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Ein Aircheck für die Radioszene

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Blackwood

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Hallo Radioszene!
Ich habe mal eine Stunde beim staatlichen holländischen Radiosender "3FM" mitgeschnitten. Dort läuft nachmittags von 16-18 Uhr eine Show namens "Ruuddewild.nl" (Name = Internetadresse). Die Show ist Nummer 1 in Holland.

http://home.arcor.de/radioszene/3fm-aircheck.mp3
(Filesize: 9 MB, Spieldauer: 22 min)


Obwohl Ihr die Sprache zum Großteil verstehen werdet, hier trotzdem ein kurzer Begleittext dazu.
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1.) Sendungs-Opener

2.) Die Rubrik "Royalty news". Hier ist es ein täglicher Running-Gag, den Rubrik-Opener mehrmals zu starten, weil ihn einer der Modertoren immer wieder mit Gebabbel unterbricht. Top-News diesmal: Prinzessin Maxima ist schwanger.

3.) Ein "Singalong". Mittwochs rufen die Moderatoren immer bei dem holländischen Star "Sasha de Buur" auf dem Handy an. Die ist natürlich nie da - und sie sabbeln die Mailbox voll.

4.) Die Mods geben ihrer Station einen neuen Namen ("Jahrmarkts-Radio"), diskutieren die einzelnen Frequenzen der Konkurrenz-Sender durch und sagen, wer auf welcher Frequenz sendet, wie die Slogans lauten und wer wieviel für die Frequenz bezahlt hat.

5.) Ein Titel wird 3x angespielt. Nie klappt es mit dem Ramp-Talk. Was solls?!

6.) Ein Titel läuft und die Moddies kurbeln am Mischpult. Mal klingt's bassig, mal mittig. :-)

7.) Die "Nachrichten um halb" beginnen. Der Moderator diskutiert(!) mit dem Newssprecher alle Meldungen einzeln durch. Und: Ja! Prinzessin Maxima ist schwanger! :D

8.) Der Moderator wird im Verkehrsservice selbst zur "Verkehrs-Störung" und fährt der Ansagerin mehrmals
in die Parade. (Ist täglich so.)

9.) Eine Hörerin im Studio. Kurzer Talk. Dann singt sie live einen Song von Eminem.

10.) Ganz normal bei "Ruud de Wild": Die Mods machen einen Mod-Break von einer Viertelstunde und unten
darunter läuft ein Musiktitel. Sozusagen als Talkbett.
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Ich wünsche mir so ein Sende-"format" auch im deutschen Radio. Diese Leichtigkeit, diesen Spass, diese abwechslungsreiche Musik... Und ausserdem wünsche ich mir, dass jetzt jemand kommt und mich für völlig weltfremd erklärt, weil "Holländer ja sowieso ganz anders sind" und "sowas auf dem deutschen Markt nie funktionieren" würde. ;)

Der Slogan von 3FM lautet übrigens "Altijt de eerste" ("Wir sind immer die Ersten").
 
So was würde in Deutschland nie funktionieren. Die Holländer sind einfach anders als wir. Das ist unprofessionell. da wiederholt sich nix, weder die Titel, noch die Claims. Das ist kein Formatradio, so was kann man den deutschen Hörern nicht zumuten. Schließlich haben wir hier in Deutschland viel strengere Bestimmungen als die in Holland. Kauf in Holland mal Lebensmittel, die sind giftig, da gibt es keine strenge, deutsche Norm, die Deine Gesundheit schützt. So ist das auch im Radio. Zum Glück gibt es auf dieser Seite der Grenze so was schädliches nicht.
 
Das, was da als ausgelassenes, cooles Moderatorengesabbel rüberkommt, würde doch hier komplett als unprofessionelles Offener-Kanal-Gestümper betitelt werden. Und jeder Chef kickt die Verantwortlichen, wenn keine Besserung in Sicht ist.

Schade? Vielleicht...
 
Was den Deutschen in über 50 Jahren aberzogen wurde (Kreativität, Selbstbewusstsein usw.), kann nicht mal eben über Nacht umgekrempelt werden. Deutschland ist das Land der Normen. Wer die nicht erfüllt ist draußen. Wie auch immer man das sehen mag. In der Hinsicht hat sich seit Adolf leider bis heute nicht viel zum Positiven verändert. Wir sind ein Volk von Marionetten. Die Fäden haben die anderen in der Hand.

Und jetzt kommt bitte nicht auf falsche Gedanken, was mein politisches Weltbild angeht. Ich sage nur, was wir alle wissen.
 
Deutsches Radio = Totes Radio

Vgl. hierzu:

USA
Holland
Hawaii
Italien
Spanien

Aber:

Es geht gar nicht um das Sprechtempo, vielmehr um den Programmfluß bzw. die lockere Moderation.

Aber bei uns wird - wenn schon kein Claim - immer nur Themen anmoderiert und dann O-Ton abfahren, fertig, nächster Titel. Aus.

Es gibt immer nur Sachthemen, Redaktionell aufbereitetes Material aus der Welt, Deutschland und Deinem Dorf, aber nie lockere Themen, Witze und Call-In's...

Zurück zur 1. Zeile: Deutsches Radio = Totes Radio
 
Immerhin scheine ich nicht der Einzige zu sein, den solch ein Format interessiert. Mittlerweile haben sich so viele Radioszene-Leute den Aircheck runtergeladen, dass das monatlich zur Verfügung stehende Traffic-Kontingent von einem GigaByte schon fast erschöpft ist. :cool:

@Vitamin C
Ich finde, wir machen uns das zu einfach, wenn wir den deutschen Hörfunk einfach abschreiben und sagen: "Deutsches Radio = totes Radio". Man kann doch nicht ein Medium zur Leiche machen und dann schulterzuckend fortlaufen. Vielleicht könnte man ja anregen, dass die deutschen Radios nicht nur untereinander voneinander lernen, sondern auch mal ins Ausland blicken... Immerhin wäre dann mit Sicherheit ein Fortschritt zu verzeichnen.
 
Klingt ja sehr interessant, hätte mir ads gerne angehört, doch leider ist das Traffic-Limit tatsächlich überschritten. Schade :-(

Höre ich mir also den Stream an... dachte ich... bin aber offenbar nicht der einzige... auch da ist die Serverkapazität überschnritten :-(
 
Geile Nummer!!!
Jetzt haben sich viele Fragen hier im Forum erübrigt. Ich denke da nur an Fragen wie "Was ist eigentlich so schlimm an JUMP?" oder Wo sind "Superstars" wie Stefan Blaufelder? :D :D :D

Ich würde alles darum geben, dieses Programm über Antenne hören zu können. Der Livestream ist ja doch recht lahm....
 
tief durchatmen und los geht’s:

1. Viiiielen Dank an Blackwood!! Nicht nur für den Aircheck, sondern vor allem für die Inhaltsangabe, und insbesondere dass jetzt so mancher Deutscher PD (und davon sollen ja auch einige hier lesen) lesen kann, wie echt unterhaltsames Radio gemacht sein müsste!

2. Ich finde es – hab ich schon gesagt – hammercool! Das ist in meinen Ohren Radio, was auch diesen Namen verdient! Musik, Verpackung und Moderation – spätestens jetzt dürfte jeder wissen, dass sich nur ein Mitarbeiter nennen darf, der zu so etwas im Stande ist. Unsere schreieinenden Teenys sind nichts als Claim-Aufsager.


3. Warum ist so was nicht in Deutschland möglich? Ich möchte mehrere Ansätze versuchen:
a. Die Holländer haben eine komplett andere Mentalität als die Deutschen...und das macht sich nicht nur an dem freiverkäuflichen Kraut bemerkbar (vielleicht ist es eine Folge davon, wer weiß?? *g*) – Holländer sind lockerer, lustiger und lebensfroher – kein Wunder, dass sich dieses im Radio wiederspiegelt und auch auf so eine Resonanz stößt.

b. unsere Mentalität ist – wie zomer schon ausführlich beschrieben hat - geprägt durch Adolf. Dabei spielen mehrere Faktoren eine Rolle: Am Beispiel Film zeigt sich: Alle großen Stars und Sterchen sind in den 30er Jahren nach Hollywood gegangen. Berlin leidet darunter heute noch! Im Radio wäre es nicht anderes gewesen, wenn das Medium damals schon so weit gewesen wäre. Aber viel schlimmer: Adolf und seine Konsorten haben es als Propagandamaschinerie missbraucht, wo wir beim Thema Strukturen sind:

c. Der Radiomarkt in den Niederlanden ist ein anderer...das Thema hatten wir schon oft... geprägt von den öffentlich-rechtlichen haben wir uns an den Info-Funk gewöhnt und alles was locker & leicht daher kommt ist gleich etwas niveauloses.


d. Die Folge: Weil die Strukturen nicht vorhanden waren, konnten bei uns auch keine Moderatoren-Personalitys entstehen, was wiederum Folgen für die Hörgewohnheiten hat.....was der Bauer nicht kennt, usw. ...

e. Nun haben wir Privatfunk seit 20 Jahren. Was ist passiert? Zunächst haben die privaten die öf-re versucht mit Unterhaltung zu schlagen, aber (!) mit den gleichen Strukturen!! Wer die landesweiten Privaten aus der Anfangszeit kennt, der wird sich an einzelne Redaktionen erinnern, einzelne Sendungen, etc.... Radio-DJs hat es bis auf ganz wenige Ausnahmen nicht gegeben. Wortbeiträge – die galt es zu machen! Langsam setzt sich das Formatradio durch. Kostenersparnis durch Entlassung (oder wie war das?? Herr K+F??) Da kein Geld da ist, wird dieser Trend weiter anhalten. Noch weniger Moderatoren, noch mehr Musik.


Mein Szenario:
Wir werden noch mehr Gedudel ertragen müssen, noch mehr Claims & Jingles, noch weniger Personality. Aber was passiert? - Noch weniger Hörer werden sich für das Medium begeistern, geschweige denn einschalten. Denn: Musik durchsetzt mit Jingles und Werbung hören ich lieber pur: selber machen (ihr wisst schon wie....)
Irgendwann – und ich wünsche das ist in nicht allzuferner Zukunft – wird der Tag kommen, da wird einer mal auf die Idee kommen und es genauso zu machen wie in Holland, Italien, Spanien, USA,.... ein DJ macht seine 5 Stunden Show:
– Musik nach Format + seine Lieblingsplatten
– Inhalte nach Format + Inhalte durch ihn selber ausgewählt und aufbereitet von einem kompetenten Team, zugeschnitten auf die Personality.
– Gewinnspiele + Hörertalk nach dem Geschmack des DJs
– Claims, aber vor allem Personality!!!!!!!!!!

Ich denke, dass bei allen dreien die Zeit dafür noch nicht reif ist. Weder die Sender, noch die Wirtschaft, noch der Hörer mag sich derzeit auf so etwas einlassen. Außerdem fehlen Moderatoren! Denn um so eine Show auf die Beine zu stellen, die nicht nach Offener Kanal klingt, da bedarf es Profis, die wissen wo sie aufhören müssen und mit den Formatvorgaben kreativ spielen können.
90 % unserer heutigen Claim-Aufsager wären dazu nicht fähig.

Meine Meinung – Bin gespannt auf Eure Meinung!
 
Jetzt haben die Radioszene-Downloader schon beim zweiten Account das Traffic-Limit von 1000 MB gesprengt. Für alle, die noch an dem Aircheck interessiert sind - hier die neueste Download-Adresse:

http://home.arcor.de/radioforum/3fm-aircheck.mp3

@tt
Es war mir einfach ein Bedürfnis, mal eine Alternative aufzuzeigen. Dass billige Teenager-Arbeitskräfte den "besten Mix" ansagen, kann doch nicht das Nonplusultra sein! Es wäre nur mal interessant, herauszufinden, woran es scheitern könnte, wenn man solch ein Format in Deutschland platzieren würde. Wahrscheinlich an gar nix, ausser dem geistigen Horizont der Radioveranstalter, bzw. der PD's.
 
Sehr gutes Thema!

Passt ausgezeichnet zu meinem "Moderation in D", wo ich ja auch mit anderen Ländern verglichen habe.

Die Holländer mit ihrem Radio vergesse ich auch nicht, da sie für mich vor vielen Jahren etwas ins Rollen gebracht haben: Es war ein spezieller Event mit Computer-Hackern, die alle auf einem riesigen Camping-Gelände zusammengekommen waren, alle ihre Rechner vernetzten und allerhand lustiges Zeug machten. Das Ereignis war für mich deshalb so interessant, weil ich von zu Hause aus komplett alles über Internet verfolgen konnte (das war das erste Mal, dass ich Livestreams hörte und sah! Müsste so ca. 95 gewesen sein), und ein paar der holländischen Radiostationen waren natürlich auch vor Ort. Ich war in irgendwelchen Chats und hörte eben den Stream einer solchen Station. Ich weiß nicht mehr, was ich mit dem Moderator gechattet hatte, aber auf einmal erwähnte er mich einfach so im Stream. Und zuvor hatte er mir erklärt, dass für ein paar Stunden jetzt mehrere Stationen zusammengeschaltet wären, sprich auf denen war in diesem Moment überall mein Name zu hören.

Das war ein gaaanz seltsames Gefühl! Und ab da wusste ich: So muss Radio sein! :)

Die hatten da noch ganz andere Spielereien, wie z.B. dass man den Moderatoren sagen konnte, wo sie hingehen sollen und was sie die Leute fragen sollen! (Es gab hier in D auch mal kurz so einen ähnlichen Ansatz, der aber bereits im Keim erstickt wurde...)

Ok, aber dies alles nur nebenbei!
Grundsätzlich stimme ich meinen Vorrednern komplett zu.

Warum neue Versuche im Radio in Deutschland scheitern liegt einfach daran, dass man hier eben nicht locker genug ist und sich stattdessen meist nur auf altbekanntes vertrautes verlässt. Gemeint ist vor allem die Werbewirtschaft, der Du erstmal beibringen musst, dass die MA für Deinen Sender nichts taugt und sie bei Dir trotzdem Werbung buchen sollen, weil so ein Spartenprogramm viel mehr gehört wird (ohne es beweisen zu können...).

Wir haben in Deutschland eben leider ein System, dass nur den Marktstärksten eine Überlebenschance bietet, und das sind eben die, die den größten Durchschnitt erreichen, also Claims und Format-Gedudel.

Denkt mal an die ganzen Kleinstsender in den anderen Ländern. Das ist hier überhaupt nicht möglich! Nicht finanziell und auch nicht lizenztechnisch. Da wird alles unternommen, so etwas zu verhindern. Wo kämen wir denn da hin? Wo wäre denn da die deutsche Ordnung und Gründlichkeit?
 
@Blackwood

Wenn Du mir den Aircheck nochmal hochlädst unter

ftp://home.redcastle.net

User ftp
Passwort egal

Verzeichnis incoming

Dann mache ich das Ding über meine DSL-Leitung abrufbar. Ist zwar nicht so fix, aber dafür gibt es keine Traffic-Begrenzung.

Gruss,

Christoph
 
Was ich mit Deutsches Radio = Totes Radio meinte, war eigentlich keine Resignation sondern das Sinnbild dieses doch sehr nach beamtentum klingenden Claimaufsagenden, uniformen mit charakterlosen (im Sinne der Erkennbarkeit!) Moderatoren besezten (die es eigentlich so gar nicht machen wollen) Radios.

tt hat es exakt aufgeschlüsselt. Dem ist nichts mehr hinzu zu fügen.

Ich freue mich jedes mal, wenn ich nach Italien fahre oder mittlerweile sogar, wenn ich meinen WorldSpace-Empfänger auf RDS (Radio Dimensione Suono) einschalte.

Mal abgesehen davon, daß K+F und Konsorten dafür sorgen, daß Radio immer toter klingt, man muß doch mal die Landesmedienanstalten ansehen. Jedes Bundesland kocht sein eigenes Süppchen, aber alle erfolglos. Selbst das Lokalradiokonzept, was Herr Prof.vDokter (!!) Ring immer so als erfolgreich hervorgehoben hat, ist letztendlich gescheitert...
Ich habe mich sowieso gefragt, warum wir für jedes Bundesland eine eigene Medienanstalt brauchen? In den anderen Ländern gibt es doch soetwas auch nicht. Oder sind die Kulturen so unterschiedlich?

Die Landesmedienanstalten sind meiner Meinung nach ein Wasserkopf, der komplett entsorgt werden müßte.
Das Lizenzierungsverfahren müßte einfach lauten: "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst!". Ist doch im Leben sonst auch so.
Also, wenn freie koordinierte Frequenzen vorhanden sind, Lizenzantrag an die RegTP stellen, wenn Du der erste bist, dann Zulassung und Aufschaltung. Biste Pleite, weg, neuer...

Und wer jetzt sagt, daß das dann eine reine Fluktuation wird, dann möchte ich fragen: ist das nicht jetzt auch schon so??? Berlin mal nur als Beispiel für die Höchste Rate!

Also, was meint Ihr...
 
Wie es sich quasi ohne Regulierung und mit "wer zuerst kommt mahlt zuerst" anhören wird, werden wir demnächst in Hamburg erleben. Zum 1.7. wird dort ein extrem liberales Mediengesetz zum tragen kommen, wenn es sich keiner bis zur Abstimmung Ende der Woche anders überlegt (die Mehrheitsverhältnisse geben die Durchsetzung des Gesetzes her).

Ich persönlich bin da eher skeptisch. Ich bin eher der Meinung gerade solche Entscheidungen an die Bürger in Form von Abstimmungen zu geben.

Auf jeden Fall ist klar, dass Radio-Frequenzen (noch) ein knappes Gut sind und ich habe kein Problem damit, dass nicht nur nach "wer zu erst kommt mahlt zuerst" vorgegangen wird.

Das Problem ist in meinen Augen eben wirklich eher, dass die Landesmedienanstalten stark bürokratisiert und aufgebläht sind...

Christoph
 
@ blackwood wollen wir mal nicht übertreiben...
Madonna mit Hollywood hat 7 Sekunden Ramp!

Station ID + Claim + Titel Anmod... mal sehen, vielleicht geht dann noch ein "jetzt für Dich"...

:D :D :D :D
 
Dieser Thread spircht mir aus der Seele. Ich höre Hilversum 3/Radio3/3FM seit etwa 1988 und kann mich eigentlich nicht satt daran hören. Ruud de Wild gehört zu den besseren Moderatoren auf dieser Station, allerdings war er bei 538 auch schon ein Guter. Nicht jeder Mod fährt eine solche Show wie in dem sehr genialen Aircheck zu hören ist, RdW macht dieses jedoch schon lange so. Diese Machart kommt nicht überall gut an, es gibt Foren in denen man sich darüber aufregt dass ein Top 10-Titel so totgequatscht wird. Aber: Es ist ne Art freie Meinungsäusserung. Während der Hörer bequem wegzappen kann, muss man sich im Studio die volle Länge geben (sofern man nicht andere Sender nebenbei hört oder den nächsten, wahrscheinlich besseren Titel begutachtet).

Beim mittlerweile doch recht durchformatierten 3FM hat trotzdem jeder Moderator - halt! besser wäre "DJ"... also... jeder DJ hat dort die Freiheit seine individuelle Note in seine Sendung zu packen. Rob Stenders (Morningshow) spielt viel Rockmusik, Gerad Ekdom (vormittags) ist bekennender Bruce Springsteen-Fan und mogelt seine Titel immer wieder unter die Musikwünsche und so weiter. Eine Tatsache die bei den heimischen Plastiksendern undenkbar wäre. Diese Individualität funktioniert auch in Deutschland: So war ich zB einer der ersten der hier in Deutschland die Drum & Base-Version von Kosheen's "Hide You" gespielt hat (Herbst 2000)- und zwar parallel bei einer Bürgerfunksender und bei einem kommerziellen Sender. Heavy Shit, ich weiss, aber nach wenigen Sendungen wussten die Hörer "ach da kommt wieder der Typ mit dieser Jungle-Platte" - und zwar bei beiden "Formaten"! Und ein Jahr später als die Trance-Version von "Hide You" über Ibiza den Weg zu uns fand waren die Augen noch grösser :D

Es gibt so viel mehr als vorproduzierte Ramp-Talks in denen der Claim dreimal aufgesagt wird. Diese Alternative liegen manchmal direkt vor der Haustür... Noch ein Tipp: Die Nachstendung von Giel Beelen bei 3FM (4.00-6.00): Er schafft es tatsächlich manchmal nur drei Titel in diesen beiden Stunden zu spielen. Der Rest besteht aus Studiogästen (Live-Bands!!!) und Anrufen (auch live!!! und gerade wenn's in die Hose geht und F-Words über den Sender gehen ist es doch noch viel lustiger). Eine sehr beliebte Rubrik ist das "Terror Telefon". Funktioniert ganz einfach: Techno-CD in den Player, die 0800-Nummer genannt und schon toben sich die Hörer aus! Hier ein kurzer Ausschnitt aus dem Schauspiel Eine Übersetzung erspare ich mir an dieser Stelle aber es ist alles dabei von Majestätsbeleidigung über deutschen Flüchen bis hin zu Rückkopplungen. Sehr lustig. Der File liegt übrigens auf einem Geocities-Account und wird denmach gut funktionieren :D Viel Spass beim Hören und falls es nicht klappt gibts ja immer noch das deutsche Plastikradio...
 
@c.rothe
Das ist echt Wahnsinn, wieviele sich das Teil runterladen wollen! Ich habe Dir den Aircheck jetzt auf Deinen FTP-Server geschossen. Mach das Beste draus und stelle die Download-URL dann hier ins Forum, damit die anderen auch was davon haben.
 
Selten so gelacht!!!
OK, das ist ein bisschen anarchisch und ich weiß nicht, ob ich mir das auf einer 4stündigen Autofahrt anhören könnte. Aber ich müsste ständig wieder reinhören. So geil war schon lange nichts mehr, was ich im Radio gehört habe, auch wenn ich kaum ein Wort verstanden habe. Das Feeling, der Witz und Spaß, der da rüberkommt, toppt alles. So viel dann auch zum Thema in deutschen PD-Stuben, Radio solle ja eh nicht mehr informieren, sondern unterhalten. Die PDs kann man nur fragen, "warum tut ihr es dann nicht?" So geht's!
 
Das erinnert mich sehr an einige Moderatoren, die ich in den 80ern bei AFN oder BFBS gehört habe. Schön!

Aber, Blackwood, Dein Wunsch nach einem solchen Sendeformat ist leider völlig weltfremd. Sowas würde auf dem deutschen Markt niemals funktionieren, weil die Holländer sowieso ganz anders sind. :D

So scheinen Sie zum Beispiel eine Schwäche für gut und lebendig und mit Herz gemachtes Radio zu haben. Die haben offensichtlich keine Ahnung, daß Hörer so etwas eigentlich gar nicht wollen... :(
 
Solange bis "c.rothe" den Aircheck auf seinem Server zur Verfügung stellt, liegt das Teil nochmal hier:

http://home.arcor.de/nl3fm/3fm-aircheck.mp3

Bin mal gespannt, wann ich die ersten geklauten Ideen bei einem deutschen Radio höre.

Gedanken eines Moderators: "Mensch, das können wir doch auch machen! Wir besorgen uns die Mailboxansage von einem Star und faken dann, wie wir bei dem auf die Mailbox labern. Und für den Inhalt... Hmmm... Naja... da nehmen wir das Gagfax!" :rolleyes:

So funktioniert deutsches Radio. :mad:
 
radio für freaks!?!?!?

so witzig und erfrischend es auch sein mag, eine solche sendung der ausländischen kollegen mal zu hören, so ungeeignet ist diese form von radio auch für den deutschen markt. jeder, der für einen deutschen sender arbeitet oder beruflich mit radio zu tun hat, weiss das auch!

klar, in holland, spanien, italien, griechenland und sonstwo ist es wohl eine art programm, die sich mit der mentalität der menschen in diesen ländern gut verträgt. der deutsche ansich ist aber halt ein mensch, der nach gewissen normen lebt bzw. durch die gesellschaft dazu gezwungen wird. er mag es nunmal nicht, wenn der moderator in einen titel reinlabert, er braucht die elemente z.b. in einer morningshow, so wie er sie gewohnt ist. wehe, wenn das horoskop oder ein tägliches comedyelement mal nicht zur gewohnten uhrzeit kommt. dann wird oft gleich beim sender angerufen, ob es denn vergessen wurde (habe ich selbst mehrfach erlebt).

wenn der deutsche comedy will, dann sieht oder hört er sich eine comedy-sendung an und stört sich eher daran, wenn eine "normale" radiosendung fast nur noch aus witz und gelächter besteht. er will seine infos und seine musik, wenn möglich in voller länge.

so sieht nunmal die realität, zumindest bei uns in deutschland, aus. ein programm, wie das hier diskutierte, würde bei uns nicht überleben. nicht etwa, weil es keine hörer hätte - es hätte sogar sehr treue stammhörer - sondern weil es zu wenige hörer hätte! und bei der ma / fa sind nunmal zahlen gefragt.

@ vitamin c

du schreibst:
Das Lizenzierungsverfahren müßte einfach lauten: "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst!". Ist doch im Leben sonst auch so.

sorry, aber das zeigt mir, dass du keinerlei ahnung von der materie und eine doch sehr naive einstellung hast.
das würde so nie funktionieren!

im allgemeinen denke ich sowieso, dass die befürworter eines solchen formates, die hier ja zahlreich gepostet haben, entweder garnicht direkt beim radio arbeiten, "nur" hörer sind oder mit dieser denke, die ich jetzt mal als geschäftsschädigend bezeichne, dort wohl falsch aufgehoben sind und sich mal lieber in holland, spanien etc. bewerben sollten.

fazit: ja, diese art von radio ist im urlaub mal ganz lustig zu hören und ich danke blackwood auch für das posten des files. hier in deutschland würde wohl nur ein betriebswirtschaftlicher blindgänger einen solchen sender finanzieren.

so, jetzt schlagt mich, beisst mich, kratzt mich oder macht was ihr wollt, aber das ist meine persönliche und zugleich realistische, marktnahe meinung zu diesem thread!

adios!
 
Hey, ich glaub, da will einer provozieren! ;)

Aber leider hast Du recht, dass es in Deutschland nicht funktionieren würde, nicht aber weil es so ist, wie Du beschreibst, sondern weil leider viel zu viele so denken, wie Du bzw. wie Du beschreibst.

Es könnte also nur funktionieren, wenn man die deutsche Mentalität und das deutsche Denken ändern würde. Es geht also um die deutsche Kultur!

Und wer bestimmt die Kultur? Die Künstler und die Medien...

Was spricht also gegen einen neuen Kult?

Nachtrag: Zu den Hörerzahlen, die ja anscheinend alles bedeuten: Im heutigen Radio-Marketing-System zählt nur noch Quantität, d.h. nur noch wieviele Hörer ich habe, statt Qualität, d.h. wieviel nehmen sie von der Werbebotschaft auf und wieviel Geld haben sie?

Sprich: Kulthörer könnten theoretisch mehr Geld einbringen, wenn man es nur auch kontrollieren könnte/würde.
Viele Spartenprogramme sind daran gescheitert, dass sie nicht die erforderlichen Hörerzahlen nachweisen konnten, ohne dass irgendjemand berücksicht hat, dass die Hörer des Spartenprogramms eigentlich wesentlich besser auf die Werbung reagiert haben, als die Massen, die Dudelradio-Werbung infiltrieren.
 
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