Wenn alle abgeschaltet werden, wärs im Grunde schnuppe.
Nicht wirklich. Die Gefahr, dass bei der dann erzwungenen und individuell geschehenden "Neuausrichtung" hinsichtlich Wahl eines Empfangsweges nicht DAB+ mit zwei bundesweiten und meist zwei regionalen Paketen (= schon viel mehr Programme als vorher auf UKW) gewählt, sondern dieses System übersprungen und IP gewählt wird, wo dann "die ganze Welt" offen ist und man vielleicht Radio Paradise oder ein Techno-Radio aus St. Petersburg findet und seinem bisherigen terrestrischen Dudler Lebewohl sagt, ist real.
Noch immer ist - aus Gewohnheit heraus - ein terrestrisch via UKW angebotenes Programm durch Präsenz und Bekanntheit privilegiert. Das bricht damit weg. Ein Überbleibsel aus der "wir hatten ja nichts anderes" Zeit mit einer handvoll UKW-Ortssender. Davon zehrt man immer noch.
Eine zeitgleiche UKW-Abschaltung Private und Öffis wäre aber wenigstens die nullte Ordnung der "Verbreitungsgerechtigkeit", ähnlich wie damals bei der TV-Analogabschaltung via Astra. Dennoch wird ja heute sogar noch auf einst öffentlich-rechtliche UKW-Frequenzen Privatfunk neu aufgeschaltet, siehe Jena Sommer 2024.
Wirtschaftsinteressen sind politisch. Da ist nichts trennbar.
Ich schrieb es schon mal: es ist letztlich alles "politisch", da gibt es kein Entrinnen. Auch nicht für den Rundfunk.
Das Wirtschaftsinteresse eines Radiosenders besteht darin möglichst viele Hörer zu erreichen, damit man den Werbepreis entsprechend hoch gestalten kann.
Der Begriff "Lobbyismus" ist ja auch Dir bekannt. Wenn es solche Verbände gibt
Verband Privater Medien
vau.net
und dabei solche Stellungnahmen rauskommen
sieht man doch die Verflechtungen ganz direkt. Das sind die "Spielregeln" in dem Gesellschaftsspiel, das wir uns als Ordnung und Entwicklungsbegleitung gegeben haben, also ist das doch ganz normal und nichts, was man verstecken müsste.
Also erstens sind das soviele auch nicht. Mir würden da lediglich Radio Top40 in Thüringen und eben Apollo einfallen.
In Thüringen und Sachsen-Anhalt kann man in den lokalen DAB-Paketen auch weitere Angebote bestaunen, die zur Füllung der Pakete mit möglichst vielen hauseigenen Gewächsen geschaffen wurden. Besser die eigenen für fast nur technische Verbreitungskosten als irgendwer anderes von auswärts, der noch Quote aus den heiligen Hauptprogrammen abzieht.
und vor allem
Natürlich, das haben die Landesmedienanstalten so entschieden. Die wiederum arbeiten so, wie sie arbeiten, auf Grundlage von Landes-Medienrecht - im Rahmen unserer Gesellschaftsspiele ja ein ganz normaler Vorgang. Es wäre eher erschütternd, wenn es irgendwie anders wäre ("Entscheidung trifft Herr Oligarch xy" oder so).
Nö, tut sie nicht, noch nicht mal in Ballungszentren.
Da fällt mir wieder der UKW-Empfang bei einer betagten Verwandten in Berlin-Oberschöneweide ein. Wohnzimmer, halbwegs ordentliche Stereoanlage (Yamaha Pianocraft 100), seit UKW-Abschaltung bei der PYUR (damals sogar mit BR Klassik im Berliner Kabel!) wieder an der Wurfantenne. DLF vom Alexanderplatz ist ok, rauscht aber schon leicht. DLF Kultur vom Alexanderplatz ist selbst in mono schwierig. RBB Radio 3 und RBB Inforadio sind nicht empfangbar! Dicke Wände, falsche Seite des Hauses, 1. OG, großer Innenhof mit gegenüberliegender hoher Bebauung, die aus der Empfangsrichtung alles abschirmt - und die Wurfantenne auch noch wegen Ausrichtung der Wohnung und damit der wandnahen Möbel falsch zum Senderstandort gerichtet. UKW kann ich in dieser Wohnung auf der Seite des Wohnzimmers komplett vergessen.
UKW klingt hierzulande in aller Regel genauso totkomprimiert und kaputt wie DAB+.
Bitte zwischen "Dynamikkompression" und "Datenreduktion" trennen! Ja, oft läuft das für UKW bearbeitete Signal auch via DAB+. Das tut offenbar der heftigen HE-AAC-Datenreduktion nicht gut. Aber bei non-UKW-Programmen gibt es schonmal keine Notwendigkeit für ein "UKW-Processing" und solche Programme hat man auf DAB+ ja genug. Wenn die dort trotzdem mit UKW-Presets auf typischen UKW-Soundquetschen arbeiten, sind sie selbst schuld.
Der MDR trennt inzwischen UKW und digitale Verbreitungswegen Stück für Stück auf. Es kommen soweit mir bekannt Jünger d*AP4 zum Einsatz
Jünger specialises in the design and manufacturing of high-quality, digital audio dynamic processors.
junger-audio.com
mit UKW-Bearbeitung nur für die UKW-Verbreitung. Die Digitalwege sind davon nicht betroffen, die haben separat bearbeitetes Signal. Wie das bei der soweit ich mich erinnere einen Frequenz von MDR Kultur, die angeblich via Satellit gespeist wird, lokal gelöst ist, weiß ich nicht, wie das bei MDR Aktuell nach Umtellung sein wird, wo noch viele UKW-Kleinstandorte meines Wissens nach an Satellit hängen, ebenso.
Ergebnis beim MDR u.a.: seit Trennung der Wege und Einsatz der neuen Geräte mit in langwierigen Sessions ermittelten Parametern hat MDR Kultur seit 21.11.24 auf UKW (!) auch deutlich mehr Dynamik als vorher. Wird auch nicht allen gefallen, merkt man das Rauschen bei schlechtem Empfang wieder mehr.
Zuführung zu den größeren UKW-Standorten beim MDR übrigens lineares PCM, also nix Datenreduktion. Beim BR wird MPX zugeführt - auch nix Datenreduktion. DRadio führt die meisten Standorte via Satellit mit 384 kBit/s MP2 zu. Bei den anderen Anstalten weiß ich es nicht.
Allgemein sind die Kulturprogramme der ARD und DLF/DKU auf UKW eigentlich recht sauber bis sehr sauber unterwegs. Bei gutem Empfang bekommt man da eine Qualität, die bei DAB+ nicht selbstverständlich ist, weil dort die Artefakte der Datenreduktion zuschlagen.
Auch da tut sich aber was. Was ich vor kurzem bei aufgrund Aufenthalt im Sendegebiet möglich gewesenen Tests auf MDR Kultur (88 kBit/s Subchannel-Datenrate, ca. 73 kBit/s Audiodatenrate, HE-AACv1) zu hören bekam, war so gut (oder ich bin inzwischen hinsichtlich der akustischen Wahrnehmung so degeneriert), dass ich es - unter der Voraussetzung eines korrekt decodierenden Empfangsgerätes - in vielen Fällen UKW-Empfang vorziehen würde. Die Kollateralschäden von HE-AACv1 waren da so gering, dass ich schon sehr guten UKW-Empfang bräuchte, um das aufzuwiegen. Mobil dürfte man den so fast nie haben, zu Hause ohne Aufwand auch kaum. Da hat sich - ich weiß nicht wodurch nun wirklich - richtig was getan.
Dieser Traum ist Nonsens.
Erzähl das mal der ARD. Die schichten meines Wissens sogar Geld um für 5G Broadcast, weils die Bevölkerung angeblich sehnsüchtig erwarte. Das geht so weit, dass T2 als weniger wichtig eingestuft wird als 5G.
Nur übersieht man dabei, dass man den Werbekuchen nur einmal aufschneiden kann. Die Werbeeinnahmen werden nicht mehr, nur weil deutlich mehr Sender am Markt sind.