Falsch beraten?

Status
Für weitere Antworten geschlossen.

Nadi

Benutzer
Sind einige Sender in der Vergangenheit falsch beraten worden?
Sind einige Berater in ihren Gedanken "stehen geblieben"
Format hin odere her, ist es das noch?
Wie ist Eure Meinung?
 
berater

bucht nach diesen verlusten etc überhaupt noch einer einen berater? werden einige geschäftsführer mal wach und sehen, was ihnen für ne geschäftschädigende scheisse verkauft wird? oder müssen noch mehr mods entlassen werden um irgendeine verdammte automation zu finanzieren (wohlgemerkt durch das honorar der berater. denn jeder normal denkende geschäftsführer würde doch selbst auf die automaten-idee kommen). so what? ;o)
 
Habe bis heute nicht verstanden, warum sich ein Programmdirektor beraten lassen muss. Warum ist er Programmdirektor, wenn er von Programm nicht genug weiß?
 
@ berlina:

Kreklau + Fitzek würden jetzt sagen, "weil er zuviel über Radio weiß". So steht's jedenfalls auf ihrer Homepage. Und die kommen sich anscheinend nicht mal blöd dabei vor, so einen Scheiß zu verzapfen.

Meine Theorie dazu habe ich schon vor längerer Zeit in einem Thread zum Thema "Berater" geäußert: Die PDs engagieren die Berater, weil sie sich dann eventuelle Fehlentwicklungen nicht persönlich anrechnen lassen müssen. Wenn's in den Keller geht, fliegt dann eben der Berater, der PD kann seinen Dienstwagen behalten - und engagiert den nächsten Sündenbock.

Verantwortung will doch niemand mehr übernehmen in der deutschen Wirtschaft...
 
Tja, wie ist denn das in der Wirtschaft? Ich bin selber Berater, allerdings im IT-Bereich. Vorurteile gegenüber Beratern gibt es viele. Sie würden mit vermeintlichen Patentrezepten zum Kunden kommen, ohne dessen Geschäft wirklich zu verstehen, ist das beliebteste aber dabei nicht ganz unberechtigt.

Ein großer Unterschied zu den Radioberatern fällt mir aber auf. Wirtschafts- und IT-Berater werden meist eingesetzt, um interne Kundenprozesse zu reorganisieren. Mir ist jedoch in keinem Projekt der Fall untergekommen, dass Berater Hände an die Produkte des Unternehmens gelegt hätten.

Genau das scheint im Radiobereich zu passieren - hier wird der Kunde nicht beraten, WIE er sein Business besser machen kann, sondern WELCHES Business er machen soll. An der Stelle muss man in der Tat die Sinnfrage stellen. Wenn die Radioberater angeblich wissen, wie ein gutes Produkt (Radio) auszusehen hat, warum bieten sie es nicht selber an? Die mögliche Wertschöpfung sollte dabei höher sein als durch Beratung. So bekommt die Sache schnell den Geruch der Scharlatanerei.
 
Grenzwelle spricht da ein heisses Eisen an bezüglich dem Verhältnis Berater - Programmdirektor - Radiogesellschafter:

Die Berater machen kein eigenes Radioprodukt, weil sie genau wissen, daß sie da mehr Risiko hätten, mehr arbeiten müßten und weniger verdienen würden.
So verdienen sie sicher und haben - falls trotz ihrer "guten Beratung"- kein wirtschaftlicher Erfolg eintritt, keine Haftung und ihre Schäfchen bereits im Trockenen.

Warum ein Programmdirektor so den Beratern "gehorcht": Ganz einfach, auch hier ist es wieder das Abschieben der Verantwortung gegenüber den Gesellschaftern. Falls kein Erfolg eintritt, kann er den Geldgebern sagen, wir haben genau nach den Vorgaben der Radio-Consulter gehandelt, wir haben das Konzept genau nach Plan umgesetzt.

Es traut sich beim Radio niemand die volle Verantwortung übernehmen. Ein PD eines Privatsenders zu seinen Leuten " Mir gefällt auch vieles an dem Konzept nicht und Hörer beschweren sich laufend über die vielen Wiederholungen, aber bitte haltet Euch streng nach den Vorgaben unserer Berater, sonst sind wir und ich schuld, wenns schief geht.
Diese Angst der PDs vor den Gesellschaftern, daß diese ihnen die Verantwortung für einen Mißerfolg des Senders anlasten, zwingt
die Studioleiter oft, geradezu sklavisch ein Beraterkonzept umzusetzen.
 
Gute Berater, schlechte Berater

Hört man da so ein wenig Neid auf die teuren Mietwagen und firts-class-Flüge der Consulter heraus? ;)

Meine Wahrnehmung ist die: Kann ein Berater seine Maßnahmen auf fundiertes Research stützen und kreative Ideen im Team der Station fördern, ist das schon die halbe Miete/Quote.

Übrigens: Was wir definitiv zu viel haben, sind abgehalfterte Moderatoren und solche die sich mal dafür gehalten haben, die (dank guter Beziehungen) einen auf Berater machen (für bis zu tausend Euro die Stunde, Wahnsinn!) :D
 
Also Leute, gerade von Euch hätte ich ein bisschen mehr Sachlichkeit erwartet. So ein Blödsinn. Keiner von Euch hat offenbar eine Ahnung, wie das mit den Beratern funktioniert. Der PD sitzt in der Regel zwischen seinem Produkt, den Anforderungen der Gesellschafter und dem, was ihm der Berater zu verkaufen versucht. Es ist nicht so, dass der Berater den Job des PD macht und da eins zu eins übernommen wird. (In der Regel ist bei den Sitzungen auch kein Normalsterblicher Redakteur dabei, deswegen kursieren die absonderlichsten Gerüchte zur Relevanz der Berster durch die verschiedenen Redaktionen. Solche Postings erwarte ich aber maximal von einem Volontär!!!) Zum Thema Verantwortung: dass Ihr da falsch liegt, zeigt Euch die Diskussion zum Thema "Die ersten Köpfe rollen..." Es werden viel schneller die Programmverantwortlichen gekegelt als die Berater. Man schaue sich die K+F-Sender an. Kein Gesellschafter akzetiert es, wenn sich sein Verantwortlicher hinter ein paar Beratern versteckt. Und wenn es an der Umsetzung diverser Ideen mangelt, dann ist das eindeutig ein Problem des PD! Diese Häme scheint mir nun wirklich der Triumph ansonsten Ohnmächtiger gegen für sie inakzeptable Konzepte zu sein.
 
Also, Radiohexe !!! Ich bin sicher kein Volontär und war auch schon mal Gesellschafter bei einem bayerischen Lokalradio. Ich weiß schon, was da oft gespielt wird.
Natürlich kann es bei Deinem Radio ganz anders sein und mein Erlebnis ist nicht repräsentatig, aber der Einzige mit dieser oder ähnlicher Erfahrung bin ich sicher auch nicht. Nur ein Beispiel:

Ein Lokalradio dümpelt mit eigentlich nicht ganz so schlechten Zahlen vor sich hin. Der Hauptgesellschafter, der bessere Zahlen sehen möchte, zieht eine Beraterfirma an Land. ( Nicht der PD!).

Diese erstellt ein Konzept und strafft das Format und brieft die Moderatoren. Da sich nach einem Jahr immer noch keine Quotenänderung feststellen läßt, fragt der Hauptgesellschafter bei der Beraterfirma nach, warum sich das sündteure Honorar nicht ausgezahlt hat, warum sich eigentlich nichts geändert hat.

Die Beraterfirma putzt sich ab und erklärt: Es happert wohl an der Umsetzung, Herr XX (= PD) hat z.B. immer noch nicht die Wunschmusik, die ein Ausschaltfaktor ist, entfernt.

Daraufhin herrscht der Hauptgeldgeber ( der selber nichts vom Radio versteht) den PD in der nächsten Sitzung an, warum er die sündteuren Ratschläge nicht annimmt - "für was engagieren wir denn dann die Profis, wenn sie mit ihrer Truppe da amateurhaft weitermachen ?"

Daraufhin schwört der PD, daß er nun jeden teuren Ratschlag der Experten, die ja alles auf Researches aufgebaut haben, brav umsetzen werde.
So werden z.B. gegen Hörerproteste die "Wunschhits" ( jede Stunde konnten Hörer 2 Titel mit Grüßen wünschen) aus dem Programm gekippt. Die Berater meinten ja, das störe die fein abgestimmte Rotation und es würde die Gefahr zu groß sein, daß formatfremde Titel gespielt werden.

Der PD nützt die verbleibenden 2 Jahre noch, um sich einen anderen Posten zu suchen. Das Radio verliert nun aber wirklich an Hörer und wird ein Jahr darauf geschlossen bzw. einem Nachbarradio einverleibt.

Das sind alles erlebte Fakten von falscher Beratung und von der Forderung der Geldgeber ( die vom Radio nichts verstehen), der PD müsse die Konzepte der professionellen Beratungsfirma auch umsetzen, denn die habe schließlich viel gekostet.
 
gute zusammenfassung

@pirni
respekt! entspricht genau dem ablauf bei allen sendern, die von k+f und mönninghoff beraten werden. hat der berater keinen erfolg, sucht er einen buhmann in der pd-riege bzw. unter den abteilungsleitern (bevorzugt musik und off-air-promotion).

erst wenn der letzte aus der führungsetage entsorgt ist, muß der berater daran glauben - wie im falle ffn. zurück bleibt verbrannte erde und eine führungsetage, die nichts mehr wagt, weil sie bisher nur überlebt haben durch unsichtbarkeit bzw. hörigkeit, dem berater gegenüber.

klar gibt es einzelne ausnahmen, aber berater sind in erster linie selbstvermarkter (sonst würden sie ja keine umsätze haben) und kommen meistens besser an bei den gesellschaftern, als die eigenen mitarbeiter, die ja vom gf/pd eingestellt wurden und demnach für die gesellschafter ein unbeschriebenes blatt sind.

salaam von suleyman
 
@berlinreporter

"Habe bis heute nicht verstanden, warum sich ein Programmdirektor beraten lassen muss. Warum ist er Programmdirektor, wenn er von Programm nicht genug weiß?":

Ganz einfach: In der Regel trifft ja nicht der PD die Entscheidung, sich beraten zu lassen, sondern der GF oder die Gesellschafter.
Der Berater wird dem PD quasi aufgedrückt und entmündigt ihn in gewisser Weise. Vermutlich rührt das aus den Anfängen des Privatradios, als Berater wie Mike Haas und Ad Roland noch wirklich Sinn machten, da es eben nur wenig Nachwuchs und Profis im Geschäft der aus dem Boden sprießenden Privatradios gab. Deshalb läuft das auch anders als sonst in der Wirtschaft oder beispielseise der IT Branche (gute Beobachtung, Grenzwelle!)

In Deutschland steht der Berater in der Regel in der Hierarchie über dem PD. In Amerika wäre das undenkbar.
Außerdem hält der Berater meist engsten Kontakt zum GF und macht natürlich auch den PD zum Thema. Das sorgt dann für ein besonders vertrauensvolles Verhältnis zwischen PD und Berater...
Und führt vermutlich zu solchen Aussagen wie Pirni beobachtet hat: " Mir gefällt auch vieles an dem Konzept nicht und Hörer beschweren sich laufend über die vielen Wiederholungen, aber bitte haltet Euch streng nach den Vorgaben unserer Berater, sonst sind wir und ich schuld, wenns schief geht"

Ist übrigens ein Trugschluß, dass der Berater den PD von seiner Verantwortung entbindet. Wie radiohexe schon sagte, es kegeln viel eher die Köpfe der PD's, als die der Berater.

Ist auch einfach zu erklären: wenn es im Sender schlecht läuft, dann baut der Berater schon vor und gibt sein beratendes Urteil über den PD an höhere Stelle weiter...

@ata

"Meine Wahrnehmung ist die: Kann ein Berater seine Maßnahmen auf fundiertes Research stützen und kreative Ideen im Team der Station fördern, ist das schon die halbe Miete/Quote."

Ein fundiertes Research richtig zu interpretieren und daraus die notwenigen Sanierungsmaßnahmen für den Sender zu ergreifen sowie kreative Ideen im Team zu fördern sind die ureigensten Aufgaben des PD's.!! Oder ist etwa der Berater der PD?
Ist der PD dazu nicht in der Lage, dann sollte nicht ein Berater geholt, sondern der PD ausgewechselt werden.

Meine Meinung: Beim Radio passiert seit Jahren bereits das gleiche, was sich derzeit bei den sanierungsbedürftigen Zeitungsverlagen wiederholt: Roland Berger (als Synonym für alle Unternehmensberater) saniert auf kaufmännische Art die Zeitung(siehe Süddeutsche), indem Einsparungskonzepte ohne Rücksicht auf Qualitäs-Verluste durchgeführt werden. Die Blattmacher inklusive Chefredakteure sitzen da und lassen es sich gefallen.

Im übrigen gehört der PD sowieso zur aussterbenden Spezie, immer mehr GFs machen das in Doppelfunktion mit Hilfe ihres Beraters. Das schützt dann bis zu einem gewissen Grad den GF, denn er kann immer und jederzeit bei Reichweitenverlusten die Schuld den Beratern anlasten und dieselben leichter und meist günstiger austauschen als den PD.

Fazit: die Berater in der Radiobranche haben in Deutschland viel zu großen direkten Einfluß auf das Programm, was zu der Perversität führt, dass viele Berater die Musikpläne bestimmen - genauer gesagt, dem PD vorschreiben. Immerhin macht das in den meisten Sendern 75 - 80% des Programmes aus.

Die PD's haben zu wenig Einfluss oder sind vielleicht auch oft zu jung und unerfahren, um sich diesen Maßregelungen - oft an sie von der GF herangetragen - zu widersetzen.

Die Berater wiederum verstehen es geschickt, den Mythos aufrecht zu erhalten: unser Konzept ist gut, das Gelingen der Umsetzung liegt allerdings allein in den Händen des PD's und seiner Mannschaft: und darum sind diese Schuld am Misserfolg!! Der Berater aber heftet sich die Erfolge an die Brust.

Sorry, ist ein bißchen lang geworden. Und im übrigen mag es auch noch wenige Ausnahmen von dieser Regel geben.

Ich habe allerdings in meinen vielen Jahren als PD nur wenige kennengelernt.
 
Original geschrieben von moonlight
@berlinreporter

Ein fundiertes Research richtig zu interpretieren und daraus die notwenigen Sanierungsmaßnahmen für den Sender zu ergreifen sowie kreative Ideen im Team zu fördern sind die ureigensten Aufgaben des PD's.!! Oder ist etwa der Berater der PD?


Auch wenn Du mal PD warst (wo denn eigentlich?:rolleyes: ). Natürlich wäre es Aufgabe der PDs. Aber: Kennen wir da nicht auch einige, die von Radio weniger wissen als ihr Pförtner?

Sorry, aber ich kenne solche.
 
vielleicht sollten sich "beraterfirmen" wirklich auf research konzentrieren und der sender setzt es dann um.
abgesehen davon erscheinen mir viele berater-konzepte wie lego nach dem baukastensystem gestrickt.
"es hat da funktioniert, dann gehts auch hier...".
die nächsten insolvenzen kommen bald!
 
Eine geradezu absurde Tatsache: Der Berater berät in Sachen PROGRAMM und arbeitet deshalb mit dem GF zusammen.

Das ist so unendlich krank, dass ich einen Psychiater brauche. Wer Programmberatung macht MUSS mit dem Programmverantwortlichen zusammenarbeiten, dem Titel nach also dem PD. Alles andere muss langfristig schiefgehen.

Natürlich ist es Hauptaufgabe eines PDs, Ideen im Team zu fördern und mit den Ergebnissen des Researchs abzustimmen.
Natürlich kann man deshalb sagen, wer dafür einen Berater braucht, versteht seinen Job nicht.
Natürlich ist aber auch jedem bekannt, dass ein qualifizierter Blick von außen enorm weiterhelfen kann - und nicht alle Berater sind unqualifiziert.

Was mir aus Erfahrungen mit Beratern nach wie vor unverständlich ist, ist ihre grundsätzliche Herangehensweise, dass sie nämlich in der Regel nicht fragen, welches Potential im Sendegebiet und im Team steckt, sondern unterschiedliche Konzepte in der Tasche haben und deren Umsetzung erbitten.
Dass aber das Konzept "Lokalsender" in Cottbus völlig anders aussehen muss als in Freiburg, scheint - meiner Wahrnehmung nach - Beratern oft zu entgehen. Oder sie wollen es nicht sehen? Ich weiß es nicht, aber der Umstand fällt mir auf.
 
Manche Berater verkaufen ihr Konzept ( der Singular ist vorsätzlich gewählt !!! ) aus der Schublade mehrfach. Dass es trotz eines einig Vaterland erhebliche regionale bzw. lokale Mentalitätsunterschiede gibt, sehen die nicht. Manche können's auch nicht sehen, weil ihnen in der Hinsicht das Feeling fehlt ( leider sind die ein oder anderen aus der Zunft eher Technokraten denn Künstler ).

Nochwas zum Thema "Research": ich geniesse Daten von Consultingfirmen prinzipiell mit äusserster Vorsicht.
Nicht immer weiss man, wie die Demoskopen genau arbeiten, wer wann wo wen interviewt. Es soll sogar welche geben, die nichtmal was über die Feldstärke ihrer Erhebungen verraten ( unglaublich, aber leider wahr, dass Kaufleute/GeFüs für so eine zweifelhafte Marktforschung Geld bezahlen...).

In Sachen Musiktests habe ich auch schon wilde, aber leider wahre Stories gehört, auf welche Weise die Akzeptanz der Rotation ermittelt wurde.....

Prinzipiell schadet ein unabhängiges Feedback von aussen nicht, ganz im Gegenteil.
Leider regieren immer mehr die Technokraten und Mathematiker eine Branche, in der bisschen mehr Herz und Bauch nicht schaden würde ( manchen Quoten gewiss auch nicht ).
 
Original geschrieben von der beobachter
[
Natürlich ist es Hauptaufgabe eines PDs, Ideen im Team zu fördern .......

Zu diesem Thema "Ideen" muß ich was sagen:

Das ist es auch, was ich beobachtet habe, seit es die Berater gibt. ( Ich habe schon seit 1975, also lange bevor es bei uns die Radioberater gab, Privatradio gemacht !)

In der ersten Phase der Privatradios ( Italien-Kärnten, Südtirol), da hatte man Ideen für SEINE Sendung und setzte sie SOFORT und ohne Zögern, ohne Angst vor irgendeinem Vorgesetzten um !
Der alleinige "Chef" war der Hörer ! Kam die Sendung gut an, kamen viele Hörerreaktionen, dann war auch der Radiochef ( der sich damals wenig eingemischt hatte) zufrieden.
Ich hatte damals die Idee mit der Namenstagsplatte. Wenn auf dem Kalender "Gabriele" stand, dann spielte ich den Schlager "Für Gabi tu ich alles" und die erste Gabi, die anrief ( live oin AIR alles !) gewann ein Abendessen. Genauso mit weiteren ca. 100 Namens-Schlagern - ja so viele hatten wir !
Die Promotion mit dem Restaurant fädelte ich ohne lange Rückfragen ein, bekam sogar eine Provision vom Chef, weil durch diese beliebte Aktion Gastwirte als Werbungskunden gewonnen werden konnten.


In der zweiten Phase, als die Radios etwas größer wurden und aus dem "Piratendasein", aus dem privaten Radiotentum entwachsen schienen, als man das Ganze mit mehr Gesellschaftern aufzog, mit Marketingabteilung und überhaupt mehr Abteilungschefs entstanden ( Musikchef, Wortchef, Marketingchef, Event-Chef usw.) da entstand dann sowas wie eine Struktur, ein Dienstweg. Angefangen hat das mit den PCs: Plötzlich war es möglich, alles vorauszuplanen. Es entstand eine Musikplanung usw. und schon war es dem Moderator nicht mehr erlaubt, einfach "irgendwelche" Plattenstöße ins Studio mitzunehmen. Der Moderator wurde immer mehr zum ausführenden Knöpfledrücker und wenn er eine Idee hatte, dann war es ihm oft zu mühselig, diese umzusetzen.

Beispiel der obigen Idee mit dem Namenstagsschlager:
Wenn ich in dieser Phase diese Idee verwirklichen wollte, mußte ich schon 3 Leute fragen: Den PD, den Musikchef und den Marketingchef. Die Chance auf Verwirklichung wäre 50:50. Am ehesten stimmt immer der Marketingchef zu, weil der einfach für jede Werbung mehr zu haben ist ( und jetzt die Provision selbst einkassiert und nichts dem Moderator überläßt). Eventuell sagt der Musikchef: Wir haben diese Platten nicht im PC und paßt auch nicht ins Format.

In der dritten Phase der "professionellen Ausrichtung" der Privatradiostrukturen entscheiden obige 3 Chefs auch nicht mehr autonom. Sie konsultieren erst den Berater, ob die Aktion so einfach durchzuführen ist. Ob das die Planung nicht durcheinanderwirft, ob das zum Image des Senders paßt, ob uns das in unserer Zielsetzung weiterbring, ob der Musikflow durch die Namenstagsplatte nicht zu sehr unterbrochen wird, ob der ON-AIR Anruf nicht zu risikohaft ist, ob die Rotation der Musik nicht leidet, ob, ob, ob, ob, ob, bla, bla, bla.

Da vergeht jedem kleinen Moderator die Lust, nochmal irgendeine Idee aufs Tablet zu bringen. Umso mehr, als dann, falls die MA fällt, man nicht zumindest eine Teilschuld zugeschoben bekommt, weil man so eine blöde Idee hatte.
Nein, nur noch brav Linercard und Claims lesen und Knöpfle drücken !
Wenn sich nicht mal mehr PDs Ideen durchzusetzen trauen, wie sollen sie denn dann das Team ermutigen, Ideen zu haben. Nur um dann frustrierend zu sagen: "Geht nich, geht nich, geht nich".
( Weil es nicht ins Format paßt, weil wir kein Geld dafür haben, weil.....)

So schaut es heute mit der Realisation von Ideen im Privatradio aus !
Ich habe auch den Verdacht, die Berater wollen gar keine kreativen Teams mit guten Ideen, denn wenn die eigene Mannschaft gute Ideen hat, wie sollen sie denn dann die ihrigen Ideen teuer verkaufen. ( Es soll schon mal vorgekommen sein, daß eine Idee eines Moderators im Sender A vom Berater in einen weit entfernten Sender B als Teil eines guten Konzeptes verkauft wurde.)
 
@ Pirni

Interssantes Beispiel.
Vielleicht hast Du recht, dass auf diese Weise gute Ideen bereits im Keim erstickt werden,weil keiner sich mehr was traut.

Auf der anderen Seite wäre es aber absurd, wenn bei der heutigen Vielzahl der Konkurrenzsender jeder Moderator mit einem Plattenstapel nach seinem Geschmack ins Studio rennen und irgendwelche Werbekunden um Gutscheine anbaggern würde, ohne dessen Geschäftsbeziehungen zum Sender zu kennen.

Aus Deinem Beispiel läßt sich doch auch lernen, dass gute Ideen heutzutage eben mehr kanalisiert werden müssen. Dazu dienen wöchentliche Ideenmeetings, wo man das Für und Wider gemeinsam diskutieren kann und wenn auch manches verworfen wird, es bleibt halt doch auch mal was Umsetzbares übrig.

Vielleicht machen es sich dann natürlich viele Mods auch etwas einfach nach dem Motto: ich soll ja schließlich nur claimen, Linercards lesen und Knöpfle drücken. Den rest können sich ja die Berater und die PD's überlegen.
Und servus
moonlight
 
Der Markt regelt das Produkt
Wurde ein Research betrieben, gibt es auch Platz für ein neues Produkt
Der Gesellschafter investiert und will Geld zurück
Der PD plant, positioniert das Produkt
Der Berater sollte auf keinen Fall die Richtung festlegen. Er bringt frisches Leben in den alltäglichen Senderbetrieb. Er checkt On u. Off Air, gibt Tipps und Hinweise für kleine Korrekturen.
Ich habe bis jetzt nur gute Erfahrungen gemacht. (Denis Clark)
Ich weiß aber auch, es gibt viele Loser im Beraterbuisness. Gerade die Schubladenpromotionideen unterscheiden den Fachmann vom Laien. Was in einem Markt funktioniert, muss nicht auch in einem Anderen greifen. Beispiel: Österreich/Wien, Relaunch: 88.6 Der Musiksender zu 88.6 Der Supermix für Wien, die Hits von heute und gestern. 88.6 war die beste eingeführte Wiener Radiomarke. Der Sender hat heute um über 40% weniger Hörer

@Pirni
Leider hat sich Radio von 1975 an weg geändert. Ohne Strukturen läuft auch in einem Radio überhaupt nichts mehr. Strategische Entscheidungen über ein Gewinnspiel kann nun mal nicht mehr der Mod alleine treffen. Es steht zu viel auf dem Spiel. Der Mod soll und muss sich auf die Umsetzung des Prgoramms: Musik, Promotion etc. konzentrieren. Er ist der „On Air Verkäufer“
 
''Der Moderator ist der On-Air-Verkäufer''

Immer neue noch gruseligere Einsichten werden einem hier zuteil.

Falls ich jemals Lust habe, freiwillig dem Geschwafel eines Verkäufers zuzuhören, gehe ich ein Autohaus, zum Teppichhändler oder - Hardcode - mache einen Termin mit Herrn Kaiser bei mir zu Hause.

Sicher gibt es noch mehr Möglichkeiten, diesem zweifelhaften Vergnügen nachzugehen, aber dafür will ich bestimmt kein Radio hören!!!
 
Es zählt nicht nur, WER verkauft, sondern auch WAS verkauft wird!

Der Moderator ist der On-Air-Verkäufer

Also diese Aussage stimmt ja mal nur bedingt.

In diesem Fall schreibe ich jetzt mal als Hörer!

Natürlich hat der Moderator eine gewisse "Verkäufer-Funktion", auch wenn ich den Begriff "Verkäufer" in diesem Zusammenhang schrecklich finde!

Gehen wir doch mal von einem der genannten Beispiele in den letzten Postings aus!

Ein Autoverkäufer kann noch so nett und sympatisch sein, aber wenn er mir ein Auto andrehen will, das absolut nicht meinen Wünschen entspricht, dann werde ich es trotzdem nicht bei ihm kaufen! Echt! Da kann das der netteste Typ auf der Welt sein!

Letztendlich ist es beim Radio doch auch so! Wenn ich einen Moderator höre, den ich richtig gut finde, der natürlich klingt und dem ich echt gerne zuhöre, der aber bei einem Sender moderiert, bei dem mir die Musik nicht gefällt, der mir nicht den Service bietet, den ich erwarte und mir insgesamt in den Ohren weh tut, dann schalte ich um bzw. ab!

Es zählt eben nicht nur der Moderator, sondern der jeweilige Sender als Ganzes!

Allerdings muss ich auch sagen, dass der umgekehrte Fall genauso übel ist! Wenn ein Sender, musikalisch, redaktionell und verpackungstechnisch genauso ist, wie ich es gerne habe, aber ein Moderator vorm Mike sitzt, den ich absolut schrecklich finde, dann schalte ich ebenfalls um bzw. ab!

In diesem Fall allerdings mit der Option, den Sender wieder einzuschalten, wenn dort ein anderer Mod On Air ist, den ich persönlich gut finde und den ich gerne höre!

Letzteres praktiziere ich übrigens sehr oft! Es gibt Sender, da schalte ich einfach weg, wenn ein gewisser Moderator Sendung macht!

Der Unterschied ist aber, dass ich für diesen Sender, im Gegensatz zur ersten Variante, als Hörer generell erhalten bleibe!

Denke mal, das geht nicht nur mir so! ;)

Gruß in die Szene!

Markus
 
Geht mir als Hörer auch so, auch wenn ich nicht weiß wer "Mike" ist. Es gibt Sender, bei denen schalte ich als Hörer weg, wenn bestimmte Mods dran sind und es gibt/gab Sender, das schalte ich zu, wenn ich weiß, bestimmte Leute sind dran. Wenn derjenige dann nicht mehr da ist, weil gefeuert, schalte ich auch nicht mehr ein. Sicherlich ist das auch nicht das Verhalten eines Durchschnittshörers.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben