Radiokult
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Das kommt ganz auf die Betrachtungsweise an. Ab der Ausdehnung auf ein 20-Std-Programm waren da durchaus interessante Sendestrecken dabei. Immerhin konnte sich das Programm es immer leisten unter dem Vorwand der Jugend ein wenig "frecher" zu sein als der Rest.Hatte Jugendradio Deutschlandtreffen 64 bei der Jugend der DDR und bei jungen Werktätigen, die passabel Westsender empfangen konnten, bis ca. Ende Oktober 1989 irgendeine nennenswerte Bedeutung bis auf die Sendung, die 1:1 eine LP zum mitschneiden bot? Wohl eher nicht.
Insgesamt betrachtet dürfte die Quote aber eher überschaubar gewesen sein. Es finden sich im Netz diverse, mutmaßlich echte Dokumente, die sich recht umfangreich mit der Quote des einstigen DT64 vor der Wende befassen.
Die Wendezeit selbst war wenn man so will ein Sonderfall. Das alte System galt nichts mehr und das neue war noch nicht da. So frei von jeden Zwängen waren in der Zeit von Ende 89 bis Mitte 92 nur die ehemaligen DDR-Sender. Und das wirkte sich natürlich auf die Hörerzahlen aus. Speziell der Rias in West-Berlin, welcher als größter Konkurrent von DT64 angesehen werden kann, hatte ebenfalls mit dem Fall der Mauer zu kämpfen, denn auch seine Existenz wurde damit im Grunde überflüßig. Und da die Westmedien nicht in dem Maße über die Ereignisse in der DDR berichten konnten bzw. das meistens aus verständlichen Gründen aus einem anderen Blickwinkel heraus taten, hörte man zunehmend wieder mehr Ostsender. Davon abgesehen gab es noch kein Internet und selbst Handys waren noch weit entfernt von dem, was man heute Handy nennt. Es gab noch nicht mal den Begriff Handy. Damals waren das Funktelefone.
Allerdings relativierte sich das alles auch wieder recht schnell. Das DT64 aus den Wendetagen 1990/91 hatte nur noch recht wenig mit dem DT64 zu tun, welches dann 1993 in Sputnik umbenannt wurde. Der inhaltliche Kahlschlag begann dort aus verschiedensten Gründen lange vorher.
Das ein solches Programm heute so noch funktionieren würde, darf eher angezweifelt werden. Eben weil es damals noch kein Internet gab und die Informationsquellen überschaubar waren, hatte Radio insgesamt einen ganz anderen gesellschaftlichen Stellenwert. Auch die Anzahl der hörbaren Sender war überschaubar. Und davon abgesehen war damals auch die gefühlte musikalische Toleranz höher als heute. Wenn man sich alte DT-Mitschnitte vom ganz normalen Tagesprogramm anhört, wovon es ja einige gibt, ist die musikalische Zusammenstellung dort schon recht interessant. Das würde heute aber kein Sender mehr so machen, weil man viel zu sehr auf irgendwelche Beraterweisheiten fixiert ist, an die sich der Durchschnittshörer wiederum längst gewöhnt hat. Dazu kommt der zwangsweise Erfolgsdruck, auch beim ÖR, um überhaupt eine halbwegs durchboxbare Legitimation zu haben. Hat man nämlich keine Hörer, kommt der Kritiker mit der Allround-Keule "Gebührenverschwendung weil keiner zuhört" um die Ecke. Macht man es inhaltlich etwas flacher, womit man mehr Hörer erreichen kann, tönt der Allround-Kritiker wieder "Gebührenverschwendung weil das der Privatfunk auch oder sogar besser kann". Und da einen Mittelweg zu finden, ist eine äußerst schwierige Kiste, insbesondere bei einem Programm mit Zielgruppe Jugend.
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