Frank Laufenberg/Radio damals und heute

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indigo7

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Frank Laufenberg sagt: "Radio regte früher die Phantasie an - das hat sich inzwischen geändert". "Ich habe mir die aktuelle deutsche Hitparade angehört. Und bin so dankbar für die Gnade meiner frühen Geburt". War früher wirklich alles besser? Was meint Ihr?
 
War früher wirklich alles besser? Was meint Ihr?
Früher war gar nichts besser. Sind wir doch mal ehrlich: die meisten Jugendlichen damals haben Radio gehört, damit sie die Musik auf Cassetten mitschneiden konnten. Das war der einzige Grund. "Die Schlager der Woche", "Hitparade International" usw. waren nichts anderes als Mitschnitt-Services.

Vom schmalen Taschengeld 5 DM für eine Single ausgeben... da war das Taschengeld schnell am Ende angelangt.

Heute ist es doch ganz anders. Ein paar Klicks, und der gewünschte Song landet auf dem Smartphone.

Musikalisch war auch früher so Manches im Programm, was schwer verdaulich war. Dann schon lieber als Orientierung der "Musikladen" im Manfred Sexauer. Die Girls sahen gut aus und tanzten wunderbar. "Luv", "Sheila B. Devotion", "Doris D. and the Pins". Wer wollte sich als Jungmann da schon Pink Floyd oder Uriah Heep im Radio antun? Ich habe immer leiser gedreht, bis die nächste "Musikladen"-Tanzmaus für den Cassetten-Mitschnitt angekündigt wurde.
 
Früher war beileibe nicht alles besser. Hört man sich die Sendungen von damals an: betulich, altbacken und nach heutigen Hörgewohnheiten verstaubt. Wahr ist aber, das "das Radio" seine Hörer für Musik, Musiker und Musikcharts begeistern und mitreißen konnte. Auch die wenigen Musikquellen in den Medien und bestenfalls in Tanzcafés und Discotheken trugen zur kollektiven Meinungsbildung der aktuellen Popmusik bei.

Der Wille. die Musikbegeisterung bei Hörern zu erzeugen, ist dem Radio sträflich abhanden gekommen und Musikquellen gibt es derweil unendlich viele, dazu braucht es keine kollektiven Versammlungen in Musikschuppen mehr. Allenfalls und einzig bei Konzerten, offenbar, weil kollektiver Musikkonsum doch eine zusätzliche Qualität hat. Radio jedenfalls ist keine Quelle mehr für diesen kollektiven Musikkonsum.

Laufenberg weiß das alles und beherzigt das - wie früher - in seinen Sendungen und bei den Sendungen seiner Mitstreiter. Er und seine Leute machen da sicher "Radio von damals". Viele in diesem Forum begrüßen solches immer wieder bis auf diejenigen, die Radioveranstaltungen als gewinnorientierte Unternehmen sehen und entsprechend anders argumentieren - ganz zum Schaden der popkulturellen Bildung der Gesellschaft.
 
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Heraus kommt Werbung für PopStop...
Was aber berechtigt ist. PopStop ist ein musikjournalistisches Radio für die 1960er bis 1980er Jahre, wie es ByteFM für die Gegenwartsmusik ist. Schuster, bleib bei deinen Leisten. Genauso qualitätvoll wie Volker Rebells eigener Kanal. Und wenn Frank Laufenberg folgendes feststellt, hat er ja nicht ganz Unrecht:
In der Vergangenheit versuchten die Privaten, das Niveau der Öffentlich-Rechtlichen zu erreichen – heute scheint es umgekehrt!
 
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Mein Thread wurde umbenannt & hat jetzt den Zusatz Frank Laufenberg bekommen. So schade doch. Er war sicher *der Aufhänger*. Gibt aber unzählige Zeitzeugen von damals. @countdown hat vieles gut zusammengefasst & merci für die Bemerkung über gewinnorientierte Unternehmen & dessen Folgen für die Gesellschaft.
 
Ich kann Laufenberg in weiten Teilen verstehen. Aus meiner Sicht trat der Sündenfall ein, als verstärkt Journalistinnen und Journalisten an die Mikrofone von Musiksendungen gelassen wurden. Da fehlen häufig grundlegende Kenntnisse aus dem Bereich der Popmusik - und die fehlende Begeisterung für die angesagten Platten ist in den meisten Fällen deutlich hörbar bzw. Begeisterung ist nur gespielt. Dazu kam die Magazinierung vieler Sendestrecken - ebenfalls mit eher journalistisch geprägten Radioleuten an den Mikrofonen - was bis heute kaum noch Raum für Musik-Moderationen lässt...
 
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Früher war gar nichts besser. Sind wir doch mal ehrlich: die meisten Jugendlichen damals haben Radio gehört, damit sie die Musik auf Cassetten mitschneiden konnten. Das war der einzige Grund. "Die Schlager der Woche", "Hitparade International" usw. waren nichts anderes als Mitschnitt-Services.

Vom schmalen Taschengeld 5 DM für eine Single ausgeben... da war das Taschengeld schnell am Ende angelangt.
Taschengeld?! Nicht wirklich. Also Ich. Jeden Dienstag in jedes Haus: Das neue Heft der Micky Maus. 1x im Monat LTB. Ketchupbrötchen, Esspapier & Wassereis. Sozusagen All inclusive. By the way: Wir waren die letzte Generation, die auf der Strasse spielte!!! Und die letzte, die Mucke auf Cassette aufnahm...
 
"Wenn ich aber dann mal im Auto Radio höre, bin ich manchmal doch sehr erschrocken, wie wenig sich geändert hat. Immer noch derselbe Ablauf: Kopfmod, 2 Titel – eine kurze Ansage, eine Musik, ein Beitrag, zwei Titel……."

Bei allem Respekt vor dem großartigen Frank Laufenberg, aber: zwei Titel, eine Ansage, eine Musik und EIN BEITRAG... - das wäre ja schön, wenn es so wäre. Wenn ich genötigt werde, Privatfunk zu ertragen, dann höre ich 12 Hits am Stück, den Mehr-Musik-Marathon oder 8 80er ab 8 auf Hitradio Antenne Blablablubb.

Beiträge? Wenn's hoch kommt das Backselling / Teasern der MoShow / des Gewinnspiels / der MA-Umfrage.

Das, was Laufenberg kritisiert, wäre ein Zustand, den ich mir für die meisten Popwellen wieder wünschen würde.
 
Ich kann Laufenberg in weiten Teilen verstehen. Aus meiner Sicht trat der Sündenfall ein, als verstärkt Journalistinnen und Journalisten an die Mikrofone von Musiksendungen gelassen wurden. Da fehlen häufig grundlegende Kenntnisse aus dem Bereich der Popmusik - und die fehlende Begeisterung für die angesagten Platten ist in den meisten Fällen deutlich hörbar bzw. Begeisterung ist nur gespielt. Dazu kam die Magazinierung vieler Sendestrecken - ebenfalls mit eher journalistisch geprägten Radioleuten an den Mikrofonen - was bis heute kaum noch Raum für Musik-Moderationen lässt...
Journalistisch geprägte Radioleute im Tagesbegleitprogramm? Wo?
 
Ja gut, mit den Charts geht mir das genauso. Laufenberg sollte sich aber fragen, was sein Vater von den Charts in den 1970ern gehalten hat. Ist auch ne Generationenfrage. Auch @Another Life muss sich das fragen: Vielleicht für Hardrock ein paar Lenze zu jung? Die Ablösung durch Disco sowie Punk/NewWave kam abrupt. Man neigt halt dazu, vieles zu glorifzieren. In den 70ern waren die ersten Popwellen der Öffentlich-Rechtlichen die Offenbarung, in den 80ern die ersten Privatradios, in den 90ern MTV...und seit den 2000ern hat es sich ins Internet verlagert. Freilich, in dieser "Everything now" (Arcade Fire haben das gut vertont)-Gesellschaft herrscht viel Überfluss, manchmal auch Orientierungslosigkeit. Und eine Spotify-Playlist wirkt halt trotz allem steril, weil sie nix erklärt und einordnet, wie es ein guter Musikmoderator tun würde. Ich freue mich immer, wenn ich Markus Kavka bei Ego FM höre. 20-jährige werden sich vermutlich mit Grausen abwenden und fragen: Was labert der Typ da?
 
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