Funkausstellung (IFA)

Voll-Playback natürlich. Es ging ja nicht um Konzertauftritte und Performances, sondern um Live-Übertragung von Radiosendungen mit Gästen. Wenn der eine oder andere Künstler sich doch zu seiner Musik bewegen wollte, bitte. Darbietungen zu Halb-Playback live zu mischen, ohne Proben für perfekte Monitor-, Sendungs- und Saalmischungen bei Dutzenden von hereinspringenden Künstlern wäre die Technik der Sender gar nicht in der Lage gewesen.
 
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Voll-Playback natürlich. Es ging ja nicht um Konzertauftritte und Performances, sondern um Live-Übertragung von Radiosendungen mit Gästen. Wenn der eine oder andere Künstler sich doch zu seiner Musik bewegen wollte, bitte. Darbietungen zu Halb-Playback live zu mischen, ohne Proben für perfekte Monitor-, Sendungs- und Saalmischungen bei Dutzenden von hereinspringenden Künstlern wäre die Technik der Sender gar nicht in der Lage gewesen.
Ich weiß noch, wie überrascht und auch ein bisschen entsetzt ich war, als Patrick Hernandez vor seinem Radio-Luxemburg-Auftritt nicht etwa ein Playback-Band in die Technik vor der Bühne reichte - sondern eine Maxi-Single. Die hätte doch haken und springen können, gerade bei so einem Massenauflauf von Menschen. Aber das hat offenbar weder ihn noch Techniker Reinhold gejuckt...
 
Und den EMT 930 erst recht nicht. Da konnte ne Bombe neben einschlagen, da sprang nix.
Wenn es denn mal einer gewesen wäre. Die Technik wurde damals von Telefunken bereitgestellt, die waren RTL-Partner. Und bei eigenen Geräten waren sie großzügig. Großes Mischpult (wie in dem Foto weiter oben zu sehen), diverse M 15 Bandmaschinen. Aber bei Zukauf (oder wohl eher Miete) im Schwarzwald wurde etwas gespart. Da stand der kleinste EMT, ein 928 - also eigentlich eher ein Thorens...) Hihi.
 
Das stand über die erste Ausstellung vom 4. bis 14. Dezember 1924 in den Zeitungen:
Die Berliner Börsen-Zeitung schreibt am Sonntag, den 14.12.1924:
Massenbesuch der großen Deutschen Funkausstellung. Die große Deutsche Funkausstellung ist wirklich zu einem Ereignis für die Funkfreunde jeden Alters geworden. Die Besuchsziffer. die am ersten Tage 20.000 betrug, erreichte am verstrichenen Sonntag die stattliche Ziffer von 40.000, so daß eine zeitweilige Schließung erforderlich wurde. Zu den eifrigsten Besuchern zählt die Schuljugend, die besonders in den Vormittagsstunden manche Stände dicht umlagert, was manchmal von den übrigen Besuchern nicht gerade als Verkehrserleichterung empfunden wird. Doch wirkt der große Eifer, mit dem alles betrachtet, kritisiert und in Form von Prospekten bündelweise schwarz auf weiß in Besitz genommen wird, entwaffnend.
Dem Vernehmen nach soll auch die Ausstellung, die für die Veranstalter sicher einen großen Erfolg bedeutet, auch für die Aussteller selbst recht befriedigende Ergebnisse gezeitigt haben.
Die Dortmunder Zeitung berichtet am Mittwoch, den 17.12.1924:​
Die deutsche Funkausstellung
Überschreitung des Besuchweltrekordes
Berlin, 16. Dez. Die große deutsche Funkausstellung ist am Sonntag, den 14. ds. Mts., abends 11 Uhr, wie vorgesehen, geschlossen worden. Daß sich eine Verlängerung trotz des Besucherandranges, der sich in den letzten Tagen der Ausstellung beängstigend steigerte, nicht ermöglichen ließ, hatte seine Gründe im wesentlichen in den außerordentlich günstigen Geschäftsergebnissen. Die Aussteller haben zum überwiegenden Teil für Monate hinaus ihre Produktion verkauft, so daß eine weitere Teilnahme an der Ausstellung im geschäftlichen Sinne nicht ratsam erschien. In der Tatsache, daß der Verband Funkindustrie beschlossen hat, die große deutsche Funkausstellung in Berlin zu einer jährlich wiederkehrenden Einrichtung zu machen, ist der Beweis für die Zufriedenheit der Ausstellung mit den geschäftlichen Ergebnissen zu erblicken. Aber die Bedeutung der Ausstellung für das Funkwesen ist darüber hinaus in der außerordentlichen Popularisierung zu sehen, die der Massenbesuch der Ausstellung zur Folge haben wird. Bei der Radioweltausstellung im September dieses Jahres in Neuyork ist mit 170.000 Besuchern eine Rekordziffer erreicht worden. Der Besuch der großen deutschen Funkausstellung hat diesen Weltrekord überschritten. Bemerkenswert ist, daß sich unter den Besuchern zahlreiche Ausländer befanden, wie ja auch die führende internationale Presse ausführlich über die Ausstellung berichtet hat. Man darf als Ergebnis dieser Ausstellung die Tatsache feststellen, daß die Jahresfunkausstellung 1925, die vom 4.—13. September 1925 in Berlin im Hause der Funkindustrie stattfindet, heute schon den stärksten Erwartungen begegnet, die sich in den bereits vorliegenden Anmeldungen ausspricht.​
 
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Aus #31
Anhang anzeigen IFA (1).mp3
Win-Win. Und heute? Bei Fernsehen und Hörfunk ist das Interesse geschwunden, sich "darzubieten". TV-Quoten und MA stimmen angeblich bestens, alles andere kostet ja nur (nicht vorhandenes) Geld.
 
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Ich hab' sogar zwei Jahre hintereinander eine jeweils einstündige Livesendung von der Funkausstellung fürs Lokalradio moderiert. Damals hatte die Telekom die Leitung und die Technik gesponsert. Ein Live-Gast (natürlich Voll-Playback) war damals Tommy Steiner :). An die Anderen kann ich mich nicht mehr erinnern. Lang, lang ist es her :-) Jedenfalls konntest du damals über die Plattenfirmen viele Schlagersänger einfach ansprechen und wenns von der Zeit her gepasst hat, sind sie gekommen. War alles recht unkompliziert.
:)
 
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Ich glaube, das ich eine Enzyklopädie über meine IFA-Besuche von 1991 bis 2019 schreiben könnte (wenn da nur nicht die Pflege meiner Mutter und Augenprobleme sowie andere Gründe wären). Aus Zeitgründen fasse ich mich etwas kürzer, da hier bereits das wichtigste geschrieben wurde.

Die besten Jahre waren (jedenfalls für mich) die 90er Jahre, denn da ging im wahrsten Sinne des Wortes "die Post ab". Stundenlange Livesendungen im Fernsehen, Radiosender die anwesend waren und ebenfalls Livesendungen übertragen haben, Rundfunkanstalten und sonstige Medien die große Stände hatten, kompetente Ansprechpartner an den Ständen und vor allem: Die "Athmosphäre" in den Hallen war doch anders als heutzutage oder in den letzten 10-15 Jahren.

Von den "Give-Aways" ganz zu schweigen, spendabel waren sie (fast) alle und ich habe durchaus einiges angesammelt im Laufe der Jahrzehnte (von Umhängetaschen über Mützen, bis zu unzähligen Kulis oder Aufkleber, nur so als Beispiel). Als Fachbesucher hatte ich dann noch weitere zusätzliche Vorteile, vor allem die ganzen Fachmagazine, welche es im Zeitschriftenhandel oder auch die ganzen ital. Magazine (welche es hierzulande erst gar nicht zu finden gibt), waren für mich noch ein zusätzlicher Grund dort hinzugehen.

Ich stimme zu, das mit der "Weissen Ware" der "Niedergang" für die "alten Hasen" Einzug erhalten hat. Ich bin trotzdem noch weiter hingegangen, da die IFA neben der ITB für mich die einzigen Gründe waren, neben der Pflege meiner Mutter (vorher noch meines Vaters, der vor zehn Jahren verstorben ist), auch mal rauszugehen. Aber seit Corona und ihren schlimmen Sturz hier im Haus (geschweige von ihrer fortschreitenden Demenz) wurde es immer schwieriger für mich, sie stundenlang alleine zu lassen und daher gehe ich dort nicht mehr hin.

Die schönen Zeiten sind (meiner Meinung nach) definitiv vorbei und als kleines Erinnerungsstück an die Vergangenheit habe ich vor einigen Jahren das sehr empfehlenswerte Buch von Heide Riedel über 70 Jahre Funkausstellung gekauft und dort konnte ich auch die IFA "literarisch" mitverfolgen, wo ich noch nicht als Besucher hingegangen bin...
 
1935 ging der Ausstellungsstand der Fa. Telefunken in Flammen auf incl. der ersten Studiomaschine der AEG K1:

1935 Brand Funkausstellung.jpg


1935-Funkausstellung-Brandschaeden_01.jpg

1935 Notstand der AEG 1935.jpg

1935 Notstand in Halle 4 Rundfunkgeräte.jpg

Auslöser für den Brand soll ein auf dem Nebenstand überhitzter Kino-Projektor gewesen sein, auch Sabotage machten damals die Runde.

Man baute ein Magnetophonlaufwerk (ohne Funktion) nach und stellte das auf dem Notstand aus.
 
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