Der peinlichste Chefredakteur aller Zeiten

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Roke

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Unter dem Thema war ein Bericht über einen Chefredakteur gepostet, der volltrunken zum Dienst kam.
Ich bin auch der Meinung, dass die Geschichte hier nichts zu suchen hat. Allerdings fand ich den Ansatz der Diskussion, die daraus entstand ganz interessant. Was macht man, wenn man mitbekommt, dass Mitarbeiter oder sogar der Chef ein Alkoholproblem haben. Ich denke, in vielen Redaktionen gibt es eine oder mehrere Personen, die gerne mal einen über den Durst trinken. Wie geht Ihr damit um? Sind Schweigen und ein Hilfeversuch im Stillen das Richtige? Es würde mich mal interessieren, was ihr für Erfahrungen gemacht habt. Vielleicht kann es ja auch anderen helfen.
Bin gespannt auf Eure Postings.

Roke
 
Mit Schweigen war die Veröffentlichung in diesem Forum gemeint, vor Ort sollte man schon mit Kollegen und eventuell mit dem Betroffenen reden, sofern möglich. Wer spricht schon gerne seinen Chef auf seine Probleme an.
 
Erst einmal sei gesagt, daß ich es sehr in Ordnung finde, daß ihr das Thema gelöscht habt.
Tja, dann die Frage, was zu tun ist. Stillschweigen auf keinen Fall, Gerede (oder gar Mob-Postings in irgendwelchen Foren) sind sicherlich auch der falsche Weg. Auch klar, daß ein persönliches Gespräch mit der Betroffenen Person meist irgendwie als peinlich empfunden wir. Was soll man auch einem Süchtigen Vorgesetzten sagen? "Du, hör mal bitte auf damit"?
Nein, ich denke, daß ein Mensch mit solch einem Problem sicherlich Hilfe braucht, für einen Betrieb aber nicht mehr zu halten ist. Besonders Menschen in Führungspositionen haben eine große Verantwortung und es wäre schlichtweg unprofessionell, diese Position weiter auszuüben, wenn man unberechenbar ist. Klingt hart, aber wie sagte mein Vater immer: "Wenn der Fisch stinkt, muß der Kopf abgehauen werden."
Fazit: ein (möglichst vertrauliches) Gespräch mit der VG und offenen Worten.
 
Bei einem ostbelgischen Sender sollen seinerzeit mal Volltrunkene on air gewesen sein...
und ein anderer, ebenfalls dort beheimateter, soll eine Geldwaschanlage gewesen sein.
Und auch sonst gabs schon allerhand "Merkwürdiges". Naja, ich denke mal, das was es in jeder Branche eben so gibt, nur wirds, wenn es in den medien passiert, eben eher publik!
 
Interessant ist doch die Tatsache, daß gerade in mehr oder weniger kreativen Berufen die Zahl der Süchtigen relativ hoch ist. Ich weiß von einigen Zeitungsredaktionen, wo bereits gegen Mittag kollektiv gesoffen wird, bei Radio und Fernsehen soll wohl auch Koks weit verbreitet sein und auch beim Theater gibt offenbar jede Menge Alkis.
Ich möchte natürlich nicht ganze Berufsgruppen difammieren, aber es gibt doch gewisse Auffälligkeiten in der Sammlung und Anhäufung Süchtiger in bestimmten Sparten.
Ich sehe dabei vor allem zwei Gründe:
1.: der Glanz, der von dem Beruf ausgeht. Bestes Beispiel ist Fernsehen. Coole Leute, colle Arbeit, abgefahrene Parties und irgendwann sagt einer hier, probier mal. Klingt nach Klischee, aber ich glaube tatsächlich, daß die Bilder und das Image eines Berufes stark zu der Einnahme von Drogen verleitet. Dann noch der ach so schlimme Streß, der Durck immer neue Ideen zu haben: da kommt man auf die Idee, sich was reinzupfeifen anstatt einfach mal Urlaub zu machen oder morgens schwimmen zu gehen. Das entspricht ja auch nicht dem Bild eines vielbeschäftigten Medien-Menschen.
2.: Durch diese Bilder entsteht aber auch Enttäuschung (die ist der wichtigere Grund für Drogenkonsum). Gerade beim Theater ist das gut zu beobachten. Ein junger Mensch geht auf die Schauspielschule, will von den Musen geküsst werden, die Kunst leben und weiterführen, von Publikum geliebt werden und Großes erreichen. 20 Jahre später hängt er an irgendeinem kleinem Stadttheater fest und spielt 60 mal hintereinander die gleiche Nebenrolle in einem unbedeutenden Boulevard-Stück. Da ist der Griff zur Flasche aus Frustation fast schon verständlich. Genau so geschieht es wohl auch bei vielen Journalisten, die mal Pulitzer-Gewinner werden wollten, dann aber Ressortleiter Vereine und Sport im xxxx Lokalsender wurden.

Diese Gründe können also meiner Meinung nach dazu führen, daß Leute besoffen Redaktionen betreten, entschuldbar ist es dadurch nicht. Früher oder später kostet es den Job, das sollte bedacht werden und dann geht die Talfahrt bedeutend schneller vonstatten.
Was mich nur wundert ist die Tatsache, daß Drogenkonsum offenbar in den Medien häufig geduldet wird. Da schniefen sich Leute die Nasenscheidewand weg - viele wissen davon und oft es heißt es:naja, is halt so. Das verstehe ich nicht.
Ich bitte um Erklärungen...
 
Man sollte auf jeden Fall differenzieren zwischen "mal einen über den Durst trinken" und "Alkoholismus".
Es ist nicht gerade professionell, volltrunken eine Sendung zu moderieren. Aber wer so etas noch nie gemacht hat, hat womöglich eine interessante Seite des Radiodaseins verpasst. Denn wo könnte man besser üben, seine Professionalität auch unter schwierigen Umständen zu testen?
Okay, ich will's aber auch nicht verharmlosen.
Es ist doch eigentlich schade, dass Alkohol, Nikotin und sonstige Drogen so eng mit unserem Beruf verknüpft sind.
Hach, ich würde so gerne eine Diskussion über das Rauchen hier anfangen. Aber das würde wohl nirgendwo hinführen. Außerdem würden mich dann sofort einige ex-Kollegen beschimpfen...
 
stimmt, würden sie
smile.gif
 
Laßt uns mal mit einem Vorurteil aufräumen!

In kreativen Berufen wird gesoffen - stimmt nicht!

Auf Platz eins der deutschen Säufer-Liste:
Die Seemänner (nicht gerade kreativ, oder?)

Nummer 2 - die Ärzte (hoffentlich nicht allzu kreativ)

Nummer 3 - Journalisten (kreativ ?)

Nummer 4 - Bauarbeiter ( maximal in Italien kreativ)

und Nummer 5: Politiker/ politische Beamte: (kreativ)

Hauptgründe für das Saufen: Streß oder Frust.
 
@MAA:

Interessant, interessant.

Leider redest du nur von Symptomen. Hast du auch ein paar Loesungen zur Hand?

Woher kommt der Stress, woher kommt der Frust? Wie kann man beides beseitgen oder wenigstens minimieren??

Ich glaube uebrigens, dass Stress zum grossen Teil selbstgemacht ist.
Frust = Enttaueschung, also sollte man vielleicht seine Ideale nicht so hochschrauben? Oder sich gleich nach einem anderen Job umsehen?
 
@AvB
Eine Lösung habe ich leider nicht.

Streß und Frust sind subjektive Gefühle.
Schwer zu sagen, warum sie entstehen. Meiner Ansicht nach ist Frust schlimmer. Streß ist OK.

Bei Frust würde ich natürlich sagen, such' dir einen neuen Job, aber das ist natürlich leicht gesagt.

[Dieser Beitrag wurde von MAA am 10.09.2001 editiert.]
 
Ist ja faszinierend, wohin wir mit dieser Diskussion jetzt gelangt sind, da ist langsam ein eigenes Thema faellig, oder?
Stress ist nur gut im Sinne von "positivem" Stress, der einen in einen wahren Arbeitsrausch verfallen lassen kann.
Es gibt aber auch den Stress mit hohem burn-out Faktor, wenn z.B. perrmanent zu wenige Leute zu viel Arbeit erledigen muessen.
Du hast auch da mit dem "subjektiven" Faktor Recht. Wir sind sozusagen die Schmiede unseres eigenen Gluecks.
 
Egal ob positiver Streß, negativer Streß, berechtigter Frust oder sonst was.
Saufen ist ja wohl kaum die Lösung. Habe selten jemanden kennengelenrt, der seine Probleme durch Schluck gelöst hat. Die meisten haben eher neue Probleme bekommen.
 
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