Die Sprachlotterei treibt neue Blüten

AW: von der Leyen - die Sprachlotterei treibt neue Blüten

Wie man das Phänomen "Handy" sprachwissenschaftlich beschreiben könnte, weiß ich leider nicht, geht aber bestimmt auch. :confused:

Um Himmels Willen. Ich habe erst neulich was darüber gelesen. Und kann es jetzt nicht mehr rekapali... halali...

Hatte dieses Wort mal ein Hersteller (Motorola??) in Umlauf gebracht? Könnte es so gewesen sein?
 
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gerliman schrieb:
Ursula von der Leyern betont sich wirklich auf dem "von" und nicht auf dem "Leyen". Und auch Jürgen von der Lippe betont sich auf dem "von".
Dafür hätte ich aber gern einen Beleg!
 
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Wenn wir einmal dabei sind: Ist SaLAT und SAlat ein Ost-West-Phänomen, oder kommt das nur mir so vor?

Schönstes epidemisches Beispiel: einen Preis gewinnen (to win a prize).

Man kann es aber auch übertreiben. Da gibt es nun wirklich weitaus schlimmere, unnatürlichere Ausdrücke: "in 2006" oder "Das macht Sinn" zum Beispiel.

gerliman schrieb:
Nur mal zur Info (und OnkelOtto wird mir da wohl zustimmen): Ursula von der Leyern betont sich wirklich auf dem "von" und nicht auf dem "Leyen". Und auch Jürgen von der Lippe betont sich auf dem "von".

Unsere Family-Ursel wird glaube ich tatsächlich auf dem "von" betont. Ich habe es noch kein einziges Mal anders gehört, weder von Journalisten noch von Politikern oder sonstwem. Ich glaube nicht, dass ausnahmslos alle sie falsch aussprechen, denn da hätte sie sich sicher schon mal zu Wort gemeldet. Bei Jürgen von der Lippe wiederum habe ich noch niemanden gehört, der auf dem "von" betont. Also, da glaub ich eher nicht dran. Aber wer weiß, wie er sich das gedacht hat (ist ja ein Künstlername). Fakt ist: Es gibt beides. Die heute herkömmliche deutsche Form ist die, in der "von" nicht betont wird. Die andere hat glaube ich nordischen Ursprung und ist heute z.B. in den Niederlanden noch sehr gebräuchlich (z.B. "van der Vaart"), taucht aber auch noch vereinzelt im Deutschen auf (besonders in Norddeutschland, das würde ja zur Ursel passen).


gerliman schrieb:
Es heißt ja auch WIESbaden und nicht WiesBADEN.

Kluges Kerlchen. Nächste Frage: Heißt es MITTweida oder MittWEIDA?

gerliman schrieb:
BundesKANZLERamt. Schrecklich

Wie betonst du Bundespräsidialamt? Und wie Bundesrechnungshof? Und wie Bundesinnenminister?

Die Frage dahinter ist, ob man die Zusammensetzung als (Bundes-)Kanzleramt oder als (Bundeskanzler-)Amt sieht. Ich würde angesichts des (Bundes-)Innenministeriums und des (Bundes-)Rechnungshofes auch eher für das (Bundes-)Kanzleramt plädieren. Hundertprozentige Klarheit hätten wir, wenn es auch ein "Kanzleramt" auf Länderebene gäbe.
 
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Das Bundeskanzleramt ist das Amt des Bundeskanzlers und nicht das Kanzleramt des Bundes; Betonung daher auf der ersten Silbe.

Das Bundespräsidialamt ist nicht das Amt des Bundespräsidials, insofern ist die Betonung auf dem ersten Wortteil weniger wichtig als die auf dem zweiten, vermittels derer eine Unterscheidung zu anderen Bundesämtern getroffen wird (vgl. in Berlin: KURfürstenstraße, aber, zur Unterscheidung, der jüngere KurfürstenDAMM). Gleiches gilt für den Bundesrechnungshof, der durch Betonung des zweiten Wortteils von anderen Bundesbehörden unterschieden wird.

Der Bundesinnenminister ist in erster Linie einer von mehreren gleichrangigen Bundesministern (und erst in zweiter Linie einer von mehreren Innenministern, denen er an Rang vorsteht), daher auch hier die Unterscheidung durch Betonung des "Innen".
 
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Das Bundespräsidialamt ist nicht das Amt des Bundespräsidials, insofern ist die Betonung auf dem ersten Wortteil weniger wichtig als die auf dem zweiten, vermittels derer eine Unterscheidung zu anderen Bundesämtern getroffen wird (...) Der Bundesinnenminister ist in erster Linie einer von mehreren gleichrangigen Bundesministern (und erst in zweiter Linie einer von mehreren Innenministern, denen er an Rang vorsteht), daher auch hier die Unterscheidung durch Betonung des "Innen".

Na, das kann ich aber auch umkehren. Wenn der Bundesinnenminister in erster Linie einer von mehreren Bundesministern ist und wir deshalb auf INNEN betonen, dann ist das Bundeskanzleramt auch eines von mehreren Bundesämtern und muss zur Unterscheidung vom Bundespräsidialamt auch in der Mitte betont werden. Oder warum sollte man das Präsidialamt per Betonung vom Kanzleramt unterscheiden, aber das Kanzleramt nicht vom Präsidialamt? Und: Wenn das Bundeskanzleramt das Amt des Bundeskanzlers und nicht das Kanzleramt des Bundes ist, dann müsste es jetzt Bundekanzlerinnenamt heißen. :p Also, ganz so einfach liegen die Dinge nicht. Man kann für beide Betonungen Argumente finden.

Wenn du sagst, das Bundespräsidialamt ist nicht das Amt des Bundespräsidials, frage ich mich: Ist es dann auch nicht das Amt des Bundespräsidenten, nur weil es Präsidialamt und nicht Präsidentenamt heißt? Würdest du es anders betonen, wenn es Bundespräsidentenamt hieße? Und was ist mit dem Kanzleramtsminister? Hieße der dann vollständig korrekt BUNDESkanzleramtsminister? Oder doch eher BundesKANZLERamtsminister? Und schaut Angie durch die BUNDESkanzleramtsfenster oder durch die BundesKANZLERamtsfenster? Also, alles eine Frage der Argumentation. ich meine, es lässt sich nicht sicher klären, ob BundesKANZLERamt nun richtig oder falsch ist.
 
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Nur so nebenbei: Sprachwissenschaftler behandeln den DUDEN, soweit ich das mitgekriegt habe, als Objekt ihrer Wissenschaft, aber kaum als Nachschlagewerk. Habe ich gehört.
 
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Nur mal zur Info (und OnkelOtto wird mir da wohl zustimmen): Ursula von der Leyern betont sich wirklich auf dem "von" und nicht auf dem "Leyen". Und auch Jürgen von der Lippe betont sich auf dem "von". Eigenname. Es heißt ja auch WIESbaden und nicht WiesBADEN.
So ein Unfug. Hier zitiere ist aus der ARD-Aussprachedatenbank:
"von der Leyen, Ursula
Umschrift fonn dehr 'Laienn, 'Urrsulla (s=weich)

Quelle Bundesfamilienministerium
Deutsche Politikerin (am 08.10.1958 in Brüssel geboren); Bundesfamilienministerin seit 23.11.2005; Ministerin für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit des Landes Niedersachsen (2003-2005); lt Frau Mühlbach von der Pressestelle des Bundesfamilienministeriums ist die angegebene Aussprache und Betonung so, wie es die Ministerin wünscht."
 
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Und noch etwas, Herr gerliman,

wenn Du den ganzen Thread und die sonstigen Werke OnkelOttos aufmerksam gelesen hättest, wärest Du nie auf die Idee gekommen, dass er Dir zustimmen wird. :rolleyes:
 
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So ein Unfug. Hier zitiere ist aus der ARD-Aussprachedatenbank:
"von der Leyen, Ursula
Umschrift fonn dehr 'Laienn, 'Urrsulla (s=weich)

Quelle Bundesfamilienministerium
Deutsche Politikerin (am 08.10.1958 in Brüssel geboren); Bundesfamilienministerin seit 23.11.2005; Ministerin für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit des Landes Niedersachsen (2003-2005); lt Frau Mühlbach von der Pressestelle des Bundesfamilienministeriums ist die angegebene Aussprache und Betonung so, wie es die Ministerin wünscht."

Guten Morgen, Herr Kollege. Ich kenne sie nur als VON der Leyen. Und zwar von Beginn an. Aber man kann die Dame mal direkt fragen. Denn wie wir beide wissen, sind die Quellen der ADB nicht immer ganz so genau, oder?
 
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Und noch etwas, Herr gerliman,

wenn Du den ganzen Thread und die sonstigen Werke OnkelOttos aufmerksam gelesen hättest, wärest Du nie auf die Idee gekommen, dass er Dir zustimmen wird. :rolleyes:

Das läßt sich leicht feststellen, Herr Kollege, ich werde ihn nachher fragen, wenn er im Nachbarraum sitzt. Denn er ist nicht gerade ein Freund der ADB, gell?
 
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Guten Morgen, Herr Kollege. Ich kenne sie nur als VON der Leyen. Und zwar von Beginn an. Aber man kann die Dame mal direkt fragen. Denn wie wir beide wissen, sind die Quellen der ADB nicht immer ganz so genau, oder?

Ich weiß nicht, was Du mehr willst als eine Selbstauskunft verkündet über ihre mit Namen genannte Sprecherin. Bei dem Gespräch mit OO wäre ich gerne zugegen.:D Und übrigens, dass viele, manchmal sogar eine Mehrheit aus Gedankenlosigkeit oder schlechter Vorbilder wegen etwas falsch sprechen, schreiben usw. macht es immer noch nicht richtig. :wall:
 
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gerliman schrieb:
Das nennt man Eigenname. Das ist der Beweis... ;)
Selten sowas Dummes gelesen... :rolleyes:

AirwaveMHz schrieb:
warum sollte man das Präsidialamt per Betonung vom Kanzleramt unterscheiden, aber das Kanzleramt nicht vom Präsidialamt?
Weil es sehr wohl einen Bundeskanzler gibt, aber keinen Bundespräsidial. "Präsidial" ist eindeutig Bestandteil des Wortes "Präsidialamt" und wird demzufolge mit ihm zusammen betont, während "Kanzler" hier in erster Linie Teil des Wortes "Bundeskanzler" ist.

Wenn das Bundeskanzleramt das Amt des Bundeskanzlers und nicht das Kanzleramt des Bundes ist, dann müsste es jetzt Bundekanzlerinnenamt heißen.
Das ist bei Angies Amtsantritt sowohl in der Presse als auch in der Politik tatsächlich diskutiert worden. Frau Merkel hat dann dankenswerterweise erklärt, daß ihr Selbstbewußtsein nicht von derlei Verbalfeminismus abhängt und man den Quatsch doch bitte lassen möge.

Würdest du es anders betonen, wenn es Bundespräsidentenamt hieße?
Eindeutig: Ja!

Und was ist mit dem Kanzleramtsminister? Hieße der dann vollständig korrekt BUNDESkanzleramtsminister?
Nein, der heißt "vollständig korrekt" "Chef des Bundeskanzleramts und Bundesminister für besondere Aufgaben" :p
 
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Nur so nebenbei: Sprachwissenschaftler behandeln den DUDEN, soweit ich das mitgekriegt habe, als Objekt ihrer Wissenschaft, aber kaum als Nachschlagewerk. Habe ich gehört.
Das Objekt der Sprachwissenschaftler ist die Sprache (deshalb wird diese auch bei SPRACHwissenschaftler betont :D). Sprache ist als Phänomen nicht unter ein Mikroskop zu legen, denn sie ist "flüchtig"; stets in Bewegung. Der Duden ist deshalb sowas wie ein zum einen deskriptives, zum anderen ein aus jenen Beobachtungen heraus anleitendes Regelwerk, welches aber keinen Absolutheitsanspruch haben kann, wie im Gegensatz von mir aus Fussballregeln, die ja ein konstruiertes Spiel konstituieren.
Wenn wir uns heute abend alle darauf einigen würden, sämtliche Artikel umzukehren und uns damit blendend verstehen würden, dann würde die Dudenredaktion nicht laut aufschreien und uns alle verklagen, sondern eine Neuauflage herausbringen.
Stell dir den Duden wie ein zoologisches Lexikon vor. Auch dieses beschreibt sehr detailliert die Vorgänge draussen in Mutter Natur und es lassen sich deshalb auch viele Gesetzmäßigkeiten ableiten. Es ist nützlich und hilfreich. Was aber letztlich wirklich da draussen mit den possierlichen Viechern geschieht, da hat das Lexikon keinen Einfluss drauf.
Wenn es deshalb hier heisst, dieses und jenes wird so und so ausgesprochen, dann steht dahinter stets unausgesprochen "weil man sich darauf geeinigt hat, ..bzw... weil es einer gewissen Logik folgt". Wahrheits- oder Absolutheitsanspruch hat jedoch keine dieser Regeln.
 
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Wenn es deshalb hier heisst, dieses und jenes wird so und so ausgesprochen, dann steht dahinter stets unausgesprochen "weil man sich darauf geeinigt hat, ..bzw... weil es einer gewissen Logik folgt".
Ich möchte gerne ergänzen, Steinberg: und weil es dem Verständnis des (flüchtigen) gesprochenen Wortes dient.
 
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Ja, natürlich Quali - es hilft, keine Frage. Nur können solche Regeln eben kein Dogma sein, sie sind Vorschläge, bzw. Hilfestellungen, damit Kommunikation besser funktioniert.... auch Diskussionen übrigens ;)
 
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Nur mal zur Info (und OnkelOtto wird mir da wohl zustimmen): Ursula von der Leyern betont sich wirklich auf dem "von" und nicht auf dem "Leyen".

Nein, gerliman, ausnahmsweise mal sowas von ganz und gar überhaupt nicht, auch wenn wir sonst so oft einer Meinung sind:
Wir haben die Dame mit der Storchennestfrisur doch selbst gefragt, bzw ihre Pressestelle. Sie legt wert darauf, auf "Ley" betont zu werden (guggesema in die ADB).

Ansonsten: Höchste Wertschätzung
Ihne Ihrn Otto
 
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Nein, gerliman, ausnahmsweise mal sowas von ganz und gar überhaupt nicht, auch wenn wir sonst so oft einer Meinung sind:
Wir haben die Dame mit der Storchennestfrisur doch selbst gefragt, bzw ihre Pressestelle. Sie legt wert darauf, auf "Ley" betont zu werden (guggesema in die ADB).

Ansonsten: Höchste Wertschätzung
Ihne Ihrn Otto
Jetzt bin ich aber sowas von froh, OO, wie Du Deinem sicher ansonsten sehr netten und kompeten Kollegen den Allerwertesten geklopft hast.;)
 
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Gerade eben in den 16.00-Uhr-Nachrichten von hr-Info tauchte der Familienstaatssekretär Hermann Kues auf. Ich hätte ihn in Analogiebildung zu Bernkastel-Kues oder Nikolaus von Kues mit langem "uuu" gesprochen, das e also als Dehnungs-e gesehen.
Nein aber auch: Er beharrt auf "Küüüüs".
Deswegen wollen wir doch auch Frau von der Leyen die Freude machen, so ausgesprochen zu werden, wie sie es möchte.
Önkel Öttö
 
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Um Himmels Willen. Ich habe erst neulich was darüber gelesen. Und kann es jetzt nicht mehr rekapali... halali...

Hatte dieses Wort mal ein Hersteller (Motorola??) in Umlauf gebracht? Könnte es so gewesen sein?
Es war so. Der Hersteller hieß aber Philips und damals nannte man die Gerätschaft Autotelefon. Philips zu bezichtigen, diesen englischen Begriff unsinnigerweise eingedeutscht zu haben, halte ich aber für übertrieben. Schließlich gibt es weit idiotischere Produktbezeichnungen. Dass gerade diese als Synonym für Mobiltelefon salonfähig wurde, ist wahrlich nicht Philips' Schuld.

@towe: Danke für die ausführliche Erklärung. ;)
 
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Nächste Frage: Heißt es MITTweida oder MittWEIDA?

Weder – noch. Es heißt Mittwehde :p

Im Ernst: Kann man da überhaupt eine Betonung ausmachen? Wenn, dann mache ich sie beim Mitt aus :confused:


Wenn das Bundeskanzleramt das Amt des Bundeskanzlers und nicht das Kanzleramt des Bundes ist, dann müsste es jetzt Bundekanzlerinnenamt heißen. :p

Man wird das Amt ja nicht bei jeder Neubesetzung umbenennen wollen.

Der Einwurf ist aber schon richtig: Eigentlich müßte es BundeskanzlerInamt heißen
tuer.gif
 
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Nicht nur in Deutschland, auch weltweit treibt die Sprachlotterie ihre Blüten. Schlimm, sowas, schlimm.

Und jetzt will Jack Pot auch noch mehr als 250 Millionen Pfunde auf die Waage bringen, damit diese Lotterie bis in den letzten Winkel dieser Welt eindringt. Könnte glatt aus dem Osten kommen, diese Idee! Ekelhaft!

Wieder die Lotterie, immer wider!
 
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