Mit die interessantesten Leute meinst du?
Ganz ehrlich: "interessant" finde ich an diesem Biotop nichts. Oder fand ich nichts, denn die Zeiten, in denen ich noch recht viel Kontakt mit anderen Menschen hatte, sind vorbei - in den allermeisten Fällen zum Glück.
Ich hatte mal die Ehre, eine Vorlesung in einer philosophischen Fakultät einer mittelgroßen westdeutschen traditionsreichen Universität besuchen zu dürfen - als Zaungast. Was ich da an Verkommenheit erlebt habe, vom Herumlungern des auf Gesellschaftskosten beschulten Publikums über völliges Ignorieren des Dozenten, Herumlaufen, Reinkommen, Rausgehen während der Vorlesung, sich-Sachen-zuwerfen oder übergeben während der Vorlesung etc. bis hin zum Zustand der Räumlichkeiten (die nicht von alleine in einen solchen Zustand geraten), hat mir gereicht. Das kannte ich von Studiengängen, in denen man sich Schein um Schein wirklich hart erarbeiten muss, nicht.
Ähnliches "Schöngeister"-Publikum musste ich ein Jahr lang zwangsweise ertragen, als ich berufsbedingt am Arbeitsort von WG zu WG zog. Die schlimmsten von allen waren die angehenden Psychologinnen, gerne selbst schwer psychotisch.
Später hat man solche Leute dann im Berufsleben schlimmstenfalls als VorgesetzInnen, die zwar fachlich nichts können (deshalb sind sie ja Vorgesetzte geworden), dafür aber z.B. die Psycho-Geige in den schrillsten Tönen spielen können und die ganze Bandbreite der psychischen Kriegsführung inkl. Zersetzung des Arbeitsklimas, Ruin der fachlich kompetenten Leute und am Ende eigenem Aufstieg bestens beherrschen.
Nee danke, kein Bedarf. Demütigen kannn ich mich selbst, da bin ich wenigstens flexibel und kann entscheiden, ob, wann, wie und wie intensiv.
Zurück zum Thema:
Natürlich meinte ich damit, DLF Nova zu ersetzen und das neue Programm auf allen Frequenzen der sogenannten Jugendradios der Länderanstalten zu verbreiten. Jede einzelne Länderanstalt spart momentan kräftig an diesen Sendern (Sputnik, YouFM, NJoy, 1LIVE, DING, NEXT und Fritz). Nach durchhören aller Sender habe ich festgestellt, dass alle eine enge Rotation haben und zu 80% den sogenannten 3. Programmen gleichen.
Deine Einschätzung teile ich. Was ich beim Durchhören erlebte, deckte sich großteils mit den Programmen für "eine Altersgruppe höher" zu weiten Teilen. Diese Kritik ist ja auch hier im Forum bekannt und oft niedergeschrieben worden. Die Programme nehmen halt als Musiktapete das, was angeblich aktuell in der jeweiligen Altersgruppe "trendet" und da kaum jemand sich eingestehen möchte, älter zu werden, trendet das aktuelle Gestotter und Gewimmer mit den gepitchten und anderweitig verfremdeten Stimmen halt bei den 35-jährigen genauso wie bei den 18-jährigen.
Problem Nummer 1 ist für mich diese Doppel-Belegung von Ressourcen mit 2 mal dem gleichen Industrieabfall und keinem relevanten Unterscheidungsmerkmal - Inhalt kommt bei den Spaßfunkern ja nicht mehr vor. Ist ja alles "Show". Gleichzeitig schiebt man z.B. die bescheiden und ohne "Show" präsentierte Popkultur - wenn man da überhaupt noch Kompetenz im eigenen Hause hat - auf eine der Zusatzwellen ab und halbiert ihre Sendezeit (schönen Gruß an den NDR).
Ein bundesweites "Jugendradio" stünde dann aber wieder vor der Frage: wen ansprechen? Neugierige, gesellschaftlich und darüber hinaus z.B. auch naturwissenschaftlich Interessierte? Junge Leute, die auch mal kulturell über den Tellerrand schauen wollen (gibt es!)? Oder doch wieder nur Soundtapete mit Party-Tips und Belanglosigkeiten? Ich sähe ersteres als öffentlich-rechtliche Pflicht, zweiteres sehe ich aber auch nicht unbedingt als etwas "Verbotenes" - es ist halt nur die Kür, wenn nach der Pflicht noch Ressourcen übrig sein sollten. Und die sind bekanntlich ja nicht verfügbar, deshalb gibt es landauf, landab ja die öffentlich-rechtliche Pflichterfüllung nicht mehr.
Um das Ganze aufzulockern, das hat Niveau:
Das war amüsanter Smalltalk mit kleinem Lerneffekt über ost-/westdeutsche Befindlichkeiten und Realitäten.
Niveau hatten zumindest in meinem Verständnis Sendungen, die sich eher selten im Internet finden und die etwa zu dieser Zeit, auch ein halbes Jahr davor, auch durchaus länger als ein Dreivierteljahr davor (da war doch was...) stattfanden. Ohne Musik, mit viel Wort, mit Studiogästen aus Gesellschaft und Wissenschaft.
Vor der Wendezeit sowas:
Vierzehnteilige Veranstaltungsreihe von Moritz von Rappard und Dunja Funke zum Jugendprogramm des DDR-Rundfunks.
www.radio-geschichte-dt64.de
oder sowas
Vierzehnteilige Veranstaltungsreihe von Moritz von Rappard und Dunja Funke zum Jugendprogramm des DDR-Rundfunks.
www.radio-geschichte-dt64.de
In der Wendezeit dann sowas:
Vierzehnteilige Veranstaltungsreihe von Moritz von Rappard und Dunja Funke zum Jugendprogramm des DDR-Rundfunks.
www.radio-geschichte-dt64.de
Niveau und Scharfsinn konnten auch Musikredakteure - und es sich zumindest bei der letzten Sendung auch leisten, dann schon beim ORB:
Anhören! Da wird das ganze Elend des ARD-Jugendfunks bereits 1993 korrekt benannt.