Deutschlandradio-Empfang nach der UKW-Abschaltung

Wenn online, dann sind da paar GByte/Monat auf dem Smartphone, das z.B. die Enkelin für die Oma eingerichtet hat, aber nichts mit Festnetz.
Da könnte man sich jetzt vortrefflich streiten. Im Grunde gibt es seit dem 01.01. keine analogen und auch keine ISDN-Telefonanschlüsse mehr. "Analoge" Telefone werden per Voice over IP abegwickelt, womit ausnahmslos jeder Telefonanaschluss auch internetfähig ist.
 
"Analoge" Telefone werden per Voice over IP abegwickelt, womit ausnahmslos jeder Telefonanaschluss auch internetfähig ist.
Es soll wohl noch immer reine Telefonanschlüsse geben, wo das Interface POTS - IP halt im Kasten an der Straßenecke ist. Ich kann mich an Senioren erinnern, die behaupteten, das Telefon wäre nach wie vor direkt an der Wanddose angeschlossen. In der Praxis habe ich aber den letzten reinen Telefonanschluss vor Jahren gesehen - vor der Umstellung auf all-IP.

Was ich aber aktuell kenne: Vodafone-"Seniorenanschluss" in Form einer weißen Box, die ähnlich eines Speedport-Routers aussieht, aber ein GSM-Modem mit "versteckter" SIM-Karte enthält. Als Endgerät wird ein analoges Telefon mit TAE-Stecker angeschlossen. Technisch ist das Homezonen-GSM, tariflich sind Festnetzgespräche inklusive, Mobilgespräche kosten satt Geld. Internet ist darüber nicht möglich. Hat eine Bekannte von mir in Berlin. Die Dame ist damit also offline.

Und: Seniorin an meinem Heimatort hat das Festnetz noch auf all-IP umstellen lassen, danach aber entsetzt festgestellt, dass da ja so eine komische Box (Router) dazugehört. Der braucht ja Strom. Und das Steckernetzteil hebelt ihren vom Wünschelrutengänger vor Jahren empfohlenen Netzfreischalter aus, so dass die Hauselektrik ja unter Spannung steht. Das löste bei der gegen Strahlung von Wasseradern, Stromleitungen und Gitterverwerfungen (und weiteren Dingen inkl. bestimmten Menschengruppen) allergischen Frau dann Bluthochdruck, Beulenpest, Leberzirrhose und sonstwas aus. Nein, im Ernst: sie bekam (angeblich) von der Anwesenheit des Routers nebst Steckernetzteil Bluthochdruck-Attacken, richtig heftig und real messbar, mit mehrfachem RTW-Einsatz und "ich glaube ich muss sterben". Sie starb nicht, aber das Festnetz wurde sondergekündigt, der Router zurückgegeben an die Telekom. Seitdem hat sie Telefon nur noch über ein Smartphone, auf dem die Seniorin wie ich mal sah auch eine Dating-App für Senioren laufen hat. Die Mobilfunkstrahlen sind offenbar gutmütig, die tun ihr nichts. Ist ja schön so.

Die höheren Kosten würde ich auf den vorübergehenden Parallelbetrieb der DRadios auf SD-TP und HD-TP zurückführen, der in diesem Jahr anstehen wird.
Tatsächlich, das wäre eine plausible Begründung. Mich würde aber wundern, wenn das länger als wenige Wochen wäre. Aber lassen wir uns überraschen. Der ORF macht nun seit September Parallelbetrieb und bekommt es technisch immer noch nicht auf die Reihe, fehlerfreie AAC-Streams zu senden."

Was anderes, wenngleich leicht off-topic:

Ja, Internetradio über Airable. Es ist der Stream 192 kBit (schwankte bis 189 lt. Anzeige).
Was zeigen denn auf diesem Gerät MDR Kultur, MDR Klassik, MDR Thüringen (irgendeiner) und Bayern 2 an?
 
Hochgradig interessante Info, danke! Bei Airable gibt es offenbar online keinen Übersicht über die verwendeten Streams. Dass sie den 192er LC-AAC drin haben, ist schonmal großartig. Dass es bei anderen Geräten ein magerer Stream ist, ist technisch spannend. Sind da etwa Profile hinterlegt für die einzelnen geräte, ggf. je nach Konzept oder Preisklasse? Müsste man mal recherchieren.
Mein Pure Elan Connect+ auf der Arbeit spielt auch den AAC Stream ab, mit leicht Variabler Bitrate.
IMG_0814.jpg

Auf der Airable Seite kann man die hinterlegten Streams, zumindest das Format und die Bitrate, sehen.
Bildschirmfoto 2025-01-08 um 17.56.54.png
 
von der Anwesenheit des Routers nebst Steckernetzteil Bluthochdruck-Attacken,
Und was ist mit Knöpfchen mit Köpfchen?
Erinnere mich schwach, dass an Analogtelefon (60 Volt auf La und Lb) TAE-Buchse Kontakte 4 und 5 nicht unterbrochen werden dürfen, da für Notfallmelder vorgesehen.
Bei uns ist das so, wenn Leitungsschutzschalter im Keller ausgeschaltet wird (Defekt in Leuchte - Lampe wird vom Elektriker getauscht), dann hat das ganze Haus kein TV, kein Internet, kein Telefon. Und wenn die Unterbrechung nur ein paar Sekunden dauert, dann dauert es mindestens eine Viertelstunde nach Wiedereintritt der Netzspannung, bis Telefon geht. Streaming ist auch weg. Herzlichen Glückwunsch. Nur noch DAB+ oder das vielgescholtene Uralt-UKW mit Armstrong Lizenz geht noch.
Ganz so Unrecht hatte die Dame also nicht. Und Mobiltelefon arbeitet mit Akku, das kann niemand einfach so ausknipsen. Es sei denn das Gerät hat einen Defekt. Aber für funktionstüchtigen Akku und korrekte Ladung kann ich mich ja selber kümmerm. Es sei denn, es gibt nicht selten tödlich verlaufende Brandunfälle durch unter die Bettdecke gerutschtes, noch an der Ladestrippe hängendes Smartphone, über dem man eingeschlafen ist.

Mehr Blutdruckerhöhung verursacht bei mir eher der Störpegel, der von derartigen Geräten ausgeht.
Habe lange gesucht, was mir den Bereich von ca. 5 bias 15 MHz derart zumüllt, so dass die Sender, die in dem Frequenzbereich arbeiten, nicht mehr zu empfangen sind.
Das Netzteil des Routers.
Abhilfe brachte testweise ein Linearnetzteil mit 2N3055 als Längsregler. Allerdings nicht mehr EN-konform, da zu hoher Standby-Stromverbrauch.
 

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Danke, sehr interessant! Beim MDR laufen noch die nicht mehr offiziell verlinkten AAC-Streams, die perspektivisch weg sollen. Seit Mitte Dezember stehen diese Streams nicht mehr auf den entsprechenden MDR-Webseiten. Ersatz ist 128 MP3 Icecast oder 96 / 192 LC-AAC HLS. Die HLS-Streams baut soweit mir bekannt der hr für den MDR zusammen. Die Links sind mir noch nicht bekannt. Aber hr2 hat einen vergleichbaren HLS-Stream - und der spielt nicht auf meinem Internetradio, das HLS-Streams mit 320 kBit/s LC-AAC bei der BBC und 192 kBit/s bei der australischen ABC problemlos spielt. Auch nicht spielen die HLS-Streams des WDR. Also wieder irgendeine ARD-Sonderlocke.

Beim BR gibt es auch HLS-AAC-Streams mit 96 / 192 kBit/s. Sind soweit mir bekannt nicht offiziell verlinkt, existieren aber nachweislich. Ariable weiß das offenbar nicht und nimmt das magere MP3. Aber die HLS-Streams des BR spielen auch nicht auf meinem Internetradio mit frei eingebbaren Adressen. Das gleiche wie bei den Streams von hr und WDR, obwohl es beim BR ein Qbit-Encoder ist und bei hr und WDR Ferncast-Encoder.
 
Zurück zum DRadio.

Es wird immer grotesker: ich wurde vorhin auf eine Pressemeldung vom DRadio aufmerksam gemacht. Von heute. Sie beklagen die Vodafone-seitige Umsetzung dessen, was sie mit dem Ausstieg aus der Kabelverbreitung

[Tz. 110] Die Verbreitung der Programme von Deutschlandradio über Kabelnetze (DVB-C) wird eingestellt. Somit werden für die kommende Beitragsperiode 2025 bis 2028 keine Kosten mehr für die Kabelverbreitung angemeldet.

(24. KEF-Bericht, Seite 65)

angestoßen haben: ihre Abschaltung.

Dabei hatten sie diese beabsichtigt, denn

Der Sendersprecher erklärte: „Mit IP-Streaming und DAB+ bietet Deutschlandradio seinem Publikum gute Alternativen zum Kabelempfang. Die bisher zur Bereitstellung des Kabelempfangs aufgewandten Mittel sollen zudem zur Stärkung unserer nicht-linearen Angebote wie zum Beispiel der Dlf Audiothek App eingesetzt werden.“

(Süddeutsche Zeitung, 5.4.2024)

Jetzt sind sie überrascht. Sie hätten der Vodafone doch angeboten, ihre Programme weiterhin gratis auszukabeln.

Lest selbst:


Dabei weiß das DRadio, was ohne Einspeisevertrag passiert. Sie hatten das vor 6 Jahren mit der Unitymedia und verwendeten für die Pressemeldung, die sie nach Lösung des Problems herausgaben, sogar das gleiche Stock-Foto:


Die Vodafone hatte damals auch eine Pressemeldung herausgegeben:


Mal sehen, wann diesmal eine Antwort von der Vodafone kommt.

Also entweder ich bin irgendwie merkbefreit oder beim DRadio herrscht die fabelhafte Welt der Amnesie.
 
Amnesie kann ich nicht erkennen. Natürlich bietet der DLF seine Programme weiterhin kostenfrei zur Übernahme an. Und natürlich schreiben sie das auch.

Jetzt rächt sich, dass die Einspeisung damals nicht eingeklagt wurde.

Die Programme der Kabelanbieter sind reguliert:

Warum sich daraus für ein gesetzlich beauftragtes Programm keine Einpeisungspflicht ergibt werde ich nie verstehen.
 
Amnesie kann ich nicht erkennen. Natürlich bietet der DLF seine Programme weiterhin kostenfrei zur Übernahme an. Und natürlich schreiben sie das auch.
Und natürlich wissen sie, dass sie ohne Zahlung von Einspeiseentgelt nicht eingespeist werden. Das haben sie mit dem gleichen Unternehmen schon einmal durch. Warum versuchen sie es erneut?

Auf mich wirkt das hochgradig befremdlich. Ein Medienhaus, das für die wirklich relevante, schnörkellose, hoch seriöse Informationsvermittlung stehen will ("...sagte im Deutschlandfunk..") versucht auf diese bizarre Weise, im Netz eines Betreibers zu bleiben, der dafür Zugangsbedingungen hat, die man gleichzeitig nicht mehr zu erfüllen bereit ist?

Wenn man selbst einen eigenen Verteter gegenüber der dpa sagen lässt

„Mit IP-Streaming und DAB+ bietet Deutschlandradio seinem Publikum gute Alternativen zum Kabelempfang. Die bisher zur Bereitstellung des Kabelempfangs aufgewandten Mittel sollen zudem zur Stärkung unserer nicht-linearen Angebote wie zum Beispiel der Dlf Audiothek App eingesetzt werden.“

signalisiert man doch, dass man seine eigene Abschaltung im Kabelnetz bewusst und gezielt betreibt. Warum nun das gespielte Missfallen, dass die Abschaltung dann auch vollzogen wurde?

Nach der DLF-Abschaltung in ausgerechnet Jena (sehr wahrscheinlich höchste DLF-Nutzungsdichte eines Kleinsenderstandortes überhaupt) ohne UKW-Ausweichmöglichkeit auf einer Frequenz, auf die sich sofort der Privatfunk gestürzt hat, da sie hoch attraktiv ist, ist das nun schon der zweite auf mich absolut befremdlich wirkende Schritt dieses Medienhauses.
 
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Für mich ist es absolut unverständlich, dass Kabelbetreiber „Einspeiseentgelte“ verlangen können. Soweit mir bekannt gibt es das auch nur in Deutschland.

Aus meiner Sicht ist das Programmangebot das entscheidende „Kaufargument“, also der Anreiz einen Kabelanschluss zu buchen.
Insoweit müssten die Kabelbetreiber eher an die Sender zahlen, anstatt von beiden Seiten, Kunde und Programmanbieter, zu kassieren.
Für mich ist es deshalb in der Tat ein großzügiges Angebot des DRadio, seine Programme an Vodafone kostenlos zur Verfügung zu stellen.

Ich bin so froh, dass ich schon lange nicht mehr am Kabel hänge. Im Vergleich zum Kabelanschluss der Deutschen Bundespost ist Vodafone ein absolutes Armutszeugnis.
Für deren Angebot, besser gesagt für deren Nichtleistung überhaupt noch Gebühren zu verlangen, ist eigentlich sogar unverschämt. Ein Blick in einschlägige Kabelforen bestätigt meinen Eindruck.
 
naiv gefragt, da seit Jahrzehnten kein Kabelanschluss mehr:


Was gibt es eigentlich noch für Geräte, mit denen man dieses "digitale Kabelradio" wiedergeben kann? Gängige Hifi-Tuner/Receiver nicht mehr, richtig? Fernseher mit Kabel-Tuner sind wohl nicht das gelbe vom Ei zum Radiohören?
 
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Es wurden ab 2017 dafür durch LaSAT/Bemondis aus Bayern diese Geräte gefertigt:


Basis ist eine HDTV-Receiver-CPU Fujitsu MB86H60 von ca. 2008 (!), die hier im "Urlaubsmodus" läuft und nur Audio decodiert. MPEG 1 Layer II, versteht sich. Die Bedienung ist so weit vereinfacht / automatisiert, dass sie ohne angeschlossenen Bildschirm erfolgen kann (und muss, denn es ist kein Videoausgang vorhanden).

Auf dem Foto bei hifitest sieht man auch mal das schöne 12-stellige Punktmatrix-VFD, der Hersteller selbst verwendet stets ein Fake-Bild mit eckiger "Taschenrechner-Schrift", das das Gerät sehr nachteilig präsentiert.

Das Gerät wurde damals in der STEREO getestet. Der on-chip-DAC der Fujitsu-CPU gefiel ihnen nicht. Ich wüsste aber wirklich nicht, was es für "Normalmenschen" daran auszusetzen gäbe:


116-117_DVB-C-Radio-01.jpg

(PDF-Artikelkauf über den Link möglich)

Vodafone hat im Zuge der UKW-Abschaltung in ihren Netzen dann davon eine kundenspezifische OEM-Version fertigen lassen, den Vistron VDR100. Die Vodafone selbst hat also solche Geräte sehr günstig in Umlauf gebracht. Wie man an sowas rankam, weiß ich nicht. Angeblich reichte eine Beschwerde über das abgeschaltete UKW-Angebot. Ein Preis von knapp 40 EUR wurde auch irgendwo genannt.

Das Ursprungsgerät hat unvorteilhaft den optischen Ausgang an der linken Seite (!), die Vodafone ließ später bei Bemondis den VDR110 bauen, der hatte alle Anschlüsse hinten, ist aber softwaregleich, hat also auch die gleiche CPU. Vermutlich hat man da außer dem Platinenlayut nicht viel geändert.


2018 stieg TechniSat ein mit diesem Gerät:


Allerdings unterstützte auch der Cablestar 100 nur MPEG 1 Layer II. Sein sehr filigranes 2-zeiliges OLED mit 16 Stellen je Zeile brennt leider schnell aus, vor allem in der Ursprungsausführung, bei der im Standby links oben "OFF" angezeigt wurde und das auch noch viel zu hell. Die OLEDs waren dann links oben schnell kaputt.

Obwohl die Fernbedienung eine haptische Zumutung ist und bestimmte Eigenschaften etwas obskur sind (Anzeigeverhalten obere Zeile, Favoritenprogrammierung, S/PDIF-Lautstärke einstellbar), gefiel der CS100 der STEREO besser:


Möglicherweise wegen Verfügbarkeit der CPU legte LaSAT/Bemondis dann den Vistron VT855N auf. Der erschein zuerst noch im breiten Gehäuse, aber mit allen Anschlüssen hinten (wie beim VDR110). Er basierte aber auf der Fujitsu MB86H615, das ist die Shrink-Version des H61, selbst Nachfolger des H60. Fertigungstechnisch war das nun ein an allen 4 Seiten mit SMD-Lötbeinchen ausgestatteter Chip und kein BGA-Gehäuse mehr. Die neue CPU brauchte auch eine neue Software, die sich aber im Handling absolut nicht unterschied.

Später setzte Bemondis den VT855N in ein kleineres Gehäuse. Und da sitzt er heute noch:

wisi-or252-dvb-c-hdtv-receiver-vistron-vt855n-dvb-kabelradio-technisat-cablestar-100-jpg.28238


Hier stehen je ein Vistron VT855N und ein TechniSat Cablestar 100 auf einem HDTV-Kabelreceiver WISI OR 252, der - am Display erkennt man es - aus der gleichen Gerätefamilie und Firma stammt wie der Vistron: LaSAT/Bemondis aus Rötz und Neunburg vorm Wald. Vorteile des alten HDTV-Receivers: Aufnahme der Original-Audiodaten auf USB, frei editierbare Senderliste, Ortsbedienung On/Off, Up/Down und "zur Not" könnte er auch Free-TV in HD (H.264). Links liegt die furchtbare Mini-Fernbedienung des Cablestar 100.

Dann reichte TechniSat um 2020 herum den Cablestar 400 nach:


Das Gerät "Made in Germany" kann nur DVB-C-Radio und hat nen Aux-In. Mehr geht nicht. Der Preis war sportlich, mit Fernbedienung wohl 169 EUR, soweit ich mich erinnere. Sowas landete dann gerne als Radio im Seniorenheim.

Und schließlich hat die Fuldabrücker Manufaktur Restek ihrem legendären Sat-Radio MSAT ein MCAB zur Seite gestellt. Das ging damals so bei ca. 1300 EUR los. Das Gerät kann nichts außer MPEG 1 Layer II Audio und das ist auch Absicht. Restek war sogar vor Vistron und TechniSat dabei, soweit ich mich erinnere. Es gibt von diesem Gerät auch eine Eskalationsstufe für wohl über 3000 EUR:



Aus dem Digitalausgang dieser Geräte kam dann letztlich das gleiche raus wie aus dem des Vistron für 70 EUR...

So kam das Jahr 2021 und die ARD stellte handstreichartig auf LC-AAC um. Was auf Sat passiert, passiert 1:1 auch in den Kabelnetzen - außer bei der Vodafone. Die hatte auch vorher schon den ARD-Hörfunk von 320 kBit/s MP2 auf 192 kBit/s MP2 runtergebrochen, dabei ging der Audiofrequenzgang nur noch bis zu 13,5 kHz. Das war auch eine Schikane aus der Zeit mit den Streitigkeiten um Einspeiseentgelte.

Nun kam AAC auch in die nicht-Vodafone-Kabelnetze. Die Vodafone selbst hatte anfangs verkündet, dass sie weiterhin auf MP2 bleiben werden. Die Transcoder hatte sie ja sowieso schon.

Bei Vistron war schnell klar: die Geräte sind hardwareseitig fit für LC-AAC Stereo. Ob die CPU (vor allem die ältere H60) auch HE-AAC können würde, ist mir bis heute unklar. Für die HDTV-Receiver von LaSAT/Bemondis mit der H60-CPU gab es schon einige Jahre Softwareversionen mit LC-AAC-Unterstützung und für belgische / niederländische Kabelnetze hatte man auch DVB-Kabelradios mit LC-AAC gebaut (Vistron VDR210 / Quantis QE317):


Somit konnte LaSAT/Bemondis recht schnell ein Upgrade mit LC-AAC-Support rausbringen für die VT855N und auch für die softwaregleichen VT855 / VDR100 / VDR 110. Das Update gab es zu kaufen für knapp 10 EUR als Download, später nur noch für knapp 15 EUR als USB-Stick. Es musste eine Mischkalkulation gefahren werden, da pro Gerät 0,99 USD an das AAC-Lizenzkonsortium angeführt werden musste (Nachlizensierung). Das machte das ganze brutal aufwendig.



Ich durfte für den Hersteller das Verhalten des VT855N im Netz der PYUR Berlin im Herbst 2021 testen, also Anzeige RDS, EPG und Einleseverhalten. Dabei dokumentierte ich auch den Bug mit dem minütlichen Knack auf BR, NDR und RB, der im Januar 2022 kosmetisch behoben wurde durch Verdreifachung der Differenz PCR-PTS auf Anbieterseite.

Die Tests führte ich am PYUR-Anschluss einer hochbetagten (damals 95 Jahre alt) Dame aus:

VT855N - Test am PYUR-Kabelnetz Berlin.jpg

Zeitgleich schnitt zu Hause ein Satreceiver den jeweils getesteten Service als Datenstrom mit und der PC loggte noch den S/PDIF-Output. Seitdem war klar: das Decoding bei MP2 und LC-AAC ist bitgenau identisch zwischen den Vistron-Kabelradios und den alten HDTV-Receivern des gleichen Herstellers (so diese eine LC-AAC-taugliche Software haben).

Bei der Vodafone im Netzbereich ex KDG wurde für die VDR100 / VDR110 das Upgrade per Datenkarussell ausgerollt: im Standby gefunden, wurde man beim nächsten Start gefragt, ob man es installieren wolle. Da muss die Vodafone Geld in die Hand genommen haben und die Lizenzen für dieses "Gieskannen-Upgrade" pauschal bezahlt haben. Als Streuverlust mit aufgerüstet wurden Vistron VT855 aus dem normalen Einzelhandel, die zuföllig im ex-KDG-Netz aktiv waren.

Natürlich hat die Vodafone dann ihre Aussage, mit MP2 weiterzumachen, revidiert und hat ab 15.11.2021 die ARD-Programme in AAC durchgeleitet. Immerhin durchgeleitet - also keine Qualitätsverschlechterung gegenüber anderen Netzbetreibern und gegenüber Satellit mehr. Dafür schwiegen dann halt die ARD-Radioprogramme bei der Vodafone auf z.B. TechniSat-HDTV-Receivern.

Für den TechniSat Cablestar 100 sah es lange sehr schlecht aus. Es hieß, die CPU-Leistung reiche nicht für LC-AAC. Erst knapp vor oder nach Abschaltung der MP2-ARD-Radios bei der Vodafone kommunizierte TechniSat, dass eine Upgradelösung gelungen wäre. Der Cablestar 100 wurde dann für 15 EUR mehr UVP als LC-AAC-taugliche Version verkauft und das Upgrade konnte man als USB-Stick für knapp 15 EUR bestellen. Kaum jemand bekam es noch vor Weihnachten 2021 zu haben, da war das ARD-Radio schon mehrere Wochen weg.


Wegen Unkenntnis des Vorhandenseins der Upgrades flogen auch etliche Geräte Ende 2021 in den E-Schrott.

Hat man mehrere Geräte, muss man offiziell mehrere Sticks kaufen (Nachlizensierung von AAC). Der Hinweis, den gleichen Stick nicht ein zweites mal zu verwenden, da das zweite Gerät beim Upgradeversuch zerstört würde, ist durchaus ernst zu nehmen, wenngleich man da mit minimalen IT-Kenntnissen erkennen kann, worin hier die Sperre besteht.

Den teuren Cablestar 400 hat man aus Kulanz gratis aufgerüstet, die Software ist frei downloadbar. Es waren wohl wenig Geräte, alle noch in der TechniSat-eigenen Garantiezeit und ich vermute, dass auch die Gewinnspanne höher war.


Dann kam noch Telestar mit einem Gerät, das Internetradio und DVB-C-Radio kombiniert:


Die altbekannten HiFi-Hersteller haben, nachdem sie sich teils mit DSR und DAB schon die Finger verbrannt hatten, nichts mehr dafür gemacht. Es gibt also nichts von Sony, Pioneer, Onkyo, Denon etc. dazu.

Stand heute ist klar: der kleine TechniSat Cablestar 100 kann nicht nur LC-AAC, sondern auch HE-AACv1 (definitiv) und angeblich HE-AACv2 (Aussage TechniSat). Da hat man also viel mehr nachrüsten können als anfangs erwartet. Die Kabelradios von Vistron können nur LC-AAC. HE-AACv1 geben sie mit an 12 kHz gespiegeltem Audiofrequenzgang wieder.

Ein skurriles Gerät aus dem Hause LaSAT/Bemondis ( Vistron) sei noch erwähnt: der HDTV-Kabelreceiver im ca. 40 cm breiten Gehäuse mit eingebauten Lautsprechern und Subwoofer im Boden.


Auch als OEM-Version um Umlauf:


Mit der passenden Software drauf (legal frei zu haben) spielt der auch LC-AAC Stereo. Und freilich AC-3, aber das können auch die Vistron-Kabelradios. Die spielen somit auch NDR Kultur, das einzige ARD-Radio in AC-3. Die TechniSat-Geräte bleiben bei NDR Kultur stumm.

Ansonsten nimmt man halt für DVB-Kabelradio AAC-taugliche HDTV-Receiver mit Programmnamenanzeige. Wegen des nachgewiesenermaßen sehr guten LC-AAC-Decoders ohne Dynamikfehler nutze ich die alten WISI OR 252 (ebenfalls LaSAT/Bemondis, siehe Foto oben), die man ab und an für 30 EUR in den Kleinanzeigen bekommt. Aber da gibt es ja weitere Geräte, die in Frage kommen.

Fernseher zu verwenden geht freilich auch, spätestens ab LED-TV sollte der Bildschirm abschaltbar sein im Radiomodus (bei Kaltkathoden-Backlight-LCD machte man das wegen der limitierten Startzyklen des Backlights ungern). Manche Fernseher sind dabei dunkel, andere zeigen ein wanderndes Kanalbanner, wieder andere (HbbTV-taugliche) können aus dem mitgesendeten Datenkarussell die Standbilder ziehen, die die ARD bereitstellt. Das kann man wirklich zu Fuß aus den Datenströmen via Satellit oder Kabel rausziehen, das kommt da im Klartext:

MDR 1 Sachsen.png

Und Geräte, die "angenetzt" sind, bieten teils noch programmbegleitende Standbilder, die Sendungsbezug haben. Siehe u.a.




Ach so... Restek. Die waren ja auch noch AAC-tauglich zu machen. Da Restek aus HighEnd-Gründen keine komplette HDTV-Receiver-CPU verwendet hat, sondern eine eigene Lösung mit einer CPU, die nur den MP2-Audiodecoder beinhaltete, ging nichts. Die Leistungsfähigkeit der CPU reichte angeblich nicht. Die Geräte müssen eingeschickt werden und erhalten eine neue CPU. Ob das auf der gleichen Platine geschehen kann, weiß ich nicht. Über ein Jahr geschah aber gar nichts, denn die Ersatz-CPU von STMicroelectronics war nicht lieferbar.



 
Nachtrag: die Vodafone hatte vor 2-3 Jahren das System DVB-Radio beworben und einige der Geräte benannt.


Auf der Airable Seite kann man die hinterlegten Streams, zumindest das Format und die Bitrate, sehen.
Dazu muss man offenbar eingelogged sein?
 
@lg74 Ja genau. Sucht man über die Suchfunktion ein Sender und wählt diesen aus, erhält man eine Übersicht.
Hier nochmal ein Screenshot zum Beispiel vom DLF.
Bildschirmfoto 2025-01-11 um 14.24.44.jpg

Übrigens nebenbei, nur dadurch bin ich an die MP3 Stream Adressen der Zusatzstreams vom Französischen Fun Radio gekommen. Vorher hatte ich selbst die Android App zerpflückt und bin immer nur zu den 64k AAC Streams gekommen.
 
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Danke! Das ist ja richtig sorgfältig und vorbildlich. "Suggest edit!" ermöglicht, tote Links oder andere Streamvarianten zu melden?

Die Streamadressen lassen sich also auch komplett anzeigen?
 
Danke! Erwartungsgemäß ein Totalausfall mit den aktuell verkauften Geräten, die auf dieses Produkt zurückzuführen sind:


Davon gibt es mindestens 5 "Bedruckungen" unterschiedlicher Marken auf dem Markt und zu dieser Gerätefamilie gehören noch viele weitere Produkte (auch Portable, auch "Küchenradios, evtl. sogar ein sogenanntes "Highend-Gerät"), deren Verhalten vermutlich ähnlich sein wird.

Bei diesen Geräten (Skytune-basiert) kann man die Stream-Adressen frei eingeben. Das habe ich eben mal mit dem m3u8 von MDR Klassik gemacht.

Erst kommt 20 Sekunden lang nichts. Dann puffert er ca. 25 Sekunden lang. Dann spielt er eine Sekunde in 96 kBit/s. Dann Stille für 20 Sekunden, dann wieder eine Sekunde Audio, wieder 20 Sekunden Stille usw.

Also probieren wir mal den direkten 192er Link aus dem m3u8, um dem Gerät die Entscheidung abzunehmen, den passenden Stream auszuwählen:


Erst rödelt es für ca. 30 Sekunden, dann puffert es ca. 20 Sekunden, dann spielt es eine halbe Sekunde, dann puffert es wieder ewig...

Zum Vergleich: BBC spielt HLS 320 kBit/s LC-AAC problemlos, es liegt also nicht an irgendwelchen Bandbreitenproblemen. ABC Australien spielt nach anfänglichen Ladeproblemen dann auch mit HLS 192 kBit/s LC-AAC am Stück durch.

Die ARD kann einfach nicht kompatibel. Erst den DVB-Weg mit AAC nahezu inkompatibel machen, nun die Streams inkompatibel machen. Da steckt sicher wieder die neueste Raketentechnologie drin. Icecast in 256 kBit/s LC-AAC hat einfach zu einfach funktioniert, das musste weg. Bleibt perspektivisch dann nur der 128er MP3-Icecast-Stream. Da dürfte Freude aufkommen. Diese Gerätefamilie ist groß und das werden sicher nicht die einzigen Geräte sein, die betroffen sind.

Immerhin sind die Mikroruckler, die die MDR-eigenen Streams durchgängig hatten, hier nicht mehr drin (dafür geht der Frequenzgang wohl nur noch bis 18,5 kHz, aber das ist ja kein Drama). Die HLS-Streams kommen soweit mir bekannt vom hr, entsprechend laufen hier auch Encoder von Ferncast.

Haben jeweils 2 Stunden Vorlauf, sprich Timeshift ist endlich möglich!
Ich war erst irritiert, was Du meinst. Jetzt, wo ich im VLC teste, sehe ich es: man kann 2 Stunden zurückspulen. Also 2 Stunden Rücklauf. Nettes Feature. Aber das ist nicht die Ursache, dass die genannten Geräte nicht spielen. BBC hat bei Wahl einer bestimmten Adresse 6 Stunden (!) Rücklauf und da spackt das Gerät problemlos (freilich ohne die Chance, "zurückzuspulen"). BBC-HLS startet instantan, ARD-HLS (egal ob Ferncast von MDR, hr2 oder WDR oder Qbit vom BR) spielt nicht.
 
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