Die Krise

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Tach Leute!

Ein Thema wird hier immer wieder angeschnitten, aber nie zum HAUPTthema gemacht unsere Medienkrise, die meiner Meinung nach immer schlimmer wird, von Tag zu Tag....und es kann jeden erwischen...
Wie viele Sender haben z.B in letzter Zeit ihre Nacht (die z.T. schon um 20h beginnt) auf Automation umgestellt?
Wie viele Sender setzen in letzter Zeit auf den Nachwuchs, der entsprechend bezahlt wird.
Es gibt sogar Sender die ihre Moderatoren bis zu 8 oder gar unglaubliche 10 Stunden am Mikro lassen.

Diese Sender sind keine brutalen Ausbeuter (und wenn dann waren sie es schon vorher), diese Sender haben schlichtweg kein Geld mehr (oder machen sich fit für die Fusion)!Kein Wunder bei Umsatzeinbrüchen bis zu 70 %.
Und jeder PD weiß; jetzt sind selbst die guten Radiomenschen billig zu haben und trotzdem können sie sie sich trotzdem nicht leisten.

Selbst die Chef von Werbeagenturen kratzen das letzte Kokain vom Klodeckel, weil sie nicht wissen, wie sie das nächste Gramm bezahlen sollen. Die höchste prozentuelle Entlassungswelle gibt es derzeit im PR Gewerbe. Erst dahinter folgen die Journalisten. Alleine in Berlin soll es 17.000 arbeitslose Medienmenschen geben. Eine unglaubliche Zahl.

Gibt es eigentlich irgendwo noch e-commerce außer bei e-bay?
Und schaut doch erst mal zum Film oder zu Fernsehproduktionsgesellschaften. Da wird grade geheult und über kollektiven Selbstmord nachgedacht.
Auf jeder Plattenfirmenparty denkt man: Die feiern grade ihren Untergang.

Die Medienwelt, so scheint es, setzt grade zur Landung an, nach einem unglaublichen Höhenflug fragen sich grad viele Medienleute, die sich noch bis vorgestern für unsterblich hielten: Was ist denn jetzt auf einmal los und vor allem: ändert sich das auch mal wieder und wenn ja wann und vor allem wie???

Was ist eigentlich, um wieder zum Radio zurückzukommen, mit Euch, den arbeitslosen oder vom Jobverlust bedrohten Moderatoren, Redakteuren und PD`s, Marketingmenschen, On-Air Promotern etc? Umschulung, Fortsetzung des Studiums, Arbeitsamt, Sozialhilfe, KSK, Kneipe?
Oder wie versucht Ihr - respektive Euer Sender - die Medienkrise zu meistern?

Auf einen interessanten Meinungsaustausch hofft Euer alter Kumpel

Deepvoice Wurstfaust
 
Tja, was soll ich zu diesem Thema sagen? Der absolute Tiefpunkt ist laut Experten immer noch nicht erreicht, und es wird danach drei bis vier Jahre dauern, bis sich die Szene von dem Einbruch im Werbesektor völlig erholt hat (wenn überhaupt). Bis dahin wird es noch die eine oder andere Senderpleite geben, oder die Kleinen werden allesamt von den Großen geschluckt (was freilich schon in Kürze zu einer Marktkonsolidierung führen kann, siehe zuletzt RTL/Holtzbrinck) Allerdings das Problem der Arbeitslosen im Medienbereich wird weiter bestehen bleiben. Denn:

1. überall gibt es im Moment Streit zwischen Geschäftsleitungen und Redaktionen. Den Bossen ist doch egal, wie Hefte erscheinen, welche Inhalte Sendungen haben, etc. Hauptsache die Kohle stimmt. Und wenn ein GF jetzt merkt, dass es auch mit weniger Personal nicht wesentlich schlechter läuft als mit mehr, holt er die Leute doch nicht mehr zurück. Selbst wenn wieder fette Zeiten kommen.

2. Im Mediensektor wird - auch unabhängig von der Werbeflaute - immer mehr auf Kostenreduzierung gesetzt. Radio ist längst zum Begleitmedium geworden, das personalmäßig notfalls auch mit einem PD, einem Redakteur und zwei Mods pro Sender auskommt. Als freier Mitarbeiter kann man sich da mit Beiträgen - wie früher einmal - kaum noch Geld verdienen. In Zeitungs- und Magazinredaktionen werden immer mehr - vor allem freie - Journalisten eingespart. Statt dessen wird auf "Informationsbroker" gesetzt. Leute, die Internetseiten auswerten oder Themen bei der Konkurrenz klauen und geschickt umformulieren. Zumeist machen vorhandene Redakteure, manchmal sogar RedaktionsassistentInnen diese Arbeit. Das spart viel Geld.

3. Die einzige Hoffnung für derzeit arbeitslose Medienleute sind mögliche Neugründungen, die es evtl. im Rahmen der Digitalisierung in den kommenden Jahren geben könnte. Aber derzeit riskiert keiner einen Neustart. Zumindest nicht so lange die Werbeeinnahmen am Boden liegen.

Also, was können Journalisten tun? Im PR- und Marketing-Bereich werden desöfteren noch Leute gesucht. Oder nochma an die Uni gehen oder ne Umschulung machen. Leider trübe Aussichten...
 
K 6 hat recht!
Es ist kein Problem der Medien-Branche, sondern ein Problem, das branchenübergreifend ist.
Die Konjunktur ist momentan einfach am Boden.
Auf Besserung hoffen wir alle!
 
Als ich im Gerüchteticker gelesen habe, dass Klassik Radio angeblich 95 Prozent der Mitarbeiter entlassen hat, fing ich fast an zu heulen. Was ist aus dem Radio geworden? Naja, also ich meine, ich bin zwar erst 3einhalb Jahre "im Club", aber trotzdem: Als ich anfing, sah es im Radiogeschäft doch schon ein wenig anders aus. Mittlerweile kann ich nur hoffen und beten, dass sich doch noch alles zum Guten wendet. Ich glaube aber selber nicht wirklich an diesen frommen Wunsch.

Ich bin nur froh, dass ich vor meiner Radiozeit etwas "Anständiges" gelernt habe. Vielleicht muss ich irgendwann auf diesen Job wieder zurückgreifen. Das wäre sehr bitter. Der Job beim Radio ist mein Traumberuf! <img border="0" title="" alt="[Entt&auml;scht]" src="frown.gif" />

<small>[ 05-10-2002, 23:27: Beitrag editiert von Dennis Klemm ]</small>
 
Ähm. Leute. Die jetzige "Krise" ist schon seit langer Zeit, seit ungefähr 2 Jahren, erkennbar gewesen.
Grade die Journalisten unter euch müssten diese Entwicklung, sofern sie nicht mit Scheuklappen durchs Leben laufen, schon lange erkannt haben.

Schlecht sieht es in der Radiobranche eigentlich nur für die diejenigen aus, die direkt nach der Schule ein Verlegenheitsstudium begannen, damit ein paar Vorzüge einheimsten, hauptsächlich aber in irgendwelchen Sendern herumhingen, und nach dem 5. Semester das Studium erfolglos abbrachen, weil dann eine Volo-Stelle winkte.
Diejenigen haben eigentlich unterm Strich überhaupt nichts in der Hand, sind jetzt vielleicht 30, und damit durchaus auch diejenigen, die um ihren Job bangen müssen.

<small>[ 06-10-2002, 09:51: Beitrag editiert von Nummer 2000 ]</small>
 
Irgendwie ist das doch auch alles ´n Teufelskreis. Also, wenn jetzt beim Sender XY das Geld knapp wird, lässt man halt ab 20/0 Uhr die Automaten fahren, auch die Moderationen, Wortbeiträge und Nachrichten werden immer übler, deswegen verliert XY viele Hörer, bekommt darum weniger Werbeeinnahmen, muss wieder Geld sparen, Programm wird wieder schlechter, wieder weniger Hörer und Einnahmen...
O je!

Außerdem sparen die meisten sowieso am falschen Ende. I der Morgensendung sind zum Beispiel 5, 6 Leute da. Nachtsüber niemand mehr. Toll!!!

MfG NzSd
 
Tja, so krebsen wir alle dahin. Hoffen ein bisschen, aber es wird wohl alles so bleiben wie es ist.
Wie schon weiter oben geschrieben: Wenn's mit weniger Leuten geht, warum bei Besserung der Konjunktur wieder welche dazuholen?

Sendeschienen wurden verlängert - Mods gespart
Nachtautomation beginnt früher - Mods gespart
Volontäre verstärkt ans Mikro
Mods machen Nachrichten mit
etc.

Ehrlich gesagt frage ich mich wo das Enden soll?!

Gruss vom OPTI
 
@OPTIMOD:
Wenn sie mal Geld haben, wieso sollten sie das dann für Moderatoren raushauen, man kann doch auch irgendein unnötiges, kostspieliges Gewinnspiel machen, bringt mehr Hörer.

<small>[ 06-10-2002, 14:32: Beitrag editiert von NurZumSpassDa ]</small>
 
@ NZSD:

&lt;&lt;Außerdem sparen die meisten sowieso am falschen Ende. I der Morgensendung sind zum Beispiel 5, 6 Leute da. Nachtsüber niemand mehr. Toll!!!&gt;&gt;

Und was ist da "am falschen Ende" gespart worden? <img border="0" title="" alt="[Durcheinander]" src="confused.gif" />
 
Eines scheint ganz klar:
Die Konsolidierung im deutschen Privatfunk wird nicht nur dazu führen, dass Arbeitsplätze an der Basis abgebaut werden, sondern auch dazu, dass bei den Führungskräften in der Szene der Druck erheblich steigt. Wenn die großen Player sich entsprechend mit Anteilen eingedeckt haben und die Mehrheiten kippen, beginnt das große Stühlerücken.

Und das Spiel heißt für einige, die sich ihrer Sache sehr sicher waren, aber bislang nix gerissen haben, nicht " Reise nach Jerusalem", sondern "es fährt ein Zug nach nirgendwo".
Wer sich schon immer gewünscht hat, dass die Fische, die vom Kopfe müffeln, in den Wolf kommen, wird in Kürze umfassend befriedigt.

Grönemeyer: "Hier ist alles sauber. Frohsinn angesagt!"
Westernhagen: "Es ist an der Zeit, dass Du endlich begreifst...."
Gute Nacht wünscht Jasemine.

<small>[ 07-10-2002, 23:46: Beitrag editiert von Jasemine ]</small>
 
@Jasemine:
Dachte Du bist in Bayern am start. Wenn ja, dann glaubst Du das was Du über die Fische erzählst nicht wirklich.
Man hört aus der O-Mann Gerüchteküche einiges, was gerade nach erheblich mehr Gerstank riecht.
Ich kann das jetzt nicht näher ausführen, aber ... es bleibt alles beim alten. D.h. die Großverdiener bleiben die Großverdiener und an der Basis soll gewrade in B. wie verrückt abgebaut werden.
Selbst als Verfechter des F-Radios tut mir das weh. Wenn bisher noch ein wenig Qualität in der bayrischen 4. Liga da war, so ist die spätestens, wenn O. bei der BLM damit durchkommt vorbei.
Dann sind die Lichter in vielen Sender nur noch 4 Stunden am Tag an. Und den Rest - besorgen andere.

Da bleibt einem evtl. nur der Gang zum Arbeitsamt - und dort gilt ein Radioredakteur, auch ein studierter als schwerst vermittelbar.

In diesem Sinne - es kann nur weiter bergabgehen - weil der Fisch weiter am Kopf stinken wird.
Man sehe sich die Beteiligten an - die werden im Gegensatz zum 0815 Mitarbeiter 0815 ihre S-Klasse nicht abgeben müssen.

Mahlzeit!

PotA.
 
Hm... nachdem ich nun meine Tränen über den vielzitierten Untergang des journalistischen Abendlandes getrocknet habe, komme ich nicht umhin, auch ein paar unpassende Worte zu verlieren...

Was lese ich heute in der Zeitung... den Schülerlotsen wird das Gehalt gekürzt? Nur noch zwei Stunden am Tag dürfen abgerechnet werden a max. knapp über 5 Euro? Aha... die Weihnachtsfeier wurde auch gestrichen samt Geschenke für die Lotsen? Commerzbank baut Tausende von Stellen ab... Warum nur? Schaut mal über euren Suppentellerrand, wie es in anderen Branchen zugeht.

Provokante Frage: Wer von Euch Jammerlappen hat denn vor zwei Wochen für die Konjunkturbremser Rot/Grün gestimmt und jubiliert, dass es der blöde Bayer nicht geworden ist? Ganz prima fanden wir die Abschaffung der 630-Mark Jobs, die Scheinselbständigkeit haben wir an den Pranger gestellt, den Kündigungsschutz noch weiter ausgebaut... Was jetzt kommt ist die Quittung... Egal... Schnee von gestern! Fakt ist... die Konjunktur liegt am Boden.

Zurück zum eigentlichen Thema Radio:

Radio ist keine Insel, und der Erfolg somit von vielen Faktoren abhängig. Klassenkampfparolen (S-Klasse....) wie von PotA oder das Selbstmittleid derjenigen, die noch immer nicht geschnallt haben, dass sich das Berufsbild des Radiomachers in den letzten 10 Jahren gewaltig verändert hat, sind hier wenig hilfreich.

Wir könnten noch so viele toll gebauten Beiträge senden und noch teurere Moderatoren auch nachts ans Mikro lassen, die Automation in die Wüste schicken, mit intelligenten Inhalten nur so protzen und noch mehr Vielfalt ins Radio bringen als wir claimen können... es würde nix nutzen. Warum? Darum! (siehe oben).

Selbst wenn ich als geborener Optimist voraussetze, dass durch teure programmliche Glimmzüge die Hörerzahlen steigen würden (was nicht der Fall sein wird... siehe Endlosdiskussionen in diesem Forum – Der Hörer will Musik und nur Musik... und gute Service-Blöcke und damit basta... Schade... ist aber so, und mit der Randgruppe, die Kultradio machen möchte, kann man in der heutigen Zeit leider alles gewinnen – Preise z.B. aber leider keine oder zu wenig Hörer, um lebensfähig zu sein... ein langer Satz für eine Klammereinfügung... egal... weiter im Text), könnten es die Vermarkter nicht versilbern. Warum nicht? Weil die Mädels, die die Funk-Planungen bei den Vermarktern (RMS, ARD etc) machen leider keine Ahnung von Radio haben und/oder einfach Kombis buchen, weil Funk nur ca. 4 – 5 % des Gesamt-Mediakuchens ausmacht, weil die Wirtschaft momentan nicht mehr Kohle im Funk ausgibt (in Print und TV übrigens auch nicht), weil Radio nicht der Nabel der Welt ist (von den Programmmachern mal ganz zu schweigen), weil, weil, weil...

Als sich im Funk durch CATI die handelsüblichen Reichweiten in Traumzahlen verwandelt haben (Anstieg im Durchschnitt gute 20 %) haben die Sender das versilbern können? Nein... im Gegenteil... Preiserhöhungen wurden still und heimlich wieder zurückgenommen. Ich erinnere an den ominösen RadioDay in Köln, wo die Sender hüstelnderweise alle ihre Preislisten wieder haben verschwinden lassen... So läuft das Geschäft... Schade... ist aber so (ich wiederhole mich).

Es ist ein weitverbreiteter Irrglaube der Journalisten, Moderatoren, Programmmacher und derjenigen, die glauben und vorgeben, Vorgenannte zu sein, dass handwerklich gute Arbeit sich automatisch in Werbegeld (im Überfluss) auszahlt. Fehlanzeige!

Wenn wir jetzt gelernt haben, dass gutes und teures Programm nicht automatisch heisst, dass die Werbeaufträge nur so aus dem Fax rumpeln, heisst das doch im Gegenzug, dass etwas billigeres und trotzdem gutes Programm (Automation, Musik, weniger Wort, gute Service-Blöcke etc, all das, was mich hier wieder zum Antichristen werden lässt aber dummerweise funktioniert) nicht gleichzeitig weniger Werbeeinnahmen bedeutet.

Zuviel Realität für dieses Forum auf einmal?

Nix für ungut...
 
Zu dieser Aussage:
"Der Hörer will Musik und nur Musik... und gute Service-Blöcke und damit basta... "

Wer so leichtfertig "basta" sagt, verdrängt die inzwischen schon lange eingetretene Weiterentwicklung. In den USA haben die Talkradios schon längst die Musikradios überholt.
In Österreich hat nach letztem Radiotest der Wort-und Kultursender Ö1 in den letzten Jahren die Hörerzahlen verdoppelt und bereits viele Pop-Musik-Servicewellen im Marktanteil weit hinter sich gelassen.
Milliarden von gekauften ( und kopierten !) CDs müssen schließlich auch gehört werden - auf Kosten der Musik-Radios.

Privatradiomanager überlegen sich bereits wieder "Anchor" - Sendungen.
 
Bisher gab es hier um dieses Thema nur ein dummes Herumgesülze, aber kaum Emotionen und erst recht keine Vorschläge, wie man die Krise bewältigen kann. Vielleicht kann ich Euch mal anhand einer Chronik erklären, was die Krise für den einzelnen bedeutet:

Herbst 2001: Ich bin freier Journalist und Redakteur und für ein Ressort (monatlich 15 Seiten) einer Fachzeitschrift verantwortlich. Ich schreibe nicht nur selbst Beiträge, sondern arbeite auch redaktionell mit weiteren Journalisten zusammen, sprich ich werde auch für das Redigieren derer Texte honoriert. Mein monatliches Bruttoeinkommen liegt bei durchschnittlich 2500 Euro (netto ca. 1400 Euro).

Januar 2002: Nach der Weihnachts- und Neujahrspause teilt mir der Verlag mit, dass im Rahmen von Einsparungen das Redigieren von Texten ab sofort im Verlag selbst vorgenommen werden muss. Ich könne allerdings nach wie vor ca. neun Seiten eigene Texte liefern und bin auch noch für die Themenplanung, also die Zusammnarbeit mit anderen Mitarbeitern, in meinem Ressort verantwortlich. Monatlicher Verlust: ca. 300 Euro.

März 2002: Nachdem der Einbruch im Anzeigensektor offensichtlich wurde, teilt mir der Verlag mit, dass festangestellte Redakteure, die bislang in anderen Ressorts gearbeitet haben, Texte zu meinem Ressort zuliefern sollen. Ich bin fortan nicht mehr für das Ressort verantwortlich - diese Aufgabe übernahm der CvD, sondern nur noch "normaler" Zulieferer mit etwa sechs Seiten pro Monat. Monatlicher Verlust: ca. 500 weitere Euros

Juni 2002: Aufgrund weiterer Sparmaßnahmen wird der Heftumfang drastisch reduziert. Mein ehemaliges Ressort wird von 15 Seiten auf acht Seiten eingestampft, für mich bleiben gerade noch drei Seiten übrig, außerdem wurden die Honorare gekürzt. Ich halte in Internet und beim Arbeitsamt Ausschau nach weiteren Jobangeboten, doch alles Fehlanzeige. Mein monatliches Einkommen hat sich von 2500 Euro brutto auf gerade noch 800 Euro verringert, erstmals übersteigen Ausgaben die Einnahmen. Ich muss an meine Ersparnisse ran, die ich eigentlich für völlig andere Zwecke (Auto, Eigentumswohnung u.ä.) vorsah.

September 2002: Nach heftigem Kampf im Verlag (es sollten alle Freie entlassen werden) wurde mir dankbarerweise mitgeteilt, dass ich pro Monat noch ein bis zwei Themen liefern "darf". Umfang: ca zwei Seiten. Honorar: ca. 400 Euro. Ich komme von meinem "Ross" runter und nehme über die Arbeitsamt-Jobvermittlung Karlsruhe einen Nebenjob an. Ca. 20 Stunden pro Woche sitze ich jetzt hier und mache stupide Dateneingaben, für einen Hungerlohn von 7 Euro 50 die Stunde. Sämtliche Bewerbungen im ganzen Bundesgebiet sind aufgrund der momentanen Krise zurück gekommen, von Stellen als "Freie" mag ich erst gar nicht mehr sprechen. Mein Geld wird knapper und knapper. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass irgendwann vielleicht wieder bessere Zeiten kommen.

Und nun seid ihr dran...

<small>[ 09-10-2002, 13:59: Beitrag editiert von It's meeee ]</small>
 
Jaja, die Medienkrise...

Die Leute in den Redaktionen können (meist) nichts dafür, dass es ihrem Sender/ ihrer Zeitung schlecht geht. Meiner Meinung nach liegt das Problem darin, dass sich in den letzten Jahren das Medienkarussell viel zu schnell dreht. Man kann das mit der Fußball-Bundesliga vergleichen: drei Niederlagen in Folge und der Stuhl des Trainers wackelt gewaltig! Meist ist er dann weg und ein neuer versucht sein Glück, obwohl er weiß, dass es ihm bald wie seinem Vorgänger ergehen wird.
Ebenso bei den deutschen (vor allem Boulevard-) Zeitungen (z. B. "BZ"): stimmt die Auflage mal nicht, dann muss der Chefredakteur seinen Hut nehmen. Ist das sinnvoll?
Nein! So hat ein Chefredakteur kaum Möglichkeit sein Blatt/ seinen Sender langfristig auf Linie zu bringen und die Auflage/ Quote zu erhöhen. Gutes braucht eben manchmal seine Zeit! Leider zählt bei den Gesellschaftern (fast) nur noch der momentane Erfolg. Ist der nicht sofort da, heißt es für die Mannschaft Abschied nehmen. Dabei sinkt lediglich das Niveau des betroffenen Mediums, verbessern aber wird sich nichts!

Wie denkt Ihr?
 
Wo ist die Antwort hier drauf?!:

"Provokante Frage: Wer von Euch Jammerlappen hat denn vor zwei Wochen für die Konjunkturbremser Rot/Grün gestimmt und jubiliert, dass es der blöde Bayer nicht geworden ist? Ganz prima fanden wir die Abschaffung der 630-Mark Jobs, die Scheinselbständigkeit haben wir an den Pranger gestellt, den Kündigungsschutz noch weiter ausgebaut... Was jetzt kommt ist die Quittung... Egal... Schnee von gestern! Fakt ist... die Konjunktur liegt am Boden."
 
moin, moin,

das ganze gejammer und gewinsel geht mir langsam ganz gewaltig auf die n**sse.
alle welt jammert über die rezzesion.
alle welt jammert über die arbeitsmarktsituation.

doch was ist im alltag?

da werden dieselben spaßbremser gewählt, mit denen wir in diese sch...e gerutscht sind.
da soll sich dann bitte auch keiner beschweren, wenn es die nächsten jahre nicht besser wird. denn die jungs in berlin habendoch am ende des tages nur zwei dinge im sinn:
ihren eigen job und die starken lobbys der industrie (für aufsichtsratsmandate oder andere jobs...). denen sind wir doch sch...egal. fast wie bei eingigen radiostationen, bei den man immer noch den eindruck hat, das die macher alles interresiert, nur nicht ihre hörer...

eines ist doch auch klar.
nine-eleven hin oder her, wir sind am ende des tages selbst schuld an dem anhaltenden niedergang.

sei es, das wir gesagt dieselben dorftrottel wiederwählen, die den karren in den dreck gefahren haben, sei es, das wir selbst (aus angst um unser erspartes und angst vor der sicherlich ungewissen zukunft) nichts mehr konsumieren.
oder sei es, das wir vor gar nicht allzulanger zeit die konzerne im aktienwahn in den shareholder value getrieben haben. leider haben wir - das fußvolk - dabei einen ganzen sack voll geld in die taschen von einigen wenigen transferiert... .

soviel (ich gebe zu - sehr allgemein gehalten) zu dem thema politik.

was ich wirklich schlimm finde ist das beim feiern alle ganz groß sind (besser gesagt waren), doch wenn es mal ein paar niederlagen einzustecken gilt, die großen partyhelden von gestern dann ganz schnell den kopf einziehen und sofort rumjammern.

damit das klar ist: damit meine ich NICHT die redakteure, moderatoren oder andere ausführungsgehilfen, nein ich meine die verantwortlichen (hier vorallem im vertrieb und im einkauf).
denn die sind der grund dafür, das es immer mehr rabatte (ein wort, das im arabischen im übrigen untergang bedeutet...) an die konzerne gibt.
da geht man sogar soweit das sich alle gegenseitig unterbieten und sich dann wundern, wenn kein mensch mehr bei ihnen bucht (sei es tv, funk oder anzeigen) denn eines ist doch auch klar:
es gibt immer einen, der billiger als man selber ist...
das gilt im übrigen auch für alle bereiche ausserhalb der medien.
und hat zur folge, das die einnahmen drastisch sinken, daraufhin die kosten gesenkt werden müssen und was das bedeutet, brauche ich euch ja nicht sagen...

denn dann dürfen sich diese personen dann auch nicht wundern, wenn sie auf einmal "eingespart" werden.

und was dem land fehlt ist doch klar:
rückrat (nicht nur bei (preis-)verhandlungen, auch beim abschaffen des sozialen systems und auch sonst).
positive stimmung (geht einkaufe, fahrt in den urlaub und kauft zeitungen)
und zuversicht (es wird schon wieder...).

also, da kleinvieh auch mist macht, fangt damit bei euch selbst an. denn nur so läßt sich das ruder rumdrehen.

wie sagt frau ruge immer so schön:
alles wird gut (stellt sich leider nur die fareg. wann...).

danke.
 
@tom 2000

mein reden! jetzt wird wieder 4 jahre lang gejammert, geheult und nix wird sich verändern. vielen dank für die "spaß-, und konjunkturbremser" die mal eben lustich rot-grün gewählt haben!!! das wird sicher spaßig in den nächsten jahren!
 
N`Abend !

An alle Heulsusen und speziell an die, die mit dem Ausgang der Bundestagswahl nicht zufrieden sind: Ich gehe einmal davon aus, dass wir alle Demokraten sind - deshalb müssen wir als Demokraten auch das Wahlergebnis anerkennen - ob wir nun zur "Minderheit" oder zur "Mehrheit" gehören. Der Lagerwahlkampf ist vorbei und nun beginnt der Alltag wieder. Machen wir uns aber auch nichts vor: Ob nun rot/grün oder schwarz/gelb oder Pommes rot/weiss ... Ein anderer Wahlausgang würde und hätte an der wirtschaftlichen Situation nichts geändert. Manchmal habe ich vielmehr den Eindruck gewonnen, dass ein Grossteil der Unternehmen und ihrer Verbände im Vorfeld der Wahl gezielt versucht haben Einfluss zu nehmen, damit der "Politikwechsel" kommt. Das ist nun nur eine Vermutung (aber der Fischkadaver stinkt mir schon zu gewaltig ...)

Ich gebe "honk" in sofern Recht, dass das System daran krankt, dass nun auf Teufel komm`raus die Preise für die Werbung gesenkt werden, damit überhaupt noch Einnahmen kommen. Das ist ganz bestimmt der falsche Weg und führt nicht nur das eigene Haus in den Ruin sondern zieht die Konkurrenz gleich noch mit in den Schlamm. Die Vermarktungsabteilung eines Radiosenders sollte gerade JETZT der aktivste Teil in einem Funkhaus sein - Überzeugungsarbeit leisten und den Dienstleister "Radio" in der Region als Werbetransponder VERKAUFEN ! Dazu gehört gutes Personal und auch eine Vision davon, gerade jetzt das BESTE zu geben.

Mit besten Grüssen
 
Guten Abend!

Vielen Dank bis hierher an alle Beteiligten. Ich finde die Diskussion bisher sehr sachlich, wenn auch (was ja durchaus legitim ist, so reagieren Menschen nunmal, wenn sie vorher Mercedes gefahren sind und jetzt die Ente gerade so mit Ach und Krach finanzieren können) streckenweise tatsächlich etwas selbstmitleidig, aber bitte doch nicht gleich wieder beleidigen. "Jammerlappen, Waschlappen, Heulsusen" gehört hier nicht her. Wer mit diesem Vokabular um sich wirft, scheint sich zum einen für etwas besseres zu halten, weil (noch) fest im Sattel und zum anderen Arbeitslosigkeit tatsächlich nur aus der Zeitung zu kennen.

Vielen Dank an it´s meee für seinen Beitrag.
Genau darum ging es mir beim Eröffnen dieses Forums.

Jetzt eigen Erlebtes, war selber Radiomoderator (ÖR), hatte Schweine viel Asche und wurde kurz vor 9/11 arbeitslos. Bis zum 9/11 dachte ich: "na Herrgott, es gibt 300 Radiosender in Deutschland, einer wird Dich schon nehmen, als ich aber die Flugzeuge ins WTC reinrauschen sah, wurd mir (auch meine Perspektiven betreffend) echt anders.

Kurz danach klappte es dennoch (für nicht einmal die Hälfte des Lohnes), aber auch dort wurde ich kurz danach wegrationalisiert.

Da wurde die Lage wirklich brenzlig: 35 Bewerbungen und eigentlich gute Kontakte - keine Chance: Falsches Geschlecht, zu alt (und das mit 30!) zu qualifiziert, zu teuer, zu unqualifiziert, Sorry haben gerade Insolvenz angemeldet uswusw.

Jetzt bin ich Barkeeper, das ist fast das gleiche wie Radiomoderator, da kann ich die Leute sogar länger als 1.30min zutexten. Think positiv. Und ab und zu kommt doch das ein oder andere (lukrative) Bühnen/Messe-usw. Moderationsangebot.
Außerdem lass ich mich weiterbilden und habe jetzt auch die Zeit (endlich) das verfluchte Studium zu beenden.
Es ist also doch nicht nur Überleben, sondern durchaus noch ein gutes Leben zu führen.
Auch ohne Radio - und Groupies, lach, Fanpost und so. Man muss sich nur vom Gedanken lösen; früher war ich toll und jetzt bin ich nutzlose scheisse.

Habe mir allerdings auch von vornherein vorgenommen nie die Flinte ins Korn zu werfen, was mir nach dem Blick auf die Absagen stellenweise durchaus schwer fiel.
Es ist zwar manchmal komisch, wenn alte Kollegen in meine Bar kommen und komisch gucken: "Du hier?", aber mein Gott, danach mach ich sie halt betrunken. Und wenn es Ihnen irgendwann jobmäßig auch schlecht gehen sollte, dann gibt es das Bier auch mal umsonst.

Auf eine weiter lebhafte Diskussion freut sich

DWWF
 
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