aber warum keine eigenen Dienste für die Distribution der Kabelsignale
Die ARD hatte einst für große Netzbetreiber den Service angeboten, aus 3 breiten SD-Transpondern (DVB-S, 27500 kSymb/s, FEC 3/4, je 38 MBit/s Nettodatenrate) und einem schmalen SD-Transponder (DVB-S, 22000 kSymb/s, FEC 5/5, 33,8 MBit/s Nettodatenrate) drei kabelgerecht (50 MBit/s) gefüllte Transportströme zu bauen. Das hat das Kabelcompression Center beim Stern in Frankfurt gemacht. Abnehmer waren u.a. Kabel Deutschland, Kabel BW, soweit mir bekannt auch die Netcologne.
Das ganze wurde wieder eingestellt in der Zeit, in der es im Zuge des Streits um Einspeiseentgelte zu Differenzen mit Netzbetreibern kam. Kabel BW / Unitymedia haben das dann soweit ich mich erinnere selbst so nachgebaut, die Kopfstellentechnik professioneller Großnetze ermöglichte das inzwischen. Die Kabel Deutschland hat dann ja das ihr eigene Konzept mit kompletter Mux-Neuerstellung gemacht, da sie nichtmal die Regionalisierungen der Dritten vollständig abbildet und aus den Quell-Muxen rausgerissene Services bei statistischem Multiplex im Herkunfts-Mux nur ineffizient in neue Muxe einzubauen sind.
Es gab also mal Handreichungen für Großnetzbetreiber. Kleinere / dezentrale Netze waren da sowieso raus, weil sie die notwendige Glasfaserzuführung nicht hätten stemmen können. Die haben aber ohne Murren die originalem Sat-Muxe ausgekabelt, waren es halt nur 38 bzw. 33,8 MBit/s bei formal 50,8 MBit/s möglicher Datenrate. Wenn man in QAM64 einspeiste wie damals oft üblich, war mit 38 MBit/s der Kabel-Mux sowieso voll, da fiel es nicht auf.
Erst seit kurzem gibt es wieder die Nutzung exklusiver Zuführungen seitens der Vodafone, mindestens für Das Erste bei der ARD. Das bezieht die Vodafone meines Wissens nach nun als 3G-SDI in unreduzierter Qualität (das "3G" steht für 3 GBit/s!) und encodiert selbst, statt das, was die ARD auf Astra anbietet, nochmal durch den Fleischwolf zu drehen. Den Zeitgewinn, der durch Beseitigung der Strecke zum Satelliten und zurück und durch Fehlen der Latenz der ARD-Encoder/Muxer entsteht, verkaufte man zur Fußball-EM vorigen Sommer als "Jubel-Booster".
Bei den anderen Kabelnetzen sind halt nun seit langem die HD-Transponder mit knapp 42,5 MBit/s drin, wodurch "nur" noch 8 MBit/s verloren gehen je Mux.
Letztlich stellen diese Muxe bis auf die 8 MBit/s Leerstand sehr schöne Plattform-Muxe dar, die man wunderbar übernehmen kann, wie sie sind. Das alles nützt aber nichts, wenn für jedes Programm und für jedes MBit/s extra abgerechnet werden muss. Die Netzbetreiber, die Einspeiseentgelte fordern (und nach gültiger Rechtssprechung fordern dürfen), kassieren beim Lieferanten der Ware (ARD, ZDF, D-Radio) und beim Käufer der Ware (angeschlossene Haushalte). Ich finde das nach wie vor oberschräg.
D-Radio will halt keine Einspeiseentgelte mehr zahlen und nimmt in Kauf (siehe KEF-Bericht), dass die Streamaufrufe dadurch steigen. Es sollen ja allein mehrere 100.000 DVB-Kabelradios verkauft worden sein in Deutschland seit 2017/2018. Wie viele davon im Netz der Vodafone genutzt werden, weiß ich nicht, ebenso, wie viele davon für DRadio genutzt wurden. Ich vermute aber, dass es überdurchschnittlich viele sind, denn wer so ein Gerät kauft, ist im Wohnzimmer offenbar nicht mit dem terrestrisch via UKW reinkommenden Dudelfunk zufrieden.
Im Übrigen hilft Sky die eigene Sat-Plattform trotz wunderbar kabelgerechterer Mux-Größen (meist 49 MBit/s) bei der Vodafone auch nichts: wird alles neu zusammengebaut und wohl auch selbst encodiert / verschlüsselt.
Ja, Internetradio über Airable. Es ist der Stream 192 kBit (schwankte bis 189 lt. Anzeige).
Beim Digitradio 3 IR wurde übrigens der MP3 Stream mit 128 kBit abgespielt.
Hochgradig interessante Info, danke! Bei Airable gibt es offenbar online keinen Übersicht über die verwendeten Streams. Dass sie den 192er LC-AAC drin haben, ist schonmal großartig. Dass es bei anderen Geräten ein magerer Stream ist, ist technisch spannend. Sind da etwa Profile hinterlegt für die einzelnen geräte, ggf. je nach Konzept oder Preisklasse? Müsste man mal recherchieren.
Die 192 LC-AAC sind fein, die sind in etwa vergleichbar den 256 MP2 via DVB. Bei kanal-mittiger Sprache könnten sie durchaus sogar etwas besser sein.
Wenn man beim Konkurrenten vTuner in die Suche "Deutschlandfunk" eingibt, bekommt man die 128er MP3-Streams genannt:
Beim von Geräten mit Magic-Chipsätzen genutzten mediaU (dessen Zukunft offenbar sehr wackelig ist), werden ebenfalls 128 kBit/s genannt:
mediaU provides access to over thirty thousand worldwide radio online with 25 languages supported. It is easy to find good stations by Top ranking, name search, location and genre here.
www.mediayou.net
Und TuneIn bietet auch 128 kBit/s, zumindest sieht das im Webinterface beim Abspielen so aus. Da wird der Link
verwendet, es findet sich auch ein Link
mit Token und weiteren Parametern im Aufruf. Aber nichts mit 192 kBit/s LC-AAC.
Man sitzt da mit Geräten, die darauf zurück greifen, offenbar gelackmeiert mit nur 128 kBit/s MP3 da.
Einfach ein Ausgang, aus dem beide Anbieter kommen würden, aber jeweils über eigene Infrastruktur abgewickelt.
Technisch bei DVB-C-Muxen nicht möglich. Zumindest nicht in üblichen Infrastrukturen. Wozu auch? Es genügte vollkommen, hinsichtlich ihrer Größe kabelgerechte Muxe zu packen.
Das ginge sogar mit den schmalen Astra-Transpondern, die ARD und ZDF für HDTV verwenden. Allerdings geht es nicht ohne Aufgabe von Signalreserve (FEC 3/4 statt FEC 2/3 erfordert 1,3 dB mehr Signalgüte für einen Tuner-Lock) und nicht vollständig ausgereizt ohne eine höhere Symbolrate (23500 kSymb/s statt 22000 kSymb/s, hat sich sogar als eine Art zweiter Standard bei schmalen Astra-Transpondern entwickelt) in Verbindung mit steilerem Roll-off (0,25 statt 035). Da hat man dann 51,2 MBit/s netto, was sogar wieder zu Problemen führen kann, wenn mies programmierte Umsetzer die Nulldaten nicht entfernen vor dem Auskabeln. Hat es auch schon gegeben sowas.
Aber ja - unter Aufgabe von 1,3 dB Systemreserve (macht sich dann bemerkbar bei kleinen versteckten Sat-Antennen mit 33 oder 40 cm Durchmesser bzw. bei teilzugewachsenen Spiegeln oder dejustierten Spiegeln und auch am Rande der Ausleuchtzone) könnten ARD und ZDF auf den gleichen Transpondern 8 MBit/s mehr rausholen - pro Transponder. Leider würde das nicht reichen, um bei der aktuellen Zahl an Services einen der 5 ARD-Transponder einzusparen, zumindest nicht ohne Hand an die Bitraten zu legen. Müsste man mal durchrechnen - aber wozu?