So lange man einen Sprecher gut verstehen kann, sind kleine Eigenheiten in dem Metier von Gerd Ruge sicher auch kein Problem. Einerseits war in seinen Anfangszeiten auf dem Schirm ein Auslandskorrespondent ohnehin etwas derart Besonderes, dass die Menschen sowieso zugehört haben - andererseits fallen im TV eben auch durch die Bilder akustische Verständnisschwierigkeiten beim Zuschauer nicht so sehr ins Gewicht. Selbst wenn man "nur" den Sprecher im Bild sieht, kann man ihn wesentlich besser verstehen, weil man ja eben auch den optischen Eindruck von Lippenbewegungen usw. hat. Zudem hat Ruge sicherlich eine Personality wie nur wenige andere Kollegen - und bewegt auch dadurch die Menschen dazu, sich notfalls anzustrengen, um ihn zu verstehen.
Das ist eben ein Unterschied zum Radio: Dort ist der Hörer ausschließlich auf seine Ohren angewiesen, um das Gesagte aufzunehmen. Da nützt es einer lispelnen Sprecherin auch nichts, wenn sie ein blonder Rauschgoldengel ist. Der "Sprachfehler"kann nicht durch Optik in den Hintergrund gedrängt werden. Und auch Nuscheln ist im Hörfunk sicher ein größeres Problem.