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Definiere Zielgruppe

Mannis Fan

Benutzer
Immer wieder stoße ich im Forum darauf, dass User von den musikalischen "Zielgruppen" bestimmer Programme reden, dann aber sofort auf die alleinige Zielgruppendefinition durch das Alter verkürzen. Also: Die Zielgruppe der unter 20 jährigen, der über 60-jährigen, der 30-50-jährigen etc.
Das unterstellt, dass alle unter 20-jährigen oder alle 30-50-jährigen immer die exakt gleichen Titel und Interpreten hören wollen, egal ob sie Handwerker, Hausfrau, Lehrer, Landwirt, Großstädter, Grünen-Wähler, Hilfsarbeiter oder Akademiker sind. Das kann ja selbst der bornierteste Berater nicht glauben.
Ist von daher nicht diese Zielgruppendefinition über das Alter der völlig falsche und zum Scheitern verurteilte Ansatz?
Sollte man nicht eine präzisere und etwas schlauere Zielgruppendefinition finden?
 
Es ist inzwischen 15 Jahre her als der deutsche "Erfinder" der Zielgruppen recht freimütig darüber sinnierte, wie fasziniert er darüber war, dass ihm die Werbeindustrie diesen Quatsch abkaufte und dass das bis heute anhält...


Nirgendwo auf der Welt wird der Schmäh von der Zielgruppe so verbissen und dogmatisch verfolgt wie in Deutschland. Dementsprechend hören sich die hiesigen Radiosender auch an und parallel dazu sehen die TV-Programme auch so aus. Wir zählen ja nicht umsonst mittlerweile zur innovationslosen Unterhaltungswüste.
 
In allen Sendern, die ich kenne, sind die Zielgruppen deutlich schärfer definiert (bis auf Ebene von Personae). Kaum jemand beschränkt sich nur noch auf das Alter.
 
Das unterstellt, dass alle unter 20-jährigen oder alle 30-50-jährigen immer die exakt gleichen Titel und Interpreten hören wollen, egal ob sie Handwerker, Hausfrau, Lehrer, Landwirt, Großstädter, Grünen-Wähler, Hilfsarbeiter oder Akademiker sind. Das kann ja selbst der bornierteste Berater nicht glauben.
Er muss es nicht glauben, er muss es nur verkaufen. Und das klappt wunderbar, vor allem, wenn man auf die Ansprüche auf den allerkleinsten gemeinsamen Nenner herunterschraubt. Und noch besser, wenn man es schafft, dass es faktisch keine Alternativen mehr gibt.
 
Ein Beispiel von meinem heutigen "Radiotag": Heute morgen lief Schwarzwaldradio, dann Bundesligakonferenz bei WDR Event, danach ein bisschen SWR3, weil "Wirby & Zeus" Dienst hatten (auch schon unter der Woche ab und zu mal gehört), jetzt läuft wieder Schwarzwaldradio.

Nur bei Bayern3 bin ich raus, die sind mir zu "fresh" (laut Eigenwerbung). Aber eigentlich ist bei mir alles drin, wenns nicht gerade "Schlager" sind.

Die "Zielgruppen" kann man heutzutage gar nicht mehr genau definieren, weil sich alles miteinander "vermischt", dazu sind die Menschen zu unterschiedlich. Und das hat nichts mit dem Alter zu tun.
 
Wir zählen ja nicht umsonst mittlerweile zur innovationslosen Unterhaltungswüste.
Wenn ich mir das TV in Italien, Frankreich und UK so ansehe, finde ich immerwieder neue Ausgaben von langlebigen Shows, die u.U. in D längst abgesetzt worden sind (oder es wären), nicht zuletzt mit der Begründung Publikum zu Alt (geworden). Hier gibt es schon Innvovationen, aber kurz darauf überall more-of-the-same-Hypes.
 
Immer wieder stoße ich im Forum darauf, dass User von den musikalischen "Zielgruppen" bestimmer Programme reden, dann aber sofort auf die alleinige Zielgruppendefinition durch das Alter verkürzen. Also: Die Zielgruppe der unter 20 jährigen, der über 60-jährigen, der 30-50-jährigen etc.
Das unterstellt, dass alle unter 20-jährigen oder alle 30-50-jährigen immer die exakt gleichen Titel und Interpreten hören wollen, egal ob sie Handwerker, Hausfrau, Lehrer, Landwirt, Großstädter, Grünen-Wähler, Hilfsarbeiter oder Akademiker sind. Das kann ja selbst der bornierteste Berater nicht glauben.
Ist von daher nicht diese Zielgruppendefinition über das Alter der völlig falsche und zum Scheitern verurteilte Ansatz?
Sollte man nicht eine präzisere und etwas schlauere Zielgruppendefinition finden?
Sollte man. Bei der Tageszeitung, für die ich schreibe, haben wir Audiences definiert. Die werden auch immer wieder angepasst. Da gibt es ganz klare Strukturen. Das Alter spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle. Die Fixierung auf das Alter habe ich nie verstanden.
 
Bei der Tageszeitung, für die ich schreibe, haben wir Audiences definiert. Die werden auch immer wieder angepasst. Da gibt es ganz klare Strukturen.
Mein Beileid. Aber danke für den seltenen Blick in einen Maschinenraum unserer Medienlandschaft.

PS: "Die Zielgruppe", die Herr Thoma erfunden haben soll hat nichts mit denen zu tun, die in "wir müssen alle Zielgruppen erreichen" gemeint sind. Die Menge der Zielgruppen ist nicht endlich, sondern durch immer neue Unterteilung beliebig erweiterbar. Das macht diese Floskel ja so herrlich ideologisch verwendbar. Ohne eine vorherige, eindeutige Festlegung der gemeinten Zielgruppen (z.B. männliche Jugendliche im Alter von 12-18 mit Migrationshintergrund), sind Aussagen wie "alle Zielgruppen" unsinnig.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ist nicht schon der Begriff "Zielgruppe" befremdlich? Man zielt also mit etwas auf jemanden. Für mich klingt das nicht nach emphatischer Hörerzugewandtheit.

Wenn demografische und sozioökonomische Merkmale wie Alter, Geschlecht und Familienstand, Beruf und Bildungsstand letzlich zu einem "Zielbild" vermengt werden, auf welches hin dann ein Musik-Programm zusammengebastelt wird, so offenbart das doch letztlich ein sehr eindimensionales Hörerbild. Sind die Hörer wirklich so einfach gestrickt? Haben sie nicht völlig unterschiedliche Lebensstile, Werte und Meinungen, die in diesen stromlinienförmigen "Zielgruppen" überhaupt nicht berücksichtigt werden?
 
Sollte man nicht eine präzisere und etwas schlauere Zielgruppendefinition finden?
Interessierte Frage, nur wie sollte eine präzisere Definition aussehen? Ich sehe da überhaupt keine großen Alternativen - zumal richtige Radiofreaks, wie die, die hier schreiben, wohl kaum zur Definition einer Zieltruppe taugen.

Die meisten Menschen, die Radio hören, bevorzugen nun mal einen bestimmten - "ihren" - Sendern. Beim Thema Musik lässt sich das noch einigermaßen verallgemeinern: Es gibt eben jene, die am liebsten "Gewohntes", also ihre "Oldies" hören, Jüngere haben erfahrungsgemäß einen anderen, mehr an aktueller Musik orientiertem Geschmack, Schlager oder Volkstümliche Musik sind eher bei Älteren beliebt, aber es gibt eben auch Ausnahmen. Und eben auch den 70jährigen Hardrock-Fan.

Wichtiger und richtig wäre es also, das Programm nach dem Auftrag zu gestalten, den der ÖR hat. Dann braucht man nationale (DLF) und regionale (ARD) Information, Kultur, Bildung. Die Musik sollte eigentlich nur Nebensache sein.

Gleichwohl wird es wohl auch beim ÖRR immer massentaugliche Musikprogramme, vielleicht als Zusatzangebot, geben; ein Mainstream-Popsender wird, wenn er gut gemacht ist, sicher vom Zwanzigjährigen genauso gehört wie vom Hörer über Sechzig. Und da ist es auch völlig egal, ob ein Titel neu, oder aus dem Jahr 1965 ist - die Musikfarbe muss insgesamt stimmig sein.

Was anspruchsvoller ist, gehört ins Kulturprogramm, was jünger ist, auf die Jugendwelle usw.
 
Ich glaube, seine Ansichten haben sich nicht geändert, dass Hörverhalten aber schon. Wobei Müller mit seinen knapp 100.000 Hörern immer noch besser da steht, als irgendein Jugendsender (Thema der Sendung), sofern dieser wahrnehmbar überhaupt noch linear existiert (wenige Ausnahmen ausgenommen).
 
Zuletzt bearbeitet:
Was anspruchsvoller ist, gehört ins Kulturprogramm, was jünger ist, auf die Jugendwelle usw.
Und was anspruchsvoll und jünger ist? (Ja, die Frage ist rhetorisch, wir wissen doch: sowas findet nicht statt. Allerhöchstens irgendwo versteckt als Pottkahst.)

Die Realität bei den ARD-Massenwellen ist doch seit Jahrzehnten die: anspruchslos muss es sein, inhaltsfrei muss es sein, irrelevant muss es sein, "Show" muss es sein. Und daraus kreieren wir "Vielfalt", indem wir das in Ansprechhaltung, Verpackung und Titelauswahl auf wild erfundene Altersgruppen münzen, die wir zu "Zielgruppen" erklären.

@Grenzwelle schrieb vor knapp 15 Jahren hier:

Grenzwelle schrieb:
you fm: Ich mach voll den Krawall, ey!
hr3: Ich würd ja gern wieder mal Krawall machen.
hr1: Ach, wie schön war das damals, als ich soo viel Krawall gemacht habe. Und jetzt kommt Rod Stewart.

Selbst die "Gremien" finden diese "Flottenstrategie" doch toll und halten diese Art Vielfalt für "identitätsstiftend" und somit von jeder anstalt individuell anzubieten, während all der verstörende nicht belanglose Inhalt weg kann, da nur für eine "spitze Zielgruppe". Die Medienpolitik sieht das soweit für mich erkennbar genauso.
 
Ja, deutlich schärfer. Sinus-Milieus. Glückliche Familien, die angeblich den ganzen Tag nur einen einzigen Sender hören – Heike (43), Abdullah (36), Tyrone (18) und Steffi (9). Deutlich schärfer.
Lieber OnkelOtto,
ich weiß um deine Verdienste fürs Radio. Und ich höre dich immer noch gerne bspw. bei den Eifeler Radiotagen. Du solltest aber auch akzeptieren, dass sich die Welt weitergedreht hat und der Zynismus, den du hier zur Schau stellst, absolut gar nichts bringt - und obendrein nicht die Realität widerspiegelt.
 
Total verständlich. Aber es ist leider wirklich so, dass sich die Mediennutzung sehr gewandelt hat. Wie gerne würde ich persönlich noch das Radio von vor 30-35 Jahren hören (und machen!). Aber alles hat seine Zeit.

Und mich ärgert einfach, dass hier in diesem Forum, wie beispielsweise im Ausgangspost, eine Ahnungslosigkeit zur Schau gestellt wird, die sich in den Antworten dann noch potenziert.
 
D'accord. Alles hat seine Zeit. Wenn aber mit dem Wandel der Zeitläufte eine objektive Verschlechterung der Inhalte einher geht, muss ich doch fragen dürfen, ob die Instrumentarien der Markt- bzw. Medienforschung tatsächlich die richtigen sind. Ich sehe Zielgruppenforschungen ohne Ende. Viele sind sicher hochqualifiziert, manche glauben es zu sein. Nur, Radio_Mensch: Wo sind denn die Ergebnisse, die uns fast alle hier jubeln lassen würden, weil Hörenswertes, Kulinarisches aus den Feldforschungen entsteht?
 
Und mich ärgert einfach, dass hier in diesem Forum, wie beispielsweise im Ausgangspost, eine Ahnungslosigkeit zur Schau gestellt wird, die sich in den Antworten dann noch potenziert.
Und mich ärgert es einfach, dass hier in diesem Forum mitunter so getan wird, dass "ältere" keine Ahnung von modernen Medien hätten.

Sehr richtige Worte ab ca. 09:45:

 
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