Funkhaus historisch: Nalepastraße

Bei der Nalepastraße dürfte es eine Mischung aus Siegerjustiz, Idiotie, Landesfürsten-Denke mit Horizont an Landesgrenze, Wirtschaftskriminalität, Trophäenjagd, kapitalistischem Straßenstrich und Kulturverachtung aus reiner Inkompetenz heraus sein. Hab ich noch was vergessen?
Dass sie ziemlich mies mit ÖPNV angebunden ist?
 
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Stimmt! Kommt halt kaum jemand mit der S-Bahn bis Baumschulenweg und nimmt die Fähre. Das wurde früher durchaus gemacht.

Aber es gab ja irgendeinen Ansiedlungsversuch von irgendwas (habs gnädigerweise vergessen) im Funkhaus, der angeblich daran scheiterte, dass die Nalepastraße zu weit weg vom Ostkreuz sei.

Aber diese Ansiedelung hätte die Studios dort wohl auch nicht gerettet.
 
Schalten wir nun in das Jahr 1990 zu zwei sehr reizenden Damen zurück, Leider sind beide nicht mehr unter uns. Es ist ein Grund mehr den Ort und die Damen nochmal in Erinnerung zu rufen. ( Beim Berliner Rundfunk )

 
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Noch jemand, der im Funkhaus war und nicht mehr unter uns weilt und dazu auch noch mit Tamara Danz sehr eng verbunden war als Songtexter: Gerhard Gundermann.


Kann sein, dass das Video irgendwo weiter vorne schon mal verlinkt wurde, dann sorry.

Gerhard Gundermann und Barbara Thalheim stehen da in einem K-Raum und behaupten, dass das der K-Raum von DT64 gewesen wäre. Warum? Weil oben die Banderole "Jugendstudio" an der Wand ist.

Das war aber K8 und nicht K6, wo DT64 lange Zeit zu Hause war - sondern genau gegenüber.

Zur Wendezeit sollte K8 umgebaut werden und war planmäßig ausgeräumt worden. Was Barbara Thalheim und Gerhard Gundermann sahen, war also kein Resultat von Zerstörung, sondern ein begonnener Umbau, dem was klitzekleines dazwischen kam (ein Systemausfall).

Dazu auch der Beweis: das Ende (ab 22:33) in diesem hier auch bereits verlinkten Video:

 
Tach auch,
Jörg Wagner hat wieder ein sehr interessantes Video raus gebracht. Er stellt darin Videoaufnahmen von früher dem heutigen Zustand des Blocks E gegenüber:
 
Danke!

Das ist - Innenaufnahmen - ja nur E-R, der Redaktionsbau. Wer dort arbeitete, mag nostalgische Gründe und entsprechende Gefühle haben und wird damit etwas verbinden. Sendetechnik stand dort keine (nur Cutter-Räume), die Sendetechnik war im Flachbau "E-T" (Technik), den man am Anfang von außen sieht.

0:08
Das weiße Gebäude rechts ist ein nachträglich eingefügter Anbau an den ursprünglichen Studiokomplex E-T (der entstand um ca. 1962-1966), weil man weitere Produktionsflächen brauchte. DT64 fand dort produktionstechnisch eine Heimat in Form der Vorproduktionen P13 und P14. Wohl weil der Anbau weiß war, nannten sie "Casablanca". Der Block sieht heute äußerlich so gut aus, weil innerlich...


0:20
Ein Blick auf die Nord-Seite von Block E-T. Wir sehen den "Techniker-Gang" (Verbindergang für studiotechnisches Personal, das zu DDR-Zeiten ja zur Deutschen Post - "blaue Post" gehörte). Von diesem Gang aus kam man in die Kontrollräume der Sendekomplexe K5 und K6. In K6 war DT64 zur Wendezeit zu Hause.

0:23
Hier sieht man, wie "Casablanca" eingefügt worden ist.

Bei Elisabeth Heller kann man Fotos aus der Zeit um die Fertigstellung von Block E sehen:


Auf dem obersten Foto hinten links die Lücke zwischen E-T und E-R ist der Ort von "Casablanca". Weiter unten sieht man auf dem von @DigiAndi Anfang 2014 gemachten Foto, wie man die Vorproduktionsstudios im Verbindergang E-T zu E-R ausschlachtete. Zu dieser Zeit war ein Entkernungstrupp in weißen Ganzkörperanzügen unterwegs und holte die Glaswolle aus den Wandverkleidungen. Dabei kam im DT64-Studio K6 auch die Jahresangabe zum Vorschein, die wohl Arbeiter einst bei der Errichtung an die Wand pinselten:

studio-k6-funkhaus-berlin-nalepastrasse-januar-2014.jpg

Das ist genau der Blick, den man auf diesem weit bekannten Pressefoto von 1991 hat.


Hier noch die Schlüsselübergabe Mitte der 1960er Jahre, Koll. Spernau, RFZ (li) und Koll. Schmidt, Studiotechnik Rundfunk (re):

182 - Funkhaus Berlin, Schlüsselübergabe für den Technikteil des Blockes E; Koll Spernau, RFZ ...jpg

Die Geschichtsschreiber der Studiotechnik Rundfunk der Deutschen Post vermerkten später:

Die Teilinbetriebnahme des Blockes E, der ursprünglich als UKW- und Auslandsstudio konzipiert und gebaut wurde, begann im September 1964 mit den Räumen K 11 und 12. Im Laufe der nächsten Monate bzw. des Jahres 1965 erfolgte die Fertigstellung aller K- und P-Räume sowie des Schaltraumes. Die hier installierten Anlagen wurden zunächst fast ausschließlich von RBI genutzt. Ab 30.8.1965 wurde das gesamte RBI-Programm einschließlich Sendeablauf in diesen Block verlegt und gleichzeitig die provisorischen technischen Räume in Minol I abgebaut.

Die erste größere Sendung aus dem neuen Block war die von Radio DDR und dem Fernsehen unter dem Titel "Spiel mit" am 7. Oktober 1965. Die Zentrale für Rundfunk und Fernsehen war der Raum K 9.

Die RBI-Programme konnten die universellen technischen Möglichkeiten der Anlagen bei weitem nicht ausnutzen. Schon seit 1962 bestanden beim Staatlichen Rundfunkkomitee Vorstellungen, die Programme Berliner Rundfunk, Berliner Welle und DDR I (später auch DDR II) im Block E unterzubringen. Nach gründlicher Diskussion wurde Anfang 1966 dieser Variante zugestimmt und der Umzug im Mai 1966 vollzogen.

Nach Fertigstellung des Blockes E stand folgende technische Kapazität zur Verfügung:
Ein Schaltraum;
acht K-Räume, davon zwei für Stereo;
vier P-Räune;
vier A-Räume;
zehn C-Räume, davon vier in den Redaktionsetagen.

Alle Anlagen waren vom RFZ in einer guten Qualität übergeben worden, so daß in der nachfolgenden Zeit kaum Fehler zu beseitigen waren.

Ein Problem blieb allerdings die Klimaanlage. Sie arbeitete von Anfang an mehr als unbefriedigend. In den Sprecherstudios waren die Temperaturen zu hoch und die Luft zu trocken, während in den technischen Regieräumen die Mitarbeiter unter Kälte und Zugerscheinungen zu leiden hatten. Erst die völlige Rekonstruktion der gesamten Anlage schuf später Abhilfe.



Geld kostete das auch.

Für 1964 sind vermerkt "Block E - Technikgebäude, Redaktionsgebäude, Straßen, Feuerwache" 1.147.057,- Mark der DDR.

1965 kam dann der Nachschlag: 12.453.531,- Mark der DDR für das gleiche Bauvorhaben.

1966 dann "Meßgeräte Block E" 63.626,- Mark der DDR

sowie

"Block E - Technikgebäude, Redaktionsgebäude, Straßen, Feuerwache" 10.228.214,- Mark der DDR.

1966 erfolgte auch die endgültige Festlegung der Raumbelegung von Block E-T.

1967 dann "Verlagerung der nationalen Programme nach Block E" 130.834,- Mark der DDR


Das war schon ein ganz dicker Brocken im Invest. Und 25 Jahre später werden diese hervorragenden Räume der Vernichtung preisgegeben, die sich dann bis ca. 2015 hinzog.


Weiter im Video...

0:28
Da sieht man am ruinierten Block E-R weiter hinten eine Ziegelfläche. Dort wurde zwischen 2014 und "irgendwann" der Verbindergang zwischen Redaktionsgebäude und Studiogebäude abgetrennt und zugemauert. Das gleiche geschah weiter hinten mit dem anderen Verbindergang, der zu den Kontrollräumen K9, K10, K11 und K12 führte.


Ein knuffiges Modell von E-R und E-T mit den Verbindergängen:

Block E Modell - 1.jpg
(Foto M. Dummer)

Auch da noch mit Lücke dort, wo später das "Casablanca" eingebaut wurde. Rechts oben der "Wurmfortsatz" ist der Schaltraum Block E.


1:38
Das ist ein Paternoster-Schacht.

2:50
Blick aus dem Fenster: der Ziegelklotz hinten ist die äußere Gebäudehülle von Saal 1 im Block B.

Die Innenaufnahmen von 1991 finde ich aber auch gruselig. Man riecht förmlich den Zigarettengestank, der allgegenwärtig gewesen sein muss. Nicht meine Welt.


Da fällt mir gerade ein: gestern saß ich bei der nun 96-jährigen Raumakustikerin des Rundfunks der DDR zu Hause, auf dem Wohnzimmertisch lag die Berliner Zeitung mit diesem Artikel.

Steht da doch drin

Ironie der Geschichte: Die Klang-Ingenieure, die den Block B hier im Funkhaus von 1953 bis 1956 geplant haben, waren letztlich nicht ganz glücklich mit der Akustik hier im Saal 3. Kleine Jazzkapellen wurden hier in der DDR aufgenommen, auch klassische Solo-Programme. Für lautere Instrumente wie Schlagzeug eignet sich die Akustik hier nicht gut.

Was für ein Bullshit! Die federführende Raumakustikerin kann sich auch nicht erinnern, unglücklich mit der Akustik gewesen zu sein, denn: Saal 3 (hinter dem großen Klotz von Saal 1 nicht zu sehen) war als Kammermusik-Aufnahmesaal konzipiert. Die erreichte Nachhallkurve entsprach dem, was damals gefordert wurde. Dieser Saal war nie für Radau geplant und wurde später vor allem für kleine Besetzungen genutzt. Hier ab 12:36 auch zu sehen, in längst beendeter fachkundiger Nutzung, bevor Block B verhipstert wurde.

Meine Haltung zur aktuellen Nutzung von Block B ist ja bekannt unpopulär: früher stand die Mauer,. um solchen Missbrauch wertvoller Kulturbauten zu verhindern. Inzwischen leistet nichtmal mehr jemand Widerstand, wenn die Geschichte dieses Gebäudekomplexes von Leuten umformuliert wird, die dort nie etwas zu melden gehabt haben.
 
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@lg74 zu Deinem verlinkten K6-Studiobild. Was war das denn für ein Pult damals? Eigenbau? Die aufgesetzte Pegelanzeige schaut auch interessant aus...und wird da links gerade ein DAT bedient??
 
Was war das denn für ein Pult damals? Eigenbau?
Klar "Eigenbau": DDR-Eigenbau. Das ist ein modulares Mischpult aus der 700er Serie des RFZ (Rundfunk- und Fernsehtechnisches Zentralamt der Deutschen Post der DDR).

Aus den Modulen baute man kleine und große Regien, Ü-Wagen-Pulte- Hörspiel-Pulte mit zig Routingmöglichkeiten und eben auch die Sendepulte für den Live-Betrieb. Letztlich ist das vergleichbar mit der Technik, die man in der ARD im Einsatz hatte - dort halt von Neumann oder Siemens oder TAB oder wem auch immer.

Hier sind Fotos solcher Module enthalten:


Hier ein einstiges Ü-Wagen-Pult, später stationär verbaut:


Diese Pulte im Block E Nalepastraße kannst Du in Aktion sehen u.a. im auf dieser Seite etwas weiter oben verlinkten Video "Funkhaus Berlin Nalepastraße - in der Wendezeit 1990". Auch im weiter vorne verlinkten Video "Hörspiel der Film" siehst Du solche Pulte in Hörspiel 1 und Hörspiel 2.

Auch zahlreiche (aber nicht alle) Bezirksstudios hatten 700er Pulte.

Die Mikrofonvorverstärker dieser Serie sind so legendär gut und vielseitig, dass sie heute noch - umgesetzt in 19"-Einschübe - in aktuellen Produktionsstudios heiß begehrt sind.

Die aufgesetzte Pegelanzeige schaut auch interessant aus...
Auch modular:

Pegelanzeige.jpg

Ganz rechts lag immer der Bezugspegel +6 dBm an. Was auf den anderen Anzeigen aufgeschaltet war, entzieht sich meiner Kenntnis. Teilweise wurden solche Anzeigen auch verwendet, um Begrenzerfunktionen etc. zur Anzeige zu bringen.

und wird da links gerade ein DAT bedient??
Ein Studer-CD-Player A727. Gut zu sehen auf dem anderen der damals gemachten Fotos. Soweit ich mich erinnere, waren die CD-Player seit 1988 im Sendebetrieb vorhanden.

Den DAT schleppte soweit ich mich erinnere Marusha an, weil sie nicht jeden Samstag abend aufm Sender auflegen konnte (klar, da war sie ganz woanders auflegen). Der DAT stand dann vorn links aufm Pult. War ein Consumer-Sony. DTC-670 oder so.
 
Zuletzt bearbeitet:
Diese Pulte im Block E Nalepastraße kannst Du in Aktion sehen u.a. im auf dieser Seite etwas weiter oben verlinkten Video "Funkhaus Berlin Nalepastraße - in der Wendezeit 1990".
Ja, und ich habe hier noch ein Video vom August 1991. Berliner Rundfunk morgens in Aktion. Hat mir mal Switchmaster, der leider auch nicht mehr unter uns weilt, hinterlassen.
[EDIT: Link entfernt, siehe unten]
Bitte nicht veröffentlichen, weil ich keine Ahnung habe, wer das gedreht und deshalb die Rechte daran hat.
 
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Herzlichen Dank! Bislang zumindest mir unbekannte Aufnahmen.

Bitte nicht veröffentlichen
Aber Du hast sie hiermit doch jetzt veröffentlicht...

Unter den CD-Playern steht offenbar ein EMT 266 (ganz unten) und darüber etwas, was ich nicht identifizieren kann. Ganz oben die beiden Cartmaschinen.

"Vietnamsalbe" in den kleinen Blechdosen kenne ich auch noch. Das Zeugs gibt es sogar noch heute.

Für die Verkehrsservice-Kennung ist offenbar keine Bedienhandlung am Pult nötig. Wurde das vom Sprecherplatz aus via Taste gestartet?

Und am Ende gehts durch den Techniker-Eingang rüber in einen anderen K-Raum. Das dürfte dann Radio Aktuell (ex DDR 1) gewesen sein. Zur Raum-Belegung geistern ja mehrere unterschiedliche Varianten durch das Forum. Eine (von Switchmaster) sagt

K6: DT 64, K7: Stereoproduktionsraum, K8: sollte umgebaut werden, und war ausgeräumt, K9: Radio aktuell (DDR 1), K10 Sendeersatzraum und Sport,
K11: DDR 2, K12: Berliner Rundfunk
K5 war Mischraum für BlockB und Nachrichtenstudio für die Stimme

bezieht sich aber auf eine Vorwende-Belegung, hat ja auch DDR 2.

Einmal "gerade rüber" würde dann auch nicht vom Berliner Rundfunk zu Radio Aktuell führen.

Wir hatten aber auch diese Belegung

K5 - Postproduktion Block B
K6 - Sendung Jugendradio
K7 - Berliner Rundfunk
K8 - ehemals Außenpolitk-Produktionszentrale, danach Reserve für K6 / Sportredaktion
K9 - Radio DDR 1
K10 - Reserve / Sportredaktion
K11 - Radio DDR II
K12 - Reserve / Ausweich für K7

K7 geht über den Technikergang geradeaus rüber in K9, das würde passen. Ebenfalls würde passen, dass man aus dem Fenster links von der Technikerin in den letzten Aufnahmen des Films einen weiteren K-Raum sieht und eben nicht Block E-R. Vorher, beim Berliner Rundfunk, schaut man genau auf der anderen Seite raus auf einen weiteren K-Raum.

Auch hier bei Radio Aktuell ganz unten unter den CD-Playern ein EMT 266 und darüber ein solches nicht identifizierbares Gerät. Bei DT64 im K6 stand auch eine EMT 266, dazu ein Aphex Dominator. Eigentlich wundert mich, dass die Sendebegrenzer nicht im Schaltraum verbaut waren direkt an den ausgehenden Leitungen. An Messtagen, an denen der K-Raum gewechselt wurde, hätte es mit im Studio verbauten Geräten u.U. Änderungen im Klangbild gegeben (zumindest bei DT64, die ja noch den Dominator drin hatten).


Hatten wir eigentlich das schon?

 
Aber Du hast sie hiermit doch jetzt veröffentlicht...

Da muss ich Dir etwas widersprechen. Ich habe einen kryptischen Link veröffentlicht. Der Link verweist auf eine Datei auf einem nichtöffentlichen Server. Aus dem Link ist nicht erkennbar, worum es sich handelt. – Aber ich meinte natürlich das Weiterverbreiten z.B. auf YouTube oder ähnlichen Plattformen. Ich habe möglicherweise gegen die Forenregeln verstoßen, indem ich einen Link auf rechtlich umstrittenes Material veröffentlicht habe. Aber das müssen die Moderatoren/Admins beurteilen. ;) Ja, einmal im Netz, immer im Netz. Ich muss aber wirklich davor warnen, dieses Material weiterzuverbreiten. Das könnte vermutlich Rechte verletzen.

Und am Ende gehts durch den Techniker-Eingang rüber in einen anderen K-Raum. Das dürfte dann Radio Aktuell (ex DDR 1) gewesen sein. Zur Raum-Belegung geistern ja mehrere unterschiedliche Varianten durch das Forum. Eine (von Switchmaster) bezieht sich aber auf eine Vorwende-Belegung,

Vorwendebelegung ist auch nicht korrekt. Aber K12 für BR kann es nicht gewesen sein, denn da ist über den Technikgang keine Regie gegenüber. Ich tendiere zu K7. Da ist gegenüber K9. Das hattest Du ja auch erkannt. Switchmaster ist übrigens auf tragische und traurige Weise von uns gegangen, Aber das ist ein anderes Thema.

Hatten wir eigentlich das schon?


Ich würde das als grausiges journalistisches Machwerk bezeichnen. Die reißerische Schlagzeile

Trockland lässt Kreative bei DT64 einziehen

ist sowas von daneben, dass es schon wieder lustig ist. Dass dort investiert wird, ist schon recht positiv, aber mit DT64 hat das nichts, aber auch gar nichts zu tun.
 
Ich habe möglicherweise gegen die Forenregeln verstoßen, indem ich einen Link auf rechtlich umstrittenes Material veröffentlicht habe. Aber das müssen die Moderatoren/Admins beurteilen. ;) Ja, einmal im Netz, immer im Netz. Ich muss aber wirklich davor warnen, dieses Material weiterzuverbreiten. Das könnte vermutlich Rechte verletzen.

Die radioforen.de-Nutzungsbedingungen sind eindeutig:
Alle Beiträge, Benutzerbilder und Anhänge müssen frei von Rechten Dritter sein.
 
Gehen wir mal von der "amtlichen" 700er RFZ-Studiotechnik kurz weg hin zu "eine Liga weiter unten, aber immer noch Profi-Liga": auch die Kulturbauten der DDR brauchten Tontechnik. Die Raumakustik wurde ja schon teils unter Mithilfe des RFZ konzipiert, so wurden z.B. in den 1970er/80er Jahren die Stadthallen in Chemnitz, Suhl und Gera raumakustisch geplant von Gisela Herzog, die in den 1950er Jahren die legendären Säle im Block B Funkhaus Nalepastraße raumakustisch gerechnet und baulich begleitet hat. Auch bei den Stadthallen kam raumakustisch großartiges heraus, das man heute kaum noch in dieser Form bekommen könnte für Städte dieser Größe.

Das Haus der Kultur Gera - seit Jahren heißt es "Kultur- und Kongresszentrum" (KuK) - mit seinem akustisch erstklassigen Saal war gestern mal wieder im Regional-TV. Durch Vernachlässigung bei der Finanzierung der Erhaltung der Substanz und eine für Gera typische "erstmal müssen wir blockieren, um andere zu schädigen"-Mentalität gibt es die Gelegenheit, bis heute DDR-Tontechnik im KuK zu bestaunen. Dem Team des KuK sind hier keine Vorwürfe zu machen, im Gegenteil: sie haben bislang das nach 40 Jahren verständlicherweise stark sanierungsbedürftige Gebäude optisch und hinsichtlich seiner Technik bestens am Leben erhalten und sicher durch alle Zeiten gebracht.

Um 2014 herum stand das KuK schon einmal komplett vor dem Aus - die Nachnutzungsvorschläge reichten allen Ernstes bis hin zu "Autohaus" mitten im Stadtzentrum. Welcherart Zukunft dieses Gebäude in einer Stadt mit diesem doch recht "speziellen" gesellschaftlichem Klima haben wird, muss sich erst noch zeigen.



KuK Gera - Tonregie.jpg

Das Mischpult stammt soweit mir bekannt aus dem Funkwerk Leipzig statt direkt aus dem RFZ Adlershof.

Die kleinen Lautsprecher auf dem Pult sind Einweg-Systeme Heli K12, die es passiv (auch für Privatkunden) und mit "Verstärkerrücken" als Aktiversion gab - letztere wurde in den K-Räumen in der Nalepastraße aber nur für Kommandozwecke benutzt. Ich habe ein Paar K12 passiv aus dem Nachlass meines Vaters zu Hause - klanglich brauchbar sind sie nur bei verstärkerseitiger brutaler Tiefen- und Höhenanhebung - dann kommt man aber nur auf mittlere Zimmerlautstärke, danach riskiert man auf die Polplatte des Magneten aufschlagende Schwingspule. Linear angesteuert, sind das soweit ich mich erinnere absolut unbrauchbare Lautsprecher.

Die großen Lautsprecher dürften Heli Z131 sein, vermute ich.

Bandmaschinen hats auch noch und viele Verstärker für einstige Zonenbeschallung im Haus.
 
@lg74 Ein klasse Beitrag! Da hat sich diese Technik, wie in einer Zeitkapsel erhalten, hoffentlich bleibt diese auch erhalten.

Sage mal, ist Dir was vom Wachregiment Adlershof bekannt? War das für die kritische Infrastruktur vom Funkhaus mit verantwortlich ?
 
hoffentlich bleibt diese auch erhalten.
Ja, hoffentlich - aber bitte nicht dort, sondern in einem Museum oder bei einem engagierten Freak, bei dem das Zeugs nicht im Keller verrottet. Würde ich ne Gelddruckmaschine haben, bekämen sie von mir eine Stagetec oder Lawo oder was-auch-immer da für heutige Ansprüche gut wäre. Es ist ja heute auch so, dass man am FOH-Platz im Saal (den gab es natürlich auch, das wurde nicht von da oben aus gemacht, sondern natürlich von den besten Plätzen im Saal aus) eigentlich kein Pult mehr braucht außer für Eigenveranstaltungen: die Stars, die heute durchs Land reisen, bringen ihre Anlage normalerweise selbst mit. Das hat im Palast der Republik auch für hübsch skurrile Szenen mit James Last gesorgt, aber das ist eine andere Geschichte (und Armin Höhde, der sie erzählt hat, ist leider auch schon verstorben).

Ausm Palast der Republik gab es übrigens eine Leitung ins Funkhaus Nalepastraße für direkte Übertragungen. Das Schild, das angeblich im Schaltraum an der entsprechenden Leitung war, existiert auch noch: das steckt am Plattenspieler des Menschen, der eine Etage unter mir wohnt. Ist auch ein Nalepastraßianer gewesen.

Fällt mir gerade noch ein: es gibt im KuK Gera auch mindestens eine Dolmetscherkabine für Tagungen. Womöglich nie genutzt - der dort von mir 2014 besichtigte BR25-Lautsprecher hatte auch - ohne jemals Dienst geleistet zu haben - standesgemäß zerbröckelnde Sicke. Den könnte man aber auch heute noch wieder in Neuzustand versetzen lassen, was sich klanglich sogar lohnt. Ist ja eine Geithain-Entwicklung.

Zum Wachregiment kann ich spontan nichts sagen. @Lindi sollte aber wissen, ob die Adlershofer Truppe irgendwas mit dem Schutz der anderen Straßenseite in Adlershof (Fernsehen) und den Hörfunkern in der Nappalederstraße zu tun hatte.
 
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der dort von mir 2014 besichtigte BR25-Lautsprecher hatte auch - ohne jemals Dienst geleistet zu haben - standesgemäß zerbröckelnde Sicke. Den könnte man aber auch heute noch wieder in Neuzustand versetzen lassen

Das stimmt. Ich habe vor einiger Zeit meine beiden BR25 in Geithain instandsetzen lassen. Die Lautsprecher sind bei mir als L und R im Wohnzimmer eingesetzt und werkeln an einem Yamaha RX-V750 zusammen mit einem Yamaha YST-SW315 Subwoofer. Der Entwickler und langjährige Geschäftsführer der Musikelektronik Geithain, Joachim Kiesler, ist übrigens 80 geworden und immer noch frisch und munter. Ich hatte ihn persönlich kennengelernt und mehrfach getroffen.

Zum Wachregiment kann ich spontan nichts sagen. @Lindi sollte aber wissen, ob die Adlershofer Truppe irgendwas mit dem Schutz der anderen Straßenseite in Adlershof (Fernsehen) und den Hörfunkern in der Nappalederstraße zu tun hatte.

Nein, sicher weiß ich es nicht. Sowohl in der Nalepastraße wie auch auf dem Fernsehgelände in Adlershof waren es Angehörige der sogenannten Deutschen Volkspolizei, die mit dem Objektschutz und der Eingangskontrolle betraut waren. Jedenfalls trugen sie die grüne Polizeiuniform. Das heißt aber gar nichts. Vom Wachregiment „Feliks Dzierzynski“ weiß man, dass es je nach Auftrag mal diese und mal jene „Bekleidung“ getragen hat. So konnte das ebenso NVA-Uniform, FDJ-Hemd oder sogar Postuniform (Passierscheinabkommen) sein, zivile Bekleidung natürlich auch. Sehr glücklich müssen die „Polizisten“ in der Nalepastraße und in Adlershof nicht mit ihrer Aufgabe gewesen sein. Ich hörte seinerzeit von mehreren Suiziden.
 
Der Entwickler und langjährige Geschäftsführer der Musikelektronik Geithain, Joachim Kiesler, ist übrigens 80 geworden und immer noch frisch und munter.
Dazu aktuell wieder mal online, wenngleich in grauenvoll verzischelter, nahezu unerträglich kaputter Qualität:


Was hat der MDR da wieder beim x-ten Reencodieren kaputt gemacht?

Bei Herrn Kiesler muss man aber auch immer wachsam sein, der nächste Scherz könnte unmittelbar hinter der nächsten Ecke lauern.
 
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Na, so schlimm fand ich es nun auch wieder nicht. Inhaltlich war es aber ein sehr gut gemachter Beitrag. Einmal wurde sogar das ZDF als Anwender erwähnt. Das kann sich aber nur auf einen Lautsprechervergleich zwischen K&H und Geithain bezogen haben, den ich vor mehr als 20 Jahren auf dem Lerchenberg durchführen ließ. Dabei wurden Studiomonitore unterschiedlicher Größen beider Hersteller mit unterschiedlichem Audiomaterial von Toningenieuren des stationären und des mobilen Bereichs verglichen. Das Ergebnis war ernüchternd und fiel zugunsten von Klein&Hummel aus. Ich erinnere mich auch an eigene Erfahrungen mit der RL900, die in Adlershof in einigen neueren Regieräumen verwendet wurde. Ich hatte immer das Gefühl, den Ton durch eine Membran hindurch zu hören. Die Wiedergabe über die O731 hatte ich stets als transparenter gefunden. Aber ich habe ja auch in der Aktualität und nicht in der Musikproduktion die Regler geschoben. So äußerten sich auch die Tonings in Mainz bezüglich der K&H Monitore. Die Geithainer klingen "schön", die Klein&Hummel dagegen charakterlos neutral. Herr Kiesler hat mir einmal erklärt, dass er "seine" Lautsprecher für Musik und da speziell für die Bachtrompete von Ludwig Güttler optimiert. Und das stimmt auch. Ich habe das noch nie auf anderen Lautsprechern so klar und authentisch gehört.
Bei Herrn Kiesler muss man aber auch immer wachsam sein, der nächste Scherz könnte unmittelbar hinter der nächsten Ecke lauern.
Da ist was dran. Er hat eine feine Art von Humor. Ich finde ihn sehr sympatisch und unterhaltsam.
 
Danke, sehr schön! Wird vielleicht nicht allzu lange dort zu sehen sein (es verschwand schon einmal ein Videoschnipsel dieses Events), also: sichern.

Wenn du dann schon in der Einführung deinen Patenonkel siehst, kannste nur noch feiern. ;)

Beim ersten schnellen Durchschauen sah ich den ursprünglichen Initiator dieses Instruments, Gerhard Steinke, Toningenieur und Mit-Entwickler Klaus Bechstein sowie Gisela Herzog, die Raumakustikerin, die Anfang der 1950er Jahre genau diesen Saal und die anderen Räume in Block B akustisch geplant und die Bauausführung überwacht hat. Als das Konzert stattfand, war Frau Herzog knapp 87 Jahre alt. Da rannte sie noch putzmunter durch Oberschöneweide und besuchte regelmäßig die Philharmonie am Potsdamer Platz (aber immer nur auf bestimmten akustisch guten Plätzen...).

Ich erwarte da noch mehr bekannte Gesichter, bin aber gerade mit der Geschwindigkeit eines 56k-Modems unterwegs. Muss ich bei Gelegenheit nachliefern, falls ich dran denke.

Der Film von Ina Pillat über das Subharchord wurde nun auch in Berlin gezeigt:


Ich habs auch erst danach erfahren und wäre eh nicht vor Ort gewesen.

Und, um bei musikalischen Begrifflichkeiten zu bleiben: es soll wohl zu einigen Misstönen rund um den Film gekommen sein. Genaueres weiß ich aber noch nicht. Muss ich mal die Ohren aufspannen.

Ach so: Saal 1 mit dem original-Gestühl ist inzwischen ja wohl auch permanent Geschichte.
 
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Nachtrag, nachdem das Video durch die Leitung getröpfelt ist: zwischen Gerhard Steinke und Gisela Herzog sitzt der im Sommer 2021 verstorbene Frederic Rzewski, der auf Einladung 1965 eine Zeit lang Tag für Tag von Westberlin über die Sektorengrenze kam, nach Adlershof ins RFZ ins "Labor für Akustisch-Musikalische Grenzprobleme" (!!!) fuhr und dort am Subharchord komponierte und spielte. Dabei entstand ein Stück, das den Titel "Zoologischer Garten" trägt:


Höre ich da Bahnsteigansagen vom Zoologischen Garten im Hintergrund? Und ab 14:05 fährt ein Zug mit Dampflok aus?

Ebenfalls im Publikum: Georg Geike, der sich um die spielfähige Restaurierung des Subharchords verdient gemacht hat.

Eine Reihe hinter Gerhard Steinke sitzt Heinz Kaiser, in Dresden bei der DEFA mit Ton und Subharchord beschäftigt.

Sehe ich da nicht auch noch Klausjörg Herrmann vom DEFA-Trickfilmstudio Dresden?
 
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Kann mir vielleicht jemand erklären, was man auf diesem Foto genau sieht.

An welcher Stelle wurde es aufgenommen?
Was sind das für Eingänge hinten und rechts?
Was befand sich im Rücken des Fotografen?
Gab es dort einen Taxi-Stand?
Wer sendete aus dem großen Gebäude rechts?
Auf welches Jahr schätzt ihr die Aufnahme?
 

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