AW: Eigenes kleines Radiostudio
Auch, wenn ich weitestgehend mit Dir d'accord gehe, lieber gelb (die Bilder von mir sind deshalb auch nur als "Sendeplatz" betitelt, nicht als "Studio"), möchti ich Dir doch in einigen Punkten widersprechen.
Wie es bei anderen aussieht, kann und werde ich nicht beurteilen, ich kann nur aus meiner Sicht sprechen. Aber auch ich verwende ein Fernost-DJ-Pültchen (das vielgeschähte DX-1000 vom noch mehr geschmähten Behringer), auch ich habe einen "besseren MP3-Player" als Ausspieler und auch ich verwende Micros, die sich erst an der Grenze zwischen "Hobby" und "ambitioniert" befinden. Ich sage Dir aber auch gerne, *warum* das so ist.
Mein erstes Problem ist der Platz. Meine Lebenssituation hat sich im letzten Jahr grundlegend geändert, so daß wir gerade auf der Suche nach einem geeigneten Plätzchen für uns sind. Bis dahin muß eine 4-Zimmer-Wohnung für 5 Leute ausreichen. Daß da kein Platz für ein richtiges Studio ist, liegt auf der Hand (mein Snendeplatz ist eine Ecke im Schlafzimmer...). In meiner "alten" Wohnung steht noch der Großteil meiner Technik. Bevor ich mit Internetradio anfing, habe ich - auch als Hobby, übrigens - für einen kleinen Veranstalter die Live-technik betreut und Multimedia Collagen vorproduziert. Dazu standen mir 24-Spur-Mischpult (ja, von Behringer), aber später dann auch eine Pro-Tools-LE-Umgebung (Digi002) zur Verfügung. Nur an Microphone habe ich damals noch nicht gedacht, weil der Raum dazu zu laut war (an der Kreuzung zweier großer Straßen in München gelegen). Damals war ich aber auch noch allein in meiner 3-Zimmer-Wohnung, da war es leicht, einen Raum als "Studio" zu deklarieren.
Daß man sich also mit beengten Verhältnissen herumschlagen muß, ist nicht unbedingt ein Verschulden des Betreibers.
Der zweite Punkt, den ich ansprechen möchte, sind die Ansprüche. Ich weiß, was möglich ist (ich durfte auch schon in "richtigen" Tonstudios mit "amtlichen" Micros (Neumann et. al.) arbeiten und weiß, daß meine eigenen Fähigkeiten, auch technisch, noch Lichtjahre davon entfernt sind. Aber ich vergleiche Internetradio gern so ein bischen mit CB-Funk. Wer ambitioniert funken will, braucht entweder eine berufliche Ausbildung oder muß eine entsprechende Hobby-Lizenz erwerben, die auch einen gehörigen finanziellen und Lernaufwand erfordert. Wer das nicht will (oder kann) macht CB - "Jedermannfunk". Ich habe mir vor Jahren mal zum Spaß für kleines Geld eine kleine CB-Anlage gekauft und einfach mal ein bischen mitgehört, was da so lief. Das, was dort zu hören war, war durchaus unterschiedlich: dort waren Funker am Werk, die sich "professionell" gaben und Funkverfahren "wie die Großen" anwandten. Und da gab's Störer, die sich an keine Regeln hielten. Teilweise lief da sogar Musik über den Äther. Auf anderen Kanälen wurde sich dann regelmäßig darüber aufgeregt.
Irgendwie kommt mir das alles sehr bekannt vor, denn im Internetradio spielen sich ganz ähnliche Dinge ab. Das soll kein Mandat dafür sein, daß ich das toll fände, beileibe nicht. Ich würde es auch sehr begrüßen, wenn die "Mitspieler" einsehen würden, daß man in Gemeinschaften nunmal gewisse Regeln braucht und sich freiwillig daran halten würde. Aber diese Einsicht erlangt man nicht nur dadurch, daß man überall runtergeputzt wird, wie schlecht man doch etwas macht, sondern, indem auch Alternativen angeboten werden, ganz besonders, indem erklärt wird (und zur Not zum 1000. mal), *warum* es welche Regeln gibt und warum diese Regeln wichtig sind. Konsens statt Konfrontation könnte man das nennen.
Der dritte Punkt, den ich etwas anders sehe, als Du, ist der Punkt "sparen vs. billig kaufen". Ja natürlich, wenn ich bis jetzt nichts gekauft hätte, sondern immer alles brav gespart, hätte ich mir vielleicht schon ein schönes Neumann Micro listen können. Sogar mit Vorverstärker, Limiter, Kompressor, EQ... alles beste Qualität. Aber das löst weder mein Platzproblem, weiterhin wäre dieser eine Kanalzug vermutlich das *einzige* (okay, okay, das ist maßlos untertrieben, gebe ich zu - aber es wären wesentlich weniger Geräte, als ich jetzt habe
), was ich mir leisten könnte und zum Dritten hätte ich über all die Jahre keine Erfahrung mit den Billiggeräten sammeln können. Womöglich wüßte ich nicht, was eine Phantomspeisung ist, oder was der Unterschied zwischen symmetrischen und asymmetrischen Anschlüssen nicht. Ich habe sehr viel durch ausprobieren und Bücherlektüre auf meinen Billiggeräten lernen können, hatte das Glück, dieses selbst erworbene Wissen in einem "richtigen" Tonstudio vertiefen zu können und so mein Ziel aufbauen können. Bis ich das erreiche, übe ich halt weiter und sammle Erfahrungen.
Wie gesagt, gelb, grundsätzlich stimme ich mit Dir überein, daß die Internetradioszene wesentlich mehr darstellen könnte, als sie es derzeit tut. Ich würde mich auch freuen, wenn sich ein Trend in diese Richtung erzeugen ließe, aber ich sehe es nicht ganz so wie Du. Ich lese Deine Posts immer gerne, weil sie viel Fachwissen vermitteln und ich daraus auch lernen kann. Deshalb: bewahre die Geduld und erkläre Leuten wie mir, wie das eine oder andere funktioniert... auch wenn wir "Webradioten" uns nicht immer zu erkennen geben und schon gar keine Dankbarkeit zeigen, manche von uns sind bereit zu lernen, jeder so, wie er es will und kann
Schönes & streßfreies Wochenende Dir und all den anderen "Lehrern" hier,
McCavity