Die Sprachlotterei treibt neue Blüten

Ja, ich finde Gendern auch furchbar... Der Grundgedanke geht ja in Ordnung, also alle ansprechen und niemanden ausschließen, aber in der Umsetzung sowohl geschrieben als gesprochen eben nicht schön.

Außerdem sind es ja eher Ohneglieder...

Matthias
 
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Aber noch mal die Frage: Warum klappt das nicht mit der Innenministerin? Das ist genau so nervig wie die ständige Betonung auf "von" bei Ursula von der Leyen...

Matthias
 
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Immer wieder fällt mir ein Fehler auf, der von professionellen Sprechern in Radio und TV gemacht wird. Gleichermaßen dafür einen Rüffel an die Werbeagenturen, Regisseure und Sender, die sowas durchgehen lassen. Die Endung “ig“ wird “ich“ gesprochen. Beispiel, der aktuelle Vodafone TV Spot.
Geschschrieben König, gesprochen Könich. Geschrieben richtig, gesprochen richtich.

Hier dazu die Erklärung der Gesellschaft für Deutsche Sprache:

 
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Nö, dann ist das regional gefärbt. Aber wenn ein Spot in Hochdeutsch angelegt ist, dann bitte auch durchgängich.
 
Immer wieder fällt mir ein Fehler auf, der von professionellen Sprechern in Radio und TV gemacht wird.
Dazu ein keinerAusflug in die Werbung: Bei einem Gespräch mit Sprecherinnen und Sprechern am Stand des vds auf der Musikmesse (vor der Pandemie) habe ich höchst unterschiedliche Standpunkte kennengelernt.

Was passiert, wenn die Werbeagentur und der beaufsichtigende Texter eine Aussprache erwartet oder gar verlangt, die den Ausspracheregeln entgegensteht?

Nicht immer gelingt es mit einem dezenten Hinweis vom Fachmann; Werbetexter können ziemlich stur, arrogant oder beides sein (schließlich ist es ja ihr Text!).
Es soll also Sprecher geben, die sich weigern, eine falsche Aussprache zu benutzen, weil ihr - vermeintlich? - guter Ruf als professioneller Sprecher darunter leiden würde. Andere wiederum machen alles, solange es Geld bringt und sagen "ab dafür, der will es so, ich weiß es besser und wenn ich ohne Zwang eines Werbefuzzis sprechen kann, mache ich es wieder richtig".

Gleichermaßen dafür einen Rüffel an die Werbeagenturen, Regisseure und Sender, die sowas durchgehen lassen.
Bei aller Liebe: Ich halte es für eine Illusion, dass da Fachleute sitzen, die die entsprechende Fachkenntnis haben. Im Print gibt es Lektoren, aber Audio? Da wird nichts geprüft. Im Werbebereich will man keine Vorbildfunktion darstellen, sondern so sprechen wie man die Zielgruppe erreicht (die keinen echten Sinn mehr dafür zu haben scheint: Was ist "Wohlklang"?).

Das sprecherische Handwerk als Vorbild für korrekt gesprochenes Deutsch? Nicht mehr in dem Maße, wie ich es für sinnhaft erachte. Eine interessante Ausnahme sind die langsam gesprochenen Nachrichten der DW, die ich auch einigen angeblich "urdeutschen" Mitmenschen dringend ans Herz legen möchte.

Da ich aber überwiegend ö-r Rundfunk höre und dort meist nachrichtenorientiert, fallen mir nicht so viele Fehler auf - Danke dafür!
 
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Besonders klasse finde ich Formulierungen wie "Der Ministerpräsident, der hat jetzt gefordert, daß ..." anstatt "Der Ministerpräsident hat ... gefordert". Oder "Im Landkreis X, da hat ja vor zwei Wochen die Hütte Y gebrannt. Stand jetzt hat es ja keine Todeopfer gegeben. Der Landrat, der fordert jetzt: keine Hütte darf brennen." statt "Nachdem im Landkreis X vor zwei Wochen die Hütte Y gebrannt hatte, wobei es keine Todesopfer gab, fordert der Landrat nun, daß keine Hütte brennen dürfe."

Da frage ich mich als Rundfunkbeitragzahler, ob die mich für geistig behindert halten.

Bei der Musik zwischen den Beiträgen frage ich mich das auch, aber darum geht es hier ja nicht.
 
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Das nennt sich Schreiben fürs Hören. Und ja, immer weniger Menschen in Deutschland können komplexeren Schachtelsätzen folgen; vor allem, wenn sie sie nur hören.
 
Nach dem Ministerpräsident, den leichten Seufzer nicht vergessen.
Stimmt. Ich korrigiere mich: "Die das Amt des Ministerpräsidenten oder der Ministerpräsidentin ausübende Person, die hat jetzt gefordert, daß..."

Das nennt sich Schreiben fürs Hören. Und ja, immer weniger Menschen in Deutschland können komplexeren Schachtelsätzen folgen; vor allem, wenn sie sie nur hören.
Ich sehe da weder Komplexität noch eine Schachtelsatzstruktur, sondern einfach nur normales, landesübliches Deutsch. Das hat doch früher auch jeder verstanden, auch ohne Abitur.
 
Das hat übrigens nichts damit zu tun, daß irgendwelche abgehobenen Geisteswissenschaftler sich jetzt angep*t fühlen, weil deren Elfenbeinturm-Bubble jetzt nicht mehr das Maß der Dinge ist und sie somit ein Privileg verlieren. Meine Mutter z.B. hat mit 16 Realschulabschluß gemacht und im Anschluß bis zur Rente als Krankenschwester geschuftet, sie liest unsere Lokalzeitung und nicht die FAZ oder die Neue Zürcher Zeitung, aber sie hat auch seit einigen Jahren das Gefühl, im NDR in, wie sie sagt, "Kleinkindersprache" angesprochen zu werden.
 
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Das hat übrigens nichts damit zu tun, daß irgendwelche abgehobenen Geisteswissenschaftler sich jetzt angep*t fühlen, weil deren Elfenbeinturm-Bubble jetzt nicht mehr das Maß der Dinge ist und sie somit ein Privileg verlieren.
Das stimmt. Solche Menschen tummeln sich hier auch nicht. Es ist viel schlimmer. Es ist diese verblümte Arroganz, diese sprachliche Überheblichkeit. Es wird sich über die Verwendung einfacher Sprache lustig gemacht und versucht, sich intellektueller darzustellen, als man tatsächlich ist.
 
Ich kann mich auch über die Mücke auf der Gardinenstange aufregen. Manchmal klingt Radiosprache halt komisch. Kommt vor. Besonders dann, wenn frei gesprochen wird. So what?

Noch schlimmer ist es allerdings bei den Privaten. Wenn darüber gejuchzt wird, wie "geil" doch dies und das ist.

Wenn eines Tages Moderatoren von KI-Maschinen abgelöst werden, wird alles perfekt. Da hat auch der letzte Nörgler nix mehr zu meckern.

Alles perfekt dann. Richtig deutsch..
 
Ich wollte eigentlich nur darauf hinweisen, dass die Ausspracheregel nicht zwanghaft auf jedes -ig zu münzen ist. Wenn ich eine lausige Aussprache habe, dann ist es eben keine lausische Aussprache, sondern eine mit hart gesprochenem -ig.
Siehe hier:
Es gibt allerdings auch Fälle, in denen -ig als Verschlusslaut [k] realisiert wird – nämlich dann, wenn auf –ig unmittelbar die Ableitungssilbe –lich folgt: lediglich [‘le:dikliç], ewiglich [‚evikliç], königlich [‚könikliç]. Dies geschieht aus Gründen des Wohlklangs: zwei Mal [ç] hintereinander soll vermieden werden. Diese Regel gilt ebenso für das Wort Königreich [‚könikraiç] – hier spricht man ebenfalls [k], auch wenn nach der Endung -ig ein Konsonant folgt (Duden Aussprachewörterbuch, Mannheim 2005; Großes Wörterbuch der deutschen Aussprache, Leipzig 1982; SIEBS Deutsche Aussprache, Berlin 1969).
 
Es ist diese verblümte Arroganz, diese sprachliche Überheblichkeit. Es wird sich über die Verwendung einfacher Sprache lustig gemacht und versucht, sich intellektueller darzustellen, als man tatsächlich ist.
Sprachliche Überheblichkeit hat im öffentlich-rechtlichen Hörfunk in der Tat nichts zu suchen, die Anstalten werden von allen finanziert und demenstsprechend haben sie alle ihre Angebote für die ganze Breite der Bevölkerung bereitzustellen.

Eine "Ausschließeritis", die allen außer einer (für sich selbst in völliger Selbstüberhöhung die Bezeichnung "Elite" beanspruchenden) Minderheit den Zugang durch einen vom hierzulande allgemein Üblichen abweichenden Sprachgebrauch und eine dem inhaltlich enstsprechende einseitige politisch-ideologische Ausrichtung verwehrt, ist für einen öffentlich-rechtlich verfaßten Hörfunk schlicht nicht mit mit der demokratischen Verfaßtheit unserer Gesellschaft vereinbar.

Ausgewogenheit und Zugänglichkeit für die Allgemeinheit sind die Grundlage für den ÖRR.

Dies bedeutet allerdings nicht, daß der ÖRR den bei den Privatsendern aus wirtschaftlichen Gründen notwendigen Unterbietungswettbewerb um den kleinsten gemeinsamen Nenner mitmachen muß: die Privaten müssen, wenn sie Überleben wollen, möglichst hohe Hörerzahlen, bestenfalls in besonders konsumfreudigen Segmenten, vorweisen können, also quantitativ einen möglichst hohen Teil der (jungen) Bevölkerung erreichen, und das geht naturgemäß nur per Orientierung an den qualitativ anspruchslosesten Hörern. Das macht auch nichts, dafür sind sie ja da und das hat auch seine Berechtigung.

ARD und DRadio hingegen müssen allen etwas bieten. Für mich bedeutet das einerseits, dass z.B. Deutschlandfunk oder WDR 3 auch für "die alleinerziehende Hartz-IV-Empfängerin im Brennpunkt-Hochhaus" mal interessant sein müssen, dass aber andererseits z.B. NDR 1 Niedersachsen oder Bayern 3 auch vom "international renommierten Germanistikprofessor" gerne mal eingeschaltet werden.

Ich plädiere also weder für eine künstliche Elitensprache noch für eine infantile Unterschichtensprache, sondern für eine Sprache, die alle anspricht. Die öffentlich-rechtlichen müssen Radio für alle machen, und das auf allen Wellen. Das kriegt die BBC z.B. ganz gut hin, Radio 4 hören alle, wenn "The Archers" oder "News at 6" ausgestrahlt werden, und Radio 2 hören auch die Intellektuellen. Oder France Inter, das hören auch Menschen aus allen Teilen der Bevölkerung. Die verwenden aber auch alle eine Sprache, die von allen angenommen und verstanden wird, kein Gender, keine elitäre Klugsch'rei, keine Kleinkindersprache.
 
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Zurecht wird hier von ADR auf den Aussprachefehler beim "ig" am Silbenende hingewiesen. Viel häufiger ist meiner Meinung nach jedoch der umgekehrte Fall zu hören: "g" wird "ch" gesprochen, wo es eigentlich "g" bleiben sollte. Beispiele: Gelegt, Vertrag, gezeigt, Tag ...
 
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