Funkhaus historisch: Nalepastraße

Ab wann? Und in welchem Funkhaus? Ich habe in der Nalepastraße auch noch 1991 ORWO in Verwendung gesehen. Die zwei Kartons, die bei mir schlummern, datieren auf September 1988 und Mai 1990:

ORWO Typ 106 - 1988 und 1990.jpg

ORWO Typ 106 - 1990.jpg

Und die waren aus der Nalepastraße.
 
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Bitte nicht den Film. Den habe ich damals schon nur schwer ertragen. Wer nach diesem Film nicht nur mit Mühe vermeiden kann, zum Terroristen zu werden, hat DT64 nicht geliebt - und hat inzwischen hingenommen, mehr als nur seiner Stimme beraubt worden zu sein. Ich will auch gar nicht wissen, wie viele von denen, die die Kamera damals draußen auf den Straßen erwischt hat, heute Faschisten wählen. Nein, das eine schließt das andere tatsächlich nicht aus.

Der Film wurde aber 1991 zusammengebastelt. Meine vorsichtige Vermutung: mit der D-Mark war Schluß mit OWRO-Band. Also Sommer 1990. Dass danach BASF kam, war dann ja zwangsläufig.
 
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ORWO Band Typ 106 gab es auch nach der Wende, Schluss war erst mit Typ 108 (Wolfen, 1993) bzw. den entsprechenden Dessauer Studiobändern für den Rundfunk (Typ 8xy). Das 106er Band wurde beim Rundfunk in der Nalepastraße eingesetzt, quasi parallel zu den BASF/AGFA-Bändern.
 
Ich habe auch noch ein paar Bänder gefunden. Das MDR Band muss so aus 92 sein, Funkhaus Magdeburg. Man beachte, Filmfabrik Wolfen "AG". Es ist Typ 106. Das Zweite, AGFA Wolfen, Typ C. Der Vordruckzettel darauf ist von 1963. Das Dritte, Typ 104, ORWO hat den Sendetermien 27.07.78, RB I 19,15 Uhr auf KW und 21,00 auf MW.
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Mein 1988er Karton hat oben eine handschriftliche Namensnennung, die durchaus als legendär zu bezeichnen ist: "W. Heß". Nur wusste ich das damals nicht. Der Name sagte mir erst später etwas.
 
Mal was anderes: der Berliner Rundfunk hatte eine Kindersendung. Die war bei uns in der Provinz zu Gast, am 14.4.1983. Blauer Bus vor der Schule, Kabel über die Wiese durchs Fenster in den Klassenraum.

Und jetzt kommt historisches Material aus meiner Schule. Was finde ich?

Bilderbogen - Berliner Rundfunk 1983.jpg

War wohl ein Lesezeichen.
 
Die Bänder vom VEB Kombinat Wolfen waren nicht schlecht und das 106 ist noch heute gebraucht bei Tonbandlern gesucht.

In unserer Kreisstadt habe ich eine Frau kennengelernt, die im VEB Wolfen Tonbänder verpackte und diese bei mir im Archiv wiederfand:

Agfa Leverkusen PER 525 steht da drauf, zu erkennen am dunkelroten Umrand, die leer nach Wolfen geliefert und (auf Bobby gewickelt) für DM in unserem Wessiland zu kaufen waren.
Später sagte man mir, dass der hellrote Einband Westware gewesen sei wie PER 528.

Anmerkung:

Meines Wissens nach gab es bei den Bändern aus Wolfen keine Schmier-Chargen, wie es bei PEM 468 & 469 und Ampex / Quantegy und 3M (3M=Revox 601) bekannt ist!

Tonbandfabrik Radebeul 1938:
1938 Tonbandfabrik Radebeul.jpg
 
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Neues zum Funkhaus Grünau - einst als Sporthaus für die Danatbank errichtet und direkt am Langen See in Berlins Südosten gelegen in einer Reihe von Bootshäusern und Seglerheimen in allerbester Lage, nahe der Regattastrecke der Olympiade 1936, im Krieg Reserve-Lazarett, nach dem Krieg erstes Funkhaus der DDR in Berlin, als man in der Masurenallee ausgehungert wurde. Nach Fertigstellung des Funkhauses Nalepastraße dann Nutzung u.a. als Ausbildungsstätte für den Rundfunk.

Nach der Wende Leerstand und Nutzung durch irgendwelche Träger, dann 2008 verteigert:


Schon damals war der Zustand innen grauenhaft, aber teils noch Einbauten (Wände, Regale) des Rundfunks zu erkennen.

Danach noch mehr Leerstand, dann weitere Verwüstung durch sogenannte "Kreative" (https://funkhaus-gruenau.de/), dann wieder Leerstand.

Nach etlichen Berichten (RBB, Print) über den Zustand, den Leerstand und den untätigen Besitzer nun das:

Enteignungsantrag zur Rettung des Denkmals „Funkhaus-Grünau“​


Dazu gibt es nun eine Petition, die kam gerade bei mir im Postfach an:

 
Hallo Leute,
ich möchte diesen wunderbaren Faden wieder nach oben holen und auf eine kleine Radio- Sondersendung aufmerksam machen. LIVE bei ALEX Berlin: Politische Töne - das Funkhaus in der Nalepastraße
Elisabeth Heller, Wolfhard Besser waren hier mit von der Partie. Leider kann man die Sendung nur auf Facebook nachhören aber bei Interesse, lässt sich die Datei bestimmt ran bekommen.
Elisabeth Heller und Wolfhard Besser waren hier auch öfters zu hören:

Hinweis: Den Mitschnitt kann man nur auf Facebook nachhören, einfach drauf klicken.
 
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Ich sehe das wohl jetzt erst...
Ich bin gerade auf alte Fotos von mir gestoßen und wollte hier mal Fragen ob das alte DDR Funkhaus noch steht ?

Das Foto zeigt nur ein Redaktionsgebäude. Dahinter war der berühmte Flachbau-Komplex mit 8 identischen, paarweise angeordneten Studiokomplexen, jeweils mit 2 Sprecherräumen, einem Regieraum (dort stand die Technik und das Pult) und einem Vorbreitungsraum. Also 8 mal das:


links Sendungssprecherraum 1, mittig Vorbereitungsraum und Zugang für redaktionelles (Rundfunk)personal, rechts Nachrichtensprecherraum

Vom Block B - also Gegenseite - aus sah das 2007 so aus:

Nalepastrasse Block E 9-September-2007.jpg

Jahre später war es dann gerodet.

Zu Deiner Frage mehr bei Kai Ludwig:


Bei Elisabeth Heller gibt es recht aktuelle Fotos:


(unten)

Demnach siehts da immer noch so aus wie vor einigen Jahren: E-R, das Redaktionsgebäude steht entkernt herum und ist endgültig getrennt von den Studiogebäuden. Der neu getünchte weiße Klotz dahinter war ein Anbau (80er Jahre) für DT64, wohl ob seiner weißen Farbe "Casablanca" genannt, er beinhaltete zum Ende dann 2 Produktionsstudios, die soweit ich mich teils mit Technik von Radio 100 ausgestattet waren, teils mit DDR-Technik.

Auch das wurde alles verwüstet. Heute ist da das drin:


Alles andere dahinter ist offenbar immer noch Wüste und Objekt irrer Visionen:


Muss da mal wieder hin. Bin normalerweise ganz in der Nähe, aber derzeit doch deutlich weiter weg...
 
da ist ein sehr interessantes Videodokument aufgetaucht
Phil, das ist DER HAMMER!

Unglaublich wertvolles Material, wenige Tage vor Ende der DDR (das ist wichtig an einer Stelle, denn da war 3 Tage später wirklich Schluß).

Auf die Schnelle:

0:48 - Eingang in den Techniker-Bereich hinter K11 / K12.

5:44 - Fußball-Konferenz

5:46 - oberhalb des Stiftes auf dem Pult eine Art Mini-Kreuzschiene zum Stecken

7:03 - sensationelle Aufnahmen aus dem Schaltraum Block E

7:12 - links die riesige Wand mit der Kreuzschiene - hier wurden eingehende Leitungen auf die Räume geschaltet und Räume auf ausgehende Leitungen

7:17 - die Logging-Maschinen, extrem langsam laufende Bandmaschinen, waren wohl eigentlich aus der Flugfunk-Überwachung (Tower)

7:40 - im Hintergrund läuft eine Satiresendung, sie verarschen gerade Werbung

8:04 - DDR-Rechentechnik, vermutlich auf 286er basierend

8:09 - Aufnahmedatum 29.9.1990. Noch 3 Tage Tanz auf dem Vulkan, dann selbst gewählte Annektion.

8:22 - vor DT64 aufm Flur in der Raucherecke

8:26 - im K6 bei DT64

8:33 - Sprecherraum 1 bei DT64

9:27 - an der Wand im Sprecherraum das Plakat zur Abschlussveranstaltung der Top 2000 D

9:33 - wieder im Schaltraum

11:39 - ostdeutsche Sprecher und westdeutsche Ortskenntnis. Die Technikerin weiß es besser.

12:40 - mit dieser Tonqualität ist die Technikerin zu Recht nicht glücklich. Man hölrts meilenweit.

13:02 - Berliner Rundfunk

14:18 - huch, wer spricht denn hier?

14:55 - Vorproduktionsräume im Verbindergang Block E

15:27 - das war glaube ich im Casablanca ... ja, so sah es da aus

15:45 - der Produktionsraum Außenpolitik in Block E

16:34 - das kenne ich noch, ein übliches Plakat in Betriebsstätten

16:35 - Messplätze

16:45 - Ausgabestelle für Reportergeräte

17:04 - Wechsel von Block E in Block A, das bekannte lange Gebäude mit der Ziegelfassade, eine einstige Furnierfabrik, in der alles begann

17:15 - die damals üblichen Aushänge über den Umgang mit den Folgen der Rache der DDR-Bevölkerung an der eigenen Zivilgesellschaft

17:36 - Flur im Studiobereich Block A - das ist 1950er Jahre, unglaublich öde, wenn man da langläuft

17:40 - hinter der Tür, die da so im Weg steht und die einen Kartenleser hat, befand sich das technische Leckerli Nummer 1 im Block A...

17:42 - ... das automatische, computergesteuerte Ausspielzentrum des Auslandsdienstes RBI (Radio Berlin International). Dort kamen die vorproduzierten Sendungen der Auslandsredaktionen auf die Bandteller und wurden zeitgenau auf die jeweilige Leitung zu den Kurzwellensendern ausgespielt. Auch waren Studios live dort zuschaltbar und es gab einen Kassettenspeicher mit akustischen Programmelementen.

Als die Deutsche Welle in Vorbereitung der Annektion kam und diese Technik sah, sollen die Kinnladen nicht wieder hochgekommen sein. Folglich wurde verfügt: am 3.10.1990 genull nau Uhr sind die Leitungen zu den ostdeutschen Kurzwellensendern an die Deutsche Welle durchzuschalten. Damit war dieser Sendekomplex erledigt. Da hat jemand genau im richtigen Moment noch die Kamera draufgehalten - unfassbar, dieses Dokument zu sehen zu bekommen. 3 Tage später war dort das Licht aus.

Wie entwürdigend das ging, steht bei Kai Ludwig:



17:57 - man beachte die damals schon auf den Monitoren eingespielte Pegelanzeige

18:39 - der Doppel-Raum komplett mit der lange Reihe Bandmaschinen.

Heute ist dort übrigens Hipster-Area.

18:54 - ein Blick in DS Kultur, die saßen als einziges Inlandsprogramm nicht in Block E, sondern in Block A

19:07 - hinten unter den beiden Studer-CD-Playern der EMT 266 Transientenlimiter für die Sendeleitung

19:42 - Schaltraum Block A

20:25 - der "Techniker-Gang" in Block A auf der Etage mit den K-Räumen

21:14 - zurück in Block E, sie besprechen den Tausch einer der Studio-Telefonnummern zwischen 2 K-Räumen, so wie das bei Umzügen in einen anderen K-Raum halt notwendig war

21:42 - Schaltraum Block E

22:33 - und hier der Beweis: das später u.a. hier gezeigte Studio K8 war eben schon zur Wendezeit ausgeräumt, es sollte umgebaut werden. Ausräumen war also exakt um den Zeitpunkt des Systemausfalls. Aufgrund der ringsum im K-Raum angebrachten Banderole "hört hört DT64 Jugendstudio auf UKW 95,05" wurde nach Ende der Nalepastraße dieser K-Raum 8 gerne als "DT64-Studio" verkauft - doch dessen K6 war gegenüber.

Die Banderole ist steinalt (vgl. die 05er Frequenz) und stammt vom Vorlaufbetrieb von DT64 als Sendung, nicht als eigenständiger Sender.


Soviel auf die Schnelle. Für mich gerade ein brutaler Flashback in eine Zeit, in der ich, damals 16 Jahre alt, dunkel ahnte, wohin Ostdeutschland steuert. Eine Zeit, in der täglich alles neu war und in der ich lernte, was Verlustangst ist. Und dass sie berechtigt ist. Heute bezeichne ich mich als heimatlos.

Ich versuche, hier nochmal soweit möglich Namen zu ergänzen zum Video. Heute nicht mehr. Muss auch erst mal rumfragen.
 
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Krass! Wie ein auf dem Dachboden gefundener Film über die längst verstorbenen Großeltern. Das haut mich von den Socken. Emotional. Da könnte ich stundenlang zugucken. Jede Einstellung neue Details und Erinnerungen. Leider kaum Außenaufnahmen und nicht von der Messtechnik, wo ich gearbeitet habe. Kantine, Buchladen, Eisdiele, Fahrzeughalle, Tankstelle … hoffentlich gibt es noch mehr Videos, die irgendwann auftauchen! Danke!
 
Kantine gibts was:

 
11:35 - Störungsmeldung. Am 29.9.90 in K9 passiert: Ein doppeltes TS [?] und ein entfallenes TS [?], denn ein Jingle wurde zu früh abgefahren, weil nach VKE [?] kein Jingle aus … [?]. Wer kann helfen, die Störung aufzuklären?

Sowas müssen alle guten deutschen Funkhäuser haben. Jahrelang habe ich solche Zettel erst ausgefüllt, später dann abgeheftet. 😁
 
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