Deutsches Radio pennt...

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@ alquasar

„Alles in allem haben wir dieses Mittelmaß im Radio weil die Hörer das so wollen. Das ist eine sehr bittere Erkenntnis, aber auch eine logische: Die BILD ist die meistegelsene Zeitung und RTL der meistgesehende TV-Kanal. Die Menschen wollen das so, warum auch immer.“

„Der Mensch ist leider nicht naiv, der Mensch ist leider primitiv“

Aus dieser Erkenntnis folgt also: Man muss zwangsläufig so niveaulos werden, wie die BILD und RTL Television? Ja, um Erfolg zu haben.

Das findest Du (mit Deinem Beruf) aber nicht gut, oder? *hoff.

Im Übrigen: auf welcher Grundlage beruht die Aussage, dass in den 80ern fast nur Kassetten und kaum Rundfunkempfang in Autos genutzt wurde? Quelle dazu wäre gut.
 
Übrigens ist Somebody To Love von den Boogie Pimps schon ein alter Hut, lief auf N-Joy und Einslive schon vor Monaten rauf und runter und ist jetzt erst in England erfolgreich, Kelis läuft auch auf den einschlägigen Jugendsendern schon seit einiger Zeit, also immer schön zuhören!
 
Somebody To Love ist ziemlich genau ein Jahr alt. Die Junx kommen wenn ich richtig informiert aus Erfurt, waren erst in ihrem Heimatland erfolgreich und durch Ibiza & Co (dort legen ja viele deutsche DJ's auf) wurde die Nummer quasi europaweit promoted.
 
Einerseits profitieren ja einige (experimentierfreudige) Internetradios von der Unflexibilität der grossen Masse - eigentlich sollte ich also vieles hier grinsend zur Kenntnis nehmen.

Andererseits weiss ich aber auch um den schlechten Ruf, den "Radio" bei vielen Musik-Interessierten oder auch nur offenen Mitmenschen hat - die Ursachen sind oben recht deutlich beschrieben.
Unter diesem schlechten Ruf und der daraus resultierenden Skepsis leiden halt auch Innovatoren - weil Radio nicht mehr für Innovationsfähig gehalten wird.

Aus Erfahrung im Tonträgergeschäft (jaja, frau kommt viel rum) erinnere ich mich, dass die dortigen "Obergurus" auch schon lange nicht mehr bereit sind, auf Nachfrage aus dem Handel zu reagieren. Veröffentlichungen in Deutschland werden entweder ellenlang geschoben oder erfolgen gar nicht.

Dabei ist sich anscheinds niemand wirklich bewusst, dass bei zunehmender Globalisierung Grenzen uninteressant werden.
Wenn denn in Deutschland ein terrestrisches Radio nicht neue, Trendsetzende Musik anbieten kann, dann geht der Interessent eben ins weltweite Netz - und findet schon bei vielen unserer Nachbarn abwechslungsreiche neue Musik.

Wenn selbst in den Nachtstunden nur noch Formatradio dudelt, Randgruppen überhaupt nicht angesprochen werden, die wenigen Ausnahmen um ihren Bestand bangen müssen, wo bleibt denn da die vielbeschworene Pluralität (binnen oder aussen) ?
Ist Pluralität für unsere grossen Radiosender (ob Landesrundfunkanstalten oder Private) denn nur noch die Gruppe der Major-Plattenfirmen gleichmässig zu bedienen?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Schöpfer des Rundfunk-Staatsvertrages das so gemeint haben.

seehaas
 
Original geschrieben von seehaas


Andererseits weiss ich aber auch um den schlechten Ruf, den "Radio" bei vielen Musik-Interessierten oder auch nur offenen Mitmenschen hat - die Ursachen sind oben recht deutlich beschrieben.
Unter diesem schlechten Ruf und der daraus resultierenden Skepsis leiden halt auch Innovatoren - weil Radio nicht mehr für Innovationsfähig gehalten wird.
[...]
Wenn selbst in den Nachtstunden nur noch Formatradio dudelt, Randgruppen überhaupt nicht angesprochen werden, die wenigen Ausnahmen um ihren Bestand bangen müssen, wo bleibt denn da die vielbeschworene Pluralität (binnen oder aussen) ?
Ist Pluralität für unsere grossen Radiosender (ob Landesrundfunkanstalten oder Private) denn nur noch die Gruppe der Major-Plattenfirmen gleichmässig zu bedienen?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Schöpfer des Rundfunk-Staatsvertrages das so gemeint haben.

seehaas

Liebe seehaas,
da hast du ein wahres Wort gesprochen. Nur - leider - war den Schöpfern der Staatsverträge Außenpluralismus ziemlich schnuppe, bzw. unerwünscht. Binnenpluralismus in Form von Vollprogrammen und Orientierung in der Region war das Ziel. Vielfalt wurde allerdings auf Wortinhalte bezogen. Und dabei kam es nur darauf an, etwas für möglichst viele zu senden. Massenkompatible Musikbedudelung ist das Ergebnis. Und die privaten Radiosender? Mein Gott, die wollen halt auch möglichst viele, möglichst junge Rezipienten der "werberelevanten Zielgruppe" erreichen - zu möglichst günstigen Produktionsbedingungen. Wer weiß denn schon, was die Rezipienten wirklich wollen? Und wer interessiert sich wirklich dafür? Jaja, Researches ... ich habe so meine Zweifel ...
Gruß postit
 
Running up that hill

Original geschrieben von experiment
Auf radio eins läuft dieser Song aber auch.
Von Placebo gibts ebenfalls ne Coverversion vom gleichen Lied.
Und wenn ich jetzt nicht völlig irre läuft eben diese bei Radio Eins, jedenfalls in den letzten Wochen.

Ist eigentlich etwas an meinem subjektiven Eindruck dran, daß in letzter Zeit einige Titel in einer Massivität zu Tode gesendet werden, die in dieser "Qualität" neu ist? "Behind blue eyes" oder "Powerless" oder "Shut up" oder diese alberne Nachspielung von "It's my life" wären solche Fälle, die einem mittlerweile sowas von zum Halse raushängen...
 
Ich hab denselben Eindruck, K6. Schalte kaum noch Radio ein und wenn, dann FBR oder DLF.

Wobei ich das 'It's my life cover' recht gelungen finde - nur viermal am Tag möchte ich es nicht hören müssen.
 
AW: Deutsches Radio pennt...

Sorry dass ich dieses Thema nochmal wieder ausgrabe, mir fällt aber gerade in diesen Tagen wieder auf, wie doch einige Titel in meinen Augen zu Unrecht an Deutschland und dem deutschen Radio vorbeigehen. Deutlich machen möchte ich das Ganze am Thema „Rain Down On Me“ der niederländischen Rock-Pop-Band Kane:

- Veröffentlich wurde dieser Titel in NL m.W. im März 2003 veröffentlicht und erreichte dort die Charts und Radioplaylists (war nicht die erste Single). Neben NL schafften es die Jungs auch in die Charts von Belgien und Luxemburg.

- Im Sommer 2003 wurde ein Remix des Trance-DJ’s Tiësto veröffentlicht. Dieser schaffte es schnell in die Sets vieler DJ’s auf dem gesamten Planeten (Tiësto hat derzeit in Deutschland einen Megahype, international hält dieser Hype schon länger an).

- Im Herbst 2003 pickt das DSF „Rain Down On Me“ als Unterleger für die Bundesliga, die Single wurde veröffentlicht (mit entsprechendem Hinweis auf der CD) und im entsprechenden Umfeld (DSF) beworben. Sie schaffte es auf die MCC-Warteliste.

- Im März 2004 sind Kane Vorband von Maroon 5 in Köln (die kannte aber in Deutschland seinerzeit auch fast noch niemand)

- Im Mai 2004 ist der Titel regelmässig bei MTV Deutschland zu sehen.

- Im Juni 2004 steht „Rain Down On Me“ auf Platz 3 in Israel

- Im Juli 2004 setzt Virgin Radio UK „Rain Down On Me“ auf seine Playlist

- Im August 2004 schafft „Rain Down On Me“ den Sprung in die UK Top 40 (#38)

Ich vermisse eindeutig das deutsche Radio in dieser Auflistung. Wo sind die trendbewussten grossen Radiosender die immer die Nase vorn haben oder „die Hits von morgen schon heute“ spielen? Wo sind die mutigen Privaten die den Ö-Rs gerne etwas vormachen möchten? Ist der Track überhaupt irgendwo in der Rotation eines deutschen Senders gelaufen ? Ich befürchte bis auf Uni- und Webradios wohl nirgends (wir haben ihn aufgrund unserer guten Kontakte in die Niederlande natürlich auch gespielt). Formattauglich dürfte der Track auf jeden Fall sein. Ich persönlich finde die Nummer jedenfalls sehr gut und diejenigen, denen ich den Titel vorspiele bitten mich auch nicht das Ganze abzustellen. Und „Rain Down On Me“ ist nur ein Titel einer Band mit grossem Potential, die jetzt wohl nach und nach ihren Bekanntheitsgrad weltweit ausbauen dürfte und an Deutschland leider wohl vorbeigeht… :mad:
 
AW: Deutsches Radio pennt...

Weißt du denn nicht, wie das hier in Deutschland läuft? :confused: Ein "neuer" Song muss doch erst mal ausgiebig getestet werden, damit die werte Hörerschaft nicht vor lauter Schreck weg schaltet, wenn mal nicht Robbie Williams oder Shania Twain läuft.
Warum soll ich denn überhaupt noch Radio hören? Machts überhaupt noch wer? In meinem Umfeld (Altersgruppe 20-25) gibt es kaum noch jemanden.

Gruß
Sven
 
AW: Deutsches Radio pennt...

Ich habe den Kane-Titel auch schon seit letzem Jahr als Maxi-CD und kann überhaupt nicht verstehen, wieso er, neben vielen anderen radiotauglichen Titeln, nicht gespielt wird.
Wenn dann noch dieser ganze Ace of Base- und anverwandter Driss auf unseren Stationen totrotiert, kann man nur noch am Verstand der Musik-"Chefs" zweifeln.
 
AW: Deutsches Radio pennt...

Zu gut, mittlerweile kenn ich den Song in- und auswendig und will ihn nicht mehr hören. ;)
Aber der Thread hier verdeutlicht es. Lost Prophets und Keane starten in Deutschland erst jetzt halbwegs durch, ein halbes Jahr nach Beginn dieses Themas.
Aber machen wir weiter: Was haben die Musikchefs denn jetzt nettes parat, das wohl erst nächsten Frühling auf Deutschlands Radiosendern rotiert?
 
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