Meine geschätzten Mitforisten, Radioenthusiasten und sonstigen Zeugen dieser tragikomischen Veranstaltung,
Quousque tandem abutere, egoFM, patientia nostra? Wie lange noch wollt ihr unsere Geduld missbrauchen mit diesem Schauspiel der Inkompetenz, das selbst Molière nicht hätte ersinnen können?
Da sitzen wir nun, die Beobachter dieser Radioposse, und werden Zeuge einer Geschäftsführung, die offenbar den kategorischen Imperativ Kants durch einen kategorischen Dilettantismus ersetzt hat. Im Dezember 2024 - man möge sich diese Zeitangabe auf der Zunge zergehen lassen - verlängert man noch frohen Mutes die UKW-Verträge mit der bmt, um bereits vier Wochen später, im Januar 2025, die Insolvenz anzumelden. Eine solche zeitliche Präzision im Scheitern verdiente beinahe Bewunderung, wäre sie nicht so erbärmlich.
Die Dramatis Personae unserer Tragödie:
Zunächst der geschäftsführende Gesellschafter, der nun UKW als "Hemmschuh" bezeichnet - jene UKW-Frequenzen, für die man kurz zuvor noch Verträge unterzeichnete. Welch dialektische Meisterleistung! Erst unterschreibt man, dann erklärt man das Unterschriebene zum Hindernis. Hegel würde vor Neid erblassen ob dieser Synthese von Thesis und Antithesis.
Dann unsere Forum-Philosophen: Da haben wir den geschätzten Mäuserturm, der noch mit relativer Contenance die Paradoxie bemerkt, dass ausgerechnet ein Privatsender DAB+ dem UKW vorzieht. Wahrhaftig eine Beobachtung von geradezu sokratischer Klarheit in diesem Meer der Verwirrung.
Sodann tritt auf: Tweety, jener Don Quijote der Radioökonomie, der seit zwei Dekaden und über 12.000 Beiträgen gegen die Windmühlen der Radiorealität kämpft, ohne jemals auch nur einen einzigen belastbaren Kostennachweis zu präsentieren. Ein Mann von bewundernswerter Beharrlichkeit im Unwissen - wahrlich, die Dunning-Kruger-Kurve hat in ihm ihren Propheten gefunden.
Und schließlich der ehrenwerte Sieber, jener Torquemada des Rundfunks, der mit inquisitorischer Schärfe nachfragt, wo denn egoFM überhaupt im ländlichen Raum sende. Eine Frage von solcher Prägnanz, dass sie die ganze Absurdität der "erdrückenden Verbreitungskosten im ländlichen Raum" entlarvt. München, diese Millionen-Metropole, als "ländlichen Raum" zu bezeichnen - welch poetische Landschaftsmalerei!
Die wahre Tragödie aber liegt tiefer:
Während die Verantwortlichen UKW als Hemmschuh brandmarken, übersehen sie geflissentlich den wahren Hemmschuh: eine Musikauswahl, die selbst bei Fleetwood Macs "Go Your Own Way" von 1976 angelangt ist. Fast fünfzig Jahre auf dem Buckel - und das bei einem Sender, der sich einst als jugendlich-frisch positionierte! Man möchte ausrufen: "Physician, heal thyself!" Oder auf Deutsch: Liebe egoFM-Geschäftsführung, der Hemmschuh sitzt nicht bei der Technik, sondern im Programmplanungscomputer!
Das Fazit dieser Farce:
Hier offenbart sich die ganze Pracht deutschen Radiogeschäftsgebarens: Erst Spenden auf Privatkonten und PayPal-Accounts, dann hastige Vertragsverlängerungen, gefolgt von Insolvenz und der Erklärung, das eben noch Gewollte sei nun der Grund allen Übels. Eine Geschäftsführung, die offenbar den Unterschied zwischen Ursache und Wirkung mit derselben Souveränität verwechselt, mit der sie Fleetwood Mac als zeitgemäße Musik präsentiert.
Und so schließe ich mit den unsterblichen Worten Ciceros, leicht adaptiert für unsere Radiolandschaft: "O tempora, o mores, o egoFM!" - Oh Zeiten, oh Sitten, oh egoFM! Möge die Nachwelt aus diesem Lehrstück lernen, dass nicht die Verbreitungstechnik den Sender macht, sondern die Kunst, dem Hörer etwas zu bieten, was er nicht schon in den Siebzigern gehört hat.