Gerade mal reingeschaut / reingehört.
Es sind 128 kBit/s LC-AAC und der Stream ist LATM/LOAS formatiert. Regenbogen lief in 96 kBit/s LC-AAC mit völlig vermacktem Encoder und ADTS-formatiert, was viele Geräte einfach aushebelte (permanent Aussetzer, nur alle paar Sekunden kurz Datenlärm, teils Freeze, harter stromlos-Reset nötig). Das ist hier nicht der Fall.
Die Audioqualität entspricht offenbar dem, was die ARD seit 2021 auf den meisten Programmen macht. Audio geht bis ca. 15,5 kHz, genau wie bei der ARD. Man sieht hübsches Schalten in den oberen Subbändern des Quellmaterials (offenbar MP2 im Funkhaus). Klanglich ist es ABy-typisch völlig kaputt, aber das liegt nicht am Encoder, sondern am ABy-Processing. Gegenüber 192 kBit/s MP2 dürften sie sich hinsichtlich der Übertragungsstrecke qualitativ nicht verschlechtert haben, eher sogar leicht verbessert.
Um diesen Zustand zu erreichen, brauchte die ARD schon mehrere Wochen bei manchen Anstalten. ABy schafft es aus dem Stand heraus, dass es prinzipiell spielt.
Die Signalisierung ist aber etwas obskur und nicht "Technisat-kompatibel". Prompt sollen die Programme auf manchen (?) TechniSat-Geräten nicht spielen, wie
hier vermeldet wird.
Das aac_type_flag steht auf 0x0. Der aac_type_descriptor fehlt damit auch. Somit wird es nichts mit TechniSat. Da muss das aac_type_flag auf 0x01 und der aac_type auf 0x03 (HE-AAC audio, stereo) gesetzt werden. Alternativ hilft wohl auch, den Stream irgendwie komplett anders zu signalisieren (irgend ein Data-Typ), das hatte die ARD anfangs versehentlich auf MDR Sachsen-Anhalt, damit spielten die AAC-tauglichen TechniSat-Geräte.
Laut DVB-Daten wird RDS als UECP in die Ancillary Data des AAC geschrieben:
Anhang anzeigen 28147
Wenn das nicht nach der im Januar 2022 gebastelten "QBit-Variante" gemacht wird, kann es passieren, dass Empfangsgeräte von alleine leise und laut werden oder eigene Dynamikkompression aktivieren, weil die RDS-Daten mit Dynamic-Range-Control-Daten verwechselt werden. RDS in den Ancillary Data bei AAC ist eigentlich nicht vorgesehen und soweit mir bekannt somit spezifikationswidrig. Deshalb musste damals auch der Workaround mit der Segmentierung der Daten entwickelt werden Ich gehe aber mal davon aus, dass es sich hier um Encoder von Qbit oder Ferncast handelt und die wissen das ja von der ARD.
Vistron-Kabelradios mit AAC-Update sollten also bei diesen 3 Programmen in Kabelumsetzungen RDS anzeigen. TechniSat Cablestar kann es nicht. Ob die AAC-ertüchtigten Cablestar nun stumm bleiben wegen des fehlenden aac_type_descriptors, weiß ich nicht.
Das AAC Profil sieht aber komisch aus. Eigentlich ist das 0x52 (AAC profile, level 4). Hier ist es 0x29 (Synthesis profile, level 2). Die Profile stehen in Tabelle 2-71 der ISO/IEC 13818-1. Die habe ich nicht greifbar, aber hier steht was dazu:
Forked from https://sourceforge.net/p/dvbinspector/code/HEAD/tree/ - lodegaard/dvbinspector
github.com
Die Differenz PCR-PTS beträgt bei den 3 ABy-Programmen nun ca. 64 Millisekunden. Falls man dort Qbit-Encoder hat und via ASI rausgeht, könnte das ggf. zu periodischem Knacken führen, wie es einst bei BR, NDR und RB auftrat. Muss aber nicht - ich habe mir das jetzt mal paar Minuten angetan auf einem Bemondis-Receiver, konnte keine Knacks hören - bei diesem abartigen Lärm kann man sowas aber auch nicht erkennen. Und wenn via IP rausgegangen wird aus dem Qbit-Encoderserver (so es einer ist), knackt auch bei 60 ms Differenz PCR-PTS nichts. MDR und rbb hatten soweit ich mich erinnere anfangs nur 40 ms und es lief stabil. Lust, das mal mit einer zeitlich aufwendigen Messung zu prüfen, habe ich angesichts der Bedeutungslosigkeit dieser Programme nicht.
Schauen wir doch noch mal, was im Rundfunkforum noch so geschrieben wird dazu:
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wurde neu die Oldie-Antenne in HE-AAC aufgeschaltet"
Wenn mans locker nimmt, stimmt das: LC-AAC wird bei DVB-Audio nicht extra ausgewiesen, das ist halt HE-AAC ohne SBR und mit voller Abtastrate. Aber eigentlich nennt man das, was die machen, dann doch schon LC-AAC, denn nur das ist es. Also keine "Fake-Höhen", sondern "ehrliches" Encoding bis 15,5 kHz.
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Leider genauso brachial laut und damit leicht übersteuert wie Antenne Bayern und Rock Antenne"
Die Lautheit der Programme beträgt ca. -14 ... -15 LUFS. Das ist ca. 3 LU lauter als eigentlich für Distributionslautheit vorgesehen, aber wen interessiert das schon? Die True Peak Level gehen so bis ca. -5 dBTP. Da ist technisch NICHTS übersteuert.
"
Sunshine live auf demselben Transponder ist hingegen zu leise"
Sunshine Live hat momentan eine Lautheit von ca. -16 LUFS und einen True-Peak von ca. -5 dBTP. Die sind also nur ca. 1-2 LU leiser als ABy und haben mehr Dynamik.
SSL und die ABy-Programme wirken je nach momentanem Programminhalt fast gleich laut. Wenn es da dramatische Unterschiede gibt, spinnt möglicherweise das AAC-Decoding des verwendeten Receivers. Wäre nicht das erste mal, war bei der ARD auch so: mehrere dB zu hoch gepegelt decodiert.
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Was ist an diesen AAC anders?"
Wie anfangs bei der ARD auch: keine aac_type_descriptors.
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Das erinnert mich an die Regenbogen Programme. Da musste man ja selbst am PC mit DVB-S2 Karte ziemliche Verrenkungen machen um die hören zu können. Keine Ahnung ob das heute auch noch so ist oder ob die mittlerweile nachgebessert haben."
Das ist jetzt aber etwas schwach für den größten AAC-via-DVB-Fan (dieser Eindruck blieb mir aufgrund der heftigen Verteidigung der ARD-Umstellung auf inkompatibles Format): Regenbogen und Regenbogen 2 haben alsbald (Ende 2021?) ihren unbenutzbaren, Geräte aufhängenden ADTS-Murks im Abflussrohr-Sound eingestellt. Die sind gar nicht mehr auf Satellit.
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Ich verstehe das mit dem Übersteuern nicht."
Ich auch nicht - da sie nicht übersteuern. -5 dBTP ist weit von einer technischen Übersteuerung entfernt. Und -14 LUFS sind laut, aber auch nicht wirklich deutlich lauter, als inzwischen manche ARD-Anstalten auf DAB+ oder in den Streams anpeilen. Das Problem bei ABy ist deren abartiges Kampfprocessing. Aber wenn sie mit dieser Kasperbudenveranstaltung in Bayern hohe Quote generieren, sollnses doch so machen. Einen Anspruch auf hochwertige Audioqualität hat man ja nichtmal beim beitragsfinanzierten Rundfunk, wie sollte man sowas also beim Privatfunk erwarten?
Am Rande: mit der Umstellung auf AAC hat sich die Rock Antenne in meinem Heimat-Kabelnetz von UKW selbst abgeschaltet. 2 1/2 Jahre nach der ARD ist sie dort also nun auch raus.
Bei der Vodafone ist offenbar nicht auf AAC umgestellt worden, zumindest sieht ein Scan von heute Abend auf Digitalbitrate.com so aus.
So, nun ists auch wieder gut.