• Diese Kategorie ist für Diskussionen rund um die Programminhalte der Sender gedacht. Über Frequenzen und Empfang kann sich unter "DX / Radioempfang" ausgetauscht werden.

Die BR-Nachrichten mutieren zur Sesamstraße

Klingt für mich nach Krankheitsfall oder Dienstplanenge
Jedenfalls der Verzicht auf eigene BR-Nachrichten bei Nacht dürfte von Dauer sein. Sonst wären wohl kaum spezielle Bumper produziert worden ("ARD-Nachrichten" auf BAYERN 3, BR-KLASSIK auch im ARD-Nachtkonzert ohne Gong, welchen man jetzt nurmehr auf BR Heimat zu hören bekommt).

Tagsüber gab es heute ab 11 Uhr wieder das locker gehaltene O-Ton-Format, während (außer natürlich auf B1 und B3) am Wochenende ganztags die klassischen Sprechernachrichten ausgestrahlt worden waren.
Und: BR24 übernahm zumindest gestern um 20 Uhr die Tagesschau, heute lief wieder der gewohnte Infoblock, wie er auch im Programmkalender weiterhin heißt.
 
Die (meist gleichen), die bei Schwarzwaldradio die nachrichtenfreie Zeit so vehement beklatschen, sehen wegen O-Ton-Nachrichten oder "schauen wir nach Österreich" den Untergang der BR Nachrichten.
Eigentlich lächerlich.

Und "schauen wir nach Österreich" ist m. E. besser als ein "Wien:", da Österreich nicht nur aus Wien besteht und das eher ungute Thema zwar von der Bundeshauptstadt ausgeht, aber das gesamte Land (und ggf. leider darüber hinaus) betrifft und keine trockene 70er Belehrungsrundfunkansage "Bonn: Kanzler Schmidt spricht mit dem Botschafter der Volksrepublik Polen über..." ist.

@OnkelOtto
Wir sind 2025... Und da gibt es für Nachrichten ganz andere Möglichkeiten und Medien als nur einen Sprecher, der 5 bis 7 Minuten ganz seriös wie ein Beamter mit Anfang 60 die Hörfunknachrichten am Dornbusch oder in der Arnulfstaße abliest und darauf bedacht ist, dass diese bloß nicht als "Magazin" (so ein Frevel!!) daher kommen.
 
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Man kann den Satz auch schlicht mit "In Österreich..." anfangen.
Und nicht jeder Hörer muss in irgendeiner Form an die Hand und "mitgenommen" werden. Plumpe Einschalter bleiben sowieso von sich aus zurück.
 
@OnkelOtto
Wir sind 2025... Und da gibt es für Nachrichten ganz andere Möglichkeiten und Medien als nur einen Sprecher, der 5 bis 7 Minuten ganz seriös wie ein Beamter mit Anfang 60 die Hörfunknachrichten am Dornbusch oder in der Arnulfstaße abliest und darauf bedacht ist, dass diese bloß nicht als "Magazin" (so ein Frevel!!) daher kommen.
Du sprichst von der Form; ich kann es nicht lassen, vom barrierefreien Zugang zu Inhalten zu sprechen. Und da brauche ich keinen Firlefanz drum herum. Das gilt auch im Januar 2025, lieber Sieber.
 
Die (meist gleichen), die bei Schwarzwaldradio die nachrichtenfreie Zeit so vehement beklatschen, sehen wegen O-Ton-Nachrichten oder "schauen wir nach Österreich" den Untergang der BR Nachrichten.
Beweise mir gern das Gegenteil, aber ich habe nicht den Eindruck, dass die Schnittmenge besonders groß ist. Zumal die Anspruchshaltung gegenüber Bayern 2 und dem Schwarzwaldradio in der Regel nicht identisch ist.
Und "schauen wir nach Österreich" ist m. E. besser als ein "Wien:", da Österreich nicht nur aus Wien besteht
Man kann die Ortsmarke auch gänzlich weglassen und einfach mit "In Österreich" oder ähnlich direkt in die Meldung einsteigen. Auch das ist eine geläufige Form der Präsentation, die so beispielsweise schon vor Jahrzehnten beim SWF üblich war.
Wir sind 2025... Und da gibt es für Nachrichten ganz andere Möglichkeiten und Medien als nur einen Sprecher, der 5 bis 7 Minuten ganz seriös wie ein Beamter mit Anfang 60 die Hörfunknachrichten am Dornbusch oder in der Arnulfstaße abliest und darauf bedacht ist, dass diese bloß nicht als "Magazin" (so ein Frevel!!) daher kommen.
Ja, freilich gibt es Möglichkeiten. Aber nicht alles, was möglich ist, ist deshalb auch gleich sinnvoll. Ich hatte doch neulich schon in #57 gefragt, wo genau der Sinn und der Vorteil von O-Ton-Nachrichten im Magazinstil gegenüber klassischen Sprechernachrichten liegt, allerdings keine Antwort erhalten. Nicht alles, was es schon vor Jahrzehnten gab, muss deshalb heute zwangsläufig überholt sein.
 
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Die geographische Verortung durch Spitz- bzw. Ortsmarken am Beginn der Meldung halte ich für extrem hilfreich. "Mein" eigener Sender hat das in den Nachrichten nicht gemacht, obwohl es die Diskussion darüber in der Redaktion immer mal wieder gab. Der SWF (!) brachte m. W. immer Ortsmarken an der Meldungsspitze - und der ORF verortete Meldungen sogar einfach in dem Land, in dem die Meldung "spielte":
Amerika
US-Präsident X hat auf einer Pressekonferenz im Weißen Haus...
Österreich
Die Preise für Sachertorten sind in den vergangenen Monaten...


Aber vielleicht muss man im Jahr 2025 seine Hörer tatsächlich mehr bei der Hand nehmen, als die aufmerksamen Nachrichtenkonsumenten vergangener Jahrzehnte es brauchten. Auch die Meldungs-Einstiege driften ja vom klassischen Leadsatz weg - hin zu Pilot-Überschriften, die das Thema erst einmal (geographisch oder thematisch) einordnen. Das kann hilfreich sein, weil sofort die Grundorientierung da ist:

Der Nahe Osten kommt nicht zur Ruhe. Im Gazastreifen sind am Morgen...

Moderative Einsteige allerdings - wie z.B. "Wie sieht es eigentlich in Magdeburg nach dem fürchterlichen Anschlag auf den Weihnachtsmarkt aus? Da beginnt mittlerweile die politische Aufarbeitung" haben Magazincharakter und führen weit weg von der klassischen, verdichteten Nachrichtenform. Aber diese Entwicklung ist nicht aufzuhalten, zumal auch das "Flaggschiff" Tagesschau immer moderativer wird. Die reinen Fakten werden umhüllt mit einer verbalen und akustischen Gleitschicht ins Hörer-Ohr, wo sie m.E. eher versuppen als Reflexion auslösen.
 
Die geographische Verortung durch Spitz- bzw. Ortsmarken am Beginn der Meldung halte ich für extrem hilfreich.
Das sehe ich zwar genauso, trotzdem wollte ich auch diese Handhabe im Zusammenhang damit, wie man es alles machen kann, erwähnt haben.
"Mein" eigener Sender hat das in den Nachrichten nicht gemacht, obwohl es die Diskussion darüber in der Redaktion immer mal wieder gab.
Interessant. Was war denn damals das Argument dagegen?
Der SWF (!) brachte m. W. immer Ortsmarken an der Meldungsspitze
Hm, natürlich war ich nicht dabei, aber wenn ich mir so auf die Schnelle ein paar Nachrichtenanfänge in Andis Kartei anhöre, stellte man bis mindestens 1988 wohl keine Ortsmarken voran.
und der ORF verortete Meldungen sogar einfach in dem Land, in dem die Meldung "spielte":
Amerika
US-Präsident X hat auf einer Pressekonferenz im Weißen Haus...
Österreich
Die Preise für Sachertorten sind in den vergangenen Monaten...
Die Idee fand ich schon immer zwar außergewöhnlich für bundesdeutsche Ohren, aber eigentlich gar nicht mal so schlecht, denn an des Siebers Kritik:
da Österreich nicht nur aus Wien besteht und das eher ungute Thema zwar von der Bundeshauptstadt ausgeht, aber das gesamte Land (und ggf. leider darüber hinaus) betrifft
ist ja schon auch was dran.
 
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TORZ, Du fragst, was das Argument gegen Ortsmarken war. Es gab in der Diskussion zwei Positionen.
Die einen meinten, der Hörer habe sofort eine Orientierung, wo eine Meldung "spielt". Die anderen sagten, ein gut formulierter Leadsatz mit dem Ort zu Beginn reiche völlig aus. Ich neigte damals der zweiten Fraktion zu, heute sehe ich es etwas milder (s.o.).

Das alltägliche Problem mit Ortsmarken wäre aber folgendes gewesen (fiktives Beispiel):

In den USA ist die Mais-Ernte in Iowa katastrophal ausgefallen. Wir brauchen eine Spitzmarke für die Meldung. Was nehmen wir? Der ORF hätte gesagt "USA". Das ist im bundesrepublikanischen Radio unüblich gewesen. Also "Washington"? Washington liegt nicht in Iowa. Dann lieber gleich "Iowa"? Wo zum Henker liegt Iowa? Oder vielleicht sogar den Ort nennen, an dem der Gouverneur die Katastrophenmeldung verkündete? "Des Moines"? Wie hilfreich wäre das für den Hörer?

Will sagen, die Ortsmarkennennung wäre willkürlich und verwirrend gewesen. So verzichteten wir darauf und packten den Ort in den Leadsatz. Eine Ausnahme allerdings gönnten wir uns: Bei kurzen Zusammenfassungen der Meldungen des Tages nahmen wir als "Trenner" Ortsmarken zwischen die Kurzmeldungen.
 
Ja, freilich gibt es Möglichkeiten. Aber nicht alles, was möglich ist, ist deshalb auch gleich sinnvoll. Ich hatte doch neulich schon in #57 gefragt, wo genau der Sinn und der Vorteil von O-Ton-Nachrichten im Magazinstil gegenüber klassischen Sprechernachrichten liegt, allerdings keine Antwort erhalten. Nicht alles, was es schon vor Jahrzehnten gab, muss deshalb heute zwangsläufig überholt sein.
Für mich ist der Vorteil, dass man nicht Gefahr läuft während der trocken vorgelesenen Meldungen einzuschlafen.

O-Töne bringen Abwechslung und damit Aufmerksamkeit.
 
Darf ich Deinen Einwand, Sieber, so verstehen, dass Du die BRD-Nachrichtensprecher gebeten hättest, auch die damals in konservativen Journalistenkreisen durchaus gebräuchlichen Anführungszeichen bei "DDR" mitzusprechen? Ein Staat gibt sich einen Namen. Wir haben das zu respektieren. Die korrekte diplomatische Bezeichnung war damals "Volksrepublik Polen". Sicher, das muss nicht immer dazugesagt werden. Aber in offiziellen Angelegenheiten ist es sinnvoll und entspricht den diplomatischen Gepflogenheiten. Als Honni 1987 "rübermachte" und Westdeutschland besuchte, hieß es auch in den Nachrichten aus der Nalepastraße plötzlich nicht mehr "BRD", sondern wir waren in den Meldungen auffallend oft die "Bundesrepublik Deutschland" - auch wenn sich die SED-Beton-Journalisten dabei wahrscheinlich dauernd auf die Zunge bissen. Aber gut, wir schweifen ab.
 
Für mich ist der Vorteil, dass man nicht Gefahr läuft während der trocken vorgelesenen Meldungen einzuschlafen.

In einer Welt, in der die Aufnahmebereitschaft- und Fähigkeit massiv vom Zinnober abhängt, der drum herum akustisch und optisch gemacht wird, ist das ein ernstzunehmendes Argument. Es lautet übersetzt: Die Hörer brauchen Wachrüttler, damit sie in der permanenten Nebenherbedudelung merken, wenn plötzlich mal etwas Ernstzunehmendes angeboten wird.
 
Ein Staat gibt sich einen Namen. Wir haben das zu respektieren.
Naja, die "Demokratische Volksrepublik Korea" findet beispielsweise höchst selten den Weg in die hiesigen Nachrichten, jedenfalls unter diesem Namen. Gut, da liegt es auch nahe, diese Eigenbezeichnung nicht zu verwenden, zu groß ist hier einfach die Diskripanz zwischen Name und Realität.
Im Falle des Botschafters ist "Botschafter der Volksrepublik Polen" nun einmal die Bezeichnung seines Amtes gewesen.
 
Darf ich Deinen Einwand, Sieber, so verstehen, dass Du die BRD-Nachrichtensprecher gebeten hättest, auch die damals in konservativen Journalistenkreisen durchaus gebräuchlichen Anführungszeichen bei "DDR" mitzusprechen?
Nein.
Wüsste jetzt bis auf die Springerpresse (textlich bis ca. 1987/88) niemand, der sonst "DDR" geschrieben hatte.
Und moderiert in Radio und TV "die sogenannte DDR" auch nicht. Gut, Löwenthal (der westdeutsche Sudelede aus Mainz) hat es in seinem ZDF-Magazin vielleicht gemacht. Und Engert vom SFB anfangs bei Kontraste vielleicht auch. Weiß ich aber nicht abschließend.

@OnkelOtto
Du träumst eventuell zu sehr deiner Zeit nach.
 
Schönen guten Morgen allerseits,

nun hängt sich in diese Diskussion dieses merkwürdige, unbekannte Wesen namens "Hörer" rein, so man mir Zutritt gestatttet.

Gestatten: Männlich, ü50, keineswegs altmodisch und neuen Ideen gegenüber stets aufgeschlossen, aber nicht jedem Trend hinterher rennend. Gesellschaftspolitisch interessiert, kein Wutbürger, aber an manchen Entwicklungen verzweifelnd.

Radiobezug?
Werktäglich geweckt von hr-info mit den Nachrichten. Dabei haben sich für mich zwei Dinge deutlich verändert, die ich als "falsche Entwicklung" wahrnehme.

1.
"Kannst Du mir die trockene Meldung noch mal einsprechen für 'nen Aufsager?"
In einem seriösen Inforadio empfinde ich das als nervig.

"In Bad Ramsch hat in der Nacht ein Fachwerkhaus gebrannt. Hans Hochregal."
"Nach ersten Erkenntnissen hat sich eine Packung mit Teelichtern von selbst entzündet, während der Bewohner abwesend war. Eine Katze konnte von den Einsatzkräften gerettet werden."

Ja, ich bin ein Dinosaurier. Ich bin in der Lage, zuzuhören ohne dass die Aufmerksamkeitsspanne nach 20 Sekunden weg ist.
Mir ist klar, dass in einer Zeit von "Shorts" keiner mehr wirklich zuhören mag. Ich bekomme alles in Mediatheken, und selbst das Live-Programm kann ich über Apps und Webseiten in 20-Sekunden-Schritten zurückspulen. Warum also aufpassen?

2.
Auch wenn es vielleicht noch nicht zur Sprache kam, aber der Verzicht auf einen gepflegten Leadsatz tut mir weh. Irgendjemand muss mal auf die Idee gekommen sein, eine Meldung mit einer Frage zu beginnen.

"Ist Handkäse mit Musik ein schützenswertes Kulturgut? Mit dieser Frage beschäftigt sich ab heute das hessische Handkäs'-Gericht."

Anmoderation: Ja, Nachrichten: Bitte nicht.

Okay, vielleicht bin ich aus der Zeit gefallen. Darüber mögen andere urteilen.
Aber dann möchte ich, als angehender Senior, mein eigenes Seniorenradio haben, wie es ja auch etwas entsprechendes für Kinder gibt. Und kommt mir jetzt nicht mit dem Deutschlandradio, das möchte ich nicht abgestempelt sehen!
 
Es liegt in der Natur der Sache, dass ich Dir, Studio Rebstock, zu hundert Prozent beipflichte. Besser kann man es nicht sagen.
Aber: Wir müssen uns nicht klein machen oder die Geronto-Schiene fahren (*1958) und damit gar rechtfertigen, dass uns Qualität am Herzen liegt und nicht MacNews. Das ist m.E. keine Frage des Alters.
Qualitätsnachrichten haben für mich (und für Dich offenbar auch) eine zeitlose Form, die eben nicht Moden unterworfen ist. Umso mehr tut es weh, wenn man wegen eines dusseligen Zeitgeists am Gerüst der Glaubwürdigkeit rumwackelt. Und das auch noch ohne Not.
 
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