Ja,
@Cavemaen, wie konnte dieser Mann nur? Da hat er sich doch tatsächlich aus freien Stücken erdreistet, Radiosendungen zu konservieren. Unmöglich, sowas.
Nein, im Ernst: Ich bin froh, dass es solche Leute gab, die Aufnahmen angefertigt haben, neben MR. Save-the-tapes fällt mir da zum Beispiel auch Thomas Kircher aus Heilbronn ein, der mit seinem Archiv Radiogeschichte bewahrt hat. Und ob jetzt nostalgisch oder historisch begründet, ein Interesse an sowas ist ja durchaus vorhanden.
Das Problem ist ja, dass man etwas in dem Moment, in dem es gesendet wird, oft gar nicht für mitschneidenswert erachtet. Ich hatte die Diskussion neulich mit einem, der ab Mitte der 80er Jahre viel DDR-Rundfunk in Marburg hörte und auch die Wendezeit auf diese Weise live und aus zwei Perspektiven am Radio mitverfolgen konnte. Und leider kam er zu keinem Zeitpunkt auf die Idee, dass sowas archivierenswert sein könnte. Heute wären seine Aufnahmen hochinteressant.
Insofern freue ich mich, dass es solche Menschen wie MR. Save-the-tapes gab, bei dem ich es wirklich bedauere, dass weder wir etwas über ihn und seine Motivation erfahren können, noch er sehen kann, wie sein Aufnahmetick, aufgrund dessen ihn wohl so mancher schräg angeschaut haben wird, von uns heute so gewertschätzt wird.
Und heute? Die Möglichkeiten, Sendungen in großem Stil zu archivieren, sind besser denn je. Früher musste der Mitschnitt für juristische Zwecke mit 2,4 cm Geschwindigkeit auf dem Tonband angefertigt werden und taugte wirklich nur zum Heranziehen im Verdachtsmoment. Heute kann eine Rundfunkanstalt problemlos das Programm ihrer sechs Hörfunkwellen für jeweils zwölf Wochen einfach so aufheben und die Qualität ist besser als das, was der Hörer per Stream geboten bekommt. Und war es früher notwendig, Kassetten einzulagern und Bandbriefe zu verschicken, kann man heute alles ganz bequem auf der Festplatte speichern und binnen Sekunden mit anderen Interessenten teilen.
Es ist also so komfortabel wie nie, mitzuschneiden, allein, das mitschneidenswerte hingegen wird tendenziell immer weniger, was nicht heißt, dass es das nicht mehr gibt. Allein zu dokumentarischen Zwecken kann es nicht schaden, mehr oder weniger regelmäßig mal eine Aufnahme zu sichern. Jedenfalls ist es aus meiner Sicht eine absolut positive Entwicklung, dass man die Aufnahmen von damals, die sich bis heute erhalten haben, und die Technik von heute so gut miteinander kombinieren und damit nachhaltig und platzspahrend Impressionen des Radios vergangener Zeiten bewahren kann. Denn egal, ob das nun besser oder schlechter als der Großteil der heutigen Angebote war, es war auf jeden Fall anders.