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"Die Zeit": Radiosender spielen kaum noch deutsche Musik

UKW 100

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Auch die Titelvielfalt wird kritisiert:

Das Problem ist natürlich - insbesondere in Foren wie diesem - altbekannt. Aber was ich auch immer wieder mittbekomme (und was auch hier im Forum zu lesen ist): Die Radiosender treffen ihre Entscheidungen in Sachen Musikauswahl nicht im luftleeren Raum.

Es war mal vor einigen Jahren auf Sunshine Live in den "Classics" am Samstag-Vormittag; ich weiß nicht mehr ob es DJ Falk oder Eric SSL war, der spontan auf eine Hörer-Mail eingegangen ist, in der gefragt wurde, warum denn da immer nur Mainstream läuft. Und die Antwort war ganz lapidar: "Wir würden auch gerne mal mehr Sachen abseits des Mainstreams spielen, aber dann schalten von Euch zu viele Leute ab, und uns gehen dann die überlebenswichtigen Werbeeinahmen verloren!"

Unvergessen ist in diesem Zusammenhang das Interview zwischen Thomas Gottschalk und Marcel Reich-Ranicki, wo es zwar ums Fernsehen ging, aber dieses Thema ist letztlich 1:1 aufs Radio zu übertragen:

 
Es gibt halt kaum noch gute, markt-taugliche deutschsprachige Musik.
Die Zeiten, als Clueso, Udo Lindenberg, Mark Forster, Vincent Weiss, Lafee, Die Fantastischen Vier, MIA, Marteria, Peter Fox, 2raumwohnung, Unheilig, usw. auf und ab liefen, sind längst vorbei.

Mich stört dieses US-lastige Plastikgedöns von Guetta, Ava Max und Co. übrigens sehr, weil es nur noch Remixe sind und man das Gefühl hat, da steckt irgendeine Lobby dahinter, die das künstlich pusht.

Radiomusik war noch nie so verpönt wie heute. Gibt ja mittlerweile sogar eine ganze Meme-Kultur in Social Media diesbezüglich:


Kamrad, der ja für seine Nerv-Songs bekannt ist versucht den Spieß umzudrehen und versucht sich selbst auf die Schippe zu nehmen, was angesichts der Kommentar, glücklicherweise misslingt:

 
Unvergessen ist in diesem Zusammenhang das Interview zwischen Thomas Gottschalk und Marcel Reich-Ranicki, wo es zwar ums Fernsehen ging, aber dieses Thema ist letztlich 1:1 aufs Radio zu übertragen:
Das zu vergessen ist auch schwerlich möglich dank dir.

 
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Erstmal zwei Anmerkungen zu dem Zeit-Artikel:

Besonders für unbekannte Künstlerinnen und Künstler seien Radiosender beim Karrierestart eine wichtige Plattform,
Das dürfte inzwischen länger her sein. Auf der Höhe der Zeit scheint mir der GEMA-Aufsichtsratchef nicht zu sein.
Für die Analyse wertete die Verwertungsgesellschaft rund 140 Sender über einen Zeitraum von zwölf Jahren aus.
Laut ag.ma gibt es 503 Radiosender in Deutschland (Stand Juli 2024). Die Auswertung beruht also gerade mal auf gut einem Viertel aller Programme. Man sollte sie daher nicht allzu ernst nehmen.

Es gibt halt kaum noch gute, markt-taugliche deutschsprachige Musik.
Das ist ja nunmal Ansicht- bzw. ein Stück weit auch Geschmackssache. Es gibt nicht den (Einheitsbrei-)Radiomarkt und daher gibts auch nicht die (einheits-)markttaugliche Musik. Es gibt keine oder kaum noch Musikredakteure, die gewillt sind sich tiefer mit den neuen (!) musikalischen Ergüssen der jeweiligen Künstler zu beschäftigen. Das ist das eigentliche Problem. Die Trends werden längst anderswo gesetzt, Radio macht das schon lange nicht mehr, was genau damit eine ganze Menge zu tun hat.
 
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Die Trends werden längst anderswo gesetzt, Radio macht das schon lange nicht mehr, was genau damit eine ganze Menge zu tun hat.
Naja die, die es im Radio dennoch versuchen, werden vom System halt leider konsequent verdrängt. Braucht sich niemand wundern. Zumal ja Spezielleres nach dieser Logik
Es gibt nicht den (Einheitsbrei-)Radiomarkt und daher gibts auch nicht die (einheits-)markttaugliche Musik.
eigentlich nicht benachteiligt werden dürfte.
Ich hab eher den Eindruck, diesen "Einheitsbrei-Radiomarkt" gibt es leider doch. Wie er klingt, kann man auf jedem durchschnittlich orientierten Sender hören.
Alles andere wird davon seperiert oder seperiert sich selber und sucht sich andere Medien.
 
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Doch, weil "Spezielleres" halt Geld kostet, denn für eine wie auch immer geartete inhaltliche Aufarbeitung sind Leute notwendig, die bezahlt werden wollen. Die aktuelle Top 300 "runter zu nudeln" ist da kostengünstiger. Das Problem ist seit Jahren hausgemacht und betrifft bei weiten nicht nur den Bereich der deutschsprachigen Musik. Radio hat sich hierzulande seine Hörer zur Anspruchslosigkeit "erzogen", was ihm jetzt so langsam aber sicher auf die Füße fällt. Das ist hier aber alles schon viele Male diskutiert worden, auch die Problematik der deutschen Musik, die alle paar Jahre mal wieder aufploppt. Ich hatte erst vor paar Tagen einen Youtube-Fund im Nostalgiebereich gepostet, wo man an Heiligabend (!) 1989 live im ZDF über die deutschsprachige Musik im Radio diskutierte. Sowas wäre heute völlig undenkbar.
 
Die Auswertung beruht also gerade mal auf gut einem Viertel aller Programme. Man sollte sie daher nicht allzu ernst nehmen.
Da würde ich widersprechen. Das ist eine signifikante Zahl, ein Viertel der Anbieter, und ich nehme nicht an, dass irrelevante Klitschen abgefragt wurden, sondern eher die großen Wellen.

Ansonsten ist das Problem der ausgedünnten oder nicht mehr existierenden Musikredaktionen nicht Ursache, sondern eher Folge der Entwicklung. Wenn man das Programm nur noch auf massentaugliche Ware von der Stange zuschneidet, braucht man außer jemandem, der die Charts lesen und die Promolieferungen der Labels auspacken kann, keinen weiteren Fachmann mehr. Ich stelle ja auch keinen Holzschnitzkünstler ein, wenn ich lediglich flache Bretter verkaufe.
 
Radio hat sich hierzulande seine Hörer zur Anspruchslosigkeit "erzogen",
Ideen wie wir das zurückändern können?
Das ist hier aber alles schon viele Male diskutiert worden,
Aber eben noch nicht, wie eine Veränderung dieser Umstände herbeigeführt werden kann und was für Mittel es dafür braucht.
Gensu so ist das ja geworden, wie es jetzt ist, also muss es doch auch einen anderen Weg aus diesen Umständen heraus geben.
 
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Das kannste höchstens bedingt zurückdrehen. Die Hörer, die "special interests" hören wollen, sind längst anderswo. Da es mittlerweile Unmengen von anderen Musikquellen gibt, ist man auf Radio nicht mehr angewiesen.
 
Was ich bei dieser Diskussion nicht verstehe: Warum sollte sich überhaupt etwas ändern? Wer (außer die Mark Forsters und Max Giesingers dieser Welt) hat etwas davon, wenn mehr deutschsprachige Musik läuft oder gar eine Deutschquote im Radio eingeführt wird? Wenn die Leute wieder mehr deutsches hören wollen, sieht man das an den Charts und in Musiktests, dann läuft davon automatisch wieder mehr. Warum sollte man mit der Brechstange deutschsprachige Musik in die Playlists reinprügeln, wenn die Nachfrage danach offensichtlich nicht mehr in dem Umfang gegeben ist, zumindest im Pop-Bereich.

Die Zeiten um 2015 herum, wo das deutsche Softpop-Gedudel (Lieblingsmensch, Wolke 4, 80 Millionen…) rauf und runter lief sind vorbei, es gibt mittlerweile nur noch ganz wenige Vertreter dieser Sorte. Ob Wincent Weiss, Max Giesinger, Tim Bendzko oder Johannes Oerding, man hört von den meisten mittlerweile fast gar nichts mehr, es gibt kaum noch erfolgreiche Songs aus dieser Kategorie. Deutschsprachige populäre Musik spielt sich mittlerweile fast nur noch im Hip Hop-Bereich ab, es gibt kaum noch radiotauglichen Nachschub.
 
Ich glaube es liegt auch daran dass die UKW-Radioanbieter in Deutschland nur noch defensiv agieren und reine Besitzstandwahrung betreiben, so lang es noch Besitzstände gibt, die sich verteidigen lassen.

Das UKW-Radio ist ein Medium ohne Zukunft, es wird nur noch solange wirtschaftlich zu betreiben sein wie es an der Gerätefront ausreichend unterstützt wird. Danach wird man den Markt völlig neu aufrollen müssen um auch weiterhin konkurrenzfähig zu sein, was zwangsläufig bedeutet dass die großen Radiobetreiber auf Multiformatbetrieb mit regionaler Informationskompetenz umstellen werden um weiterhin Gewinne erwirtschaften zu können (u.a. auch als Zulieferer für Drittanbieter)

Bis dahin ist eigentlich egal was die UKW-Sender an Musik promoten, die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung fällt sowieso durch den Rost und zieht - wie man an der allgemeinen Resonanz sieht - schon seit Jahren ihre Konsequenzen daraus.
 
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Also wenn man sich allein mal so die Playlist von Absolut Germany anschaut gäbe es eigentlich reichlich Musik, die auf vielen Sendern laufen könnte. Und das ist noch nicht einmal die Nische.
Das sind haufenweise Stars abseits von Forster, Giesinger Bendzko usw..., die klingen auch oftmals nicht großartig anders als der konventionelle Durchschnittspop.
 
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Übrigens fielen mir in den letzten Jahren auch immer mehr deutsche Künstler mit englischen Liedern auf, Kamrad ist nur einer davon.
 
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Na gut, da ist aber auch niemandem geholfen, wenn man diese Phrase immer wieder neu wiederholt und breit tritt. Ich nehme hier jedenfalls ein Interesse oder Wunsch von vielen wahr, das ändern zu wollen. Also sollte man es doch ändern kännen. Nur müssten eben auch Mittel zugänglich sein.

Und falls meine Wahrnehmung täuscht, wofür diskutieren wir denn dann hier überhaupt, wenn nicht für eine progressive Veränderung der klassischen Radiolandschaft (die ja auf einigen Empfangswegen sogar bereits existiert)?
 
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Das UKW-Radio ist ein Medium ohne Zukunft, es wird nur noch solange wirtschaftlich zu betreiben sein wie es an der Gerätefront ausreichend unterstützt wird. Danach wird man den Markt völlig neu aufrollen müssen um auch weiterhin konkurrenzfähig zu sein, was zwangsläufig bedeutet dass die großen Radiobetreiber
Nein.

Auch im Internet haben die bekannten Marken die Nase vorn.

Und zur Ausgangsfrage bzw. der Zeit:
Vielleicht besser so. Deutschmucke polarisiert zu sehr. Helene Fischer lässt sich bei AC aufwärts nicht einbauen. Schlägerimage willb heute -bis auf die speziellen Sender- keiner mehr haben. Zu polarisiert und schlichtweg für Werbung zu altbacken (inkl. der Hörer).
 
@ricochet
Das Radio ist nur in Deutschland in einem bisweilen beklagenswertem Zustand. Wenn ich sehe, wie erfolgreich die Niederländer sind und zwar sowohl die öffentlich-rechtlichen wie kommerziellen Programme, mache ich mir um das Radio, europäisch bzw. global betrachtet, keine Sorgen.
 
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Nein.

Auch im Internet haben die bekannten Marken die Nase vorn.

Und zur Ausgangsfrage bzw. der Zeit:
Vielleicht besser so. Deutschmucke polarisiert zu sehr. Helene Fischer lässt sich bei AC aufwärts nicht einbauen. Schlägerimage willb heute -bis auf die speziellen Sender- keiner mehr haben

Ich bin davon überzeugt dass dem Schlager und anderen speziellen Musikgenres im Radio die Zukunft gehört, denn AC-Wellen sprechen nur einen Teil der Hörerschaft an, vor allem Gelegenheits-, Nebenbei- und Kurzzeithörer. Fast alle hätten aber gern mehr Abwechslung im Frequenzspektrum.

Ich weiß nicht warum AC nebst Oldiebased in Deutschland zum Non-Plus-Ultra erhoben und alle anderen Sparten ausgehungert wurden, denn damit hat man das UKW-Radio für breiteste Bevölkerungsschichten schon zu einer Zeit unattraktiv gemacht, als die Zeichen noch nicht auf Sturm standen. Das System ist schlicht und ergreifend falsch konstruiert, aber auf DAB werden genau diese Mängel mit Bedacht behoben.

AC-Radios haben natürlich ihre volle Daseinsberechtigung doch nicht als Universalformat, und selbstverständlich hat Helene Fischer auf AC-Sendern nichts verloren.

Wer hat eigentlich je untersucht wie stark AC-Radios polarisieren?
 
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@ricochet
Warum schalten die Menschen dann nicht mehr auf DAB+ um? Tatsächlich scheint DAB+ erst dann den Mangel zu beheben, wenn UKW abgeschaltet wird, und die Menschen zu ihrem Glück gezwungen werden. Ohne sanften Tritt scheinen sie die auf DAB+ vorhandenen Formate, die es auf nicht UKW gibt, nicht zu finden.
 
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Ich glaube es sind weitaus mehr als in den offiziellen Statistiken ausgewiesen, aber wie wir wissen sind die großen Radiobetreiber noch nicht an einem durchschlagenden Erfolg von DAB interessiert.

Wenn man bedenkt dass jeder Neuwagen über ein DAB-Radio verfügt müssen es ja zwangsläufig immer mehr werden. Aber das will man branchenseitig natürlich nicht an die große Glocke hängen.
 
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es gibt kaum noch radiotauglichen Nachschub.
Damit hast du das Grundproblem des deutschen Radios hervorragend auf den Punkt gebracht, denn das beginnt mit dem Wort "radiotauglich". Wenn man nämlich mal genauer hinschaut, liegt der Erfolg von Spotify & Co darin, dass dort ausnahmslos alles "tauglich" ist. Dort gibt es deutlich abwechslungsreichere Playlisten als im Radio, die dort komischerweise ausgiebig gehört werden. Radio beschränkt sich dagegen selbst, insbesondere in Deutschland, mit teils fadenscheinigen Argumentationen und merkt dabei nicht, das es damit seine ureigensten Stärken über Board wirft. Es ist nur noch eine Frage der Zeit bis auch die Streamingdienste mithilfe von KI moderierte Streams anbieten, die sich dann vom herkömmlichen Radio nicht mehr unterscheiden werden. Beim herkömmlichen deutschen Radio geht es nur noch um Cash cow, was der geneigte Hörer im Moment insbesondere bei den ÖR-Programmen auch deutlich merkt. Die Folgen davon werden sich zeigen, gut sein werden sie nicht.
 
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Es ist nur noch eine Frage der Zeit bis auch die Streamingdienste mithilfe von KI moderierte Streams anbieten, die sich dann vom herkömmlichen Radio nicht mehr unterscheiden werden.
Spannende Prognose, der ich skeptisch gegenüber stehe. Was ist "moderieren"? KI-Ansagen von Interpret und Titel vor und nach dem Song? Angereichert mit ein bisserl Wikipedia-Trivia zum Künstler/Song? Und/oder nach jedem zweiten/x-ten Song Wetter und Verkehr zu meinem Standort? Da sind wir schnell wieder beim Thema "Radio-Baukasten", dessen Nachfragepotential sich weiterhin erst beweisen müsste.
 
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