Fragen zur statischen Aufladung und zur Reinigung von Schallplatten sowie zu schlechten Pressungen

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Philclock

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Liebe Forenmitglieder,
ich hab ein Problem und wollte mal fragen, wie das die alten Hasen so handhaben.

Zuerst hat ich neulich eine neuere Pressung aus dem Jahre 2018 in den Händen gehabt und ich muss sagen, die Scheibe klingt richtig sch.... / bescheiden. Man hört so ein reißendes Knistern, das macht mich wahnsinnig. Ich hab schon alles Probiert, die Platte ist klinisch sauber.
Kann es sein, dass manch eine moderne Pressung einfach mal Mist ist? Hier hab ich noch meine zweite Frage, diese ist noch etwas wichtiger für mich. Was machen die alten Hasen bei statischen Aufladungen?
Einen antistatikvbesen dem Plattenspieler bei stellen? Oder den Tonarm extra erden?

Gut ich hab mir auch andere Vinylsendungen bei Alex Berlin angehört und bei mir hört man da bedeutend weniger an Stolperfallen für die Nadel aber ich bin da halt in meiner Uhrmacherhaut und möchte alle Platten versuchen auf einem Niveau zu halten. ( zumindest die Voraussetzungen dafür schaffen.. )

PS: Hab die alten Fäden durchgesehen aber dort nix gefunden.
 
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@Guess who I am
So ich hab mich da jetzt mal eingelesen, meine Güte das hat ja was von Religion, 10 Leute 12 Meiningen...:wow:
Aber 2 Sachen fand ich interessant:

Spülen und Absaugen



Die Reinigung im Ultraschallbad



Was findest Du am Besten? Cheap Trill macht auch schon viel weg aber gerade bei manch einer neuen Platte werde ich wahnsinnig, was da noch in den Rillen drinnen ist, da hilft das dann absolut nicht. Ich hab jetzt ein Album von Still Corners, was man fast nicht hören kann. :wall:
 
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Die Krux an jedweder Schallplattenreinigung ist, die Wasch- bzw. Spüllösung wieder von der Oberfläche herunterzubekommen, weil die Verdunstungsrückstände verkrusten und es sich schlimmer als vor der Wäsche anhören kann. Daher bestehen käufliche Schallplattenwaschmaschinen in erster Linie aus einer Absaugvorrichtung – bei einem Modell der höheren Preisklasse sogar in Verbindung mit einem ständig transportierten Zwirnsfaden für zwischen die Rillenflanken. Dieser Zeitgenosse verzichtet gänzlich darauf, legt aber gleichwohl Wert auf eine sorgfältige Trocknung.
 
Spülen mit Absaugung ist sicher sehr effizient, aber auch nicht ganz einfach zu verwirklichen. Ich beschränke mich auf die Nutzung von Mikrofasertüchern und meiner selbst gebauten Plattendrehmaschine, die sich von einem normalen Plattenspieler durch ein viel stärkeres Drehmoment und eine höhere Geschwindigkeit abhebt.

Meine Vorgehensweise zur Reinigung

a) Vorwäsche
1.) Platte laufenlassen und mit Scheibenreiniger von Dr. Wack mittels Lasurpinsel vollflächig benetzen.
2.) Ein paar Minuten ohne Drehbewegung stehen- und wirken lassen, jeoch nicht bis zum Antrocknen.
3.) Wieder drehen lassen und Reinigungsflüssigkeit mit feuchtem Mikrofasertuch ohne Druck (!) aufnehmen.

b) Hauptwäsche
1.) wie oben
2.) Die gesamte Platte mit einem feuchten Mikrofasertuch von außen nach innen mit kräftigem Fingerdruck (Tuch um Finger gewickelt) abfahren.
3.) wie 1.), jedoch nun mit Schallplattenreiniger* sowie mit separatem Pinsel
4.) wie 2.), jedoch mit mit anderem Mikrofasertuch
5.) Wenn das Tuch jetzt noch schmutzig wird, Platte nochmals mit Reiniger benetzen und Vorgang mit neuer Tuchstelle wiederholen.

c) Spülgang
1.) wie oben, jedoch mit destilliertem Wasser und separatem Pinsel
2.) wie oben, jedoch mit destilliertem Wasser und separatem Mikrofasertuch
3.) Nicht trockenreiben, sondern mit stark ausgewrungenem Tuch, das mit destilliertem Wasser getränkt ist, abwischen, wegstellen und ablüften lassen.

*Mischung aus 1 Volumenteil Isopropanol, 3 Volumenteilen destilliertem Wasser und einem Tropfen Geschirrspülmittel (kein rückfettendes)

Hörprobe zum Reinigungserfolg: https://www.radioforen.de/index.php...platten-beim-rundfunk-nicht.43172/post-805839
 

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Letzteres kann ich mit meiner Dunkelkammererfahrung eindeutig empfehlen.

Hoffen wir mal, dass die Platten nach der Reinigung nicht mehr so schal klingen, wie im ersten Videolink das Schriftinsert andeutet ;)
 
Hallo,
ich melde mich nun in diesem Faden zurück und möchte mich nochmal bedanken, Es ist unglaublich, was man alles aus den Platten, mit der Anleitung von @Guess who I am raus holen kann.

Ich hab es jetzt mal mit einem alten Plattenspieler aus DDR Produktion gemacht:

DDR Plattenspieler.JPG

Aber so eine Platten-Drehmaschine, werde ich mir auch bauen. Ich sehe da wurde ein Papstmotor verwendet, die sind unglaublich gut. Wir Uhrmacher nutzen die viel für unsere Drehmaschinen zum Beispiel.


Leider werden die nicht mehr gebaut aber manchmal bekommt man einen noch bei Ebay. @Guess who I am Hast Du da einen Motor von einem Gerät genützt oder den auch so bei Ebay gekauft? Welche Daten hat der Motor, den Du verwendet hast? Was für ein Reibrad hast Du verwendet?

Beste Grüße aus Berlin sendet euch
Philipp
 
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Hallo Philipp,

die Herkunft des Papst-Motors (Bj. 1974) kann ich nicht mehr klären, er war einfach irgendwann da... Er hat 6 W.

Den Reifen für das Reibrad habe ich bei einem Mercedes-Modellauto geklaut, welches mit zwei Ersatzrädern bestückt war. :D Die „Felge“ des Reibrades ist eine Riemenscheibe, die im Originalzustand auf der Welle des Motors saß, wenn ich mich recht erinnere. Den Reifen musste ich, da er zu „schlapp“ war, mit einem passend abgelängten Stück eines dicken Kugelbinders ausfüllen.

Wichtig ist der gefederte Andruckmechanismus des Reibrades mittels Holzstreifen als Federelement und Kabelbinder zum Her- und Einstellen der Spannung, siehe Detailfoto; das sollte damals eigentlich eine Notlösung sein, die dann aber zum Dauerzustand wurde, da sie einfach gut funktioniert.

Diese Plattendrehmaschine ist in einer Spontanlaune aus lauter Kram entstanden, der greifbar war, deshalb auch die vielen (alten!) Löcher im Holz. Plattenteller und Laufbuchse stammen von einem kaputten Marantz-Plattenspieler aus den 70ern.

VG
Guess
 

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Tipp:

Schau Dir die Plattenrille unter'm Mikroskop an.

Wenn die nur einmal mit defektem Saphir umgepflügt wurde, ist die Schrott!

Leider gab es früher Sampler wie "20 Power-Shits" ect., die waren damals schon grottenschlecht und selbst heute kommen Vinylplatten beim Schneiden der Matrizze vom Digitalmaster, was bereits kastriert wurde - da ist nicht mehr mit Dynamik, Klang & High-End.

Auch gibt es heute wieder grottenschlechte TA-Systeme, Resonanzen im Tonarm und Laufwerk, miserabel eingestellte Auflagegewichte und andere nicht justierbare Parameter aus fernöstlichen Fischdosenfabriken....

R.
 
@Cavemaen

Hallo,
vielen Dank für deinen Beitrag. Also ich bezog mich ja auf neue Platten, da klingt manch eine neue Pressung einfach nach Mist. Compilations hab ich aber kaum welche. Aber der Tipp mit dem Mikroskop ist gut, das werde ich mal machen. Ich selbst hab einen schönen Technics Dreher mit SME Tonarm und Ortofon 2M Blue System auch ist das Auflagegewicht sehr fein eingestellt.

@Guess who I am
Für den Nachbaut deiner Platten Waschvorrichtung hab ich inzwischen einges da, nur ein gescheiter Papst-Motor kommt mir im Moment nicht unter, da warte ich noch drauf.
 
Revox hat nur nachgebaut.

Bereits vor der Erfindung der Bandmaschinen gab es Decelithfolienrecorder, mit denen "Schallfolien" aufgenommen wurden.

Diese Geräte und die späteren Schallplattenschneidemaschinen von Neumann, Scully, Presto ect. schnitten die Matrizzen schon immer tangential.

Revox baute seine Plattenkratzer halt auch mal so, BEO auch.

Neumann VMS-70.jpg
Neumann VMS-70

Scully 3B:
scully_3b_600x450.jpg
 
Macht nix.

Da gabs mal einen Aprilscherz mit dem Foto einer Schallplatte in einem Buch...

Mit einem Flachbrettscanner wird auch nicht viel (erforderliche DPI - Auflösung bitte selbst ausrechnen). Hoax?
https://www.cs.huji.ac.il/~springer/DigitalNeedle/index.html


Man muß schon etwas mehr Knoff-Hoff und Technik auffahren...


Videos gibts auch. Hier beispielsweise:
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein kleiner Einwurf an dieser Stelle.

Falls Jemand einen kräftigen Papst-Motor rum zu liegen hat, daran wäre ich interessiert.
 
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