Dudelhuber:
Mag ja sein, daß bei dem Angerufenen nach dem Haushaltsältesten oder -jüngsten gefragt wird. Das ändert aber nichts daran, daß die Angerufenen Nummern völlig zufällig ausgesucht werden, ohne dabei Wohnbezirk, Ausbildung, Einkommen und ähnliche, für einigermaßen repräsentative Demoskopie notwendige Daten zu berücksichtigen. Daß nicht gleich der Erstbeste befragt wird, der ans Telefon geht, verfeinert diese Grobauswahl vielleicht hinsichtlich der Alterssruktur, aber das war's denn auch.
Im übrigen war ich zufällig mal dabei, als jemand angerufen wurde, und da war nix mit Feinheiten, da hieß es schlicht "welche Sender haben sie gestern gehört" und aus.
homer:
Die Benachteiligung der kleinen Sender ergibt sich aus der Befragung und der immer noch geringen Zahl von Befragten. In Berlin werden, glaube ich, rund 3.000 Leute befragt, das heißt bei 3 1/2 Millionen Menschen, daß jedes abgegebene Votum dem genannten Sender mehr als 1.000 Hörer in der Statistik bringt.
Nun ist es aber durchaus nicht unmöglich, daß von diesen 3.000, zumal sie, wie eben ausgeführt, nicht bewußt unter demoskopischen Gesichtspunkten, sondern at random ausgewählt werden, zum Beispiel keiner ist, der, um eine Hausnummer zu nennen, Jazzradio hört. Das heißt dann: Null Hörer in der Statistik, Pech gehabt. Hingegen finden sich unter dreitausend Leutchen immer einige, die z.B. RTL hören oder r.s.2, so daß die ihre Zahlen quasi garantiert haben. Ich kenne zum Beispiel haufenweise Leute, die das F.A.Z. Businessradio gehört haben, aber die waren nie ausgewiesen. Und Radio eins müßte, wenn ich meinen Bekanntenkreis hochrechne, auch wesentlich mehr Hörer haben.
Abhilfe wäre nur möglich, wenn man die Befragung nach streng demoskopischen Gesichtspunkten durchführen würde, wie es bei politischen Umfragen auch geschieht. Möglich wäre das ohne weiteres, aber auch wesentlich teurer. Warum aber sollten die großen Sender als Hauptgeldgeber der MA, die zumal von der jetzigen Erhebungsmethode profitieren, mehr Geld investieren, um für sie schlechtere Ergebnisse zu bekommen?
Jannemann:
Daß ÖRs und Private die Arbeit der MA respektieren, sagt nichts. Es gibt schließlich reichlich große Private, die in den Verbänden zudem das Wort führen. Frag mal nen Geschäftsführer eines kleinen Privatsenders, dann bekommst Du, allerdings meistens unter Drei, ganz andere Auskünfte.