Einstieg beim Radio: Warum ist es nur so schwierig?

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;)
Bin gespannt wann die ersten kommen und rumnörgeln, daß die "Dudelfunker" so viel Geld verdienen, während die Leute, die noch mit Herzblut Radio machen, von Hartz-IV leben müssen.
 
...Eine mögliche, wenn auch unwahrscheinliche Perspektive, für's Radio zu arbeiten, ist das Erstellen von Beiträgen (Reportagen, Kulturkritiken, Features, Hörspiele)...
...Und dann geht das Antichambrieren los. Ein harter, demütigender Weg mit vielen Enttäuschungen und Abweisungen...
...Und bedenke: Niemand wartet auf Dich. Dein Erscheinen bei einem Redaktionsleiter ist lästig. Man will sich gar nicht mit Dir befassen. Es sei denn, Du bist ein neuer Peter Frankenfeld, Walter Jens oder Josef Pelz von Felinau...

Dies ist, auf den Punkt gebracht, leider die traurige Wahrheit.
 
Ich gebe dieses "alte" Posting von MonaFfm an dieser Stelle als Vollzitat wider, weil die "Zitat im Zitat"- Funktion hier im Forum immer noch nicht funktioniert ("Hallo TW! Whats up?" *winke, winke*) und ich wirklich keine Lust habe, den ganzen Scheiß auf HTML-Ebene durchzuziehen. Außerdem will ich euch das "Umblättern" ersparen.


Aber lesen wir erstmal:


Es ehrt dich, daß du mit 45 zum Radio willst. Deine Begeisterung für das Medium ist auch nachvollziehbar. Es IST der geilste Job der Welt, und ich möchte niemals etwas anderes machen. Allerdings ist es sehr sehr schwer, voranzukommen - selbst dann, wenn man die formalen Kriterien erfüllt (in jungen Jahren anfangen, Abitur und Studium sind obligatorisch, Volontariat bei der ARD oder einem großen Privaten ebenso, vielfältige praktische Facherfahrung auch). Wenn man die nicht erfüllt, wird es nahezu unmöglich, in dieser Branche Fuß zu fassen. Und ganz ehrlich: Das ist auch gut so. Radio ist Arbeit und Handwerk und letztlich eine Kunstform. Die mag je nach Sender unterschiedlich ausgeprägt sein. Grundsätzlich muss man aber sagen, dass es schon seinen Sinn hat, dass die Anforderungen so sind wie sie sind. Ich wundere mich auch immer wieder, dass so viele Leute von außen meinen, sie könnten ohne entsprechende Bildung und Ausbildung einfach so Radio machen. Ich würde niemals auf die Idee kommen, mich als Fliesenlegerin zu bewerben, nur weil ich ungefähr weiss, wie man Fliesen verlegt. Radiojounalismus setzt eben auch einen gewissen weltlichen Weitblick voraus. Was man als Hörer vom Radiojounalismus mitbekommt, ist ja nur ein sehr kleiner Teil des Wissens, das die Radiojounalisten mitbringen.

Es kann schon sein, dass man ohne Abitur und alles, was darauf aufbaut (Studium -> Volo -> langjährige praktische Erfahrung, evtl. parallel Lehrtätigkeit), bei einem Kleinstsender etwas machen kann. Ob das dann aber so die Erfüllung ist, sei dahingestellt - von der schlechten Bezahlung und des unsicheren Beschäftigungsverhältnisses ganz zu schweigen.

Ein Volontariat erscheint mir im vorliegenden Fall auch nicht der beste Weg zu sein. Bei der ARD wird das aus drei Gründen nichts:
1. Kein Abitur. Dadurch von vorne herein für alles weitere ausgeschieden. Kein Abi, keine ARD.
2. Kein Studium. Bei den ARD-Sendern zwingende Voraussetzung.
3. Weit über 30. Altersgrenze bei den ARD-Sendern (ungeschrieben) bei 30.

Bei einem großen Privaten (Antenne Bayern, FFH, ffn, RSH...) wird es auch eng ohne Abi und Studium.

Die Branche liegt generell ziemlich am Boden. Selbst diejenigen, die die formalen Kriterien erfüllen und von der Pieke auf das Radiomachen gelernt haben, sind heute nicht mehr sicher vor Kürzungen und dem Arbeitsamt. Wieso sollte ich als Radiosender also jemanden ohne Abitur, Studium und Volontariat einstellen, wenn ich das nichtmal bei denen kann, die all das mitbringen? Wenn ich mir vorstelle, mir würde plötzlich ein neuer Kollege zur Seite gestellt, der 15 Jahre älter ist als ich, noch nie bei einem Medium gearbeitet hat und noch nichtmal das Abitur hat, das würde ganz schön krachen. Ganz ehrlich: Ich würde mir da nicht die Butter vom Brot nehmen lassen, dafür habe ich zu lange für diesen Job gekämpft - und zwar MIT Abitur und allem, was dazugehört.

Um es ganz direkt auf den Punkt zu bringen: Finger weg. Im Interesse aller. Oder bei einem Miniminiminisenderchen, wo's keinem wehtut.


Im Posting #27 dieses Threads (http://www.radioforen.de/index.php?...-es-nur-so-schwierig.36877/page-2#post-635244) bin ich auf die Kernaussagen von Mona eingegangen. Das könnt ihr euch dort angucken.


Habt ihr die Aussagen dieser beiden Postings so einigermaßen im Kopf? Okay.

Diesen eigentlich völlig logischen Satz aus dem Jahr 1994 fand ich gerade zufällig bei meiner Recherche zum Thema "Tarife beim Privatfunk" auf http://www.medienpolizei.de/txt/MpoText012.html. Dr. Stephan Ory (Achtung Moni: DER Mann ist also "schlau"! ;)) schrieb damals:

Journalisten lassen in ihre Beiträge nicht nur Rechercheergebnisse vom laufenden Arbeitstag einfließen, sondern auch Hintergrundwissen und Lebenserfahrung, die man nicht in der Redaktion erwirbt.

Die Betonung liegt natürlich auf "Hintergrundwissen und Lebenserfahrung".

Ich bin zwar ein Ossi und auch schon seit 1983 - nach Abschluß der 10. Klasse der "Polytechnischen Oberschule" in der DDR - aus der "Schule" raus (ich habe also kein Abi und auch nicht studiert), ich denke aber schon, daß ich "fehlendes Schulwisssen auf dem Papier" durch eine sehr gute "Allgemeinbildung" (die fehlt Schulabgängern von heute in der Tat! Das ist erschreckend!) und "Lebenserfahrung" (ich bin halt 47) mehr als wettmachen könnte, wenn man Moni und mich in ein imaginäres "Dreamteam" stecken würde.

Okay, journalistisch bin ich eingerostet, das ist ihr Part. Ich übernehme dann erstmal die Technik - notfalls auch mit Analogband. ;)
 
Dein Erscheinen bei einem Redaktionsleiter ist lästig. Man will sich gar nicht mit Dir befassen.

Genau das ist der springende Punkt! Kein "Redaktionsleiter", mit dem man bei einem Vorstellungsgespräch (falls es überhaupt dazu kommt - aber das entscheidet ja erst mal die Personalabteilung) logischerweise zusammentrifft, wird sich einen "schlaueren" Mitarbeiter ins Boot holen, der dann möglicherweise etwas später am eigenen Stuhl sägt. Er entscheidet letztendlich, ob ein Bewerber zum bestehenden Team passt. Für diese Ja/Nein-Einschätzung reichen wenige Sekunden. Und "so dumm" ist sicher kein "Redaktionsleiter" (speziell mit ARD-Festvertrag").
 
Kein "Redaktionsleiter", mit dem man bei einem Vorstellungsgespräch (falls es überhaupt dazu kommt - aber das entscheidet ja erst mal die Personalabteilung) logischerweise zusammentrifft, wird sich einen "schlaueren" Mitarbeiter ins Boot holen, der dann möglicherweise etwas später am eigenen Stuhl sägt.


So von den Abläufen hast Du irgendwie keine Ahnung, oder?

Du wirst als Neuling nicht mal den Hauch einer Chance haben am Stuhl eines Redaktionsleiters zu sägen. Weil Du sowieso als "Freier" für die nächsten 10 bis 20 Jahre durch die Gegen läufst. Da kannst Du noch so schlau sein - das juckt aber keinen.
 
Trotzdem fließen aus dem Aug' die Tränen, wenn man sich vorstellt, welche Talente sich "das Radio" durch die heutigen, formatierten Anforderungsprofile (jung, 80 Jahre Betriebserfahrung, Nobelpreis, mindestens eine Mondlandung) über die Jahre entgehen lässt. Vadder hat in seinem Laden Karrieren erlebt, die heute einfach nicht mehr denkbar sind. Da kam ein junger Jurastudent, diente sich in der Verkehrsredaktion als "Kaffeekocher" an und leitet heute höchst erfolgreich eine Welle. Da wollte eine junge Frau "irgendwas mit Schreibmaschine" machen, tippte Meldungen nach Diktat und brachte sie dem Sprecher ins Studio. Dann moderierte sie ein beliebtes Dating-Format. Heute ist sie von den Medien vergötterte Bestsellerautorin. Dann kam ein junger Mensch in zerschlissenen Jeans und Parka, machte beeindruckende Features über Lateinamerika und ist heute Senderchef im Norden der Republik. Und ich wette: Alle drei würden nach den heutigen Aufnahmekriterien nicht dort sitzen, wo sie mittlerweile sind.

Da würde ich aber nicht nur auf die Schuhbesohler schauen, die erst so tun, als suchten sie nach potentiellen Talenten und dann im Kleingedruckten erklären, die Zugangskriterien seien in Stein gemeißelt. Warum sollte ein Jurastudent heute noch auf die Idee kommen, im „Verkehrszentrum“ Kaffee zu kochen? Wo gibt es noch Kuppelshows, die nicht das planmäßige Moderationspersonal mit im Dienstplan stehen hat? Wer sendet heute noch Features über Lateinamerika?

Und noch grundsätzlicher: Warum sollte man sich diese Schlangengruben antun wollen? Schon der vorliegende Thread zeigt doch wieder mal deutlichst, daß man um Euren Laden tunlichst einen großen Bogen machen sollte.


Seien wir jetzt mal optimistisch und gehen davon aus, dass ein 300 Seiten starkes Werk von einem Verlag genommen wird (ja, ich gehöre tatsächlich zu jenen Menschen, die darauf beharren, für ihre Arbeit auch bezahlt zu werden und nicht noch zusätzlich Geld an sogenannte DKZV zu leisten) und er bezahlt mir - einem NoName - dafür 2000 € (wie gesagt: optimistisch gedacht), dann hätte ich umgerechnet einen Stundenlohn von etwa 2 - 3 €.
Von dieser Seite sind die von mir erhofften 800 € - so lächerlich sie auch klingen mögen - verdammt viel Geld.

Für die Tätigkeit als Knecht einer Privatklitsche, der dort Vollzeit und mehr als Vollzeit arbeitet, aber eindeutig so wenig, daß es nichts anderes bedeutet, als den Markt kaputtzumachen. Das ist nämlich das eigentliche Problem an dem Phänomen „ich will unbedingt zum Radio“.

Es macht die Sache nicht besser, daß die Sitten in der Verlegerbranche anscheinend noch viel schlimmer verludert sind. (Und auch anderswo; als Stichwort sei nur Normalvertrag Solo genannt.)
 
@Pfui!

Wenn du meine - sorry, jetzt muß ich selbst erstmal nachgucken ;) - knapp 5800 Postings etwas genauer kennen würdest, wüßtest du, wie mein Vorstellungsgespräch bei einer ÖR-Anstalt abgelaufen ist (eigentlich "sehr gut" - ich war ganz nah dran), ich am Ende aber doch nicht in dieser Anstalt "gelandet" bin. Das hatte genaugenommen "Vitamin-B" - Gründe, wie ich hinterher über den Buschfunk erfuhr.. ich weiß schon, von was ich rede...
 
K 6 schrieb:
Für die Tätigkeit als Knecht einer Privatklitsche, der dort Vollzeit und mehr als Vollzeit arbeitet, aber eindeutig so wenig, daß es nichts anderes bedeutet, als den Markt kaputtzumachen. Das ist nämlich das eigentliche Problem an dem Phänomen „ich will unbedingt zum Radio“.

Das ist ein interessanter und bisher zu kurz gekommener Aspekt. Tatsächlich ist "Traum verwirklichen" das eine. Aber "um jeden Preis" bedeutet eben auch, dass die Haie unter den Veranstaltern genau dies ausnützen, um die Löhne und Gehälter zu drücken. Zwangsläufig leidet dann auch das Niveau, weil die wirklich Guten auf Dauer nicht unter Wert zu haben sind.
Nüchtern betrachtet müsste man deshalb jemandem, der partout seinen Traum verwirklichen will, ein Engagement beim nichtkommerziellen Bürgerradio empfehlen. Mit dem, was er dort auf die Beine stellt, kann er dann immer noch per Bewerbung den Sprung in die bezahlte Branche versuchen - dann aber zu den marktüblichen Konditionen.
 
Nüchtern betrachtet müsste man deshalb jemandem, der partout seinen Traum verwirklichen will, ein Engagement beim nichtkommerziellen Bürgerradio empfehlen. Mit dem, was er dort auf die Beine stellt, kann er dann immer noch per Bewerbung den Sprung in die bezahlte Branche versuchen - dann aber zu den marktüblichen Konditionen.


Zustimmung! Niemand ohne jegliche Mikrofonerfahrung wird bei irgendeinem Sender einfach so auf die Antenne gelassen. Schon gar nicht als Moderator. Jeder, der da heute zu hören ist, hat ganz klein angefangen: als DJ, beim Bürgerfunk, als Bühnenkünstler. Eventuell als Reporter bei eben jenem Sender, wo dann zufällig eine Personallücke ist und jemand sagt: "Probieren wir es mal mit ihm." Aber so von Null direkt an den Moderationstisch... nö.
 
Zustimmung! Niemand ohne jegliche Mikrofonerfahrung wird bei irgendeinem Sender einfach so auf die Antenne gelassen. Schon gar nicht als Moderator. Jeder, der da heute zu hören ist, hat ganz klein angefangen: als DJ, beim Bürgerfunk, als Bühnenkünstler. Eventuell als Reporter bei eben jenem Sender, wo dann zufällig eine Personallücke ist und jemand sagt: "Probieren wir es mal mit ihm." Aber so von Null direkt an den Moderationstisch... nö.

Ich schon wieder...
Leider muss ich Dir, Pfui!, widersprechen; als ich letztes Jahr mein Praktikum absolvierte (bei BWReins*), da ließ man mich schon ans Mikrophon, ja, hat mich sogar eine Sendung eigenverantwortlich knapp 2 Stunden moderieren lassen.
Allerdings will ich einräumen, dass es alles andere als einfach für mich war, da ich zu diesem Zeitpunkt noch Text vorgelesen habe, dabei sehr dicht am Mikro saß und das Problem hatte, immer wieder so merkwürdige Verrenkungen zu machen. Mit anderen Worten: von der Nonchalance beim Moderieren, die ihr Profis habt, bin ich noch meilenweit entfernt.
Dennoch empfand ich es als einfach toll und es war auch eine Arbeit, bei der ich aufgeblüht bin.

Was den Bürgerfunk angeht: Ich hatte einige Zeit bei einem Bürgersender gearbeitet, kam aber dort mit einigen Menschen nicht sonderlich klar. Deswegen möchte ich zumindest diesen Sender meiden.

LG
Feuertraum

* Ja, ich habe die Postings hier über BWReins gelesen. Nichtsdestotrotz habe ich dort sehr viel positive Erfahrungen machen dürfen, sehe auch jetzt noch in diesem Sender mein berufliches Zuhause.
 
@Pfui: Du musst es ja wissen. Du kennst ja alle amtierenden Moderatoren, Sprecher und Radio-DJs und alle Stationen. Ja nee is klar.
 
Feuertraum schrieb:
Ich hatte einige Zeit bei einem Bürgersender gearbeitet, kam aber dort mit einigen Menschen nicht sonderlich klar.

Das wird Dir auch bei jedem kommerziellen Sender passieren, so wie es Dir generell an jedem Arbeitsplatz passieren wird. Professionalismus heißt aber auch, dass man mit solchen Menschen (dienstlich) klar kommt, mit denen man (privat) nicht klarkommt.
 
Ich denke, so wie Feuertraum ging es gerade früher sehr sehr vielen jungen Leuten. Sie wurden in einen Beruf gedrängt, der ihnen eigentlich nicht passte. Oftmals hatten sie gar keine Wahl, allenfalls zwischen zwei Betrieben/Berufen. (Berufswahl auf der schwäbischen Alb anno 1960. Vadder: "Bua, dr Metzger sucht no oin". Bua: "Vadder, du woisch genau, dass i koi Bluat seha ko". Vadder: "Herrgottzack. Schdell de ed so aa, Ma oder Memme?" Bua: "Vadder, des kaa i it" Vadder: "Kreizdonderwetter, no schwätz i halt morga mit'm Maurer. Vielleicht braucht der au no oin". Nächster Abend. Vadder: "Bua, dr Maurer nemmt de". Berufsberatung erledigt. :D )
Allerdings hat dies manch einen auch davor bewahrt, in der Mitte des Lebens immer noch ohne eine Arbeit dazustehen, die ihn ernähren kann. Für Tagträumereien gab es da keinen Platz. Hat Vor- wie auch Nachteile. ;)
 
Grundsätzlich ist die Zusammenarbeit und das Teamdenken in Unternehmen, die kommerziell arbeiten besser. Alle Mitarbeiter wissen, nur wenn das Unternehmen Geld verdient und am Markt bestehen bleibt, dann können Gehälter gezahlt werden. Damit will ich nichts beschönigen, es gibt genügend Unternehmen mit einem sehr miesen Betriebsklima und Zahlungsproblemen.

Wo es richtig zur Sache geht ist in Vereinen, Parteien, Kirche etc. Hier geht es oft um die "reine Lehre" oder einen Standpunkt. Pragmatisch, professionell, zielorientiert wird da nicht immer so gern gearbeitet und kommuniziert. Holla die Waldfee, da geht der Punk ab. Wer Langeweile hat, dem empfehle dort eine Tätigkeit. Auf jeden Fall lernt man einiges über "menschliche" Charaktere. Ich verweise auf den Tread zum Bürgerfunk in Darmstadt, da waren die Beteiligten wohl kurz vor nachhaltigen Körperverletzungen. Wer sich dort einbringen will sollte gerade am Anfang sehr vorsichtig sein.
 
Fu man chua schrieb:Grundsätzlich ist die Zusammenarbeit und das Teamdenken in Unternehmen, die kommerziell arbeiten besser.

Du hast sicher umfangreiche Belege für diese kühne Aussage? ( außer holla die Waldfee)

Und ganz nebenbei: Was hat das mit Feuertraums Traum zu tun?
 
Ich denke, so wie Feuertraum ging es gerade früher sehr sehr vielen jungen Leuten. Sie wurden in einen Beruf gedrängt, der ihnen eigentlich nicht passte. [...]
Allerdings hat dies manch einen auch davor bewahrt, in der Mitte des Lebens immer noch ohne eine Arbeit dazustehen, die ihn ernähren kann. Für Tagträumereien gab es da keinen Platz. Hat Vor- wie auch Nachteile. ;)
Da ist tatsächlich was Wahres dran.

Wenn ich überlege, wie viele meiner früheren Kommilitonen im Bereich der Erwachsenenbildung arbeiten wollten, und nun sehe, was gerade in diesem Sektor abgeht (außer befristeten Honorarstellen findet man dort kaum Angebote), kann ich allen Abiturienten nur raten: Überlegt euch genau, was ihr später beruflich machen wollt und richtet danach die Wahl eures Studiums aus!
Die Haltung: "Ich studiere dieses oder jedes Fach, weil es mich interessiert; später werde ich schon eine geeignete Stelle finden" ist m.E. ein verkehrter Ansatz.

Die Zahl der Studierenden ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen und leider werden vermehrt nicht marktrelevante Fächer gewählt.
Wer dann keine geeignete Stelle findet, steht vor einem Problem: Eine spätere Umschulung auf Tätigkeiten, die eine geringe Qualifikation erfordern, ist für Hochschulabsolventen nicht ohne weiteres machbar, abgesehen davon, dass es kaum Unternehmen gibt, die bereit sind, einen Soziologen, Philosophen oder Medienwissenschaftler bspw. als Sekretär oder Buchhalter anzustellen, und in benachbarte berufliche Felder einzusteigen, ist ebenfalls mit Problemen verbunden, denn dort gibt es bereits genügend passgenau ausgebildete Bewerber.
 
Jobs in der ARD nur mit Studium, Mona? Natürlich für die Außendarstellung.
Ich kenne mehrere leitende Redakteure, die nicht studiert (in einem Fall sogar kein Abitur) haben. Wohl aber hatten sie familiäre Bindungen in die ARD, ein Parteibuch oder einen nahen Angehörigen mit Einfluss in einer Partei. Oder sie sind in den 1990er Jahren in die Ostzone gegangen (die Loser-Nummer also...). Und in zwei Anstalten gibt es Sonderfälle: dort wurden Ehepartner befördert, weil ihre Liebsten wegen Stasi-Vergangenheit in die zweite Reihe rücken bzw. den Sender verlassen mussten. Die Foristen haben Verständnis, dass ich nicht konkreter werden kann.
In der ARD geht es nicht um Leistung und Können, sondern um den Fortbestand der Hierarchie. Wer anderes behauptet, arbeitet dort nicht. In großen Privatsendern ist es ähnlich.
 
Österreichs einziger Radiostar Robert Kratky hat auch kein Abitur, weil er im Gymnasium dreimal sitzengeblieben ist. Und heute? Verdient er sich eine goldene Nase als Ö3-Wecker-Host und mit div. Werbeverträgen in Print und TV. Aber er hat halt den Sprung zum Radio (damals zu Radio Salzburg) schon mit 18 geschafft, nachdem er einen Redewettbewerb gewonnen hat. Mit Mitte 40 ist das natürlich schwieriger.

Ich find's spannend, dass es noch immer so viele Leute gibt, die unbedingt zum Radio wollen, gerade wenn sie journalistisch tätig sein wollen. Das Radio von heute hat ja journalistisch gesehen nicht mehr allzu viel zu bieten (zumindest die populären Wellen) und bei den anspruchsvollen Sendern gibt's kaum was dafür bezahlt (zumindest in Österreich, bei Ö1 und FM4 werden die freiberuflichen Redakteure, die Vollzeit für den ORF arbeiten, tw. unter der Armutsgrenze entlohnt).
 
Auf dem Informationssektor könnte ich es mir ja noch vorstellen, dass es hilfreich ist, wenn ein Redakteur Abitur und Hochschulabschluß besitzt. Aber ihr wollt mir doch nicht erzählen, dass dies im Unterhaltungsbereich beispielsweise als Schallplattenansager oder Hitparadenvorleser oder Morgenkasper auch zwingend notwendig ist? Für eine Rampensau dürften (bzw. müssten) hier völlig andere Qualifikationen eine Rolle spielen. Wenn das nicht so sein sollte, wundert mich gar nichts mehr.
 
Jobs in der ARD nur mit Studium, Mona? Natürlich für die Außendarstellung....

@Funkenstein: Deinem Postiing fehlt "hintenraus" noch der gewisse Kick.

Ich habe für dich mal in meinem Archiv gekramt. Du kannst ja mal Guess fragen, ob er diesen - zum Thema passenden - Schnipsel an dein Posting heftet. Meinen Segen hast du.

Grüßle
 

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Funkenstein, das ist komplett lächerlich. Sicherlich gibt es Leute, von denen ein Elternteil auch schon beim ör Rundfunk war. Aber die allermeisten haben keinen Bonus außer ihrem Können und ihrem Talent. Man muss aber auch sagen, dass nicht jeder für ör geboren ist. Das sind meist größere Betriebe mit komplexer Struktur, auch im Radio. Nicht alle habe den Biss, lange dabei zu bleiben.
 
Ist möglicherweise nicht auch die so gut wie gar nicht mehr gegebene Fluktuation unter den Moderatoren der populären Programme ein Grund dafür, warum es so schwer ist, als Neueinsteiger einen Fuß in die Tür zu bekommen? Mein Eindruck ist der, dass viele der etablierten Moderatoren nicht mehr wechseln. Das war in den 80ern und 90ern anders. Auch habe ich das Gefühl, dass die Verantwortlichen längst nicht mehr so „risikobereit“ sind, möglichen neuen Talente – egal welchen Alters – Wege zu ebnen. Außerdem wage ich zu bezweifeln, dass eine abgedrehte, stark polarisierende Radioshow wie in den 90ern „0138/6000“ bei hr 3 mit Lars Cohrs und Peter Lack, die beiden kamen quasi auch aus dem „Nichts“, heute noch eine Chance hätte, sich zu etablieren.
 
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