• Diese Kategorie ist für Diskussionen rund um die Programminhalte der Sender gedacht. Über Frequenzen und Empfang kann sich unter "DX / Radioempfang" ausgetauscht werden.

Die BR-Nachrichten mutieren zur Sesamstraße

OnkelOtto

Benutzer
Seit heute, 11 Uhr, senden die Wellen Bayern 2 und Bayern Klassik "Nachrichten", die diese Bezeichnung nicht mehr verdienen.
Ich dachte zunächst, ich sei in der Sesamstraße gelandet.

Die Sprecherin verkündet mir in zuckersüßer Gute-Nacht-Geschichten-Diktion liebliche "Informationen", die in Wortwahl und Inhalt so auch in "Bild der Frau" hätten stehen können. Schnippsel-Korrespondenten werden in 20-Sekündern eingespielt. Dass es hier zum Beispiel um ein sechstes Todesopfer des Amok-Idioten vom Magdeburger Weihnachtsmarkt ging, versuppte in einer Nachrichtensprache, für die sich "Logo" geschämt hätte.

Von sechs Uhr bis zehn Uhr soll es angeblich noch seriöse, klassische Nachrichten geben. Warum dann um 11 dieser desaströse Formatbruch? Ab 11 werden die Hörer nicht mehr ernst genommen? Dann übernehmt doch bitte die DLF-Nachrichten, wenn Ihr Euch vor lauter Sparzwang und gleichzeitiger Anbiederung an "modernes Nachrichtenformat" nicht mehr retten könnt.

Aber hören Sie selbst:

 
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Eine Zusammenlegung an Feiertagen oder Randzeiten gab es schon öfter. Bisher nur eher so, dass B3 die Nachrichten von B5 übernommen hat. Jetzt geht es halt mal in die andere Richtung. Alles halb so wild und eigentlich kein Grund hier so einen gepfefferten Post abzusetzen.
 
Die Sprecherin klingt mehr nach einer Vorleserin eines Hörbuchs für Kinder. Jede Meldung wird mit einer "Heute wollen wir die lieben Kleinen mal nicht erschrecken"-Betonung vorgetragen. Selbst für Bayern 3 finde ich das zu kindisch.
 
Ich muss ehrlicherweise auch sagen, dass mir das, was ich da hören konnte, zwar ebenfalls nicht gefällt, da ich mich von derart formulierten Nachrichten als Hörer nicht wirklich für voll genommen fühle, allerdings hätte ich es nach dem Post von @OnkelOtto noch um einiges schlimmer erwartet. Wenn "nun zur Stunde" irgendetwas stattfindet, das dann sogar noch in einem Satz mit mehr als einem Einschub genauer beschrieben wird, hätte man den Redakteur wohl andernorts schon dafür gescholten.
 
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Eine Zusammenlegung an Feiertagen oder Randzeiten gab es schon öfter. Bisher nur eher so, dass B3 die Nachrichten von B5 übernommen hat. Jetzt geht es halt mal in die andere Richtung. Alles halb so wild und eigentlich kein Grund hier so einen gepfefferten Post abzusetzen.
Doch, ich finde schon. Fernab jeglicher Intension, Foren-Mitdiskutanten herabzuwürdigen, will ich nur auf die Wertigkeit sachlicher und auch sachlich vorgetragener Hörfunknachrichten hinweisen. Für mich hat die schnörkellose Präsentation von Inhalten ohne formale Mätzchen und Reduktion auf anbiedernde, vermeintlich "hörernahe" Textgestaltung etwas mit Glaubwürdigkeit eines öffentlich-rechtlichen Senders zu tun.
Mögen die Popwellen ihre News gestalten wie sie wollen, ich höre sie nur selten. Deswegen grummele ich da als Nicht-Zielgruppler nur leise vor mich hin.
Aber in einer Kultur- bzw. Klassikwelle ist die Erwartungshaltung der Hörer an Nachrichten eine völlig andere. Die Nachrichten sind bei vielen dieser Zu-Hörer gezielte Einschaltpunkte. Und diese muss man meiner Meinung nach nicht durch eine sehr eingeschränkte Themenauswahl und eine formale Gestaltung verniedlichen, die dem Inhalt kaum angemessen ist.
 
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Hoffentlich ist das tatsächlich nur dem Feiertag geschuldet. Ich möchte morgens früh um 6 nicht mit solchen O-Ton-Nachrichten geweckt werden. Die von mir sehr geschätzte "Welt am Morgen", vormals "Radiowelt", höre ich nicht zuletzt deswegen schon seit langer Zeit jeden Werktag.
 
Wenn es gestattet ist, zitiere ich mich zu Deiner Frage, 192kbps, mal selbst:

"Ist nicht eine Sendung mit O-Tönen doch letztlich nichts anderes als ein Magazin mit kurzer Ankündigung von Einzelbeiträgen? Birgt nicht der O-Ton in dieser 30-Sekunden-Knappheit und engen Taktung die Gefahr, dass die Aufnahmefähigkeit mancher Hörer allein schon wegen des Stimmwechsels kurzzeitig eingeschränkt ist und jene, die Hörer, den Inhalt nicht mehr verlustfrei aufnehmen können?

Und weist denn der O-Ton in jedem Fall einen Zusatznutzen, eine Zusatzinformation auf?

Ich halte O-Töne dann für vertretbar, wenn sie einen Mehrwert bieten - also nicht nur aufgesagte Reporter-Informationen, die ein Sprecher genauso gut (oder besser) verlesen könnte. Zum Mehrwert gehören für mich "echte" O-Töne wie Politikeraussagen, Polizeisprecher vor Ort usw. Das ist authentisch und transportiert zudem auch "Stimmung", wenn ein knauseriger Bundeskanzler nach einer langen Nachtsitzung einsilbig und müde ein lustloses Statement absondert. Das lässt für die Hörer sehr eindringlich auf die Gesamtatmosphäre eines politischen Gipfels schließen.

Und wird nicht bei willkürlichen O-Tönen, um die Format-Schiene „Eingängigkeit und Unterhaltsamkeit“ zu bedienen, genau das Präsentationsoptimum geopfert, das alleine gewährleisten kann, dass 100 Prozent der Information „rüberkommen“ – beim „Kunden“ Hörer?

Natürlich ziehe ich meinen Nutzen notgedrungen auch aus einer O-Ton-Sendung, genauso wie ich, wenn ich nichts anderes habe, eine Zeitung mit Butterflecken und Druckfehlerkaskaden lese. Aber warum ohne Not auf das Optimum verzichten, warum sich durch stromlinienförmige Formatvorgaben und Wellenlayout-Forderungen stillschweigend eines Juwels entledigen, das auch das Rückgrat der journalistischen Reputation eines ernstzunehmenden Senders ist?"
 
"Ist nicht eine Sendung mit O-Tönen doch letztlich nichts anderes als ein Magazin mit kurzer Ankündigung von Einzelbeiträgen? Birgt nicht der O-Ton in dieser 30-Sekunden-Knappheit und engen Taktung die Gefahr, dass die Aufnahmefähigkeit mancher Hörer allein schon wegen des Stimmwechsels kurzzeitig eingeschränkt ist und jene, die Hörer, den Inhalt nicht mehr verlustfrei aufnehmen können?
Um es kurz zu machen: Nein.
 
Viel Meinungen zu diesem eher nebensächlichen Thema.

Das ist absolut nicht nebensächlich. Zumindest nicht für Menschen, die ernsthaft Nachrichten hören wollen. Als der hr seine O-Ton-Schnipsel eingeführt hat, verließ dann auch mein damaliger Produktionsleiter (ein intelligenter junger Mann, den ich als Extrembeispiel von Effizienz und Erwarten von Effizienz kennenlernte) den hr als das "eingestellte Programm" und wechselte zusammen mit seiner Frau (damals Führungskraft in einer Abteilung der Fraport) zum DLF. Es wäre unerträglich, sich mit diesem Privatfunkniveau abspeisen zu lassen. Da war das ganze Programm schlagartig erledigt.

Bei mir war es auch so, als ich noch Radio hörte: wenn O-Ton-Nachrichten kamen, war das Programm für mich normalerweise erledigt wegen "nicht mehr ernst zu nehmen". Ich fühle mich da regelrecht beleidigt. Ich wollte nicht so "angesprochen" werden wie im Privatfunk. Ich empfand für mich, ich hätte etwas besseres verdient. Ja, genau so: etwas besseres.

Inzwischen bin ich ja nun 3 Jahre und 3 Wochen "radio-frei" abgesehen von sehr seltenen Momenten und wenigen noch meinem technischen Interesse geschuldeten Tests. Ich merke in solche Threads dann immer, dass mir offenbar das Schlimmste, was dem Radio für Erwachsene passiert, erspart geblieben ist. Einerseits gut so, andererseits dennoch sehr traurig, wie die Programme, die noch Wert hatten immer mehr vergiftet werden.
 
Was habt ihr immer alle gegen O-Ton News? Was ist inhaltlich an diesen so viel anders, als bei normalen Nachrichten?
Nun, sie birgen die Gefahr, sich unnötig aufzublähen. Wenn es einen Sachverhalt gibt, der in genau denselben Worten vonm Sprecher im Studio erläutert werden kann, warum sollte er stattdessen von einem Reporter oder Redakteur gesprochen werden? Klar, man möchte natürlich auch zeigen, wie gut man doch aufgestellt ist, wo man nicht alles Leute sitzen hat und so weiter, aber gehört so eine Präsentation des (in manchen Fällen, wie etwa bei den meisten Privatsendern, noch nicht mal) eigenen Korrespondentennetzes wirklich in die Nachrichten? Die sollten doch an sich die Aufgabe haben, so sachlich wie möglich zu informieren, ohne viel Trara.
"Ist nicht eine Sendung mit O-Tönen doch letztlich nichts anderes als ein Magazin mit kurzer Ankündigung von Einzelbeiträgen?
Ja, genau den Gedanken hatte ich auch, allein schon bei der Anmoderation der ersten Meldung: "Schauen wir zuerst zu unseren Nachbarn nach Österreich". Ein wunderbarer Einstieg, überhaupt nicht zu beanstanden, wenn er halt in einer Magazinsendung mit aktuellen Berichten gefallen wäre. Und da würden O-Töne ja wieder wunderbar hinpassen, gar kein Thema. Aber gibt es nicht genau dafür unterschiedliche Formate? Sind nicht Nachrichten dazu da, möglichst prägnant und sachlich zu informieren und Magazine, um tiefer einzutauchen, Meinungen darzustellen, Atmosphären einzufangen und so weiter? Und das Schöne ist doch, dass es bei Bayern 2 eben beides gibt. Warum müssen dann die Nachrichten auf einmal auch im Magazinstil aufgebaut sein?
 
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