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Der rbb im Sparzwang – wie könnte eine Programmreform aussehen?

Bei 86.000 € pro Stelle frage ich mich, ob die da beim rbb auch Kantinenessen in Goldfolie servieren. Spaß beiseite – scheint um Führungsstrukturen zu gehen...
Den Beitrag vom Januar, den Du zitierst, habe ich damals entsprechend aufgedröselt:

Das Geld, das ein Mitarbeiter einem Unternehmen kostet, ist ungleich dem Gehalt, das dieser Mitarbeiter monatlich auf seiner Banküberweisung sieht.

Zieh ruhig einen Tausender für die Arbeitsplatzkosten ab, einen Tausender für den Arbeitgeberanteil der Sozialversicherung, einen Tausender für den Arbeitnehmeranteil, und dann noch die Lohnsteuer. Ein Indiz für Überbezahlung sehe ich nicht darin.
 
Na und? Heisst das, man müsse den nationalen Rundfunk auf die Länder aufteilen? Daneben gibt es auch noch Regierungsbezirke, Kreise....
Hättest du oben gelesen...
Der nationale Rundfunk, sprich das Deutschlandradio, ist seit Anbeginn auf die Länder "aufgeteilt". Alles andere wäre rechtlich gar nicht möglich gewesen.
und die DW direkt in Bonn.
Nee, die war vor Bonn zuerst in Köln.
Ansonsten war Bonn eine Stadt mit vergleichsweise geringer Einwohnerschaft und eher provinzialem Charakter.
Das war damals von konservativ-katholischer Seite gewollt, da unter Adenauer ja noch eine Wiedervereinigung als Ziel stand, mit eben der Hauptstadt Berlin (aber unter westlicher Prägung - naiv, wie man die Jahre später gesehen hat). Und deswegen wurde die bis dahin heimliche (und naheliegende!) Hauptstadt der Bizone/Trizone Frankfurt (dem wegen der Aussicht auf Bundeshauptstadt Ffm Wiesbaden ja den Sitz der Landesregierung verdankt) eben nicht Bundeshauptstadt. Und sie war zu protestantisch und zu rot für den ehemaligen Oberbürgermeister von Köln, den man schon zu Lebzeiten "den Alten" nannte (was er ja zu Amtsantritt zweifellos war).
Und der Begriff "Grundgesetz" als vorläufiges Gesetz, stammt auch aus dieser Zeit.

Zurück zur regionalen Rundfunkanstalt für Berlin und Brandenburg mit Sitz in Berlin (West) und wesentlichen Produktionsstandorten in Potsdam (Landeshauptstadt, früher Bezirksstadt).
 
Und was Bonn angeht: Das ist Geschichte. Der DLF wurde wahrscheinlich nicht grundlos in der Nähe der damaligen Hauptstadt (!!) angesiedelt (und nicht in Hamburg oder München), und die DW direkt in Bonn.

Für die Zentrale des Dlf war, Pointe, zunächst Berlin vorgesehen, vgl. den Entwurf des Bundes-Rundfunkgesetzes, wie es im November 1959 in den Bundestag ging (https://dserver.bundestag.de/btd/03/014/0301434.pdf): § 17 (2) sagt zum Deutschlandfunk klar: "[Die Anstalt] hat ihren Sitz in Berlin". Das gleiche Gesetz regelt in § 21 (2) auch noch den Sitz des zweiten Fernsehprogramms (das wäre das berüchtigte "Adenauer-Fernsehen") gewesen: "[Die Anstalt] hat ihren Sitz in Frankfurt".

Laut Wikipedia gab es auf das Vorhaben allerdings Proteste aus Ostberlin und Moskau: "Das Vorhaben führte zu Protesten der DDR-Regierung und einer diplomatischen Note des sowjetischen Außenministers Semjonow an den Vertreter der USA in Moskau Thompson" (https://de.wikipedia.org/wiki/Deutschlandfunk).

Jedenfalls lässt sich festhalten: unter Adenauer sollten Dlf und zweites Fernsehprogramm zunächst nicht nach Bonn, nicht nach Köln; das wohl mit Abstand wichtigste Bundes-Medienprojekt, das zweite Fernsehprogramm, sollte ganz explizit an einen Ort, der Ende der 50er weder im Status Quo noch nach einer eventuellen Wiedervereinigung als Hauptstadt mehr zur Debatte stand: Frankfurt.

@Mischpult: Die Frage, wo eine Börse oder ein Großunternehmen angesiedelt ist, entscheidet wohl genauso wenig über den Status als wichtigste Stadt, wie der Sitz einer einzelnen, ausgelagerten Bundesbehörde.

Du drehst meine Argumentation um: Es geht nicht um die Frage, wo "eine Börse" oder "ein Großunternehmen" angesiedelt ist. In Berlin ist aus der Finanz- und Wirtschaftswelt kaum etwas von herausgehobener Bedeutung. Es geht auch nicht um "einzelne, ausgelagerte" Bundesbehörden. In Berlin ist kein einziges Bundesgericht, 6 der 17 Bundesministerien haben offiziell ihren ersten Dienssitz in Bonn, 71 der 80 Oberen Bundesbehörden haben ihre Zentrale in anderen Städten als Berlin: das BKA in Wiesbaden, die Generalzolldirektion in Bonn, das Umweltbundesamt in Dessau oder auch das Kraftfahrt-Bundesamt (die mit den Punkten) in Flensburg,...

Eigentlich ist das völlig unstrittig: Das politische Zentrum eines jeden Landes ist in der Regel seine Hauptstadt. Das ist in DE nicht anders.

Beispiel Niederlande: Hauptstadt ist Amsterdam, Regierungssitz Den Haag, nationaler Rundfunk sitzt in Hilversum. Deine Einordnung der Situation?

In DE ist Berlin unstrittig das bundespolitische Zentrum. Es ist nicht der Ort, an dem alle relevanten Fragen des Landes entschieden werden (Beispiele aus der Juristerei und dem Wirtschaftsleben sind hinreichend genannt), noch ist es selbst in politischen Dingen so extrem dominierend, wie es z.B. Paris in Frankreich ist. Und deshalb muss der nationale Rundfunk in DE aus meiner Sicht nicht zwingend nach Berlin.

Von meiner Seite sind hier damit alle Argumente durch.
 
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Hättest du oben gelesen...
Der nationale Rundfunk, sprich das Deutschlandradio, ist seit Anbeginn auf die Länder "aufgeteilt". Alles andere wäre rechtlich gar nicht möglich gewesen.
Alles unstrittig, historisch bedingt, habe ich ja selbst schon geschrieben, ist also Vergangenheit, und damit nicht automatisch Begründung für die Gegenwart oder Zukunft - sondern nur Erklärung.

Es ist nicht der Ort, an dem alle relevanten Fragen des Landes entschieden werden (Beispiele aus der Juristerei und dem Wirtschaftsleben sind hinreichend genannt), noch ist es selbst in politischen Dingen so extrem dominierend
Doch, das ist es. Selbst wenn einige Bundesbehörden noch in Bonn verblieben sind oder anderswo angesiedelt wurden (Karlsruhe etc.). Kein Mensch würde ernsthaft behaupten, das - politische - Zentrum wäre irgendwo in der Provinz.

Zum Abschluss, denn natürlich gibt es in der Frage kein "richtig oder falsch": Natürlich kann man behaupten, ein ordentlich ausgerüstetes Hauptstadtstudio reiche aus. Ich teile die Meinung nicht, aber jeder mag das anders sehen.

So heißt der Thread, danke für ihr Verständnis.
Indirekt lässt sich aus der ganzen, zugegeben etwas aus dem Ruder gelaufenen Diskussion auch die Frage ableiten, welche Rolle oder Bedeutung eine Landesrundfunkstation haben sollte. Meiner Meinung nach ist das A und O des RBB die Berichterstattung aus Berlin und Brandenburg. Der Rest ist Beiwerk und zweitrangig

Wobei ich nochmal betonen möchte, wie positiv ein Programm wie Radio Eins aus der immer öder werdenden deutschen Rundfunklandschaft heraussticht.
 
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