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"Die Zeit": Radiosender spielen kaum noch deutsche Musik

Nunja, wenn ich z.B. an Bayern 1 der 90er denke und es mit heute vergleiche, hab ich immer wieder Tränen in den Augen. Ich meine, schaut euch mal die Musikvielfalt von damals an. Es wurde ja eigentlich alles gespielt, was jetzt nicht gerade Popmusik war. Da waren deutsche Schlager, volkstümliche Musik, richtige Volksmusik, Operetten, leichte Musik/Instrumentals (Bert Kaempfert, James Last etc.).

Jetzt kann man natürlich wieder damit kommen, dass das heute keiner mehr hören möchte. Glaube ich nicht, man tischt es den Leuten halt nicht mehr auf. Von daher hören sie es nicht mehr. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier.

Das erinnert mich immer an die unsägliche Diskussion mit den Kaufhäusern, deren reihenweise Schließung man ja immer damit begründet, die Leute würden nur noch im Internet kaufen. Nunja, tun sie auch, aber deshalb, weil es ja in den Kaufhäusern fast nichts spezielles mehr gibt/gab. Ergo, es wird im Netz bestellt, ergo, es geht niemand mehr in ein Kaufhaus. Würde es die Dinge dort noch geben, wären die Innenstädte und Kaufhäuser auch wieder voll.

Und genauso ist es doch mit der Musik. Wird es nicht mehr gespielt, hört es keiner mehr und irgendwann kennt es auch keiner mehr. Und was den heutigen Schlager als solches angeht, ist das eigentlich nur noch elektronische Dancemusik auf deutsch (ich habe grundsätzlich nichts gegen elektronische Dancemusik), der immer gleichen "Künstler" oder es ist Klampfenzupfer aka. Singer-Songwirter Musik der immer gleichen Schmusis.

Was im deutschsprachigen Radio und auch Fernsehen fehlt ist einfach die Abwechslung. Es gibt weiterhin wunderbare Instrumentalmusik, es gibt weiterhin urige und schmissige volkstümliche Musik aus Tirol, dem Zillertal usw. Hört euch beispielsweise mal die Zellberg Buam an, das Zeug hat teilweise einen Drive...Nur man supportet diese Sachen heute nicht mehr. Es gibt weder einen Musikantenstadl, noch eben entsprechende terrestrische Radiostationen. Also schaltet man das Radio im Auto ein und hört...genau, Egli, Fischer, Weiss, Benzko, Gönemeyer und Co. Und wenns mal schmissiger und uriger sein soll dann halt auch Gabalier.

Um ehrlich zu sein, ich höre von der Musik her inzwischen fast keinen Unterschied mehr zwischen B1 und B3. Zwei fast identische Programme, nunja der BR muss es sich ja leisten können, so wie er sich ja auch ein tolles Hightec Sendezentrum in Unterföhring genehmigt hat. Die alten jahrzehnte bewährten Sendestudios in der Arnulf tun es ja anscheinend nicht mehr. Nun gut, ich schweife ab.....
 
Und wo ist da jetzt noch ein Unterschied zu dem, was inzwischen bei den Dudlern inzwischen ganz normal ist?
Dass man es theoretisch bei den Musikstreamern mit jeder (noch so ausgefallenen) Playlist/Künstlerradio kombinieren könnte und z.B. noch festlegen, ob man keine/wenig/viel Infos zum Song wünscht. Oder NUR Verkehr und KEIN Wetter usw.
 
Wenn man nämlich mal genauer hinschaut, liegt der Erfolg von Spotify & Co darin, dass dort ausnahmslos alles "tauglich" ist. Dort gibt es deutlich abwechslungsreichere Playlisten als im Radio, die dort komischerweise ausgiebig gehört werden.
Der Unterschied ist, dass ein Mainstream-Radiosender den kleinsten gemeinsamen Nenner aller Hörer finden muss, und da gibt es nur eben nur einen sehr begrenzten Pool. Da fällt eigentlich alles raus, was hier nicht als
massentaugliche Ware von der Stange
betitelt werden würde, weil es zu sehr Special Interest und für Nebenbeihörer zu fordernd ist.

Spotify ist ein ganz anderer Sport. Ein Vergleich mit einem linearen Kanal ist sinnlos, weil die Grundprinzipien völlig andere sind. Die Zielsetzung ist auch eine andere, Spotify will kein besseres Radio sein, und andersrum. Es sind einfach völlig verschiedene Kanäle, mit ganz unterschiedlichen Nutzungsarten. Eine populäre Spotify-Playlist muss nicht auch im Radio populär sein, weil lineare und nichtlineare Kanäle völlig verschieden genutzt werden. Radio höre ich im schlimmsten Fall den ganzen Tag unfreiwillig im Büro, bei Spotify entscheide ich selbst, was ich wann höre.
 
Was ich bei dieser Diskussion nicht verstehe: Warum sollte sich überhaupt etwas ändern? Wer (außer die Mark Forsters und Max Giesingers dieser Welt) hat etwas davon, wenn mehr deutschsprachige Musik läuft oder gar eine Deutschquote im Radio eingeführt wird?
Weil das Leute sind, die im selben Haifischbecken schwimmen wie man selbst. Musiker brauchen Plattformen, Radio kann eine für die Musiker sein, beide wollen Publikum, dabei nimmt man sich nicht gegenseitig die Butter vom Brot, also kann man schon mal an einem Strang ziehen. Dachte ich zumindest mal.

Wenn die Leute wieder mehr deutsches hören wollen, sieht man das an den Charts und in Musiktests, dann läuft davon automatisch wieder mehr. Warum sollte man mit der Brechstange deutschsprachige Musik in die Playlists reinprügeln, wenn die Nachfrage danach offensichtlich nicht mehr in dem Umfang gegeben ist, zumindest im Pop-Bereich.
Sorry, aber das ist ungefähr so wie "Warum soll ich für meine Veranstaltung Werbung machen? Der, der sich dafür interessiert, wird schon vorbeikommen".
Jetzt mal abgesehen davon, daß ich ohnehin mittlerweile Charts für heillos überbewertet halte ... Es geht nicht unbedingt um die Brechstange. Ich sehe das eher als Dienst am Kunden. Ihn auf etwas hinweisen, das ihm ansonsten durch die Lappen gehen würde, ihn mal so nebenbei mit etwas konfrontieren, das aus einer Ecke stammt, in die er sonst nie oder nie ausführlich genug reinschaut. Idealerweise sogar noch redaktionell aufgearbeitet. Das muß sich nicht unbedingt auf die Charts auswirken ... "Musik" und "Kultur" ist ja nicht zwangsläufig an großen Umsatz oder Verkaufszahlen gekoppelt.

Die Zeiten um 2015 herum, wo das deutsche Softpop-Gedudel (Lieblingsmensch, Wolke 4, 80 Millionen…) rauf und runter lief sind vorbei, es gibt mittlerweile nur noch ganz wenige Vertreter dieser Sorte. Ob Wincent Weiss, Max Giesinger, Tim Bendzko oder Johannes Oerding, man hört von den meisten mittlerweile fast gar nichts mehr, es gibt kaum noch erfolgreiche Songs aus dieser Kategorie.
Joah. Ich bin auch nicht wirklich bös' drum. Aber daß dieselben Lieder derselben Künstler nicht mehr alle paar Minuten durch den Äther gepeitscht werden, heißt ja nicht, daß es diese oder eine artverwandte Kategorie auf dem heimischen Musikmarkt plus Umfeld so gar nicht mehr gäbe. Oder daß die Genannten die einzigen Figuren waren oder sind, die in dieser Richtung wirken. Ich könnt' auch sagen: man hätt' ja auch so'n bißchen nach Nachfolgern Ausschau halten können, anstatt immer nur mit denselben Namen und Titeln am Zaunpfahl zu winken.

Deutschsprachige populäre Musik spielt sich mittlerweile fast nur noch im Hip Hop-Bereich ab, es gibt kaum noch radiotauglichen Nachschub.
Würd' ich so nicht unbedingt unterschreiben. Aber es ist natürlich Aufwand damit verbunden, in Zeiten des Zusammenbruchs traditioneller Strukturen Sachen "für das Radio zu entdecken". Meint vor allem: man kann sicher sehr vieles an Radiotauglichem auf dem aktuellen Markt finden, aber es wird nicht mehr automatisch an einen herangetragen wie früher, und der Markt ist natürlich deutlich kleinteiliger geworden, nachdem mehr oder weniger das liebgewonnene "Album" für den Mainstream quasi weggestorben ist.

Der Unterschied ist, dass ein Mainstream-Radiosender den kleinsten gemeinsamen Nenner aller Hörer finden muss
Eigentlich sträubt sich gegen diesen Satz alles in mir, weil das das Konzept ist der Marke "wir machen alles zueinander kompatibel".

Radio höre ich im schlimmsten Fall den ganzen Tag unfreiwillig im Büro, bei Spotify entscheide ich selbst, was ich wann höre.
Ja, und im Grunde genommen hatte ich lange Zeit geglaubt, daß man als Radio ruhig ein bißchen Abwechslung bieten kann, wenn es denn eben schon die Arbeit nicht tut. Ich weiß, daß die Kollegin aus der Buchhaltung sich sauwohl fühlt, wenn sie stumpf Rechnungen buchen kann und im Hintergrund via Radio die Gefühlt-104-Titel-Festplatte im Zufallsmodus läuft. Aber dann frag' ich mich halt schon, worin der Unterschied besteht zwischen "Radio" und einer tatsächlichen 104-Titel-Festplatte im Zufallsmodus. Radio sollte doch mehr können.

Jetzt kann man natürlich wieder damit kommen, dass das heute keiner mehr hören möchte. Glaube ich nicht, man tischt es den Leuten halt nicht mehr auf. Von daher hören sie es nicht mehr. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier.
Würd' ich so unterschreiben.

Das erinnert mich immer an die unsägliche Diskussion mit den Kaufhäusern, deren reihenweise Schließung man ja immer damit begründet, die Leute würden nur noch im Internet kaufen. Nunja, tun sie auch, aber deshalb, weil es ja in den Kaufhäusern fast nichts spezielles mehr gibt/gab. Ergo, es wird im Netz bestellt, ergo, es geht niemand mehr in ein Kaufhaus. Würde es die Dinge dort noch geben, wären die Innenstädte und Kaufhäuser auch wieder voll.
Der geschätzte Rick Wakeman hat mir unlängst in einem Interview aus der Seele gesprochen, als er sinngemäß meinte, es seien vom Markt saudumme Entscheidungen gewesen, die LP zugunsten der CD praktisch fallenzulassen, weil "die Leute kaufen das nicht mehr". Selbes Spiel mit Downloads vs. CD und Streaming vs. Downloads etc.. Man hätte die jeweiligen Alternativen möglichst erhalten müssen, damit die Leute sich entscheiden können, ob für sie "Musik" aus ein paar unsichtbaren Bytes auf einer Festplatte besteht oder aus einem kunstvoll gestalteten Albumcover, einem Booklet und dem Aufsetzen eines Tonarms auf einen Tonträger, ob "Musik" mittels Klick zu ihnen kommt oder über eine angemessene Diskussion anwesender fachkundiger Händler und Konsumenten in einem Plattenladen. Man hätte gewissermaßen zusätzliche Märkte geschaffen anstatt sie pauschal plattzumachen oder ihnen in dieser Konsequenz die Beine wegzutreten. Natürlich deutlich kleinere, aber halt doch. Und ich gehe davon aus, daß hier auch ganz andere Möglichkeiten des Marketings hätten entstehen können. Aber es war ja nicht so gewollt.

Gruß
Skywise
 
Spotify ist ein ganz anderer Sport. Ein Vergleich mit einem linearen Kanal ist sinnlos, weil die Grundprinzipien völlig andere sind.
Da bin ich durchaus bei dir, habe ähnliches hier auch selbst schon kund getan. Trotzdem gibt es ein Aber. Im Fernsehbereich betreibt beispielsweise DAZN mittlerweile zwei lineare TV-Kanäle. Disney hat seinen linearen Kanal, selbst Amazon Prime experimentiert jetzt mit einem linearen Ausspielweg herum. Bei den reinen Audio-Streamingdiensten wird sich ähnliches abspielen, Stichwort KI. Soll heißen, der lineare Ausspielweg ist noch immer lukrativ, aber eben nicht wenn er nur den kleinsten gemeinsamen Nenner propagiert und damit mehr oder weniger Einheitsbrei beinhaltet. Der Markt wird sich weiter verändern und vor allem aufgrund der vielfältigen Quellen kleinteiliger werden. Dem kann man nicht auf Dauer mit dem größten "Einheitsbrei der 70er, 80er und 90er" begegnen. Da wird auch ein Umdenken bei den Werbetreibenden stattfinden, was zum Teil ja schon jetzt zu beobachten ist. Da wird nicht in den sozialen Medien oder hier im Forum Werbung gemacht, weils chic ist und gerade einen Hype erfährt, sondern weil man da sehr viel zielgenauer den möglichen Kunden ansprechen kann. Im Umkehrschluss werden in absehbarer Zeit hundert Hörer bei Stream X wichtiger sein als 1000 Hörer bei Radio Y, weil sie dort tatsächlich zuhören und man seine Werbung nicht nur ins Blaue versendet - Zielgruppe halt. Darüber muss sich das herkömmliche Radio Gedanken machen, wenn es in 30 oder 50 Jahren noch da sein will. Und da sich Radio nunmal hauptsächlich über Musik definiert, wird das nicht aufgehen, wenn alles Gespielte im Programm nur noch stromlinienförmiges und damit gandenlos langweiliges Gedudel ist. Es wäre unter Umständen möglich, wenn es nur ein oder höchstens zwei Programme geben würde, die das machen. Die Realität ist aber bekanntlich eine andere. Echte Personality (mit Hintergrundwissen und einem gewissen Charisma), sprich einem Mehrwert den auch die beste KI nicht bieten kann, wird am Ende überleben, weil sich nur die vom Rest unterscheidet und eine echte Hörerbindung herstellen kann.
 
Wenn die Leute wieder mehr deutsches hören wollen, sieht man das an den Charts und in Musiktests, dann läuft davon automatisch wieder mehr. Warum sollte man mit der Brechstange deutschsprachige Musik in die Playlists reinprügeln, wenn die Nachfrage danach offensichtlich nicht mehr in dem Umfang gegeben ist, zumindest im Pop-Bereich.

Ach bitte tu uns den Gefallen und stell mal eine dieser Musiktest-Studienunterlagen hier ein, nur um den Foristen zu zeigen wie das in der Regel so läuft beim "Researchen". Man könnte euch sonst ja weißgott was unterstellen.

Und mit Verlaub, auf welche Charts beziehst du dich und aus welchen Quellen werden sie gespeist?

Ich denke es ist doch eher so dass man keine einheimischen Künstler mehr promoten und kuratieren will weil das zu viel Geld kostet. Da übernimmt man lieber fertig vorformatierte Hot-AC-Singles aus den USA und vermarktet die Künstler zwecks Streams, Downloads und Konzertbesuchen.

Das kostet nix, macht wenig Arbeit und hilft dabei das Programm weiter zu "rationalisieren". Fragt sich nur wer bei all der Kostendrückerei in absehbarer Zeit noch einschalten will.
 
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Spotify will kein besseres Radio sein, und andersrum.
Also ich nutze Letzteres um Ersteres überhaupt mit guter Musik zu füttern, die mir der Online-Algorithmus so wahrscheinlich nie vorgeschlagen hätte. Das ist die große Stärke von Radio, auch bei unmoderierten Sendern.
Da würde bei mir so einiges wegbrechen, wenn Radio auf einmal nicht mehr wäre und es würde Zeit brauchen, bis das von anderen Quellen wieder ausgeglichen werden kann.
Spotify und Radio ergänzen sich unglaublich gut, ich frag mich warum die hier immer wieder als Konkurrenz gegeneinander gesehen werden? Das sind sie doch wohl offensichtlich eher nicht. Eher sollte man mal das Nutzerverhältnis des Medium Radios hinterfragen.
 
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Ich ertappe mich immer wieder dabei, dass ich Dinge nicht so stehen lassen möchte, wie sie hier oft, speziell von Dir, verehrter @ricochet postuliert werden. Nicht zum ersten Mal lege ich wert auf die Feststellung, dass nicht "man", sondern die Radioveranstalter allein, nicht aber mit den Tonträgerherstellern gemeinsam Titel "kuratieren". Sie tun das nicht des Geldes wegen. Ein Play von Sarah Connor fällt in die jährliche GEMA-Abgabe genauso wie ein Titel von Teddy Swims. Im Gegenteil käme man sogar bei landeseigenen Künstlern eher zusammen, weil sie durch die Ortsnähe für Veranstaltungen und Interviews eher als internationale Künstler zur Verfügung stünden.

Rundfunksender entscheiden in erster Linie darüber, ob ein neuer Titel ins Programm aufgenommen wird, ob er zum Soundbild, zur Klangfarbe, zum "Format" von UC, CHR, AC, AOR, MOR bis Oldies und Schlager und das Image des Künstlers passt. Außerdem durch Beobachtung der Mitbewerber-Radios in gleichen Format selbst außerhalb des terrestrischen Sendegebietes.
Fremdformatige Titel polarisieren von Hause aus und schließen sich aus. Es polarisieren aber auch besonders deutschsprachige Titel im selben Format. Rein deshalb sind die Popdudler bei den Giesingers, Forsters und Oerdings deutlich zurückhaltender geworden.
 
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Danke für deine Ausführungen. Warum um alles in der Welt beschrânken sich die UKW-Matadore aber auf ein ausländisches Musikformat, das in vielen Klonen über das ganze Land ausgebreitet wird, während andere reichweitenstarke Musikrichtungen schlicht nicht mehr bedient werden, was beschämenderweise zu einem erheblichen Teil auch für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gilt?

Auf welche Zielgruppen hat man es abgesehen und glaubst du ernsthaft dass eine Reduktion auf ein Minimum an Musikformaten die Hörerloyalität eines bevorzugt jungen Publikums fördert? Welche eigenartige Programmphilosophie verfolgen beitragsfinanzierte Sender wie WDR oder SWR bei der Ausrichtung ihrer Massenprogramme? Doch wohl rein kommerzielle, zumindest nach dem Formatierungs-Verständnis deutscher Privatsender.

Das deutsche Hitradio ist über weite Strecken deckungsgleich mit Top-40- und Hot-AC-Wellen in angelsächsischen Ländern. Wo ist da noch die Eigeninitiative, der nationale Stellenwert, der regionale Touch oder - ganz simpel formuliert - die programmgestalterische Kreativität?

Über die Vorgehensweise beim Researching reden wir lieber nicht. Dass einheimische Künstler mit größerer Reichweite aufgebaut und betreut werden müssen und daran auch das Radioumfeld maßgeblich beteiligt ist liegt auf der Hand. Diese Aufgabe entfällt im UW-Bereich ja glücklicherweise, man übernimmt nur noch das was andere zurechtdesignt haben.
 
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@ricochet
Warum schalten die Menschen dann nicht mehr auf DAB+ um? Tatsächlich scheint DAB+ erst dann den Mangel zu beheben, wenn UKW abgeschaltet wird, und die Menschen zu ihrem Glück gezwungen werden.
Weil auf DAB+ größtenteils, als Zusatzangebot zu den örtlich empfangbaren, analogen Stationen, größtenteils nur „irgendwie“ kuratierte Playlists laufen (von der teils schlechten UKW-Abdeckung von Dlf / Dlf Kultur abgesehen).
 
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In den kleinen Niederlanden gibt es landesweit zwei Ketten (100% NL und Radio NL) sowie regionale Ketten (Tukker FM), die überwiegend oder ausschließlich niederländische Musik spielen. Dieses im Verhältnis zu Deutschland kleine Land schafft es, dem eigenen Musikmarkt eine große Spielwiese im Radio zu verschaffen.

Hier, in Deutschland wie in diesem Forum, hört man immer nur, was alles nicht geht. Das ist doch hochnotpeinlich. Schmunzeln muss ich auch immer, wenn auf den niederländischen Popwellen einzelne bundesrepublikanische Schlager von Udo Jürgen, Roland Kaiser oder Howard Carpendale auftauchen. Das ist so, als wenn jemand aus den Niederlanden den deutschen Radiomachern den Stinkefinger hinhält.
 
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Hier, in Deutschland wie in diesem Forum, hört man immer nur, was alles nicht geht. Das ist doch hochnotpeinlich. Schmunzeln muss ich auch immer, wenn auf den niederländischen Popwellen einzelne bundesrepublikanische Schlager von Udo Jürgen, Roland Kaiser oder Howard Carpendale auftauchen. Das ist so, als wenn jemand aus den Niederlanden den deutschen Radiomachern den Stinkefinger hinhält.
Auf Radio Wuppertal ist in der Sendung "Freiraum" jeden Donnerstag Abend auch schon mal der ein oder andere holländische Titel, z. B. von Guus Meeuwis oder K3 zu hören.
 
Verglichen mit dem anspruchslosen Bubblegum-Pop, den die deutschen Hitradios heutzutage versenden steht sogar der Durchschnittsschlager gut da.
 
Es gibt sie immer noch, die gute deutschsprachige Musik, die eingängig ist und zum Mitsingen animiert (also massentauglich ist), außerhalb des Ballermann-Dummschlager-Bereichs. Diese ist aber entweder im HipHop-, Chanson- oder Rock-Genre vertreten. Und damit haben die Mainstreamradioprogramme anscheinend ein Problem.
Vor ein paar Tagen habe ich auf Radio BOB Alkohol von Grönemeyer gehört. Da war mir erstmal bewußt, daß ich diesen Titel schon ewig nicht mehr in einem ARD-Radioprogramm gehört habe.
Ich meine, es handelt sich um Herbert Grönemeyer und nicht etwa um extremere deutschsprachige Rockmusik wie von Rammstein oder von den Berserkern aus Berlin.
Von der großartigen Anett Louisan hört man ja auch schon ewig nichts mehr im Radio .....
 
Grönemeyer ist ein sehr gutes Beispiel dafür, daß das deutsche Radio sogar deutschsprachige Musik-Ikonen nicht ausreichend würdigt. Wieso höre ich nie "Bochum" von Grönemeyer.

Lindenberg ist auch so ein Beispiel. Ein Megastar, der auf den Dudelwellen vernachlässigt wird. Wieso höre ich nie "Die Klavierlehrerin" von ihm?
 
Oder:

"Sie brauchen keinen Führer" von Udo Lindenberg

Habe ich im gerade vergangenen Bundestagswahlkampf schmerzlich vermißt. Gerade im ÖRR
 
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Es ist doch ganz einfach: Deutschsprachige Musik polarisiert, weil man ihren Inhalt versteht. Und etwas, was polarisiert, ist das allerletzte, was irgendein Mainstream-Radiosender heutzutage will, es könnte ja passieren, dass man den Hörer überfordert und er, Horror oh Horror, zur Konkurrenz wechselt.
 
Und davor Udo Jürgens, Roland Kaiser oder Howard Carpendale. Damit wurde Radio Luxemburg bundesweit Quotensieger.
 
Es ist doch ganz einfach: Deutschsprachige Musik polarisiert, weil man ihren Inhalt versteht.

Das erzähl mal einem Briten oder Amerikaner: Muttersprachliche Musik polarisiert, weil man die Texte versteht.

Der Webfehler liegt doch wohl eher im deutschen Radioformatierungs-Konzept und bei denjenigen, die es verantworten.

Komisch, in den 80ern oder 90ern hat das aber deutsche Radioprogramne noch nicht gestört, als Grönemeyer, Westernhagen,

Damals waren andere Leute am Ruder, die Verantwortlichen von heute sind dogmatisch und weltanschaulich vorbelastet. An der grundsätzlichen Erwartungshaltung des Publikums hat sich aber nichts geändert.

Lange Zeit gab es ja ein De-facto-UKW-Radiomoopol und Anbieteroligopol, in dieser Zeit konnten die Verantwortlichen schalten und walten wie es ihnen gefiel, was sich vor allem ab den Werbekrisen der frühen 2000er verheerend auf die Programmvielfalt auswirkte. Man operierte meist mit vorgeschobenen Argumenten, die Menschen hatten ja keine Wahl und Proteste gab es schon damals ohne Ende.

In der neuen Zeit finden sich die Radiomächtigen von damals nicht zurecht. Einerseits sehen sie dass sich der Markt radikal verändert hat und das UKW-Geschäftsmodell auf der Kippe steht, andererseits sind die Gesellschafter und Anstalten zu keinen nennenswerten Investitionen bereit, und so bleibt eben alles beim Alten - nur ein paar Nummern kleiner.

Und so bleibt man auch bei den alten unglaubhaften Parolen inklusive Schlager-Bashing.
 
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Oder Italien. Ohne Radioquote, also freiwillig, spielen manche Sender zu 50% (RTL 102.5) und mehr (Radio Subasio) italienische Musik. Und: Radio Italia bringt landesweit sogar ausschließlich Musik aus dem eigenen Land.
 
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