Was hast Du denn heute versehentlich eingenommen?
dann hört man eigentlich nie, wie teuer das ist oder sein wird
Ist so etwas andernorts staatlich geregelt? Könnte ich mir eigentlich nur im Kommunismus vorstellen. Normalerweise regelt im Kapitalismus so etwas der Markt. Was man Deutschland da vielleicht vorwerfen könnte, wäre die Praxis der Versteigerung von Mobilfunklizenzen, aus der möglicherweise gefolgert werden könnte, dass anschließend die auf die Endkunden umgelegten Kosten entsprechend hoch sind.
Es gab mal eine Studie zu den Zugangskosten weltweit, ist aber mehr als 2 Jahre alt:
In der Ukraine gibt es das günstigste Breitband-Internet. Deutschland landet in West-Europa auf einem guten Platz. Die Zahlen.
www.pcwelt.de
Erster Satz daraus: "In der Ukraine gibt es die weltweit günstigsten Breitband-Internetzugänge." - Und ganz ehrlich, deswegen würde ich nicht dorthin umziehen. Deswegen gehts den Menschen dort auch hinsichtlich Lebensqualität und Grundrechten nicht besser.
Hier ist die aktuellere Version der Originalstudie:
Study of broadband pricing in 211 countries reveals vast global disparities in the cost of getting online.
www.cable.co.uk
Auffällig: das ist alles nicht bereinigt mit der Kaufkraft der Menschen in den jeweiligen Ländern. Sehr schön auch der Überblick über die Spitzenplätze:
Study of broadband pricing in 211 countries reveals vast global disparities in the cost of getting online.
www.cable.co.uk
Na, wohin willste umziehen? Zu Platz 2 heißt es da "It should be noted that low prices are largely due to the ongoing collapse of the Syrian Pound." Zur Russischen Föderation heißt es "Providers offer speeds of up to 700Mbps at an average price of just USD 7.50 per month." Klingt super, dennoch wirkt die russische Realität z.B. hinsichtlich Wohnungszustand auf mich nicht so, als würde ich Lust haben, wegen des billigen schnellen Netzzuganges dorthin umzuziehen.
Außerdem: kaufkraftbereinigt liegt das jährliche Durchschnittseinkommen der Russen bei knapp 25000 internationalen Dollar. Ohne Kaufkraftbereinigung sind es etwa 9230 Dollar (Quelle
https://durchschnittseinkommen.net/durchschnittseinkommen-russland/ ). Da steht auch "Trotz Arbeit blieben viele Russen arm. So erhielten knapp 5 Millionen der russischen Arbeitnehmer lediglich einen Mindestlohn von 7500 Rubel, was etwa 123 Euro entspricht." - vielleicht erklärt das die niedrigen Preise.
Bräuchte ich jetzt einen Internetvertrag an meinem Hauptwohnsitz, wäre ich mit den Listenpreisen nach Ablauf der Vergünstigungen z.B. dabei ab
30 EUR/Monat - Vodafone - 50 Down / 5 Up via Koaxkabel - inkl. Router
30 EUR/Monat - O2 - 50 Down / 10 Up via DSL - zzgl. Router
35 EUR/Monat - 1und1 - 50 Down /10 Up via DSL - inkl. Router
35 EUR/Monat - Telekom - 16 Down / 2,4 Up via DSL - zzgl. Router
40 EUR/Monat - Telekom - 50 Down / 10 Up via DSL - zzgl. Router
Je nach Anbieter gibt es noch u.U. Rabatte, wenn man den Mobilfunkvertrag auch dort hat. Das kann erheblich sein. Und brauchbare DSL-Router werden einem je nach Provider für 20 bis 35 EUR in der Bucht hinterhergeworfen. Hier läuft seit Juni 2018 ein Telekom Speedport W724V Typ C für einmalig 35 EUR.
Im Haus gegenüber liegt nicht Vodafone, sondern PYUR. Dort hat man endlich den Upstream etwas erhöht, so dass auch der niedrigste Tarif nun brauchbar wäre für mich, so ich eine Hausreihe weiter wohnen würde. Sieht so aus, als wären die 20 MBit/s Down / 3 MBit/s Up via Kabelanschluss
dauerhaft für 22 EUR je Monat inkl. Router zu haben. Da ich einen Mobilvertrag mit Festnetznummer und Allnet-Flat habe, wäre das ideal, Festnetztelefon brauche ich nicht. Mit etwas Glück gibt es kein Sperrfilter und damit wäre auch das Öffi-TV und der ARD-Hörfunktransponder in DVB-C mit dabei (das wäre aber, so es funktionieren würde, nicht "sauber").
Also 22 EUR im Monat für ein für mich bestens reichendes Internet fände ich schon sehr ok.
Dazu Telefon mobil mit Allnet-Flat und Festnetznummer sowie 1 GByte LTE frei und danach Drosselung auf "bis zu 1 MBit/s" (also brauchbar zum Informationsabruf, sowas gabs mal als Tarif) für dauerhaft rabattierte 8 EUR im Monat... ich bin damit sehr gut bedient.
Selbst in Regionen, in denen man es als "Wessi" vielleicht nicht unbedingt erwartet, sind lokale Anbieter teils mit sehr wohl attraktiven Angeboten vertreten. Im Erzgebirge nutzt die Erznet AG beispielsweise die in den 1980er Jahren von der Bevölkerung für Westfernsehen errichtete Infrastruktur der kleinen Antennengemeinschaften, um darüber Internet anzubieten:
Gigabit-Internet Internet von ERZNET Die ERZNET AG überträgt Internet über die Kabelanlagen von über 50 Antennengemeinschaften im Erzgebirge. Genutzt wird größtenteils die so genannte Hybrid Fiber Coax Technologie! Internet-Geschwindigkeiten bis zu 1 GBit/s können,
www.erznet.tv
So einen 25-MBit/s-Vertrag mit bis zu 7,5 MBit/s Upstream (das ist ganz allgemein schon verhältnismäßig viel, für DOCSIS ist es in dieser Preisklasse unerreicht) für 25 EUR im Monat zzgl. Router und Monatsbeitrag der jeweiligen Antennengemeinschaft (meist irgendwas um 10 EUR) halte ich auch für sehr fair. Erznet zeigt, wie es geht: vorhandene Infrastruktur zum Gemeinwohl nutzen (sie machen auch viel mit freien Hotspots), Internet aufs Land bringen, einst geschaffene Infrastruktur weiterhin nutzen - die echte Alternative zum Jammern und Nichtstun.
Nach meinen Infos gibt es bei ordentlichen Firmen Berater, die Anhand der Bevölkerungsstruktur und deren Bildung an- oder abraten, in bestimmten Gegenden zu investrieren.
Dahingehend habe ich zwar keine Kenntnisse (also auch keine gegenteiligen), aber im Kapitalismus halte ich das für eine völlig normale Sache. Ich würde, wenn ich nicht eine Immobilie am Bein hätte, die mir etwas bedeutet (mein Elternhaus) auch nicht in der Region sein, in der ich derzeit bin. Nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen (hier finden sich auch kaum hochqualifizierte Arbeitsplätze, weil eben hier keine Firma freiwillig herzieht), hier ist auch das gesellschaftliche Klima unter aller Sau. Eine Region, die täglich darum bettelt (und teils auch hart darum kämpft), abgehängt zu werden von jeglicher Form gut lebbarer Zukunft.