Funkhaus historisch: Nalepastraße

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ich kann mich noch an das Mischpult im afn-berlin erinnern. Das war eins mit Drehreglern statt mit Fadern. Sah lustig aus und dann die großen Zeigerinstrumennte. Das beste waren aber die Plattenspieler: 50cm großer Teller und die Platten waren auch so groß. Konnte man also nur auf diesen Laufwerken abspielen
 
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So, nun ist hier so einiges an netten Dingen zusammengekommen. Ich möchte das zum Anlaß nehmen, mal einige Kommentare zu einzelnen Bildern und Texten zu geben.

Wir starteten eigentlich mit dem Funkhaus Nalepastraße in Ostberlin, das in den 50er Jahren aufgebaut wurde, um den Verlust der Masurenallee zu kompensieren und ein modernes und leistungsfähiges zentrales Funkhaus für den Rundfunk der DDR zur Verfügung zu haben. Rundfunk bedeutete damals (und bis zum Ende der DDR) im DDR-Verständnis nicht nur die laufenden (mehr oder weniger Live-)Programme, sondern auch eine Einrichtung, die sich der Produktion von Musik und künstlerischem Wort verschrieben hatte. Ebenfalls experimentierte man im Umfeld des Rundfunks der DDR an neuen Klangerzeugungsgeräten, es gab ein Studio für elektronische Klangerzeugung.

1955, kurz vor der Fertigstellung, fiel ein großer Teil der Inneneinrichtung der Säle einem Brand zum Opfer. Offiziell wurde damals Brandstiftung als Grund genannt, man erzählt sich allerdings hinter vorgehaltener Hand, es wäre Fahrlässigkeit im Spiel gewesen. Das Feuer breitete sich schnell durch die Belüftung im Hause aus. Bei den Wiederaufbauarbeiten änderte man gleich noch viele Dinge, die sich als unzweckmäßig erwiesen hatten. Das Parkett wurde abgeschliffen, einzelne Brandspuren waren aber immer zu besichtigen gewesen - man sagt, mit Absicht. Im Februar 1956 konnte man aber bereits auch diesen Teil des Funkhauses den Mitarbeitern übergeben.

Die Entwicklung der Übertragungs- und Sendetechnik lief im Rundfunk- und Fernsehtechnischen Zentralamt (RFZ) in Berlin Adlershof, und dieses wiederum war mehr doer weniger eine direkte Fortsetzung der Entwicklungs- und Forschungstätigkeit des ehemaligen Reichsrundfunks. Man kann also sagen, daß die geradlinige Rundfunk-Technikentwicklung nach dem Krieg in der DDR verblieben war.
Vergleicht man z.B. das Foto des DLF-Schaltraumes aus dem Jahre 1980 mit dem wesentlich umfangreicheren Schaltraum des Funkhauses Nalepastraße aus den 50er Jahren, so fällt auf, daß letzterer wesentlich aufgeräumter wirkt. Da wurde wirklich alles bis ins letzte durchdacht. Kabelsalat gab es dort nicht, das riesige Klinkenfeld ist nicht etwa leer, sondern in Betrieb! Verbunden wurde kabelfrei, nur durch Einstecken des Spezialsteckers am entsprechenden Kreuzungspunkt. Gute Techniker hatten es drauf, eine Ausgangsleitung knack- und unterbrechungsfrei von einem Studio auf das andere umzuschalten, sofern die Klinken in Reichweite der ausgestreckten Arme lagen. Alle technischen Räume des Funkhauses waren mit dem Schaltraum bidirektional verbunden. Die Umschaltungen erfolgten über das riesige Kreuzschienenfeld mit 7800 Schaltelementen. Alle ankommenden Postleitungen liefen über einen Kabelentzerrung und einen Vorverstärker, dann gingen sie auf die senkrechten Reihen der Kreuzschiene zur Weiterverteilung. Alle Studiosignale lagen ebenfalls auf den senkrechten Reihen an und wurden über Klinken auf die entsprechenden waagerecht liegen Ausgangsleitungen ("Straßen") verteilt. Im Schaltraum befanden sich auch der Pegelgenerator mit einem Referenzpegel von + 6 dB entsprechend 0 dB = 0.775 V, mit dem täglich alle Technikräume eingepegelt wurden, sowie der zentrale Massepunkt (!) des Funkhauses mit daran angeschlossener "Ringerde". Es gab auch getrennte Netzsteckdosen für normale Verbraucher und Studiogeräte in den Technikräumen, um Brummschleifen und andere Störungen zu verhindern.

Die technischen Komponenten waren einheitlich ausgeführt, es gab nur eine geringe Zahl unterschiedlicher Verstärkertypen. Alles war in Einschubtechnik ausgeführt und konnte schnell gewechselt werden.

Probleme bereitete die Belüftung und Klimatisierung des Funkhauses. In den Produktionskomplexen war es anfangs unerträglich stickig, es wurde nachträglich eine Klimatisierung installiert, die jedoch Geräusche produzierte, was zu etwas hilflos wirkenden Versuchen der Dämpfung durch Holzumbauten führte, die nun die Decke der Studios verunstaltete.

Die RFZ-Pulte der 700er Serie (siehe hier, hier und hier waren unverwüstlich und das letztgezeigte ist noch heute im Einsatz, 30 Jahre nach seiner Herstellung. Ersatzteile sind, soweit ich in Erfahrung bringen konnte, noch ausreichend vorhanden und regelmäßig erscheint ein ehemaliger Mitarbeiter der Abteilung Messtechnik, der sich mit dem Pult noch auskennt und es wartet. Die Fader (Kohleschicht mit NF drauf, also keine VCAs) machen inzwischen Ärger, nach all der Zeit nicht verwunderlich. Selbst diese Regler (es fällt alten Ost-Rundfunktechnikern schwer, sich an den Begriff "Fader" zu gewöhnen, sie wissen auch nicht, was ein "Clean Feed" ist und kennen stattdessen eine "Konferenzleitung) wurden im RFZ entwickelt und produziert - wie jede andere Komponente der Pulte auch, mit Ausnahme von Dingen wie Plasteknöpfen etc. Das Pult war seinerzeit weitgehend diskret mit Si-Transistoren aufgebaut und das RFZ beschäftigte sogar einen eigenen Produktdesigner, der auf ergonomische Oberflächen achtete.
Den modularen Aufbau der Pulte mit der freien Zugänglichkeit aller Komponenten erwähnte ich ja bereits. Und so begann jede Produktion erst einmal mit einer "Umbauzeit", in der der verantwortliche Techniker das Pult mittels Klinken auf die Erfordernisse der Produktion abstimmte und einpegelte.
Die blauen Handbücher der Pulte ("Blaubücher") müßten vereinzelt noch existieren.

Die Pegelanzeige ist in der Tat keine spektrale, sondern eine mehrkanalige Ausführung, mit der mehrere Ausgänge, Mischpunkte etc. gleichzeitig überwacht werden konnten. Welche, legte freilich ebenfalls der Techniker fest.

Die Bandmaschinen aus DDR-Produktion kamen von der Firma VEB Tontechnik Berlin, die aus dem Unternehmen Sander & Jansen hervorgegangen war. Andere Geräte stammten aus Leipzig und aus Ungarn. Auch das RFZ fertigte Bandmaschinen, darunter auch Mehrspurmaschinen (8-Spur etc.).

Die Regler, die man hier in den Tisch eingelassen sieht, sind wahre Monster mit fast nem halben Meter Bautiefe. Das sind halt keine Flachbahnregler, sondern erinnern eher an die Steuerhebel in alten Straßenbahnen. Ganz unten ein Drehpunkt, obendrüber gibt es diskrete Kontakte, die das NF-Signal sehr feinfühlig stufenweise abschwächen. Man erkennt ja auch, daß die Bedienoberfläche entsprechend des Hebelweges gekrümmt ist. Ich hatte auch mal eine Reglerkassette in der Hand, die einen Flachbahnregler enthielt, der letztlich über einen Seilzug ein Drehpoti bediente. Wohin ich den gedanklich einzusortieren habe, weiß ich momentan aber nicht. Möglicherweise hatte der aber auch nie etwas mit DDR-Studiotechnik zu tun.

Und die Plattenspieler sind was ganz geiles: wer weiß schon, daß man ganz früher in den prä-Tonband-Zeiten mit Methoden arbeitete, derer sich heute jeder DJ bedient? Man spielte damit also Schellack oder - achtung - Folien. Folien waren damals (eigentlich in der Vorkriegszeit) gängiges Rundfunk-Speichermedium. Abgetastet wurden die Folien mit einer Holz(!)nadel, und zwar von innen nach außen. Da sich der Schneidstichel bzw. bei der Wiedergabe die Nadel abnutzten und immer schlechter feine Auslenkungen schneiden bzw. abtasten konnten, war es sinnvoller, nach außen hin schlechter zu werden, da dort die aufgezeichneten Wellenlängen durch die größere Bahngeschwindigkeit eh größer waren und die Abtastfähigkeit nicht so sehr gefordert wurde.
Vor den beiden Geräten saß der Assistent. Er hatte auf beiden Tellern Folien zu liegen, eine von beiden lief gerade (und das nur wenige Minuten lang). Akustisch gab es stets einen kurzen Überlapp von der vorhergehenden bzw. zur folgenden Folie. In dieser kurzen Zeit machte der Techniker nun das, was heute jeder House-DJ macht: er synchronisierte durch Abbremsen und Beschleunigen von Hand beide Folien und verglich dabei über Kopfhörer. Waren beide Folien synchron (viel Zeit hatte er dazu nicht), blendete er von einem auf den anderen Plattenspieler um, nahm die abgelaufene Folie runter, setzte eine neue Nadel ein und begann das Spiel mit der nächsten Folie.

Noch lange in die "moderne" Zeit hinein saß in Ostberlin im Archiv eine Frau und schnitt Folien auf Band um. Ein großer Teil des RRG-Archivs hatte in einem Bunker überdauert, der sich nun auf DDR-Gebiet befand, so daß viele historische Aufnahmen halt in der DDR gelandet waren. Schon recht zeitig waren Leute aus den Altbundesgebieten in den Umschnittgeschäften mit drin, das war aber alles geheim und ich kann nichts genaueres dazu sagen, weil kaum jemand was genaues weiß.

In den 90ern bekam der SFB aus einer überraschend anderswo gefunden Quelle wertvolles Material zurück: es lag jahrzehntelang in der Sowjetunion, war damals von Soldaten mitgenommen worden und hatte die Zeit gut überdauert. Darunter wohl auch die ersten Stereoaufnahmen der RRG.

Der Deutsche Soldatensender 935 wurde zwar in Bestensee produziert, aber erst in seiner letzten Phase. Falls irgendwer ein Manuskript des Features "Der Laubfrosch hat die Farbe gewechselt" (D-Radio, irgendwann 2000) auftreiben kann - die Infos, die dort gegeben werden, sind korrekt. Auch die Info, daß das Programm des Freiheitssenders 904 aus dem Nachbargebäude der Rundfunkschule gesendet wurde. Der Standort Regattastraße wurde übrigens noch längere Zeit nach Bezug der Nalepastraße aus Kapazitätsgründen für Produktionen genutzt.

Und für alle, die brav bis hierher gelesen haben, gibts jetzt nochmal einen Blick in eine Nalepastraßen-Hörspielregie. Anlaß war die Wiedereröffnung der Hörspielregie 1 nach Einbau der 700er Technik nebst Umbau auf Stereo. War wohl damals sogar ein Pressefoto. Die abgebildeten Personen kenne ich bis auf einen allerdings nicht...
 

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Und weiter gehts... heute rocke ich den Laden hier ;)

Gerade eben flatterte mir das Fragment einer Nalepastraßen-Chronik in die Hände, aus der ich hier mal zitieren möchte.

1952 Inbetriebnahme Nalepastraße (das war ursprünglich ein Sägewerksgebäude, wurde aufgestockt und bekam den Turm).

Brand im Funkhaus Nalepastraße / Block B noch während des Baues am 16.2.55, Saal 1 und 2 zerstört.

20.2.1956 Übergabe des nun fertigen Block B, gleichzeitig Einführung der neuen Abhöreinrichtung Z 130. Selbige besteht aus einem Unterteil mit Verstärker auf dünnen Holzbeinen und darauf aufgesetztem eigentlichen Lautsprecher (ovaler Stoffbezug vor der Lautsprecherkombination, Entwicklung Prof. Keibs, RFZ). Sie bedeutete damals eine ziemliche Umstellung der Hörgewohnheiten und wurde sehr lange genutzt. Daran schloß sich Ende der 80er Jahre die noch heute übliche an.

Funkhaus Grünau hatte Ende 1953 zwei K (Sende)-, einen A (Aufzeichnungs)-, zwei Cutter- und einen Hallraum.

Im damals aktuellen Teil des Funkhauses Nalepastraße (Gebäude mit Turm) waren schon während der Bauzeit Block B vier K-(Sende-Kontroll) Räume, mehrere P- (für aktuelle Kleinproduktionen mit Sprechern), zwei R- (für regiepflichtige größere künstlerische Produktionen, die ganz großen erfolgten in dieser Zeit in Grünau) Räume, mehrere A- (Aufzeichnung nur auf Band, Überspiele usw ohne Sprecher) Räume und diverse Cutterräume in Betrieb. Aus den A- und C-Räumen entstand in der zweiten Hälfte der 80er Jahre der computergesteuerte Sendekomplex für Radio Berlin International mit DDR-eigener Technik wegen der Forderung nach Unabhängigkeit von Importen. Ein bis zwei Technikerinnen fuhren das gesamte Auslandsprogramm. Siehe die Bilder in der Anlage.

Ab 3.3.58 eigenständiges UKW-Programm für Berlin.

Ab 1960 erste Stereoversuche mit Import-Anlage des VEB Deutsche Schallplatte in Saal 1. Im Hörspiel erste Versuche mit der alten Monoanlage, die sich aufgrund der Freizügigkeit der Anlage in eine Art Zweikanalanlage umschalten ließ. Es fehlten aber echte Stereo-Regler und vor allem Aufzeichnungsmaschinen. Erste Versuche mit zwei Monomaschinen. Phasenlage war nicht beherrschbar!

Mitte 1962 erste eigene (RFZ) Stereoversuchsanlage im Abhörraum Saal 1. Von dort aus wurden auch die ersten Stereosendungen gefahren.

1967 erste transportable Kleinstudioanlage V 345 durch den Meßtechniker Meschkat in halbjähriger Arbeit entwickelt und gebaut (12 Regler, Hallabnahme und Lautsprecherboxen. Daraus entstand später das industriell gefertigte KSG 625 (z.B. verwendet in den Barkas-Wagen und zur Beschallung und Aufzeichnung der täglichen Argumentationen u. ä. im Saal 5. Dort war vorher eine Anlage mit den abgerundeten uralten "Flachbahnreglern" installiert (die mit den langen Hebeln).

1953 entwickelte die Leipziger Firma Wetzel einen Magnettonkoffer 38,1 cm für Übertragungszwecke.

1965 erste 700er-Technik in Saal 4 Block B. Praktische Erprobung dieser Technik. Es ergaben sich ziemlich viel Änderungsforderungen.

1968 50% aller Musikaufnahmen in Stereo.

1964 erste Stereoaufnahme mit dem Skoda-Ü-Wagen im Kino Kosmos.

1. Stereo-Originalübertragung 1.1.65 aus der Volksbühne.

Um 1967/68 Umstellung in den Sende (K)-Räumen auf Einmann-Betrieb mit Fernsteuerung.


Wie man sieht, war der Laden tatsächlich hochmodern. Ein Jammer, daß diese Immobilie so vernachlässigt wurde und daß Rundfunk heute was derart unbedeutendes ist, daß vielen "Programmen" eine Festplatte mit angeschlossenem Sender reicht...
 

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@radiowaves:
Um das Ratespiel von ganz oben zu beenden: Das Rätsel ließe sich sicherlich gut mit dem Medienmagazin auf Radio Eins lösen, präsentiert von dem allseits bekannten und beliebten Jörg Wagner, rechts außen im Bild. Doch warum läßt sich Radiowaves selbst erraten (gääääähn)??? Man sollte auch den freundlichen Herrn am Scheinwerfer hinten rechts nicht vergessen, denn schließlich ist Michael Braumann bei Antenne Brandenburg fast täglich zu hören... Und einige andere sind auch mehr oder weniger präsent, irgendwo im Land.
 
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Gratulation, Cäsar! Aber nur, was die Erkennung von Jörg Wagner auf dem Foto angeht. Ich fands witzig, denn bartlos und als beinahe-noch-Teenie hatte ich ihn zuvor nie gesehen und ich wollte es erst nicht glauben und hätte es selbst auch nicht erraten, als ich das Foto in die Hände bekam.
Völlig falsch liegst Du aber in Deiner Vermutung, wer der Mensch hinter dem Nick "Radiowaves" ist. Der heißt nicht Wagner, wie sicher auch die Forengötter gern bestätigen können. Und Jörg Wagner hat auch nicht bis vor kurzem wie ich in Jena gewohnt. Und ist möglicherweise nichtmal erfreut, daß ich hier son Kult um das Foto mache. Ach egal... aber warum eigentlich so gereizt?
 
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Wie man sieht, war der Laden tatsächlich hochmodern. Ein Jammer, daß diese Immobilie so vernachlässigt wurde und daß Rundfunk heute was derart unbedeutendes ist, daß vielen "Programmen" eine Festplatte mit angeschlossenem Sender reicht...

@radiowaves
Wem sagst Du das. Ist in Weimar genauso. Aber die Technik haben sie nach der Wende munter ausgeräumt. Dazu eine Story:
Ich sammle ein bissel die alte Studiotechnik (DDR) um sie in Funktion zu halten.
Ausserdem hängen Erinnerungen dran ! Über ebay bin ich an eine T2221 Bandmaschine gekommen. Komplett mit allem. Die stand früher in Berlin. Das Inventur-Schild ist noch drauf. Abholen musste ich sie im Rheinland, kurz vor Köln !! Dahin ist sie aus Hamburg gekommen. Auf diese Weise ist wahrscheinlich ein Großteil der alten Technik in alle Winde zerstreut worden. Bei ebay taucht hin und wieder was auf. Leider ist bei der T2221 der Riemen zerbröselt :mad: und ich habe noch keinen Ersatz gefunden.
 
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Cesar - der Originale sagt Danke! Habe selten Beiträge mit soviel Inhalt und Substanz hier gelesen. Da schwelgt man in Erinnerungen... Ich hatte Anfang der 90er Jahre das Glück, mehrmals das Funkhaus Nalepastraße zu besuchen, als wir party- und veranstaltungstechnisch immer wieder mal samstags bei Marusha waren.. Damals saßen nur noch DT64 und schräg gegenüber der Berliner Rundfunk glaub ich in dem Anbau, alles andere glich einem Geisterhaus. War schon seltsam, da über die endlosen Gänge zu schlendern, da wo ein Stück Radiogeschichte geschrieben wurde. Das viel alte Technik sonstwohin verschwunden ist, wundert ja nicht, denn irgendwie konnte zu dieser Zeit der Auflösung dort ja jeder trotz Pförtner rein und raus. Schade drum, daß das Areal nun so vor sich hergammelt, als Radiofan tut mir da das Herz weh...
 
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@ radiowaves
Die Strippen im DLF Schaltraum waren nur für ein paar Sonder- und Dauerschaltungen,
z.B. für extra Kdo oder Einspeisung in die PWA (der Schaltraum konnte Programme auf UKW Frequenzen im Hauseigenen Kabelnetz legen).
Die normalen Schaltungen wurden damals über eine TELCOS Kreuzschiene gemacht, Angesteuert wurde das ganze über Rechner (286).
Die Hauskreuzschiene ist erst mit Inbetriebnahme des neuen Schaltraums vor kurzem ersetzt worden.
 
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Radiowaves schrieb:
Ab 3.3.58 eigenständiges UKW-Programm für Berlin.
Die Berliner Welle, später tagsüber auch auf der RBI-Mittelwelle 1358 kHz aufgeschaltet. Wurde zusammen mit dem Deutschlandsender eingestampft. Müßte auf 99,7 MHz (oder ggf. damals 99,65 oder so etwas) gewesen sein, aber da kann ich mich irren.

Apropos: Weiß zufälligerweise jemand, auf welcher der Berliner UKW-Frequenzen Out Post Service (zuerst Berlin Island Station) lief, das, äh, Sonderprogramm von RBI für US-Soldaten? Bis jetzt versickerten alle diesbezüglichen Recherchen im Sande.

Cesar schrieb:
Ich hatte Anfang der 90er Jahre das Glück, mehrmals das Funkhaus Nalepastraße zu besuchen, als wir party- und veranstaltungstechnisch immer wieder mal samstags bei Marusha waren.. Damals saßen nur noch DT64 und schräg gegenüber der Berliner Rundfunk glaub ich in dem Anbau
Sowie Radio Brandenburg, wenn ich mich zu dieser vorgerückten Stunde nochmals recht erinnere bis Sommer 1994. Das heißt, Radio Brandenburg war der letzte Sender aus der Nalepastraße überhaupt. Danach kam dann die mittlerweile auch legendäre Baracke...


Falls sich übrigens nach der nun einmal angezettelten Debatte um Personalien mittlerweile der Kopf zerbrochen wird, wer denn... dann kann ich dazu nur unseren Freund Guess zitieren: Falsch geraten!
 
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senderweimar schrieb:
Ist in Weimar genauso. Aber die Technik haben sie nach der Wende munter ausgeräumt.
Die, wie mir da gerade wieder einfällt, in dem weiter oben bemühten MDR-Fernsehbericht als "abenteuerliche Technik" bezeichnet wurde.

Wobei ich andererseits auch die am im Betreff bezeichneten Ort vor zwölf Jahren gesprochenen Worte "das bricht auch bald alles zusammen" bis heute im Ohr habe. Und dann war da auch noch der Spruch: "Mädel, wenn du wüßtest, womit ich in der Nalepastraße produziert habe!"
 
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K 6 schrieb:
Die, wie mir da gerade wieder einfällt, in dem weiter oben bemühten MDR-Fernsehbericht als "abenteuerliche Technik" bezeichnet wurde.

Wobei ich andererseits auch die am im Betreff bezeichneten Ort vor zwölf Jahren gesprochenen Worte "das bricht auch bald alles zusammen" bis heute im Ohr habe. Und dann war da auch noch der Spruch: "Mädel, wenn du wüßtest, womit ich in der Nalepastraße produziert habe!"

Oh ja ! Einige der "neuen Herren" nach '89 waren der Meinung, wir im Osten hätten so eine Art "Steinzeit-Radio" produziert. Die Technik hätte doch (weil ostzonal) eh nur Schrottwert. So kommen dann solche Äußerungen, wie in dem MDR-Bericht zustande.
Ich habe privat einige Geräte (Mischpult und Verstärker) aus den 60er Jahren die noch immer reibungslos laufen. Wartungsaufwand gering bis null.
 
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das forum hier ist ja die reinste schatzkammer :D ich beschäftige mich seit nem halben jahr mit dem funkhauskomplex in der nalepastraße... von der uni aus mache ich zusammen mit fünf kommilitonen einen student. dokufilm über das gelände und seine geschichte. wir waren bereits mit zwei ehem. mitarbeitern dort unterwegs und haben uns erzählen lassen, was wo und wie damals produziert wurde. haben auch mit dem jetzigen verwalter und dem objektbetreuer kontakt.... @radiowaves: was sindn das für drei berichte aus der 50ern?

ich stelle mal ein paar fotos rein:
1. modell vom gelände, ansicht südost, 1956
2. fundamentlegung für die studios in block b
3. eine luftaufnahme von 1995
4. übersicht über den gebäudebestand
5. zum thema "argumentation" das sitzungszimmer (R505) 1956

kann mir mal einer erzählen, was genau in diesen sitzungsräumen des komitees abgelaufen ist? :confused: ist zwar ne sehr allg. frage, aber vielleicht hat da jemand von euch irgendwelche kenntnisse o. stories zu berichten?
 

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@fünkchen
Ich kann mit einem recht informativen Text weiterhelfen. Da geht es um die Rundfunkwende 1989. Er erlaubt tiefe Einblicke, wie das System Ost abgewickelt wurde. Hab das Werk vor einiger zeit im Netz ausgegraben. Den Text findest Du unter diesem Link.
So wie es in Berlin lief, war es auch in der Provinz.

@K6
Mit dem Bild von der Konferenz triffst Du den Nagel auf den Kopf.
 
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Der Freitag-Artikel enthält einen inhaltlichen Fehler, dessen weitere Verbreitung man m.E. trotz allem Wohlwollen verhüten sollte:
Als Mühlfenzl antrat, wurde auf die Frequenz des 1. Fernsehprogramms Ost sofort das ARD-Hauptprogramm aufgeschaltet, wodurch zeitweise eine Doppelversorgung auftrat. Der DLF kassierte, wenn auch verspätet, in dem Moment die Frequenzen des DS Kultur, als das Programm aufhörte zu existieren.
Den ersten zitierten Satz kann man zur Not noch gelten lassen, auch wenn Dezember 1990 nicht gerade "sofort" ist.

Wirklich zu beanstanden ist aber die Aussage zu DS Kultur. Die dort ab Oktober 1990 verbliebenen Frequenzen gingen nicht an den DLF, sondern vielmehr an das neue Deutschlandradio Berlin; sie wurden dort zusammen mit dem bisherigen Programm, wie es im Laberdeutsch so schön heißt, eingebracht. Deshalb ist Deutschlandradio Kultur in Brandenburg, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern mit einer flächendeckenden UKW-Versorgung gesegnet. Die medienpolitischen Entwicklungen von damals wirken also bis heute.

"Verbliebene Frequenzen" heißt, daß über die vier sächsischen UKW-Frequenzen des Deutschlandsenders seit Oktober 1990 tatsächlich der DLF ausgestrahlt wird. Das war aber nicht Mühlfenzl, sondern Biedenkopf, um es ganz knapp zu fassen.
 
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@K6
Danke für die Richtigstellung. Ist mir beim Lesen nicht so aufgefallen, da ich damals das mit den Frequenzen nicht so genau verfolgt habe.
 
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Nachdem hier nun ohnehin schon auf dem Medienmagazin bei Radio Eins herumgeritten wurde:

Vor einiger Zeit äußerte sich Jörg Hildebrandt dort pointiert zu dem, was anderweitig als gelungenes Zusammenwachsen dargestellt wurde. Ich habe es auf die Schnelle leider nicht gefunden.
 
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1955, kurz vor der Fertigstellung, fiel ein großer Teil der Inneneinrichtung der Säle einem Brand zum Opfer. Offiziell wurde damals Brandstiftung als Grund genannt, man erzählt sich allerdings hinter vorgehaltener Hand, es wäre Fahrlässigkeit im Spiel gewesen.

@radiowaves
Das Gerücht, dass es Fahrlässigkeit gewesen ist, stimmt. Es gibt zum Brand eine Doku von Jan Eick. Lief neulich auf mdr-figaro. Damals im kalten krieg musste natürlich ein Sündenbock her. Ein Bauleiter wurde als "Agent des Westens" verknackt und musste in den Knast.
Die Doku müsste ich irgendwo noch haben.

Abschließend noch ein paar Fotos alter Technik.
Vielleicht hat jemand noch damit gearbeitet und hat ein paar Erinnerungen dazu.
 

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fünkchen schrieb:
was sindn das für drei berichte aus der 50ern?
3 ausführliche Artikel aus der DDR-Zeitschrift "RADIO UND FERNSEHEN", der späteren "Radio, Fernsehen, Elektronik", und zwar:
14/1955, S. 416-420: "Ein Besuch im Funkhaus der Deutschen Demokratischen Republik"
7/1956, S. 204-204: "Neue Musik- und Hörspielstudios des Staatlichen Rundfunkkomittees"
9/1958, S. 284-287: "Besuch in unseren modernen Hörspielstudios"

Hätte die Artikel gerne online gestellt, bekam aber keine Erlaubnis dazu. Schade, aber was solls. Vielleicht findet sich ja was in einer gut sortierten Bibliothek oder der Verlag selbst hilft weiter: www.rfe-online.de .

Und danke für die lecker Fotos :)
 
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Geheimsender "Radio Vltava"

Hat jemand schon mal von diesem Sender gehört ? Er soll als "Gegenpropaganda" zur CSSR in der Zeit des Prager Frühlings existiert haben. Gesendet wurde vom Gelände in der Nalepastraße. Allerdings hat "Vltava" nicht mal ein Jahr existiert.
 
Vltava

Na klar. So hörte sich das an, wenn sie sich an ihrem Profitschechisch einen abbrachen und damit genau das Gegenteil von dem erreichten, was sie wollten.
 
AW: Vltava

Wohl eher, weil kein Bedarf mehr bestand :rolleyes:

Ich würde denken, daß man schlicht nicht wahrhaben wollte, wie die angepeilten Hörer auf diese Sendungen reagierten. Wer den Galgenhumor hatte, der schaltete sie zu seiner Erheiterung ein. So ziemlich das schlimmste, was einem strammen Propagandasender passieren kann...

Zeitweise bzw. im Vorfeld liefen diese Sendungen auch als Berlin Radio International, und die Frequenz war sonst für RBI im Einsatz, nur aus Berlin statt aus Wilsdruff. Man hat sich also keine sonderliche Mühe mit Verschleierungsmanövern gegeben (die ohnehin sinnlos sind, aber das wollen manche Leute bis heute nicht wahrhaben).

Übrigens gab es um 1980 auch ähnliche Sendungen in Polnisch über die Zehlendorfer Langwelle (179 kHz oder was das damals war). Sie liefen zwar ganz normal als Sendung von Stimme der DDR, waren aber insofern ähnlich, als auch sie unter konspirativem Brimborium produziert wurden (Heranziehung von Redakteuren mit Polnischkenntnissen, die zur Verschwiegenheit verpflichtet wurden; Redaktion in einer abgeschirmten Baracke).
 
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Hallo. Tummeln sich hier auch Leute, die in den 80igern in der Ü-Technik Nalepastraße gearbeitet haben? Ich habe damals als kleiner und sehrsehr schüchterner Assistent 6 Jahre gearbeitet, ehe ich bei der defa (dokumentarfilm Berlin) angeheuert bin und von null auf 100 Film-Tonmeister wurde. Da war ich dann nicht mehr schüchtern, das wäre ein schlechter Start gewesen...
 
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GTaag schrieb:
Hallo. Tummeln sich hier auch Leute, die in den 80igern in der Ü-Technik Nalepastraße gearbeitet haben

Ich werds einem, der Jahrzehnte in der Nalepastraße hinter den Kulissen gearbeitet hat, zu lesen geben. Ich glaub, als ich das letzte mal bei ihm war, habe ich mich nicht ausgeloggt. Das kann ja heiter werden. Es gibt 72-jährige mit DSL...

Heiter auch folgender Mitschnitt aus der Zeit, in der DT64/MDR Sputnik aus der Nalepastraße ausschließlich auf 1044 kHz Mittelwelle sendete. Datiert also auf 1992/93, genaues Datum müßte ich recherchieren. Der damals oft im Sender zugegen gewesene Claus Grote aus Berlin (später durch die "Geschichte der europäischen Seesender" auf Radio Brandenburg bekannt geworden) dreht live an der Soundaufbereitung, um das Optimum aus der Mittelwelle rauszuholen. Unterstützt nur durch einen Grundig Satellit 700 Weltempfänger, mit dem er das Signal aus Wilsdruff abhörte. Ob ihm die Operation geglückt ist, darüber streiten sich die Freaks und Nerds bis heute, aber egal. Marion Brasch hört geduldig zu, fragt unsicher nach und alle lassens über sich ergehen. Das war echte Radio-Anarchie in einer Zeit, in der alles möglich schien - außer UKW-Frequenzen...
 

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