AW: Der rbb spart sich zu Tode...
Die Realität sieht aber anders aus!
DEINE Realität sieht anders aus. DEINE und die DEINES Umfeldes (unterstelle ich jetzt mal, sonst hättest Du nicht so etwas geschrieben). Und das ist auch ok so, denn "Realität" ist was zutiefst individuelles. In meiner Realität und der meiner Freunde kommen Bohlen, DSDS, RTL, Sat1 und Konsorten, aber auch NDR2, SWR3 und Jump nicht vor. Auf dem gleichen Planeten, sogar im gleichen Land. Und da es in bestimmten Gegenden faktisch nichts anderes gibt, kommt Radio gleich gar nicht mehr vor.
Wenn das so käme, wie du schreibst, haben wir dann ein Öffentlich-Rechtliches System, für das alle Bürger Geld zahlen sollen (müssen!), die große Masse nutzt es aber nicht!
Da fällt mir noch eine viel schlimmere deutsche Einrichtung ein, zu der seit einiger Zeit sogar gesetzlicher Zwang besteht. Alle müssen einzahlen - und das schlimmste: alle sind froh (bzw. wären froh), nie wieder was von dem Geld sehen zu müssen, das sie da zwangsweise reingesteckt haben. Und es ist viel Geld.
Glaubst Du nicht? Bitteschön: die Krankenversicherung. Alle zahlen ein, aber keiner wird trotzig darauf bestehen, endlich aufgrund einer Erkrankung bedürftig zu werden und endlich was wiederzusehen von seinem Geld.
Warum zahlen alle ein, abgesehen vom Zwang? Warum also murrt kaum jemand darüber? Weil sich alle darüber im Klaren sind, daß die Einrichtung - so kritikwürdig das eine oder andere auch ist, siehe die seit diesem Jahr eingetriebenen Zusatzgebühren, die mich sehr an den Anlaß dieses Threads erinnern - im Fall der Fälle doch solidarisch hilft. Im Unterschied zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist der Fall der Fälle bei den Krankenkassen oft ein unangenehmer oder gar ein schlimmer. Bei den Öffis würde, kämen sie ihrem Auftrag nach, stattdessen vor allem gesunder Genuß lauern.
Das passt doch schon wieder: es ist absolut "in", Fritten und Burger zu essen. Man muß wohl kaum ein Kind dazu ermahnen / erziehen, McDonalds gut zu finden - das Zeug mundet der Masse einfach. Und diese doofen Krankenkassen stecken nun auch noch das zwangseingetriebene Geld in Aktionen und Maßnahmen, dieses wohlschmeckende Essen gegen so eklige Vollwertkost einzutauschen. Die könnten doch stattdessen aus den eingezahlten Summen Fritten auf Schulhöfen verteilen oder Zigaretten für Heranwachsende subventionieren - die sind ja oft noch ohne Einkommen und die Zichten sind so unverschämt teuer. Machen sie aber nicht, diese doofen Spaßverderber.
Und warum? Weils ungesund ist - genau wie schlechtes Radio ungesund ist. Nun ist da freilich noch ein großer Unterschied, denn Radio muß man im Unterschied zu Lebensmitteln nicht konsumieren, man wird nicht körperlich krank davon und man kann auch völlig ohne Radio leben, aber zu einer gewissen geistigen "Hygiene" gehört auch eine Portion Kultur, Weltverständnis und Bildung. Die bekommt man kaum bei den Privaten (Ausnahmen gibt es), die bekommt man leider auch bei vielen Öffis nicht mehr.
Ich habe also kein Problem damit zu sagen, selbst wenns die Mehrheit so nicht will und lieber Programme aus der Rubrik Jump bevorzugt, müssen die öffentlich-rechtlichen so etwas noch lange nicht anbieten. Genauer: sie dürften es gar nicht anbieten. Genausowenig, wie die Krankenkassen eben Alkohol und Zigaretten auf Schulhöfen verteilen. Es wäre ungesund.
Was sagst du denn der Krankenschwester, die KEIN "RadioEins mit noch mehr Informationen" wie du schreibst, will. Was sagst du der Büroangestellten, die einfach nur Hits, Comedy und Regionale Infos will.
Der würde ich dringend ans Herz legen, einen der vielen Privaten zu hören - mit Hits, Comedy und hoffentlich auch regionalen Infos. So gesehen ist das duale System eigentlich gar nicht so übel - wenn die Öffis ihre Funktion erfüllen würden.
Köme das so, wie hier (dauernd) gefordert, würde die Aktzeptanz des Öffentlich-Rechtlichen-Rundfunks noch mehr zurückgehen!
Da besteht wirklich ein Unterschied zur Krankenkasse: der tiefere Sinn der öffentlich-rechtlichen wird von der Bevölkerung nicht verstanden. Ich bin mir bloß gerade nicht wirklich sicher, ob diejenigen, die die Banalprogramme der Öffis nicht verstehen oder diejenigen, die die "gesunden" Programme nicht verstehen, in der Überzahl sind...
Eigentlich müßte es so sein: "nein, ich will die Wortbeiträge nicht und ich möchte eine überschaubare Anzahl meiner Superhits hören - aber ich halte es für wichtig, daß ich im Falle der Fälle auf die Öffis zurückgreifen könnte, falls wirklich mal was ist, falls ich Informationen brauche, die klar von Werbung getrennt sind, falls ich Hintergrund brauche in einer Sache. Und deshalb zahle ich auch dafür."
Davon ist unser Rundfunksystem meilenweit entfernt. Ich weiß nicht, ob das anderswo auf diesem Planeten anders ist.
3sat Co. haben aber verschwindend geringe Quoten.
Das ist schade, sicher gibt es da auch das eine oder andere besser zu machen, ohne gleich an Niveau zu verlieren (vielleicht könnte man sogar welches gewinnen), aber an der Notwendigkeit dieser Angebote kratzt das doch nicht. Bloß weil in Deutschland (glücklicherweise) die Notwendigkeit zur Dialyse kein "Mainstream" ist, läßt die Krankenkasse doch auch nicht die Patienten mit kaputter Niere binnen weniger Tage abnippeln, weils eben einfach so wenige sind. Da traut man sich noch nicht ran - beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk macht man seit den 90er Jahren genau dies. Die Folgen sind auch tödlich, wenngleich "nur" für Kultur und zwischenmenschlichen Umgang.
Es muss auch die YouFMs, NDR2s und SWR3s geben!
Haben wir doch! Sie heißen Planet Radio, FFN oder ... wie heißt das Äquivalent im Süden? Alle garantiert mit
Hits, Comedy und Regionale Infos