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Die aktuelle Nr. 1 der Album-Charts wird vom Radio ignoriert

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Ha! Ich freue mich sehr, dass mein Beitrag doch noch und hier sogar äußerst kompetent von @da_hooliii aufgegriffen wurde. Gleichzeitig gestehe ich, dass mir selbst die Gründe bereits klar waren, wollte allerdings zur Diskussion anregen.

Auf der einen Seite interessieren sich große Labels kaum noch für die Performance ihrer Vertragskünstler in den Sales-Charts, eher für die reinen Streaming-Zahlen und -Erlöse, obwohl diese auch in den Sales-Charts implementiert sind. Auf der anderen Seite brüsten sich alle liebend gern mit guten Chart-Platzierungen, egal, wie viel wenig Tonträger in jener Woche abgesetzt worden sind.

Krasses Beispiel vor einigen Monaten das Album von Roy Bianco und Abbrunzati Boys: Von Null auf Eins, nächste Woche wieder gänzlich raus. Die Käufe wurden durch Bundle mit einem bei GfK gemeldeten Ticketverkauf generiert und zählten.

Ein Abbild für kollektive Musikliebhaberei der Bevölkerung sind die Charts also schon lange nicht mehr. Wer außer mir findet das ebenfalls schade?
 
Ein Abbild für kollektive Musikliebhaberei der Bevölkerung sind die Charts also schon lange nicht mehr. Wer außer mir findet das ebenfalls schade?
"Schade" wäre das falsche Wort. Ich kann's ja nachvollziehen, daß man etwas nur schwer nachvollziehen kann, insofern halte ich das für verständlich, zumal es ja auch keine wirklich neue Entwicklung ist.
Schade finde ich eher, daß die aktuelle Situation das Leben für die Künstler nicht wirklich leichter macht, denn da, wo kein meßbarer, dauerhafter Erfolg vorhanden, muß ich davon ausgehen, daß ziemlich viele Medien eher davon absehen, einem Künstler eine - noch dazu vielleicht eine große - Bühne zu bieten, weil sie keine Quote sichern. Und Plattformen für Künstler, Position in der Hierarchie erst mal wurscht, sind in den vergangenen Jahren nicht mehr geworden.

Gruß
Skywise
 
Auf der einen Seite interessieren sich große Labels kaum noch für die Performance ihrer Vertragskünstler in den Sales-Charts, eher für die reinen Streaming-Zahlen und -Erlöse, obwohl diese auch in den Sales-Charts implementiert sind. Auf der anderen Seite brüsten sich alle liebend gern mit guten Chart-Platzierungen, egal, wie viel wenig Tonträger in jener Woche abgesetzt worden sind.
Bei den Singlecharts wird nun einmal fast nur noch gestreamt weil es ja nichts anderes mehr gibt. Das Interesse an phyischen Singles gibt es nur noch vereinzelt bei ein paar Songs ansonsten ist diese Tonträgerart tot. Downloads machen zumindest noch 2-3 % am Gesamtmarkt aus aber erzielen auch nur Bruchteile an Umsätzen wie noch zu Zeiten als Downloads dominiert haben.

Krasses Beispiel vor einigen Monaten das Album von Roy Bianco und Abbrunzati Boys: Von Null auf Eins, nächste Woche wieder gänzlich raus. Die Käufe wurden durch Bundle mit einem bei GfK gemeldeten Ticketverkauf generiert und zählten.
Die haben zwar nur kurz die 1 gehabt aber die kann ihnen eben auch niemand nehmen. Solche Bands werden dann auf Festivals öfter gebucht weil die Chartplatzierung ihren Bekanntheitsgrad beflügelt.

Ein Abbild für kollektive Musikliebhaberei der Bevölkerung sind die Charts also schon lange nicht mehr. Wer außer mir findet das ebenfalls schade?
Die Zeiten haben sich nun einmal geändert und man rennt nun einmal nicht mehr zwingend in den Laden um die Wertschätzung für ein Album oder einen Song zu zeigen. Auf der anderen Seite ist es schwierig noch etwas so darzustellen, dass es möglichst den Erfolg eines ganzen Landes repräsentiert. Dazu gibt es mittlerweile zu viele verschiedene Subgenres und so viele Fanlager, die unabhängig voneinander existieren.
 
Mal wieder ein Beispiel, wie Angebot (Radio) und Nachfrage (Streaming) auseinander klaffen.


Neun Wochen an der Chartspitze, Sommerhit des Jahres, Dreifach-Gold-Status, über 143 Millionen Streams: „Layla“ hat so ziemlich alles abgeräumt, was es gibt. Nun steht fest: Der Partyschlager ist auch der erfolgreichste Song 2022.

Im (Schlager)Radio wurde der Titel ignoriert.

Und da wird sich an anderer Stelle ersnthaft über die Verluste bei der

MA 2022 IP Audio IV​

gewundert
 
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Sagen wir es mal so: Wenn ich mir früher eine Platte gekauft habe und mir diese in meinem stillen Kämmerlein immer und immer wieder angehört habe, hats keine Sau interessiert. Wenn ich mir aber heute auf Spotify, Amazon Music usw. immer und immer wieder den gleichen Song anhöre, dann wirds gezählt und zu etwas erhoben, was es trotzdem nicht ist. Man nehme 500 Leute die einen x-beliebigen Song nur 100 Mal anspielen auf den Plattformen und schon ist man bei 50.000 Plays, gerne mal fälschlicherweise auch als Streams betitelt. Soll heißen, es ist mittlerweile so einfach wie nie zuvor, Charts zu manipulieren, was ich jetzt ausdrücklich nicht auf die Macher des Layla-Songs beziehe. Das gilt ganz allgemein. Über das tatsächliche Hörverhalten sagen die heutigen Charts so gut wie nichts mehr aus.
Davon abgesehen hat der Layla-Song im Moment einfachen Platin-Status in D, A und CH. "Dreifach-Gold-Status" ist schon deshalb Nonsens, weil aus Doppel-Gold (2 x 200.000 verkaufte Einheiten) Platin wird. In der Schweiz reichen übrigens schon 10.000 für Gold.
Laß uns nochmal über das Lied reden, wenn sie den Diamant-Status erreicht haben, sprich 750.000 verkaufte Alben bzw. 1 Mio Singles.
 
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Laß uns nochmal über das Lied reden, wenn sie den Diamant-Status erreicht haben, sprich 750.000 verkaufte Alben bzw. 1 Mio Singles.
"verkauft" ist hier auch ein etwas schwammiger Begriff. Das Lied hat ein paar tausend Downloads und physische Single verkauf und weit mehr als die überwiegende Mehrheit hat es ja durch Streams zu Platinstatus erreicht - und ja das Lied wird sicherlich auch Diamantstatus erreichen.

Über das tatsächliche Hörverhalten sagen die heutigen Charts so gut wie nichts mehr aus.
Sie sagen sogar sehr viel aus weil viel mehr Menschen eine Stimme bekommen. Es sagt schon viel mehr aus wenn der Toptitel sagen wir mal von 2-3 Millionen Leuten in der Woche gehört wurde als wenn es wie z.B. noch zu Downloadzeiten früher 50.000 mal runtergeladen wurde. Mit Streaming erreicht man viel mehr Leute weil es auch viel mehr Menschen nutzen. Ich erinnere mich noch an die Zeiten als ich eine Maxi-Single CD kaufen musste weil ich sonst gar nicht die Möglichkeit gehabt habe anders dauerhaft an das Lied ranzukommen (mal abgesehen von Video auf VIVA/MTV auf VHS aufnehmen).


immer und immer wieder den gleichen Song anhöre, dann wirds gezählt und zu etwas erhoben, was es trotzdem nicht ist. Man nehme 500 Leute die einen x-beliebigen Song nur 100 Mal anspielen auf den Plattformen und schon ist man bei 50.000 Plays, gerne mal fälschlicherweise auch als Streams betitelt.
So einfach ist jetzt auch nicht. Für die Charts werden Massenstreamer (also Leute, die es sich immer wieder anhören) ausgeschlossen und bis das so viel zählt um als eine verkaufte Einheit gewertet zu werden muss man das schon eine ganze Weile öfters hören.

Im (Schlager)Radio wurde der Titel ignoriert.

Und da wird sich an anderer Stelle ersnthaft über die Verluste bei der

MA 2022 IP Audio IV​

gewundert
Das wundert mich sowieso schon seit Jahren nicht mehr. Im Radio läuft teilweise echt Musik, die irgendwo in einem Paralleluniversum stattfindet. Viele Hits wurden da schon ignoriert weil das Radio in seinen uralten Strukturen gefangen ist.
 
Für die Charts werden Massenstreamer (also Leute, die es sich immer wieder anhören) ausgeschlossen
Nö, werden sie nicht. Mit einem Premium-Abo bei Streaming-Dienst XYZ wird jeder deiner Plays gezählt. Alle anderen Streams spielen keine Rolle. Einzige Bedingung für die Zählung ist lediglich, das der Song mindestens 30 Sekunden laufen gelassen werden muss. Suspekt ist, dass für die Berechnung der Alben-Charts nur die Titel 1 bis 12 für die Ermittlung der Charts relevant sind. Hat das Album mehr Titel, werden diese schlicht ignoriert. In Österreich und der Schweiz sind die Zählmodalitäten geringfügig anders und die Zahlen entsprechend niedriger.

Um nur allein aus Streaming-Musik in D eine goldene Schallplatte zu machen, brauchts bei Singles 40 Mio. Abrufe, bei Alben 200 Mio.

Mit Streaming erreicht man viel mehr Leute weil es auch viel mehr Menschen nutzen.
Darüber ließe sich bei Betrachtung der aktuellen MA-IP, welche hier ja auch gerade heiß diskutiert wird, vortrefflich streiten. Ich wäre mir gar nicht so sicher, ob das in Summe tatsächlich mehr sind.
 
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Es sagt schon viel mehr aus wenn der Toptitel sagen wir mal von 2-3 Millionen Leuten in der Woche gehört wurde als wenn es wie z.B. noch zu Downloadzeiten früher 50.000 mal runtergeladen wurde. Mit Streaming erreicht man viel mehr Leute weil es auch viel mehr Menschen nutzen. Ich erinnere mich noch an die Zeiten als ich eine Maxi-Single CD kaufen musste weil ich sonst gar nicht die Möglichkeit gehabt habe anders dauerhaft an das Lied ranzukommen (mal abgesehen von Video auf VIVA/MTV auf VHS aufnehmen).
Nun - das mag vielleicht sein, aber das Problem ist, daß diese Zahlen de facto nichts aussagen.
Aus historischer Sicht konnte jemand, der ein paar tausend Singles oder Alben verkauft hat, sich vergleichsweise sicher sein, daß er erstens mit ein paar Einnahmen rechnen durfte, die für mehr als eine Pizza reichten, und zweitens zumindest einen gewissen Marktwert hat - falls Auftritte/Konzerte oder sogar eine Tour geplant war, konnte man ziemlich gut abschätzen, ob man sich durch die kleineren Bühnen arbeiten mußte oder ob sich vielleicht sogar eine Halle füllen ließ. Beides ist heutzutage nicht mehr gegeben, denn die Streaminganbieter zahlen nix und das Lied war den Nutzern praktisch keinen Cent wert, es kann sowohl im Hintergrund vorbeigeplätschert als auch bewußt angehört worden sein. Und selbst dieses "bewußt anhören" kann unterschiedliche Formen annehmen - ob man das Lied wirklich gezielt hören wollte, weil es einem gefällt, oder ob man sich "Layla" nur mal reingezerrt hat, um sich sowohl davor als auch danach darüber zu wundern, wo denn der erhöhte Blutdruck der Allgemeinheit herkommt ...
Eigentlich bin ich schon längst an dem Punkt, an dem ich sage, daß die Charts eigentlich gar keine Daseinsberechtigung mehr haben. Die Statistik selbst - ja, zwecks Abrechnung der Almosen. In der Hoffnung auf bessere Zeiten. Aber für die Öffentlichkeit ...?

Gruß
Skywise
 
das Problem ist, daß diese Zahlen de facto nichts aussagen.[...] Eigentlich bin ich schon längst an dem Punkt, an dem ich sage, daß die Charts eigentlich gar keine Daseinsberechtigung mehr haben.

In der Tat ist das ein Problem - vor allem weil es überhaupt keine alternativen Beliebtheitsskalen für aktuelle Musik gibt.

Und ich habe das Gefühl, dass es nur noch gaaanz vereinzelt mal Titel gibt, die wirklich bei der breiten Masse "richtig zünden". Viele heutige Titel plätschern so nebenher dahin, ohne groß aufzufallen, aber eben auch ohne richtig ins Ohr zu gehen.

Solche Titel gab es zwar früher auch schon, aber die konnten sich dann zumindest im Mainstream zu Recht nicht etablieren, oder landeten vereinzelt (!!!) mal als Füllmaterial auf einer "Bravo Hits" oder so. Noch in den 1990ern waren die vorderen Chartplätze fast immer ein Garant dafür, dass der jeweilige Titel zum Klassiker wurde - egal ob das jetzt Grunge (z. B. Nirvana), Eurodance (Culture Beat, Masterboy, DJ Bobo...), Hip-Hop (Fugees, Warren G...) oder Pop (Backsteet Boys, Madonna, Britney Spears...) war.

In den 2000ern ebbte das schon stark ab, aber zumindest diejenigen, die sich etwas intensiver für Popmusik interessierten, fanden immer noch viele Künstler, die in ihrem Genre für Evergreens gesorgt haben (z. B. DJ Tiesto oder System F).

Danach gab es immer nur einzelne richtig große Dauerbrenner wie "Waka Waka", "La Camisa Negra", "Jerusalema" oder zuletzt "Layla", die so eingängige Melodien haben, dass sie auch mit fünf Bier intus immer noch auf einer Party mitgegrölt werden können. Und genau das sind die Titel, die wir brauchen, auch im Radio.

Vorige Woche war ich bei einer dieser mittlerweile bekannten "Rudelsingen"-Veranstaltungen. Die Stimmung war super, das Programm bestand allerdings durch die Bank aus alten Songs wie "Aber bitte mit Sahne", "Über den Wolken" oder "Here Comes The Sun". Aber diese Titel waren bereits, als neu waren, unangefochtene Hits, die jeder mitsingen konnte. Und daher ist "Layla" m.E. auch zu Recht der erfolgreichste Song des Jahres.
 
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