Die Sprachlotterei treibt neue Blüten

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Man sollte bloß nicht nur den Hauptsatz der Regel lesen, der da heißt: "In der Regel...", wenn darunter ein ganzer Rattenschwanz von Abers steht. Ein wichtiges Aber ist eben und gerade die Distanzierung von Personen, die immer dann zum Ausdruck kommen muss, wenn ich Namen nenne, mit deren zugehöriger Person ich offenbar in keinem konkreten Verhältnis stehe.

http://de.wiktionary.org/wiki/Wiktionary:Meinungsbild_Vornamen_und_Nachnamen#Artikel_bei_Vornamen

Es ist also keine Lotterei, sondern hat gleich mehrere gute Gründe, wenn man vor Namen Artikel setzt. Sei es auch nur zum Zweck, das Geschlecht klar zu machen - die Hauptaufgabe des Artikels.
 
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Wie Du an meinem Profil erkennst, komme ich aus dem Ruhrgebiet, und hier gibt es wahrscheinlich mehr sprachliche Unsitten als bei Euch.
Eine sprachliche Besonderheit ist z.B. das an sich schon sehr kurze Wörtchen "tschüs" nochmals um das "s" zu berauben. Bei der Verabschiedung bleibt dann nur mehr ein "tschü" übrig. Klingt irgendwie komisch. Wo anders als dort hab ich das jedenfalls noch nie gehört. Aber es amüsiert uns hier in OÖ immer wieder auf's Neue. ;)

Dafür finde ich es positiv, dass man ebendort zu jedem "Hallo" und "Tschüs" sagen kann, egal ob ich mit demjenigen per du bin oder nicht. Was sagt man bei uns? "Grüß Gott" oder "Auf Wiedersehen" bzw. "Auf Wiederhören". Noch krasser ist der Unterschied bei E-Mails im Geschäftsverkehr. Vom Deutschen bekomme ich als Anrede "Hallo Herr ...". Und was schreibe ich? "Sehr geehrter Herr ...". Wenigstens bei der Grußformel hat sich bei uns mittlerweile auch "Mit freundlichen Grüßen ..." als Standard durchgesetzt und das schwülstige "Hochachtungsvoll ..." oder noch schlimmer "Mit vorzüglicher Hochachtung ..." verdrängt. Man kann's auch übertreiben mit der Förmlichkeit!


Ich habe übrigens nichts gegen den Süden
Nun, das habe ich auch nicht von dir gedacht. Wir sollten nur endlich akzeptieren, dass es in der deutschen Sprache regionale Varianten gibt, wo von falsch oder richtig nicht die Rede sein kann. Nur weil man selbst nur eine Form kennt und benutzt, muss das doch noch lange nicht heißen, dass das die einzig richtige ist.

Beispiel dafür: Angenommen, wir beide bestellen Cola. Ich bestelle ein Cola. Du bestellst vermutlich eine Cola, oder?
Bei uns ist es eben das dunkelbraun gefärbte Zuckerwasser, das Getränk, das Glas mit der braunen Brühe, einfach das Cola. Genauso wie das Fanta, oder das Sprite. Oder das Red Bull.
Aber auch das ist eben wieder regional verschieden.

Nicht umsonst gibt es ja das schöne Sprichwort: "Was Deutschland und Österreich trennt, ist die gemeinsame Sprache." Kann man natürlich auch generell auf Nord und Süd ausweiten, wenn man so will. Keine Ahnung wo man da die (gedankliche) Grenze ziehen muss.

Wenn Du also mit jemandem aus dem Ruhrgebiet telefonierst, wird er/sie sogar sehr wahrscheinlich den Artikel beim Namen verwenden.
Stimmt, konnte ich heute feststellen. :D "Guten Morgen, der Frank hier." oder: "Das müssen wir morgen mit dem Walter besprechen." Vielleicht hören sie ja auch zu viel 1LIVE? ;)


Das Rheinland, in dem der WDR und damit auch 1LIVE zu finden ist, als Ruhrgebiet zu nennen, finde ich allerdings noch gewagter. ;)
Das hat ja auch niemand behauptet. :confused:

lg,
dm
 
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Natürlich hatte ich eine dunkle Vorahnung, denn sonst hätte ich nicht rechtzeitig "Aufnahme" gedrückt...

Drei Stills, gerade frisch (ab 0:57 Uhr) aus dem 9Live-Programm gezogen.


SCNR Zwerg#8


Edit: Ich darf mich aufregen: Wer Ausbesserung fälschlicherweise auch vorn mit zwei "s" schreibt... Aber besser ich merke das selbst... ;)
 
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Deine Bemerkung wirst du sicherlich bald genauer erklären müssen. Kabel 1 am Vortag also...

Ich bin ja wenigstens nur rein zufällig bei 9Live gelandet...
 
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Nun, auf Kabel1 laufen des oefteren recht - wie ich finde - interessante "alte" Serien, die ich mir gerne ansehe. Leider sind sie immer wieder unterbrochen durch entsprechende Gewinnspiele.
Und in einem dieser Gewinnspiele kam in der gestrigen Nacht auch genau das Spiel dran, welches du als Screenshots hier eingestellt hast.

Zufall oder Absicht?
 
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Ob die Moderatorin identisch war, vermag ich nicht zu sagen, darauf habe ich nicht geachtet, jedoch erinnere ich mich an das nervige Spiel.
Tiere mit "CH", aber ohne "SCH".
Ich hatte mich gewundert, wie "intellent doch manche sind, und sogar mehrfach das - beispielsweise - Schwein nannten.
 
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Der Thread ist ja mittlerweile auch schon ein wenig länger geworden, mag also sein, dass das bereits genannt wurde, aber mir geht die epidemisch um sich greifende falsche Verwendung von "zunächst" mordsmäßig auf den Senkel:

"Zum Tathergang machte die Polizei zunächst keine Angaben." Ja, und dann? Was hat sie dann mitgeteilt???

Merke: "Zunächst" impliziert, dass anschließend noch was kommt. Zum Beispiel: "Zum Tathergang machte die Polizei zunächst keine Angaben. In einer zwei Stunden später stattfindenden Pressekonferenz teilte der zuständige Ermittler dann mit, dass..."

Wenn die Weiterführung fehlt, wenn es also noch keine weiteren Informationen gibt, dann MUSS (!!!) da "bislang" oder "bisher" stehen: "Zum Tathergang machte die Polizei bisher keine Angaben".

Leider ist diese Erkenntnis den Redaktionen quer durch die Republik in den letzten Monaten offenbar komplett abhanden gekommen. Den obengenannten Mist liest und hört man nämlich von Bild bis Deutschlandfunk... :rolleyes:
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*aaarrgh* - und sie haben's schon wieder getan!! gerade in Spiegel online gelesen:
Der Hintergrund der Anschläge war zunächst unklar. Während es in Weinheim bei Sachschaden blieb, gab es bei dem Anschlag in Hessen Verletzte
 
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Stimmt, ist mir auch schon aufgefallen. Das liegt vermutlich daran, daß zunehmend bequeme Journalisten einfach wiederkäuen, was ihn ihnen die Pressesprecher der Organisationen und Behörden vorgeben. Wie oft habe ich einen Polizeisprecher schon sagen hören "Dazu können wir zunächst keine Angaben machen". Ich würde das "Zunächst" ja noch akzeptieren, wenn ich als Hörer irgendwann auf die Angaben hoffen dürfte (denn genau das soll mit der Formulierung ja wohl bewirkt werden). Meist aber kommen die Angaben nie.

Dazu kommt dann auch noch oft, daß Reporter die Aussage "Dazu können wir zunächst..." unreflektiert wiedergeben. Dabei wissen sie gar nicht, ob die O-Ton-Geber nicht konnten. Vielleicht wollten sie auch nicht.

Ich finde aber, daß das Wort "Zunächst" verwendet werden darf, wenn in absehbarer Zukunft das Ereignis voraussichtlich eintreten wird, also: Die Brandursache stand zunächst nicht fest."
 
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Das ist übrigens auch so ein Ding. "Lecker" ist so ein schönes Wort, aber es ist eben nur ein Adjektiv und darf nicht adverbial verwendet werden. Und trotzdem heißt es in vielen Werbungen "Das schmeckt lecker". Ich sag' dann immer: "Lecker schmecken ist wie teuer kosten."

Es ist übrigens auch falsch, Sätze mit Konjunktionen zu beginnen, und trotzdem tue ich es.

Kannst Du das belegen?
 
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Suchen die eigentlich in ihren sinnvollen Stadtbuchstabenquiz immer noch: ASCHAFFENBURG??? :wow::wow::wow::wow:
 
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HectorPascal schrieb:
Kannst Du das belegen?
Was belegen? Ich nehme an, Du meinst beides. Ich fange mal mit der zweiten Aussage an, weil es mir hier leichter fällt. Die Antwort ergibt sich schon aus dem Wort "Konjunktion", was soviel heißt wie "Miteinanderverbinden". Konjunktionen verbinden zwei Satzteile miteinander, also HS und NS oder auch HS und HS. Daraus ergibt sich, daß eine Konjunktion nicht am Anfang stehen kann, und schon gar nicht, wenn der Satz nur aus einem Teil besteht.

Zum Wort "Lecker": Da tue ich mich schon schwerer. Es gibt Dinge, die man in der Schule gelernt hat, und die dann eben so sind. Halt Regeln! Aber sicher würdest Du auch nicht ad hoc begründen können, warum man nicht "Das Auto kostet teuer" sagen darf. Teuer ist eben genau wie lecker ein Adjektiv und kein Adverb.

Ich hätte mir jetzt die Mühe machen können und danach googeln können. Bestimmt hätte ich neben den Infos, die meine Aussage stützen, auch die Einwände gefunden, in denen es heißt "Die Sprache lebt", "Auch als Adverb ist es mittlerweile erlaubt und üblich", "Regionale Unterschiede" u.s.w. Das ist mir zu mühsam. Mit dem Duden kann ich leider auch nicht argumentieren. Nachdem die Dudenredaktion selbst den Anspruch, Sprachnormen im Duden festzuhalten, aufgegeben hat und seitdem davon spricht, nur Wiedergeber von Sprache zu sein, ist der Duden für mich wertlos.
 
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Es gibt Dinge, die man in der Schule gelernt hat, und die dann eben so sind.
Und weil Lehrer generell perfekt und vollkommen frei von Fehlern sind, rennt man dann ein ganzes Leben mit ehernen Gesetzen im und einen Brett vorm Kopf herum!

Nachdem die Dudenredaktion selbst den Anspruch, Sprachnormen im Duden festzuhalten, aufgegeben hat und seitdem davon spricht, nur Wiedergeber von Sprache zu sein, ...
...erfindest Du jetzt das Rad für alle neu?
Danke für die Aufopferung, aber irgendwie nervt es.
 
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..., (Komma) dass... wenn 'das' kein Substantiv bestimmt.
Soviel zum Thema Brett von Kopf.
 
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Nun, batman, Deine Aussagen haben mich sehr ins grübeln gebracht, weswegen ich gestern den Grammatik-Duden hin- und herblätterte. Irgendwann wurds mir einfach zu mühsam, aber ich habe nichts derartiges gefunden.
Bin mir aber sicher, dass man (nicht alle!) Adjektive in Verbindung mit einem Verb auch adjektivisch gebrauchen kann. (Ich hab jetzt keine Belegstelle dafür...).

Und eine Konjungtion am Anfang? Mag sicher auch nicht für alle gelten, aber ist der Satz(bau) falsch, wenn ich sage:
"Dass es gestern so warm war, hat mir gut gefallen!"?

Glaube kaum, lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.
 
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HectorPascal schrieb:
Glaube kaum, lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.
Okay, ich rudere zurück. Natürlich kann man Haupt- und Nebensatz auch umdrehen und mit der Konjunktion und dem Nebensatz anfangen. Ich wollte auch nur auf meine Unart hinweisen, alleinstehende Hauptsätze mit "Und" oder "Aber" zu beginnen.
 
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batman schrieb:
Wollen wir wetten, daß Du das auch tust?
dea schrieb:
..., (Komma) dass... wenn 'das' kein Substantiv bestimmt.
Soviel zum Thema Brett von Kopf.
Liebe selbsternannte Göttin, ich störe Dich ja nur ungern in Deinem selbstgerechten Furor, aber wer sich nicht an die sogenannte "reformierte Rechtschreibung" hält und den althergebrachten Schreibweisen anhängt, der tut dies ganz ohne Brett vorm Kopf und sogar mit gutem Recht:

Die neue Rechtschreibung ist nämlich lediglich in Behörden und Schulen verbindlich. Die radioforen sind nicht das eine und, da magst Du Dich noch so sehr als besserwissender Oberstudienrat inszenieren, auch nicht das andere... :rolleyes:
 
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