Der Faden mit den schönen deutschen Fachbegriffen

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Tondose

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Es ist eine ernstzunehmende Krankheit, daß möchtegernwichtige Leute ihre Unwissenheit hinter massenhaft verwendeten englischen Begriffen verstecken zu versuchen. Manche Leute haben in ihren Formatradiobüchern aber auch noch nie andere Begriffe als die englischen gelesen. Dabei hält die deutsche Sprache jede Menge treffender und auch schöner Fachbegriffe bereit. Hier also, völlig ungeordnet und wie sie mir in den Sinn kamen, jederzeit zu vervollständigen, einige Beispiele aussterbenden deutschen Wortgutes:

  • Fade - Blende
  • Crossfade - Kreuzblende
  • Fade in - Auf-/Einblende(n)
  • Fade out - Ausblende(n)
  • Crunch'n'Roll - [blödsinniges Modewort, so haben vernünftige Diskjockeys schon immer gefahren]
  • Livesendung - Direkt-/Originalübertragung
  • Ramp - Vorlauf
  • Ramptalk - über den Vorlauf moderieren/sprechen, unter Text abfahren
  • Cold End - Schluß, einen Schluß haben
  • Backtiming - Zeitplanung/auf Zeit fahren
  • Faderstart - Fernstart
  • Limiter - Begrenzer
  • News - Nachrichten
  • Voice-over - synchronisieren, übersetzen
  • Voicetracking - vorproduzierte Moderation
  • Outcue - Endworte
  • Eincuen - (eine Schallplatte) einstellen
  • Bed - Unterlegmusik
  • Opener - Erkennungsmelodie
  • Peakmeter - Aussteuerungsmesser
  • Fader - Regler
  • ...


Hier noch ein paar typische Geräteaufschriften:

  • "Power" - Hauptschalter, Betrieb
  • "Mode" - Betriebsart
  • "Treble" - Höhen, Diskant
  • "Remote" - Fernbedienung
  • "Play" - Wiedergabe
  • "Record" - Aufnahme
  • "FF" - schneller Vorlauf, Vorspulen
  • "Aux" - Abzweigweg
  • ...


Und jeder darf diese Wörter auch verwenden. Traut Euch!


Gruß TSD
 
AW: Der Faden mit den schönen deutschen Fachbegriffen

Ich kenne das im Zusammenhang so: "Das Lied hat einen Schluß." Ich ändere es mal.


Gruß TSD
 
AW: Der Faden mit den schönen deutschen Fachbegriffen

Habe gerade den Duden aufgeschlagen und gestaunt, dass es tatsächlich Diskjockey heißt, wobei aber auch die Schreibweisen Diskjockei und Discjockey aufgeführt werden.

Was verbirgt sich denn hinter der Bezeichnung Crunch'n'Roll?
 
AW: Der Faden mit den schönen deutschen Fachbegriffen

Wenn man gegen die "massenhaft verwendeten englischen Begriffe" kämpft, kann man sich ja vieler Unterstützer sicher sein. Das Motto lautet dabei meist: Fremdwörter, die schon von unseren Vorfahren in Massen in die deutsche Sprache aufgenommen wurden, sind selbstverständlich erlaubt - aber neue Wörter dürfen auf keinen Fall dazukommen.

Oder wie sonst ist es zu verstehen, dass der Thread-Eröffner als Verfechter der deutschen Sprache Ausdrücke wie "synchronisieren" (griech.), Fernstart (engl.) und "vorproduzierte Moderation" (lat./lat.) als "deutsches Wortgut" einstuft?!

Dazu kommt noch, dass viele seiner Übersetzungsversuche keine "schönen Fachbegriffe" sind, sondern größtenteils albern, unverständlich oder eben wiederum Fremdwörter. Aber halt keine englischen und schon von unseren Vorfahren ins Deutsche aufgenommen. Hurra, hurra!
 
AW: Der Faden mit den schönen deutschen Fachbegriffen

Danke, Clara, für die freundliche Kritik. Aber auch Du darfst Dich vor dem Schreiben gerne erst informieren: hier handelt es sich keineswegs um alberne

Übersetzungsversuche
sondern tatsächlich um in hiesigen Funkhäusern gebrauchte Ausdrücke. Sie gibt es also schon, nur daß sie eben, insbesondere durch pseudozeitgeistige Blender, wie ich andernorts schon schrieb, durch englische ersetzt werden. Außerdem will ich keinesfalls, und das hast Du offenbar nicht verstanden – oder willst es nicht verstehen –, eingeführte deutsche Wörter wie "Start" durch noch deutschere à la "Meuchelpuffe" ersetzen.

Im übrigen zwingt Dir keiner was auf, Du darfst selbstverständlich Deine engliche Scheinfachsprache weiter verwenden und Dich bei mir lächerlich machen. Ich bin mir meiner Miteiferer gewiß.


Gruß TSD
 
AW: Der Faden mit den schönen deutschen Fachbegriffen

Sehr viel Zustimmung, Tondose!

Im Prinzip ja, aber...
...ob ich "Opener" oder "Erkennungsmelodie" sage, ist ein großer
- auch stilistischer(!) - Unterschied.
(Abgesehen davon, dass es bei knackigen Openern ja oft zu Recht an der Melodie fehlt.)

Und bei "Aux" (Abzweigweg) sorgt schon die Beschriftung an der Hardware (pardon, an der Buchse) dafür,
dass man besser eindeutig das sagt, was draufsteht.
Weil es schneller geht und Missverständnisse vermeidet.

Lassen wir also die Church im Village, aber in den meisten Fällen ist der Anglizismusvirus wirklich eine furchtbare Krankheit: übrigens nicht nur im Radio, sondern auch in der Reisebranche, der Autobranche, der Bikebranche, in der IT World... - you name it.
 
AW: Der Faden mit den schönen deutschen Fachbegriffen

Jawohl, diskutieren wir darüber! Du hast sicher recht, der Begriff "Opener" trifft hier nicht ganz, es kann auch sein, daß sich die Bedeutung des englischen Ausdrucks inzwischen schon verschoben hat. Aber ich will ja keinen Ton-Duden rausbringen. :) Und, das habe ich wohl nicht genug herausgestellt, bin ich auch nicht dafür, bei den Beschriftungen z.B. die Bezeichnung "Aux" zu überpinseln, an dieser Stelle möchte ich eben nur den mit den letzten Neumann-Tonregien ausgemusterten "Abzweigweg" dem Vergessen entreißen.


Gruß TSD
 
AW: Der Faden mit den schönen deutschen Fachbegriffen

Sicherlich gibt es Grenzen, Tondose: Für mich beginnen sie bei den Beschriftungen am (englischen) Mischpult. Cut (Schneiden?), Send (Schicken?), Pre (Vor?), Post (DHL?:D), Master (Meister?), Talkback usw. sind halt Fachbegriffe, die für sich stehen (sollten) - dazu zähle ich auch den von Dir angeführten Limit ... äh, Begrenzer.

Anders sieht es halt wirklich mit den Blasen aus, die dem Business-Heinz mit outgesourcten Hirnzellen beim Brainstorming die Possibility geben, der Community sein nicht vorhandenes Know-how quasi just vor fun on demand vorzuenthalten.

Nun gut: Back to topic.
 
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So sehr ich, TSD, an den von Dir so liebevoll aufgeführten deutschen Übersetzungen hänge (!) und sie natürlich auch selbst fast ausschließlich verwende, so sehr kann ich jedoch nachvollziehen, warum eine junge Generation von Radiomachern die englischen Begriffe benutzt.
1. Die deutschen Alternativen werden in der Schulung kaum noch vermittelt.
2. Die englischen Termini erscheinen griffiger, bildhafter, plakativer.
3. In einem kommunikativen Zielgruppen-Umfeld, in dem eine widerlich schmeckende Plörre aus Weißbier und Pampelmusensaft "Grape" genannt wird, würde ich nicht die sprachliche Bevorzugung des Begriffes "Kreuzblende" erwarten.
Ich wünsche Dir, TSD, ein schweres Schaf, äh, ein scharfes Schwert im Kampf gegen die Windmills...
Sieh' mich an Deiner Seite!
 
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durch pseudozeitgeistige Blender, wie ich andernorts schon schrieb, durch englische ersetzt werden. Außerdem will ich keinesfalls, und das hast Du offenbar nicht verstanden – oder willst es nicht verstehen –, eingeführte deutsche Wörter wie "Start" durch noch deutschere à la "Meuchelpuffe" ersetzen.

Als bei unseren Vorfahren ein "pseudozeitgeistiger Blender" statt der vorhandenen Wörter "Anfang" und "Beginn" das englische "Start" verwendet hat, hat bestimmt auch jemand "Hilfe, Untergang des Abendlandes!" gerufen. Wo ist da der Unterschied zu heute? Wo willst du die Grenze ziehen?

Wie gesagt: mein Eindruck ist, dass frühere Eindeutschungen ganz selbstverständlich akzeptiert werden - aber alles, was man noch nicht kennt, abgelehnt wird.

Ich bin mir meiner Miteiferer gewiß.

Ich weiss. Hab ich ja oben schon geschrieben. Das kommt so gut an wie "Benzin ist zu teuer".

Ich bin dafür, die Sprache atmen zu lassen. Manches wird wieder verschwinden (z.B. das "Chaiselonge" meiner Oma), anderes wird bleiben. Das war immer so und wird immer so sein. Mag sein, dass es in den letzten Jahren eine Häufung gab. Aber die Welt war auch noch nie so globalisiert wie heute.

Kein Grund zur Panik.
 
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Habe gerade den Duden aufgeschlagen und gestaunt, dass es tatsächlich Diskjockey heißt, wobei aber auch die Schreibweisen Diskjockei und Discjockey aufgeführt werden.
Ich hätte da noch den "Schallplattenunterhalter" im Angebot, wenn auch dieser Begriff
nicht in allen Teilen des Landes gebräuchlich war.;)
 
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@ Ludwig:
Wieso willst Du alles wörtlich übersetzen? Die Funktion einer mit "Stumm" beschrifteten Taste erschließt sich sicher jedem hierzuland, wenngleich nicht im Rest unserer globalisierten Gesellschaft. Außerdem hab ich mich zur Gerätebeschriftung schon relativierend geäußert, liest denn das keiner? :eek:

@ Otto:
Nein, in der ersten Spalte stehen die Übersetzungen! ;)

@ Clara:
Du hast mein Ansinnen leider imemr noch nicht verstanden. Aber das macht nichts.

Und nochmal @ alle:
Es geht mir keineswegs darum, alles englische zu verbannen und rückzuübersetzen. Ich bin lediglich dafür, gut eingeführte Fachbegriffe zu erhalten und nicht durch englischen oder denglischen Quatsch zu ersetzen.


Gruß TSD
 
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Schumpf ich? Bitte um Verzeichung, war nicht so gedacht.


Gruß TSD
 
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Ich finde diesen Thread klasse @TSD, dickes Lob!
Gilt auch für rundfunkwiki.de.

DANKESCHÖN!... :)

Sonniges Grüßle
von der lieben
Gudi... ;)
 
AW: Der Faden mit den schönen deutschen Fachbegriffen

...der "casus knacktus" liegt mir scheinbar weniger in den Begriffen selbst, sondern in der (intendierten) Absicht des Verwenders "denglischer" Begriffe.
Es finden sich nunmal sensibele Menschen wie TSD, die - korrekt ? - insbesondere das künstliche Aufblasen mit Bedeutung durch Verwendung eines Modewortes anprangern möchten.....
 
AW: Der Faden mit den schönen deutschen Fachbegriffen

1. Die deutschen Alternativen werden in der Schulung kaum noch vermittelt.
2. Die englischen Termini erscheinen griffiger, bildhafter, plakativer.

Zu 1.): Was für Schulungen sind das denn so?

Zu 2.): Und sie stammen aus den USA, die unter den Anhängern des „modernen“ Formatradios offenbar als Mutter allen Radios gelten. Wozu bemerkt sei, daß die alten, nichts mehr geltenden deutschen Traditionen zwar zu großen Teilen, aber dann doch nicht nur aus stocksteifem Beamtenfunk bestehen.

Ich denke, hier sollte man aufmerksam hinschauen. Der alte Beamtenfunk ist sicher nichts erhaltenswertes, was aber noch lange nicht heißt, man sollte sich der zeitgeistig-oberflächlichen Belanglosigkeit hingeben, die mit der größten Selbstverständlichkeit meint, aus Nachrichten nun News machen zu müssen.


Zur Sache selbst:

Für Voicetracking gibt es m.E. keinen deutschen Begriff, weil diese Produktionsweise hierzulande früher völlig unbekannt war. Klassisch aufgezeichnete Sendungen sind schließlich kein Weußdrecking.

Und ein peak meter (eigentlich peak level meter) ist auf Deutsch ein Spitzenspannungsmesser. Auch der englische Begriff beinhaltet eine Unterscheidung von den VU-Metern (für die es keine etablierte deutsche Bezeichnung gibt, zumindest heißen sie auch in DDR-Literatur so).
 
AW: Der Faden mit den schönen deutschen Fachbegriffen

Früher hatten Sendungen häufig einen Vorspann. Ist ein Opener das gleiche?
 
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Ah ja. Bei uns waren das eben die Erkennungsmelodien. Nicht zum Thema gehörend, aber gleichwohl interessant: Unterschiedliche Bezeichnungen in den einzelnen ARD-Funkhäusern für dieselben Dinge, z.B. für das Hochziehen der Unterlegmusik zwischen übersprochenen Stellen "Blase" beim hr, "Beule" beim SWF/SWR.


Gruß TSD
 
AW: Der Faden mit den schönen deutschen Fachbegriffen

@ Clara:
Du hast mein Ansinnen leider imemr noch nicht verstanden. Aber das macht nichts.


Nein, das macht in der Tat nichts. Andere können dir ja offenbar auch nicht folgen. Viel Freude jedenfalls weiterhin bei deiner Sammlung "aussterbenden deutschen Wortgutes". Abzweigweg, ruhe sanft, ich werde dich nicht vermissen.
 
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Jaja.
 
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Es gibt da einen kleinen Unterschied, Clara. Früher kamen Worte schleichend hinzu und wurden je nach Gebrauchswert wieder vergessen oder blieben halt bestehen. Heute ist das sogenannte Wording ein ganzer "Industriezweig" mit dem sich hübsch Geld verdienen läßt.
 
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"Treble" - Höhen, Diskant

Jau, Diskant! Das habe ich mal auf einem alten Dampfradio gelesen und mich ewig gefragt, was das bedeuten soll. Leider gab es seinerzeit auch noch kein Wikipedia, wo man das hätte kurz mal nachschlagen können. Und der Besitzer des Gerätes (das zu dem Zeitpunkt nimmer funktionierte) wusste es auch nicht!
 
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