Allein in Sachsen fällt mir das auf, hier hst der DLF noch sehr gute Großfrequenzen, DLF Kultur läuft jedoch auf Funzeln, kaum besser versorgt wie MDR Aktuell.
Es gab in Ostdeutschland 5 betriebene UKW-Großsenderketten, die teils auch nicht flächendeckend waren und durch teils schäbige (mono)-Funzeln ergänzt wurden. Da liefen DDR 1, Berliner Rundfunk, DDR2 / Regionalprogramme, Stimme der DDR und DT64. Eine sechste Kette war koordiniert, aber nicht aufgebaut.
Im Wende-Wildwest wurde aus den DDR-2-Standorten jeweils eine eigenständige Landeswelle. Die anderen liefen weiter aus der Nalepastraße, wobei auf der Kette von Stimme der DDR dann der Deutschlandsender zurückkehrte, der sich später als DS Kultur profilierte und soweit ich mich erinnere damit auf den Kultur-Inhalten des DDR-2-Mantels aufbaute.
Formal hätte in den Ostländern 1991 damit senden können:
Radio Aktuell auf der DDR-1-Kette
Berliner Rundfunk
jeweiliges Landesprogramm (in Thüringen z.B. in Kooperation mit dem hr!) auf der DDR-2-Kette
DS Kultur
DT64
In Sachsen war man sehr aktiv und hatte alsbald ein zweites Programm aus eigenem Hause, für das man den Berliner Rundfunk auf den sächsischen Frequenzen killte. Später startete man - soweit ich mich erinnere erst abends - noch eine eigene Jugendwelle Sachsenradio 3, die alsbald aber zur Kulturwelle umgebaut wurde und die Keimzelle von MDR Kultur wurde. Dafür wurde Radio Aktuell, der Nachfolger von Radio DDR 1, gekillt. Statt DS Kultur gab es wegen politischer Willkür den DLF auf der starken UKW-Kette von ex Stimme der DDR. Und DT64 spielte bis zu Ende weiter, man wusste wohl seit September 1990 zu gut, dass mit dessen HörerInnenschaft nicht gut Kirschen essen ist.
Erst 1992 wurde dann DT64 plattgemacht und die sechste UKW-Kette kam dann irgendwann 1993 oder so. Mit der Übernahme der westdeutschen Rundfunkordnung 1991->1992 hatten die Staatskanzleien zu entscheiden, wo die Frequenzen hingehen und sie entschieden sich damals in Mitteldeutschland für nur 3 UKW-Ketten für den MDR (heute Kultur - Jump - Landesprogramm), zwei Privatfunkketten (DT64 und die neue sechste Kette) und halt ein Programm für den nationalen Hörfunk, der damals noch im Entstehen war.
www.rundfunkforum.de
ermöglicht uns eine Zeitreise.
Auf dem Dresdener Fernsehturm sah das dann wie folgt aus:
90,1 => Berliner Rundfunk -> Sachsenradio 2 -> mdr life -> JUMP
92,2 => DDR II/Dresden -> Sachsenradio 1/Dresden -> mdr 1 R. Sachsen/Dresden
95,4 => DDR I -> R. Aktuell\Sachsenradio 3 -> mdr Kultur -> mdr Figaro
97,3 => Stimme der DDR -> DS Kultur -> DLF
102,4 => DT64 -> RIAS1 -> DT64 -> PSR
105,2 => Hit-Radio Antenne Sachsen -> Hitradio RTL
Für DRadio Berlin war da keine Frequenz. Das wäre die Frequenz von DS Kultur gewesen, aber die war ja dem DLF zugeschoben worden. Also gibt es in Sachsen DLF Kultur heute nur auf Funzeln.
In Thüringen lief das anders: es gab nur ein Regionalprogramm, und das auch noch in Kooperation mit dem hr. Alles andere spielte bis Ende 1991 so weiter, dann verschwanden die Programme aus der Nalepastraße (außer DT64, der MDR bespielte die Frequenzen weiter trotz Protesten von Rechts) bis zum finalen Ende im Sommer 1992.
Nehmen wir als Beispiel den Inselsberg, da gab es kein Chaos durch Frequenzwechsel:
87,9 => DDR I -> R. Aktuell -> mdr Kultur -> mdr Figaro
90,2 => Berliner Rundfunk -> mdr life -> JUMP
92,5 => DDR II/Weimar -> Thüringen Eins -> mdr 1 R. Thüringen/Weimar
97,2 => Stimme der DDR -> DS Kultur -> DLR Berlin -> DKULTUR
102,2 => DT64 -> RIAS1 -> DT64 -> off -> Antenne Thüringen
104,2 => Landeswelle Thüringen
Hier hast du den Großsenderstandort mit DLF Kultur, weil der politisch veranlasste Wechsel zum DLF nicht passierte. DLF kommt dort aber vom "Weststandort" Heidelstein oder Rimberg.