Es wird die Zeit kommen...

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Die Hauptthese eines Kommunikations-Wissenschaftlers, dessen Namen ich leider vergessen habe, dessen Thesen aber Grundlage der Kommunikationswissenschaft an deutschen Universitäten ist, lautet:

"Man kann nicht nicht kommunizieren!"

Oder anders: Man kommuniziert immer und zu jeder Zeit, auch wenn man es vielleicht bewusst nicht tun will.

Bsp: Wenn man jemanden ignoriert, weil man mit ihm nicht kommunizieren will, dann kommuniziert man automatisch durch Gestik (abweisende Haltung) oder Mimik (unbeteiligtes Dreinblicken), dass man nichts von dem anderen will. Ergo: Man kommuniziert!

Kommunikation hat also nicht automatisch etwas mit Inhalten zu tun.
 
@ AC
Glaube kaum, daß solche Art on "Ablehnungs-Leere-Kommunikation" beim Radio erwünscht ist.

@ radiosi

Irgendwann ist auch der 20-Minuten-Hörer - Vorrat aufgebraucht. Irgendwann ist der Punkt erreicht, da man schon mehr "alte" Hörer vergrault hat, als neue dazugeclaimt hat.
Ich weiß, daß das heutige Privatradio auf dieses Modell setzt, aber irgendwann ist es ausgelutscht, denn es bleiben immer mehr Nebenbei-Nichtzuhörer übrig. Denn wenn diese die Claims so wenig aufnehmen, daß man sie sooft senden muß, dann nehmen sie mindestens die Werbungen genausowenig auf und irgendwann ist das dem Werbekunden eben zu wenig !
Sagen wir so: Der Wirkungsgrad nimmt immer mehr ab. Weniger lang wirklich zuhören und immer weniger aufnehmen. Will wan irgendwann dem Werbekungen einreden, daß er jede 10 Minuten tagelang eine Werbung schalten muß, damit überhaupt noch irgendeine Wirkung erkennbar ist ? Dann wird der Teufelskreis noch mehr beschleunig, denn so ein WErbespot-Claim-Radio, daß irgendwann mal durch ein Musikstück unterbrochen wird, wird dann erst recht nicht mehr gehört, dann nicht mal mehr zur Hintergrundberieselung.
Wir sind aber auf dem Weg dorthin. Der Kundenrücklauf eines Radio-WErbespots hat sich seit 10 Jahren drastisch veringert. Man muß heute 10x so penetrant werben, um den gleichen Effekt zu haben wie 1990.
 
Radio ist doch nicht alles! Es geht um die Kommunikation zwischen Menschen! Komm' doch mal endlich raus aus diesem Dunstkreis Radio - es gibt auch noch andere Dinge auf dieser Welt...
 
@AC: danke, danke, danke. Sehr richtiges Statement von Paul Watzlawik, dass Du hier zitierst.

@Pirni: Erlaubt ist, was gefällt, erwünscht ist, was sich verkaufen läßt. Wenn die Leute plötzlich alle weißes Rauschen oder 1000HZ-Sinuston oder das Gras wachsen hören wollen: Null problemo!
Du wirfst den privaten Sendern (nicht nur in diesem Thread, sondern allgemein) vor ein Angebot zu schaffen, dass die Masse konsumiert. Du bewertest dieses Angebot, das vielen Leuten gefällt, als minderwertig.

Was willst Du eigentlich?
 
Genau das ist es: Zurechtrücken, was die Wahrheit ist: Das Radio gefällt eben immer mehr Menschen NICHT ! Es taugt eben nur noch zur Hintergrundberieselung und auch da wird es in Zukunft immer mehr mit eigenen Tonträgern / Musikpackages abgelöst. Erkennt ihr das nicht ?
Die MA drückt NICHT die Zufriedenheit aus, sie behinhaltet jede Mensche Radiohörer, die halt eine Geräuschkulisse eingeschaltet haben und mehr nicht !
Ich möchte mehr wieder ein Radio, wo ich nach Zuhören sagen kann: Das war interessant, das war sympathisch, das hat mich in Stimmung gebracht.
 
... oder anders ausgedrückt. Es herrscht bei vielen Format-Radio-Machern eine gefährliche Selbstzufriedenheit. Sie lassen sich durch
MA-Zahlen täuschen. Sie werten Nicht-Zuhörer als Nutzer und Adressaten für ihre Werbung.

Einerseits rühmen sie sich über die gestiegene Radionutzung auf täglich über 4 Stunden - andererseits begründen sie ihre ständigen Wiederholungen von Musiktiteln, von Claims und sonstiger Eigenwerbung damit, daß ein Hörer ja nur 20 Minuten zuhört !

Was jetzt 20 Minuten oder 4 Stunden ?
 
Das ist ja interessant Pirni. Nur komisch, dass Du einerseits weder Fachpresse noch MA-Zahlen glaubst, sie dann aber doch gerne mal heranziehst, wenn Dir gerade der Sinn danach steht. Siehe Topic Lokalradio Bayern, in dem Du äußerst:
"Aus der Sicht der Hörer, das stimmt wohl gar nicht ! Die Lokalen haben in Bayern über 3 Millionen Hörer täglich, weit mehr als Antenne Bayern. Die Bayerischen Lokalradios sind die beliebtesten Programme !"

Hier schreibst du:
"Ich möchte mehr wieder ein Radio, wo ich nach Zuhören sagen kann: Das war interessant, das war sympathisch, das hat mich in Stimmung gebracht."

Na gut und schön. Sauber. Aber ist es hilfreich, zu wissen, was jeder hier im Forum für sich persönlich will, damit er sich in Stimmung bringt?

Ich hab auch Vorstellungen, was für mich als Hörer aus den Lautsprechern kommen soll, aber das ist beruflich gesehen doch völlig uninteressant.

Du stützt Dich hier Vermutungen und Deine privaten Befragungen und äußerst doch dabei nur das, was Du eigentlich willst oder hoffst.

Aber der Punkt ist nicht, ob die Kids so hören wie Du denkst oder wie ich denke oder ob die MA verfehlt ist oder nicht - der Punkt ist:
wir haben hier ein System das funktioniert. Menschen erwirtschaften Profit damit und andere verdienen ihren Lebensunterhalt. Viele Arbeitsplätze sind vorhanden (seid der Dualisierung deutlich mehr als vorher). Das sind Dinge, die sich nicht wegdiskutieren lassen.

Wenn Du jetzt sagst, dass das System krank ist und kippen wird, dann ist das Deine Meinung - ok.
Es ist nur hinsichtlich der Geschichte des Menschen und der Geschichte der Medien sehr unwahrscheinlich, dass ein System mit soviel Power, Geld, kreativen Menschen, Kommunikationskraft nicht in der Lage sein soll auf neue Gegebenheiten zu reagieren.

Menschen tun sehr viel dafür, um sich das, was sie haben nicht wegnehmen zu lassen. Und selbst, wenn das Inferno, dass Du hier in vielen Topics an die Wand zauberst, kommt - ich bin mir ziemlich sicher, wir kriegen das hin.
Da gehört vielleicht auch ein bißchen positive Lebenseinstellung dazu. Und wenn ich bei Dir lese:
"Glaube kaum, daß solche Art on 'Ablehnungs-Leere-Kommunikation' beim Radio erwünscht ist."
Dann könnte man im Umkehrschluss fast denken, dass auch Du dem Optimismus im Radio etwas abgewinnen kannst.

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Grüßle Jasemine



[Dieser Beitrag wurde von Jasemine am 08.07.2002 editiert.]
 
Was ist nur aus diesem thema geworden ?

Radio soll und kann nicht neu er-funden werden, aber die UNTERHALTUNG könnte vielleicht wieder ge-funden werden.

AHA! UNTERHALTUNG! ??? Was ist das denn ???

Top 10 gedudel?
Lustiges ID suchen?
Ich weiß was gleich kommt spielchen?

Ich warte noch immer auf DAS "WOW-Erlebnis" 10% mehr wortanteil - unterhaltend, lehrend verpackt mit witz und charme.

Beiträge, wer macht in SH denn noch bitte beiträge außer NDR ?

Neue Konzepte?

Wer hat lust und stellt hier mal - nur so - seine idee für eine U-Sendung rein ? Wird sich ja eh keiner finden der sowas sendet, oder doch? =OHA !

Toddo
 
Hi, wie wahr, wie wahr, wenn sich die programm-Macher mal trauen würden, Persönlichkeit zuzulassen. Vor einiger Zeit habe ich ein Interview mit Thomas Koschwitz (jetzt N24) gemacht. Der hat wörtlich gesagt: "Wenn Programm-Macher wieder persönlichkeit zulassen, dann wird Radio wieder das, was es war, ein Medium zur Unterhaltung, nicht zur Berieselung mit Musik".
Wohl gesprochen herr Koschwitz, Ihr Wort in der PD Ohren.
 
Ohhh Koschi, wie recht Du hast !

Zum glück gibt es noch "Bürgerradios" und da sind vereinzelt richtig gute sendungen am laufen, nur leider gehen sie im schwamm unter. Pioniere aus dem untergrund ... und?

Toddo
 
Bürgerradios? Super, wenn Sie nur nicht kostbare UKW-Frequenzen wegnehmen.

Medienkompetenz des Volks stärken? Super Sache, am Besten durch übertragung via Kabel oder Internet.

Fette UKW-Frequenzen an OKs zu geben ist volkswirtschaftlicher Schaden, solange andere Sender da gute Renditen erwirtschaften können.

Wenn ich sehe, dass die CDU im Saarland den OK von Sender holt, dann darf man sich als Privatradiomacher schon mal überlegen, ob es aus beruflichen Gründen sinnvoll wäre Union zu wählen.
 
Liebe Jasemine !
Zu dem da: "Das ist ja interessant Pirni. Nur komisch, dass Du einerseits weder Fachpresse noch MA-Zahlen glaubst, sie dann aber doch gerne mal heranziehst, wenn Dir gerade der Sinn danach steht. Siehe Topic Lokalradio Bayern, in dem Du äußerst:
"Aus der Sicht der Hörer, das stimmt wohl gar nicht ! Die Lokalen haben in Bayern über 3 Millionen Hörer täglich, weit mehr als Antenne Bayern. Die Bayerischen Lokalradios sind die beliebtesten Programme !"

Ich glaube allen Umfragen BEDINGT und bei ibigem Beispiel wollte ich auch eines verdeutlichen: Gerade die, die die MA als die Bibel ansehen, sollten eben dann auch nicht nur Antenne Bayern als Erolgsradio sehen, sondern dann fairerweise erst recht die Lokalen ( die NICHT unbedingt brave Format-Einhalter sind sondern auch noch Spezialsendungen haben).

Nicht ich bin es, der die MA hernimnmt, wie es ihm paßt, sondern die kommerziellen Radios !
Den Werbekunden wird da oft etwas vorgemacht, was fast schon den Bilanzfälschungen a la Emron usw. nahekommt.

Sie sprechen vom erfolgreichsten Format-Privatsender ABY und erwähnen aus ihrer eigenen MA nicht, daß bayern1 oder die Lokalen erfolgreicher sind.

Sie sprechen von der Nutzung von 227 Minuten und begründen die penetranten Wiederholungen der Claims mit der Zuhörzeit von 20 Minuten.

Sie reden von den ach so tollen Gewinnen und den vielen Arbeitsplätzen, dabei werden nirgendwoanders soviele Idealisten ausgebeutet und auf wackelige Jobs gesetzt wie im Privatradio.
 
Sehr guter Punkt, das mit dem größeren Erfolg anderer. Nehmen wir das Beispiel Sachsen. Wer ist dort erfolgreich? Nicht die gelegentlich hier erörterten Programme. Die haben alle keine Chance gegen den Platzhirsch namens MDR 1 - Radio Sachsen. Und bei dem wird die Zeit nicht kommen, bei dem endete sie niemals.

Der Rest ist eine sehr grundsätzliche Frage: Für die einen ist der Rundfunk ein reines Wirtschaftsgut, die anderen bestreiten das ganz entschieden.
 
@ Pirni

nanana... Wer wird denn gleich von Ausbeutung sprechen... für mich ist die Definition für Ausbeutung, dass der Ausbeuter jemanden zwingt, für kleines Geld (oder vielleicht sogar ohne Geld) ohne Nutzen für den Ausgebeuteten bzw. vielmehr zum Nutzen des Ausbeutenden tätig zu sein...

Fakt ist, dass es halt cooler ist, beim Radio zu arbeiten als bei Ford Türen in hässliche Autos zu hängen... Wenn es sich also anbietet, dass gute Leute für kleines Geld beim Radio arbeiten wollen hat das nix mit Ausbeutung zu tun, sondern ist rein wirtschaftlich als Übereinstimmung zweier Willenserklärungen zu sehen, von deren Erfüllung sich (wichtig) beide Seiten einen Vorteil versprechen und damit ist das Ganze auch vom schlimmsten Weltverbesserer nicht antastbar.

Ansonsten ist das Formatradio nix anderes als die Weise des Volksmundes, die besagt: "Tu gutes und rede darüber", heisst nix anderes als dass ich meinem Hörer sage, wer ich bin und was ich mache. Und da der Mensch von Natur aus Wiederholungen liebt (siehe z.B. Einschaltquoten bei "Casablanca") kann ich es dem Hörer auch garnicht oft genug sagen, dass ich der Gute bin, den er hört und ihn in seiner Entscheidung, mich zu hören, ständig bestätige. Ganz simpel...

In der Tat fehlt es aber an qualifizierten Moderatoren, die den Spagat zwischen Formatradio und Kommuniktation hinkriegen. Stattdessen ist der Markt übervoll von denjenigen, die (wichtig) meinen, diesen Spagat hinzukriegen. Da liegt nach meiner Meinung die Krux und deshalb klingen manche Sender nervig und andere nicht.
 
Naja, sicher ist "Ausbeutung", wenn man im Wörterbuch nachschaut, schon ein wenig stark.
Aber ist ein schamloses Ausnutzen der Begehrlichkeit von jungen Möchtegern-Moderatoren.
Das war doch auch irgendwann schon mal ein Tread hier. Es gibt außer den Privatfunkanstalten keinerlei Branche, die soviel Zulauf an jungen Leuten hat, weil es halt einfach so cool ist, ein Radiomoderator zu sein. Was tut ein heute 16jähriger nicht alles, um bei den Mädchen in der Disco sagen zu können: "Ich moderiere bei Radio ....".

Da werden AZUBI Ausbildungslehrgänge unterbrochen, da unterbricht jemand seine Schulausbildung, nur weil sich plötzlich eine Moderatorenstelle auftut. Der PD sagt ihm noch verheißungsvoll eine Kariere vorraus usw.
Tatsache ist, daß nur ein ganz minimaler Prozentsatz von denen, die im Radio anfangen, da auch eine Lebens-Arbeitsstelle finden. Sobald man in das Alter kommt, wo man Familie hat, dann ist es plötzlich aus mit den billig bezahlten Wochenendschichten, mit den mikrigen Stundenlöhnen usw.
Aber draußen vor der Tür warten schon wieder die nächsten, die sich eine große Karriere im RAdio erträumen.
Das meine ich unter "Ausbeuten": Es wird das große Interesse an einem Radiojob schamlos ausgenützt. Zuerst gibt man jahrelang voller Idealismus alles, wenn es dann einmal daruaf ankommt, daß man irgendwann aber mal auch normal verdienen sollte, dann sind doch viele GFs von Privatstationen sehr geneigt, demjenigen mehr oder weniger klarzumachen, daß man schon eine lange Warteliste von Nachfolgern hat ( die wiederum idalistisch für wenig Geld einige Zeit das machen).

Vom großen Arbeitgeber "Privatradio" zu sprechen, halte ich daher für äußerst übertrieben, nochdazu in der Zeit, wo immer noch mehr automatisiert werden soll.

Ich hatte mal schon vor Jahren ein Casting für einen Privatsender gemacht. Auf eine Kleinannonce meldeten sicher hunderte ! Aber ganz ehrlich gesagt - keiner hatte wirklich das Zeug für den Job. Ganz ehrlich hätte ich jedem sagen müssem: Mach Deine kaufmännische Ausbildung zu Ende, es hat keinen Sinn, deine jetzige gute Arbeitsstelle als Verkäufer wegen dieses Mod-Jobs aufzugeben.
Trotzdem nahm die Geschäftsführung die noch 3 besten von 153 auf und "beutete" diese 3 Jahre lang aus bis sie den Sender zusperrten.
Diese 3 jungen Leute wurden um 3 Jahre ihrer Berufsausbildungszeit betrogen.
Ich kenne viele ehemalige junge Privatfunkleute, die sind jetzt arbeitslos und schreiben voller Hoffnung weiterhin Bewerbungsschreiben. Ihre bisherige Ausbildung hatten sie ja seinerzeit wegen der tollen "Karriere-Aussichten" abgebrochen.
Ich möchte nicht wissen, wieviele junge Arbeitslose der Privatfunk schon erzeugt hat !
Für ein Hintergrundberieselungsradio braucht man immer weniger Personal - da genügen Computer !
Hört doch auf mit der Propaganda: Dudelradio ist erfolgreich, schafft Arbeitsplätze, macht Gewinne und gefällt den Hörern !
Das stimmt alles zum großen Teil NICHT !
 
Noch zu dem da:

"Und da der Mensch von Natur aus Wiederholungen liebt (siehe z.B. Einschaltquoten bei "Casablanca") kann ich es dem Hörer auch garnicht oft genug sagen, dass ich der Gute bin, den er hört und ihn in seiner Entscheidung, mich zu hören, ständig bestätige. Ganz simpel... "

Das sind völlig vereinfachte Schlußfolgergungen, die so einfach nicht stimmen, wie sie oft heute in der Branche gemacht werden.

Wiederholungen liebt der Mensch, ja: Aber nur bis zu einem gewissen Grad. Ich mag schon gerne nochmal eine Schoko-Eiscreme, weil die mir schmeckt, aber doch nicht ständig und nur noch!
GENAUSO wie man angenehmens Bekanntes nochmal gerne hört, GENAUSO möchte man auch mal was neues, anders.
ES ist immer eine Frage der Fragestellung:

Wenn Sie einen Menschen fragen:" Möchten Sie gerne ihren Lieblingssong öfter hören " - Dann kommen viele JA zur Antwort !

Wenn Sie einen Menschen fragen: " Möchten Sie immer dasselbe hören ?" - dann weiß ich nicht ob, die Wiederholungen so positiv aufgenommen werden.

Die Branche wird beherrscht von jungen, noch unerfahrenen Machern, die ihr Wissen aus Büchern, von Beratern, aus Teilen von diversen Wissenschaften ( Psychologie, Soziologie, Kommunikationswissenschaften) herausholen, unreflektiert daraus ihre Argumente für ihr Tun ableiten und damit aber die Praxis, die wirkliche Wahrheit verschleiern.
Das Radio hat an Ansehen in den letzten 10 Jahren jedenfalls erheblich eingebüßt - es ist kein Zuhör-Medium mehr.
Zeitungen werden wenigstens immer noch gelesen, Fernsehen wird immer noch geguckt, nur das Radio hat am meisten Beachtung und Aufmerksamkeit verloren und deren Macher sind damit zufrieden, daß die Geräte ohne Beachtung vor sich hin dudeln.

Die Politik ist natürlich áuch mit schuld, daß sie ein Medium, das doch mehr sein kann, als eine Werbeabspielmaschine, einfach so dem Kommerz überläßt.
Auch Privatradios sollten sich mehr der Verantwortung gegenüber der Bevölkerung bewußt sein und eigentlich gemeinnützig sein und keine Gewinne machen dürfen, sondern alles wieder ins Programm stecken.

Es gibt private Vereine im Land ( vom ADAC bis zur Theaterspielgruppe ) die für die Bevölkerung Hervorragendes leisten - beim Radio arbeiten 2 Gruppen von Menschen: Die einen voller Idealismus und Hoffnung auf eine Karriere und Ruhm, die anderen wollen eine Gelddruckmaschine - am besten eine billige Sekretärin die alleine einen einmal programmierten Sender schupft und nur die Werbeaufträge in die Playlist zieht.

Aber die Zeit wird kommen, da wirds einen Knall geben.
Derzeit sinkt der Wirkungsgrad des Radios immer mehr - immer noch mehr Eigenwerbung weil niemand mehr zuhört - dadurch hören noch weniger zu - also noch mehr Werbung - und irgendwann kommt der letzte WErbekunde drauf, daß seine WErbung ja niemand hört udn wenn die MA eine noch so hohe EINSCHALTziffer bekanntgibt.

Und das mit dem im Hintergrund einhämmern, das stimmt auch schon lange nicht mehr bei der Überfülle an Reizen, die heutige Menschen ausgesetzt sind.

Und ständig zu sagen, daß ich der Gute bin, daß hier das beste ist, was er sich wünschen kann - das wird nicht anders als PRÄPOTENT aufgenommen.
Der Hörer will selbst entscheiden, ob das RAdio oder der Moderator gut ist - wenn das derjenige selbst sagt ( oder bejingelt wird),
dann wird das NEGATIV bewertet und nicht positiv.
Allerdings dem GF gefällts - wenn SEIN Radio durch die eigenen Claims so gelobt wird.

Ich beobachte die Szene nun schon 20 Jahre und auch da eine Anektote:
Ein Radio auf einer Verbrauchermesse, der Moderator umringt von Menschen, er unterhält sich mit einem Schlagersternen und während dieses (Playback natürlich) singt, saust der GF zum Moderator und fordert:"Wo sind unsere Jingels, sie haben noch keine einzige ID losgelassen". Ok, der brave Moderator startet nach dem Song, bevor er weiterredet einen längeren Trailer - der den Sender über alles lobt. Am Ende des Trailers "des besten Lokalradios in ihrer Region" stand der Moderator alleine auf der Bühne - die Zuschauer sind während der Eigenlobhudelei weitergegangen.

So jetzt höre ich auf, aber wenn man Jahrzehnte in der Branche war, dann sprudelts manchmal zu viel aus einem heraus und ich muß halt oft schon schmunzeln, was da heute so verbereitet wird.
 
@ Sachsenradio2

Eins wird zu wenig sein, aber wahrscheinlich bist Du zu weit weg !
Wie ist Deine E-Mail ?
(Meine möchte ich nicht groß publizieren, da bekannter ÖR-Anstalt, sonst stopfen mir die alle mein Mail zu, private Mailadresse erst ab Herbst, da gerade beim Umziehen)
 
Pirni, ich gebe Dir recht... am Bahnhof der Hoffnung, ein Radiostar zu werden, stehen sicher mehr, als mitgenommen werden können. Das liegt in der Natur der Sache... nicht nur beim Radio übrigens... Millionen von Menschen spielen jede Woche Lotto, aber nur eine Handvoll gewinnt tatsächlich, Millionen von Jugendlichen träumen davon, ein Popstar zu sein, aber nur wenige haben das Glück/Pech, einer zu werden. Wenn ein Sender jungen Menschen die Gelegenheit gibt, sich als Moderator zu beweisen, kann ich das nur begrüssen. Ob dann daraus auch eine Festanstellung wird und ob unser Festangestellter irgendwann vielleicht auf der Karriereleiter weiter nach oben klettert hängt von seiner Befähigung, seinem Fleiss, seiner Teamfähigkeit und natürlich auch vom Glück ab. Dass Sender mehreren Leuten die Chance geben, sich zu beweisen (auch oder trotz kleinem Geld) und danach aussieben, ist doch klar. Das macht jeder Betrieb, der Azubis einstellt und nach der Ausbildung entscheidet ob und wen er behält und wer wieder an seinem ganz persönlichen Bahnhof seiner Hoffnung landet und auf den nächsten Zug warten muss. Auch wenn ich es mir selbst am meisten wünschen würde... das Leben ist halt nun mal nicht gerecht. Leider.

Und noch was... ich gebe Dir recht... auch ich liebe Schokolade, aber auch nicht jeden Tag. Trotzdem... wenn ich für 1000 Menschen über einen bestimmten Zeitraum jeden Tag Schokolade anbieten würde, würden vielleicht 100 Leute nie Schokolade essen aber von den übrigen 900 Leuten würden täglich 5-600 Leute zulangen... nicht immer die selben Leute aber von der Anzahl kommt das hin. Und das ist der Unterschied zwischen uns. Ich befürworte das Radio für die Masse und Du für den Einzelnen. Wenn Du aber Radio für den Einzelnen machst, brauchst Du viel Glück um Erfolg zu haben, weil Du viele Einzelne brauchst, die zur selben Zeit das Selbe wollen... und das ist bei weitem der schwierigere Job. Da kann ich Deinen Ergeiz nur bewundern....
 
@ Soseies

Danke für deine Antwort, eine gute Diskussion trotz gegenteiliger Auffassungen.

Das mit dem Chance geben hat allerdings schon einen gewissen Haken: Viele PDs wissen ganz genau, daß aus dem NIE was wird, daß wir den Jungen NIE anstellen werden, aber wir schmieren ihm Honig ums Maul, damit er voller Idealismus möglichst lange günstig für uns arbeitet.
Es wird viel mehr versprochen, als gehalten werden kann und die Drohung: "Da draußen stehen noch 100 Bewerber" - die kommt öfter vor, als man glaubt.

Weiters wird oft vergessen, daß die Masse sehr wohl aus einzelnen Individuen besteht.
Wenn ich 1000 Hörern ständig dieselbe Schokolademusik um die Ohren knalle, dann hören vielleicht morgen andere 1000, aber irgendwann ist das Reservoir erschöpft !
 
richtige Argumente mit falschen Schlüssen...

Richtig ist, dass vor der Tür 100 andere stehen, die für billiges Geld die gleiche Arbeit tun. Und das Verhältnis zwischen billigen Arbeitskräften und gut bezahlten Radioleuten ist sicher unausgewogen... Dennoch gibt es sie, und sie sind nicht vom Himmel gefallen, sondern haben alle (oder fast alle) diese Ochsentour hinter sich, hatten also vielleicht auch das was ich auch nicht verschwiegen habe, nämlich Glück...

zum Anderen...
Radio spielt nicht täglich die gleiche Schokolade... es spielt Schokolade... ein feiner und leckerer Unterschied. Ein Sender entscheidet sich für ein Format, also in unserem Bild für Schokolade. Schokolade ansich ist aber vielfältig ohne Ende und sie variiert sogar manchmal die Verpackung (siehe z.B. Milka in der Sondereditionsverpackung...;))) Die gute Schokoladenmischung macht also den Erfolg. Wenn plötzlich geschmacksfremde Titel, die nicht ins Format passen (und nach... was weiss ich... Schweinebraten schmecken) das Geschmacksbild stören oder Elemente eingesetzt werden, die den Schokoladengenuss stören, wird der Erfolg geschmälert werden. Selbst wenn ich nur gering von meinem Schokoladenformat abweiche und eine Mischung aus Schokolade und ...Gummibärchen spiele, verunsichere ich meine Hörer, die mit der Erwartungshaltung zuhören, Schokolade zu bekommen und eben keine Gummibärchen wollen (oder erwarten). Und das Reservoir an Schokoladeliebhaber ist unerschöpflich gross genauso wie das Reservoir der Masse an Hörern, die eben genau diesen Massengeschmack an Musik haben (das ist nämlich die Definition des Wortes "Massengeschmack"). Die werden nicht aussterben und wenn wir es hier noch so vehement herbeischreiben wollen. Sollte sich irgendwann dennoch herausstellen, dass Schokolade megaout ist, ja dann kann ich immer noch Gummibärchenmusik spielen (und zwar nur Gummibärchenmusik)...(vorausgesetzt, meine Sendelizenz und die verantwortliche Landesschokoladenanstalt lässt es zu... aber das ist ein anderes Thema)
 
Nun muss ich mal eine Lanze für den nichtkommerziellen Lokalfunk in Hessen brechen. Mir ist der OK in Saarbrücken nicht bekannt gewesen, aber da ich lange im Empfangsbereicht vom Freien Radio Kassel gelebt habe, hab ich einen solchen Sender kennen- und schätzen gelernt. Hier werden Musikrichtungen gespielt, die man woanders nicht zu Hören bekommt (meine Vorliebe Dub und Raggea)und zwar manchmal langatmige, aber dabei immer amüsant und vor allem interessant Informationen durch den Äther geschickt. Ich halte ein nichtkommerzielleres Radio für jede größere Stadt als ein Aushängeschild für Vielfalt, den die privaten Radios niemals erfüllen könnten...(PS Hessen ist noch CDU-regiert)
 
Wer sollte denn Deiner Meinung nach ein nichtkommerzielles Radio bezahlen? Der Steuerzahler vielleicht? Dazu wäre ich (als Steuerzahler) keinesfalls bereit. Aus GEZ-Gebühren? (das wäre typisch und würde meine Meinung über diese Gebühren nur bestätigen!)

Würdest Du solch ein Spartenprogramm als Pay-Radio nutzen und bezahlen (sicher nicht)...

Wie solls gehen... erkläre es mir! (oder hat vielleicht die SPD hierfür ein Patentrezept??)
 
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