hier auf eine Verlinkung, da das rechtlich sicher nicht ganz einwandfrei ist.
 
Nicht unerwähnt sollten hier die Fußball-Kollagen von Ror Wolf aus den 70er Jahren bleiben. Die spielen zwar nicht in einem Sender, ohne die wöchentliche Fußballberichterstattung im Radio wären die Stücke jedoch nie entstanden...
 
das erste Hörspiel im Deutschen Rundfunk
Die 1962er-hr-Version anhand des originalen Manuskripts wurde übrigens kürzlich von hr2 in der generell oft sehr interessanten Sendereihe "Archivschätze" wiederholt (https://www.hr2.de/programm/sendeze...r-von-hans-flesch,epg-archivschaetze-458.html) und lässt sich hier nachhören:
 
Wieder einmal ein Fundstück und wieder einmal ein Krimi:
 
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