Der Deutschlandfunk "früher"

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Hach ja, der Deutschlandfunk hat auch mich ein Leben lang begleitet. Was Wunder, konnte man das Programm in Neumünster vom nahegelegenen Sender auf 1268/1269 kHz in jedem schlecht geschirmten NF-Verstärker, tragbaren Plattenspieler, Faxgerät usw. hören. Meine Aufgabe als Kind im Grundschulalter war es, für meine Oma auf ihrem ersten Kassettenrekorder 1972 jeden Sonntag die "Lustigen Musikanten" mitzuschneiden, für meinen Vater die "Melodien von der Waterkant" samstags um 11:10. Die "Musikanten" hat ja danach mit der gleichnamigen ZDF-Sendung und endlosen LP-Serien einen wahren Volksmusik-Boom ausgelöst, dem sich selbst Radio Luxemburg mit "Edys Heimatmelodie" nicht entziehen konnte (Idee angeblich von Frank Elstner persönlich: "Edy, da müssen wir was machen, in der Volksmusik tut sich was ..."). Mein tägliches Highlight war natürlich der "Aktuelle Plattenteller"; insbesondere wenn Peter Puder an der Reihe war, war die Aufnahmetaste nicht weit. Mitte der 70er Jahre hatte ich immer ein 10-DM-Taschenradio von Tchibo am Mann, mit dem ich das erste mal "Rock your baby" von George McCrae im "Plattenteller" auf dem Fahrrad hörte.

Morgens nach dem Morgenmagazin gab es von 9:05 bis 10:00 Uhr eine Klassik-Strecke, die ich aber erst später zu schätzen lernte. Im selbigen Morgenmagazin gab es, glaube ich, bis in die 80er Jahre die Presseschau "Aus Ost-Berliner Zeitungen" - da habe ich mich immer gefragt: "Für wen senden die das? Haben die da drüben keine Zeitungen?"

Die ausgiebigen Frequenzhinweise im Programm könnte ich noch heute wörtlich mitsprechen, Frequenz und Wellenlänge: "...auf der Langwelle 151 kHz entsprechend eintausendneunhundertsechsundachtzigkommaacht Meter..."

Was mich immer als "Einschalthörer mit Programmzeitschrift" sehr gestört hat, waren die Fremdsprachenprogramme auf dänisch und englisch, die abends ca. 3 Stunden auf der 1268/1269 kHz liefen. Da fand man ein interessantes Hörspiel, Feature, Konzert im Programm - und konnte es nicht hören, weil bei uns im Norden stattdessen die unfreiwillig komischen Deutschkurse auf Englisch liefen. So konnte ich nie das "Schlager-Derby" hören - unglaublich. Die 755/756 kHz waren einfach zu weit weg und zu schwach. Aber immerhin habe ich durch den nahen Ortssender im frühesten Kindesalter gelernt, wie man selbst Radios baut (Detektor mit OA95 und 20 m Draht im Garten). Später bin ich dann mit meinen ersten Autos oft zum Sender gefahren, um die Großsignalfestigkeit des Autoradios zu testen.

Noch später dann, in der Arbeitswelt angekommen, war für mich der Frühkommentar um 5:05 vor dem Weg zur Frühschicht Pflicht, weil da so schön gegen den Osten gepöbelt wurde. Oft kam dann schon direkt danach um 5:08 bei "Stimme der DDR" die Antwort darauf. Ach ja, und dann die vom Admin so oft zitierte "Lange Wunschnacht" an jedem letzten Samstag im Monat (auf die Oktober-Ausgabe habe ich mich immer besonders gefreut, weil die wegen der Sommerzeit-/Normalzeit-Umstellung eine Stunde länger war). Auch ich habe des Öfteren mit Anita Enders telefoniert, einige LP-Pakete gewonnen und in der letzten Ausgabe mit Thomas Krümmel hatte ich noch die Ehre, von ihm in der Sendung interviewt zu werden. Zu der Zeit habe ich den DLF bereits digital per DSR im Kabel empfangen, obwohl da auch schon landesweit in Schläfrig-Holzbein guter Empfang vom Bungsberg auf 101,9 MHz möglich war.

Heute gehört für mich "Computer und Kommunikation" mit Manfred Kloiber auch schon seit fast 30 Jahren zum Pflichtprogramm, ebenso "mediasres", und ein DAB+-Radio springt immer um 16:58 für die "Sternzeit" an. Den Ende 2019 eingestellten Verkehrsfunk vermisse ich sehr, habe ich mir dadurch über die Jahrzehnte eine im Kopf angelegte Autobahnkarte Deutschlands angeeignet. Und bei dem guten alten Pausenzeichen werde ich heute schwermütig. Der vom DLF entwickelte und eingeführte Hinz-Triller lebt ja heute noch in einigen Programmen weiter.
 
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Den Ende 2019 eingestellten Verkehrsfunk vermisse ich sehr, habe ich mir dadurch über die Jahrzehnte eine im Kopf angelegte Autobahnkarte Deutschlands angeeignet.
Die Einstellung erfolgte zwar mit dem 01.02.2020, aber auch ich bedauerte das damals sehr. Ich kann kein Auto fahren und trotzdem hatte der Verkehrsfunk für mich einen praktischen Nutzen, eben diese von Dir beschriebene Horizonterweiterung in Deutscher Erdkunde. Ich weiß Entfernungen zwischen verschiedenen Orten gut einzuschätzen und speziell im Norden und Osten Deutschlands, wo ich selbst erst sehr selten war, habe ich dem DLF viel theoretisches Wissen zu verdanken.
Klar, der Verkehrsfunk wird aus einem völlig anderen Grund angeboten und es wäre beinahe anmaßend, die Beibehaltung dieses Service zu fordern, nur weil dann so ein paar Hanseln nicht immer auf die Landkarte schauen müssen und es ist mir auch durchaus eingängig, warum ein bundesweiter Verkehrsfunk für den eigentlichen Nutzer meist weniger bringt als die regional begrenzten und dafür ausführlicheren Meldungen der anderen Sender. Daher konnte ich die Einstellung dieses Dienstes rational schon recht gut nachvollziehen, schade fand ich es, ganz auf der subjektiven und emotionalen Ebene betrachtet, aber trotzdem. :)
 
Eines der ersten DLF-Programmschema vom Beginn der 1960er Jahre, damals noch unter der Bezeichnung "Deutsche Langwelle". Der aktuelle Plattenteller, war demnach für Jahrzehnte ein fester Bestandteil des Senders.
 

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03. 04. 2005 "Digitale Raumklangausbeute" findet man als Text noch im DLF-Archiv online. Auch auf einer besagten "Kepton"-CD ist ein entsprechender Mitschnitt vorhanden. Aber, welch Enttäuschung, nur in Mono.
Yep, wer suchet der findet. Alte Musikkassette.
Leider wohl der Line-Vorverstärker für das Tapedeck total übersteuert. Ganz blöde Panne. Austeuerungsanzeige zeigt korrekte Werte an, aber Aufnahme ist trotzdem verhunzt.
Aber die Demonstration in Stereo (mit Rauschen ja, so gut konnte UKW/FM trotz des schwachen Empfangspegels des DLFs damals noch sein) fasziniert wohl noch heute.
 

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Jetzt sendet DLF ja keine Verkehrshinweise mehr, früher war das anders.
Da fällt mir ein, hat nicht Deutschlandfunk den Hinz-Triller erfunden?
Zuerst den arpeggierten D-Dur-Akkord, mehr Rechteckspektrum.
Dann den Triller.

Ja das Werner Hinz, der damalge technische Direktor des DLF, der hat ihn erfunden, ich war ab 1966 beim DLF im Livesendebetrieb.
Herzliche Grüße
Otto Ganser
 
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Deutschlandfunk früher? Da fällt mir spontan das Schlagerderby ein! Lief immer Montagabend von 20.05 bis 21.30 Uhr. Moderiert von "Carlo" (Carl-Ludwig Wolff). Diese Sendung wurde meines Wissens von 1965 bis 1978 ausgestrahlt. Der DLF wurde bei uns auf 756 khz, Ravensburg empfangen. Ging tagsüber Glasklar herein, jedoch bei Einbruch der Dunkelheit wurde diese Frequenz massiv durch einen Rumänischen Sender gestört. Somit war der Genuss des Schlagerderbys nur in den Monaten von Mai bis Juli auf der Mittelwelle ohne Einschränkung möglich. Die restliche Zeit musste die Langwelle 153 khz herhalten, war zwar Abends auch nicht gerade eine Freude, aber dennoch einigermaßen hörbar. Wenn ich den DLF heute hören will, muss ich auf das Internet zurückgreifen, da der 5C bei uns Indoor so gut wie gar nicht spielt.
 
Der DLF war über Braunschweig 549 kHz bei mir Tag und Nacht immer problemlos zu hören. Eine zeitlang habe ich auch Titel des "Schlagerderbys" auf Cassette aufgenommen. Davon ist heute aber nichts mehr vorhanden, falls jemand danach fragen sollte.
 
Mal nen kleiner Schnipsel aus den 90ern, zu schade, dass das an mir vorbeigegangen ist, deutsche Musik gabs für mich bei WDR 4 im Popreport (und im sonstigen Programm) und für die weiteren Charts vor allem die ffn Hot 100 (apropos, Kenner dieser werden direkt nach den Paldauern ein Jingle wiedererkennen ;)) ab 15 Uhr, wenn im DLF Frank Oesterling international wurde, aber zuvor gabs eben die deutsche Schlagerszene, einmal im Monat mit den "5 aus 12".
Anhang anzeigen Deutschlandfunk - Euro-Sounds 29.05.1993 (Abmoderation).mp3
 
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Donnerstagabends die Sendung "Musikbox", mit Thea Kronenberg. Das war eine Gruß- und Wunschsendung von West- nach Ostdeutschland und umgekehrt. Für uns Ostdeutsche wurde für die Wunschbriefe an den DLF eine Privatadresse angegeben, damit die Post von der Stasi nicht abgefangen wurde, denn man durfte ja nicht an einen Rundfunksender des Klassenfeindes schreiben. Ich weiß nicht, ob es mit der Privatadresse funktioniert hat. Verlesen wurden Grüße von Ost nach West trotzdem. Wie auch immer die zur DLF-Redaktion kamen.
"Die lustigen Musikanten" am Sonntagmittag..., oh Gott - wenn wir im Sommer im Garten waren, dann dröhnte diese Sendung punkt 12 Uhr aus den Kofferradios aller umliegenden Gärten. Das war die musikalische Zwangsuntermalung zum Mittagessen ... , Ernst Mosch & Co.
 
Was zum Henker wird da ge-sprech-sungen?! Höll-Mümmel-Assel? :p
Hehe, beim letzten Einsatz des Jingles ist es etwas deutlicher zu erkennen, der "Chor" (auch zu Beginn jedes Titels zu hören) erinnerte mich ein wenig an den von "Hier, WDR 4" oder auch vom "Treffpunkt Musik" auf WDR 2, dürfte es aber trotz der räumlichen Nähe nicht gewesen sein und die restlichen Elemente hatte ja eh Gerd Alzen selbst eingesprochen.

Für die damalige Zeit und eine Schlagerhitparade doch eine sehr dynamische Sendung mit den vielen Drop-Ins, Jingles und überhaupt der Fahrweise, wenn ich das z.B. mit dem Popreport vergleiche.
 
Jetzt sendet DLF ja keine Verkehrshinweise mehr, früher war das anders.
Da fällt mir ein, hat nicht Deutschlandfunk den Hinz-Triller erfunden?
Zuerst den arpeggierten D-Dur-Akkord, mehr Rechteckspektrum.
Dann den Triller.
Hinz hat ihn wirklich erfunden, Werner Hinz war damals technischer Direktor im DLF, ich selbst war damals im Livesendebetrieb tätig und kannte ihn gut, er ist schon vor einigen Jahren verstorben-Otto Ganser-https://www.studiomerten.de/
 
Günther Janssen - Mittschnitten, 1984 - 2012
Sehe ja.txt


Günther Janssen - Mittschitten, 1984 - 2012
keine vollständige Sendungen! Nur Mono.
Noch nicht digitalisiert

GRJA = WDR Grafitti - Günther Janssen
RCJA = DLF RockCafe - Günther Janssen
PWJA = DLF Pinnwand - Günther Janssen
FZJA = WDR Flipp-Zeit - Günther Janssen
SNJA = DLF Soundcheck - Günther Janssen
SPJA = DLF Spielraum - Günther Janssen
 

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Ach herrje, ich dachte das hätte man doch zumindest beim DLF korrekt abgespeichert und hab mich dann darauf verlassen.
 
"Die lustigen Musikanten" am Sonntagmittag..., oh Gott - wenn wir im Sommer im Garten waren, dann dröhnte diese Sendung punkt 12 Uhr aus den Kofferradios aller umliegenden Gärten. Das war die musikalische Zwangsuntermalung zum Mittagessen ... , Ernst Mosch & Co.
Ich meine, die lustigen Musikanten liefen zwischen 13 und 14 Uhr. Ansonsten stimme ich dir zu!
 
Ja, Musik von der Waterkant! Lief garantiert in der Küche vor dem Mittagessen! Sicher auch schon in den 70er Jahren!
 
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