Es ist extrem heterogen. Meine Mutter (83) hätte ohne mich kein Internet im Haus - das Internet ist nur dafür, das sich es benutzen kann, wenn ich zu Besuch bin. Sie kann einen Laptop auch nichtmal anschalten. Stürzt der Router ab (all-IP, also Telefon auch via Router, geht dort nicht mehr anders), ist sie hilflos. Eigentlich läuft der Router zum Glück "rock solid" mit Uptime von bis zu 4 Monaten, danach automatischer Neustart irgendwann in der Nacht, aber Abstürze hatten wir jetzt reproduzierbar bei Anwahl einer Ortsnetznummer, die empfängerseitig auf Mobil weitergeleitet war (Taxi-Dienst). Danach bleibt der Router platt und will mit dem DSLAM nicht mehr sprechen. Da ist dann Panik. Radio hört meine Mutter in der Küche den DLF auf UKW und im Wohnzimmer noch mehrere ARD-Kulturwellen auf der Stereoanlage (wie das geht, weiß sie). Damit ist dann ab 14. Dezember auch Schluß, wenn die ARD auf AAC umstellt. Das können wir nicht auf UKW umsetzen in unserem Wohngebietsnetz.
Mein Patenonkel (88) hat Laptop (Win 10), großen (!!!) PC (Win 10), 250er VDSL, 3 Smartphones ("das iPhone brauche ich nur, um die Konfigurationsapp meiner Hörgeräte zu nutzen"), 2 Telekom-Mediareceiver und zusätzlich Vodafone-Kabelanschluss. Neben dem Rechnerarbeitsplatz steht ein Yamaha-Keyboard mit angeschlossenem Zoom-Recorder. Vor 2 Jahren machte er noch nachts Orgelaufnahmen in einer Kirche mit seiner Technik (Hochstative, Kondensatormikrofone, ...) und schnitt Videos. Er war aber noch vor 1989 als Rundfunk-Ingenieur mit Computertechnik in Berührung gekommen und hat einfach privat damit immer weiter gemacht. Er hat eine gepflegte Sammlung an Internet-Radio-Links in seinem Mediaplayer, u.a. Klassik-Stationen aus den USA.
Sein ex-Chef ist diesen Monat 94 geworden und hat auch soweit ich weiß nen dicken Rechner daheim. Und sucht noch einen Surround-geeigneten Kabelreceiver für den ARD-Hörfunk - ich habe ihn erstmal gebremst, weil derzeit Chaos herrscht mit der AAC-Umstellung, die durchaus das Zeug hat, die Surroundsendungen komplett zu killen.
Eine Kollegin von ihm, nun 95, rief mich gerade heute an: nach einer Stunde ZDF (HD) wäre der Fernseher nicht mehr zu bedienen gewesen, weder Programmwechsel noch laut/leise noch an/aus. Auch nicht mit den "Not-Tasten" an der Geräteseite - die kennt sie, die hatte ich ihr mal gezeigt. Ich erinnerte mich daran, dass heute der ZDF-SD-Transponder abgeraucht war, die Services hatten keine Namen mehr, die DRadios waren sogar weg und wurden später als TV signalisiert, die EIT war weg und ein Einlesen in Receiver dauerte ewig. Auch einer der ZDF-HD-Transponder war betroffen. Also ahnte ich, dass der TV dieser Dame durch irgendeinen Murks auf den ZDF-TP verwirrt wurde und sich aufgehängt hat. Ich bat sie telefonisch um "Kaltstart" des Fernsehers - danach lief wieder alles. Diese Frau wechselt mit 95 noch die Patronen in ihrem Drucker selbst und ruft mich an, damit ich ihr die EAN einer CD raussuche, die sie im RBB Kulturradio gehört hat, damit sie die im Mediamarkt bestellen kann. Auf Internet hat sie aber dann doch verzichtet, sie hätte ein neues Laptop gebraucht, das alte XP-Laptop ihres vor Jahren verstorbenen Mannes hätte es nicht mehr gebracht.
Mein Vater wiederum lief im Alter von vielleicht 80 Jahren für eine Auskunft auf der Landstraße 5 km zu einer Firma und 5 km zurück, brach unterwegs wegen Entkräftung fast zusammen. Es wäre ein Bus quasi von Haustür zum Werkstor gefahren, alle 20 Minuten. Warum er den nicht genommen habe? Er wisse nicht, wie der Fahrkartenautomat zu bedienen wäre...
Ein knapp 80-jähriger (glaube ich zumindest - er wirkte auf mich beim letzten Treffen wie ein fitter 60-jähriger) aus meinem Bekanntenkreis fährt Rad, sanierte in den vergangenen 2 Jahren das Ferienhaus seiner Tochter, stand da auch mit Werkzeug auf dem Gerüst. Hat natürlich Internet und alles, was man für Hörfunk braucht - war auch mal Planungsingenieur in einer öffentlich-rechtlichen Anstalt.
Ein anderer Bekannter - ebenfalls Planungsingenieur in einer TV-Anstalt gewesen - betrieb als Pensionär sogar um Weihnachten herum sein eigenes Internetradio.
Such Dir raus, welche Senioren Du haben willst.
Aber ja - ein reines Internetradio ist nochmal was ganz anderes als ein Programm, das vor Ort eine UKW-Frequenz hat. Der Vergleich zu Angel Radio hinkt hier auch deshalb gewaltig, weil alleine Portsmouth mehr als 200.000 Einwohner hat, Gosport hat nochmal 79.000, Hayling Island knapp 17.000 Einwohner, Havant 45.000, Emsworth nochmal 9400 Einwohner. Ein UKW-Gebiet von 350.000 Menschen. Und 50 Watt mono auf nem 100-Meter-Turm.
Dagegen Grünheide knapp 9000 Einwohner. Hätte man auf nem ausreichend hohen Turm meinetwegen 100 Watt ERP, käme man mit freier Frequenz vielleicht zu gleicher potentieller Hörerzahl - vor allem in Richtung Berlin-Südost. Nur: Berlin ist so "satt" mit Hörfunk und selbst Ortssender laufen nicht unbedingt stabil in Wohngebäuden. Es würde wohl kaum beachtet werden.