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Gendern im Radio

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Ich vermute, dass viele gendernde Medienschaffende ideologisch verblendet sind, sich für etwas Besseres halten und den Rest der Gesellschaft umherziehen möchten.
Subjektiv habe ich aber die Empfindung, dass Genderitis im Radio und Fernsehen weniger geworden ist.
Hoffentlich Irre ich mich hier nicht!
 
Ich finde ja, Matthias, allein, wenn man etwas "elegant umschiffen" muss, stimmt doch irgendetwas nicht. Da lauert doch schon die Schere im Kopf. Ich will in einer Gesellschaft leben, in der ich - ohne schief angesehen zu werden - manches eben nicht elegant umschiffen muss.
Ich habe jetzt nicht aus privater Perspektive argumentiert, wo jeder so reden darf, wie er möchte, sondern ich ging jetzt schon davon aus, dass es sich um geschriebene oder gesprochene Texte handelt, die irgendwo veröffentlicht und vom Auftraggeber abgenommen werden.

Ich hatte mal den Fall, dass jemand im O-Ton von "Radfahrerinnen und Radfahrern" sprach, und mir dann von der Kundschaft jemand in der Untertiteldatei daraus "Radfahrer*innen" gemacht hat. Da habe ich dann tatsächlich interveniert, weil ich davon ausgehe, dass derjenige ganz bewusst eben keinen Genderstern gesprochen hat. Also will ich ihm den auch nicht per Untertitelung in den Mund legen.

Von besagter Kundschaft habe ich seitdem übrigens keinen Auftrag mehr bekommen. Das kann aber auch reiner Zufall sein.

Matthias
 
Zuletzt bearbeitet:
Gute Frage! Was macht ein Sprecher, der explizit Gender-Gegner ist, wenn ein Kunde das Gendern verlangt? Wie opportunistisch ist man da? Strikt aufs Honorar geguckt, Augen zu und durch? Den Auftrag ablehnen? Das muss wohl jeder Kollege für sich entscheiden. Ich würde es - denke ich - ablehnen.
 
wenn ein Kunde das Gendern verlangt?
Es wäre für mich die Frage, welche Form des genderns er verlangt. Wenn ich Rechtschreibung und Grammatik vergewaltigen soll und mit Sternchen, BinnenI, Sprechpausen und dergleichen mich zum Affen machen soll, bin ich draußen. Aber Gendern mit den Mitteln und Möglichkeiten unserer Sprache, etwa , indem ich die weibliche und die männliche Form benenne (z.B. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen) oder dafür Substitute finde (die Belegschaft), da bin ich dabei.
 
Ich hatte mal den Fall, dass jemand im O-Ton von "Radfahrerinnen und Radfahrern" sprach, und mir dann von der Kundschaft jemand in der Untertiteldatei daraus "Radfahrer*innen" gemacht hat. Da habe ich dann tatsächlich interveniert, weil ich davon ausgehe, dass derjenige ganz bewusst eben keinen Genderstern gesprochen hat. Also will ich ihm den auch nicht per Untertitelung in den Mund legen.
Da sprichst Du ein interessantes Thema an. Ich erlebte es leider immer wieder, wenn ich Artikel für unsere Schulzeitung schrieb, dass nachträglich dahingehend an diesen herumgebastelt wurde, ohne Rücksprache mit mir als Autor. Allerdings muss man dazu sagen, dass dieses Eingreifen der Redaktion leider generell zu beobachten war, nicht nur aufs Gendern bezogen.
Derweil eine Beobachtung von der Uni: Es ist erfreulicherweise nicht so schlimm, wie ich befürchtet habe. Das Lehrpersonal gendert überwiegend nicht, meine Kommilitonen auch kaum, jedenfalls die, die ich bisher schon häufiger habe reden hören. Es gibt freilich auch Ausnahmen. Regelmäßig lässt mich beispielsweise eine Dozentin aus den Politikwissenschaften verzweifeln, die ziemlich konsequent die weibliche Form als generische missbraucht. Das gipfelt dann in solchen Auswüchsen, dass sie uns erklärt, die fünf Wahlgrundsätze hätten bedingungslose Gültigkeit für alle Wählerinnen, gleich welcher Religion, Weltanschauung, Abstammung oder eben auch welchen Geschlechts. Ja, wenn das Geschlecht keine Rolle spielt, dann betrifft es doch nicht nur die Wählerinnen. Weibliche Wähler? Ja, die gibt es. Sie werden konkret Wählerinnen genannt. Aber männliche Wählerinnen?
In diesem Zusammenhang machte ich mir dann ein wenig Gedanken und kam dabei zu dem Schluss, dass diese ganze Idee von Gendersprache meiner Ansicht nach ganz maßgeblich auf einem kolossalem Missverständnis der Deutschen Sprache und ihres Aufbaus basiert. Es wird immer davon ausgegangen, dass man, weil ja alles, was nicht männlich ist, systematisch unterdrückt würde, die männliche Form auch gleich als generische genutzt hätte. Und natürlich ist es richtig, dass die generische Form meist maskulin ist. Das betrifft ja aber nicht nur Bezeichnungen, die sich auf Menschen beziehen, sondern lässt sich beispielsweise auch bei der Bezeichnung von Haushaltsgegenständen beobachten. Das Gerät, mit dem man Wasser kocht, ist ein Wasserkocher, das Behältnis, mit dem man sich Salz aufs Essen streuen kann, ein Salzstreuer, die Maschine, die die Wäsche trocknet, ein Wäschetrockner und so weiter. Das heißt für mich: Diese Art, aus Tätigkeiten Bezeichnungen für die sie ausführenden abzuleiten, ist völlig normal und hat in aller Regel nichts mit Geschlechtern, Rollenbildern und so weiter zu tun, weil es die bei diesen Gegenständen ja gar nicht gibt, nicht geben kann. Und wenn die Person, die Briefe zu mir trägt, der Briefträger, die Person, die ein Geschäft führt, ein Geschäftsführer und die Person, die eine Erfindung macht, ein Erfinder ist, hat das vielleicht auch gar nicht mal damit zu tun, dass all diese Tätigkeiten mehr oder weniger unterbewusst nur Männern zugeschrieben werden, sondern einfach damit, dass es nun einmal im Deutschen üblich ist, Worte auf diese Weise zu bilden. Und das ist es aus gutem Grund, denn es ist in aller Regel die kürzeste Form, von der sich dann weitere Bezeichnungen ableiten, beispielsweise Pluralformen oder eben auch die weibliche Form.
Vielleicht ist also das Problem, wenn man denn in der ganzen Thematik ein solches für sich ausgemacht hat, gar nicht mal, dass wir die männliche Form als generische Form verwenden, sondern umgekehrt, dass wir die generische Form gleichzeitig auch dann verwenden, wenn nur Männer gemeint sind. Möglicherweise wäre ein besserer Lösungsansatz ja, sich eher um eine Form zu bemühen, die immer dann verwendet werden kann, wenn tatsächlich ausschließlich Männer gemeint sind und dies für den Sachzusammenhang eine entscheidende Rolle spielt.
Ein Beispiel: Nehmen wir einmal an, eine solche Form würde immer so gebildet, dass am Ende einer explizit männlichen Bezeichnung ein "ich" (bei Worten, deren generische Form bereits auf "er" endet), beziehungsweise "erich" (bei allen anderen Endungen der Generischen Form) stünde. Ja, ich weiß, das liest sich jetzt erst einmal gewöhnungsbedürftig, dürften viele bei "erich" doch an einen Vornamen denken, zumal an einen politikhistorisch nicht ganz unbelasteten. Aber "innen" gibt es ja schließlich auch schon als eigenständiges Wort mit völlig anderer Bedeutung. Lasst uns also ruhig mal mit der Endung "erich" denken. Wenn wir nun beispielsweise über das Amt, die Rolle und die Aufgaben eines Bundeskanzlers sprächen, könnten wir im gesamten Text von Bundeskanzlern sprechen. Die Aufgaben eines männlichen und eines weiblichen Bundeskanzlers unterscheiden sich ja nicht. Wenn es dann tatsächlich um die Geschlechterverteilung der Amtsträger geht, könnte man nun beispielsweise schreiben: "Die Bundesrepublik Deutschland hatte bisher neun Bundeskanzler. Mit Angela Merkel gab es von 2005 bis 2021 erstmals eine Bundeskanzlerin, während es zuvor und danach immer ein Bundeskanzlerich war". Diese Lösung hätte gegenüber dem Gendern, wie es aktuell gemeinhin praktiziert wird, aus meiner Sicht einige Vorteile:
- Die Fälle, in denen es für den Zusammenhang wirklich entscheidend ist, welches Geschlecht die gemeinten Personen haben, ist in aller Regel um ein Vielfaches kleiner als die, in denen das keine Rolle spielt. Es wäre also eine weit weniger große Ummstellung, in diesen vergleichsweise seltenen Fällen anders zu sprechen, als wenn man dies bei konsequenter Umsetzung quasi andauernd tun müsste, sobald es um irgendwelche Personen geht, wie das ja aktuell beim Gendern der Fall ist.
- Es ist an sich doch nur logisch, dass die kürzeste Form, von der sich alle anderen Formen ableiten, auch die am wenigsten spezifische ist, dass ich also mit Studenten alle Studenten gleichermaßen meine. Wenn es dann im Zusammenhang wichtig ist, kann ich dann ja zwischen Studentinnen und eben meinetwegen Studenterichen unterscheiden. Und wer sich von beidem nicht abgeholt fühlt, der bleibt eben einfach bei der generischen Form und ist Student.
- Da die ich-Endung ja direkt ans Wort angehängt wird, analog zur weiblichen in-Endung, entstehen keine Sprechpausen, müssen keine Sonderzeichen oder Großbuchstaben mitten im Wort geschrieben werden und wird in den meisten Alltagssituationen das Sprechen und Schreiben erleichtert, weil eben die kurze, generische Form zumeist ausreichen würde. Diese Veränderung dürfte daher wahrscheinlich nicht als so massiver Eingriff in die Sprache wahrgenommen werden, da er behutsamer und weit seltener wäre. Bei vielen Worten würde ja sogar schon das Anhängen von "ich" ausreichen, wenn diese sowieso schon auf "er" enden.
- Es wäre auf diese Weise auch ganz komfortabel möglich, endlich einmal das Geschlecht überall dort, wo es keine Relevanz hat, in den Hintergrund treten zu lassen. Wenn beispielsweise Lokführer, gleich welchen Geschlechts, für eine höhere Bezahlung in den Streik treten, ist es doch völlig unerheblich, welches Geschlecht diese Menschen haben und man kann sie unter dem generischen Begriff Lokführer zusammenfassen. Geht es nun dagegen um eine Gender-Pay-Gap, wird das Geschlecht freilich durchaus sehr relevant. Und auch hier könnte diese Herangehensweise sehr hilfreich sein, um den Sachverhalt präzise ausdrücken zu können: "Die Lokführerinnen streiken für eine Angleichung ihrer Löhne an die der Lokführeriche. Ihr Ziel ist, dass alle Lokführer für dieselbe Arbeit denselben Lohn erhalten".
Ich persönlich glaube zwar, dass es, wenn man einfach mal damit aufhören würde, Gesagtes bewusst anders zu interpretieren als es vom Sagenden gemeint war, weder die üblichen Genderformen, noch diesen Ansatz von der anderen Seite bräuchte, aber wenn, könnte ich mir dieses System aus den genannten Gründen im Alltag besser vorstellen. Ich fände mal interessant, was Ihr hier im Forum über diesen Ansatz denkt.
 
@TORZ.
Irgendwie musste ich bei Deinem Vorschlag, "ich " oder "erich" an die männliche Form anzuhängen, schmunzeln ;)

Mal ein paar Beispiele:
Arzt - Ärztin - Arzterich
Student - Studentin - Studenterich
Pfarrer - Pfarrerin - Pfarrerich
Autor - Autorin - Autorich
Polizist - Polizistin - Polizisterich

Nee, lass mal, klingt auch doof. 😁

(Ist übrigens von mir nicht böse gemeint, Deinen Beitrag an sich finde ich gut)
 
Vielleicht sollte man, ähnlich wie im Englischen, einfach das grammatikalische Geschlecht weglassen oder neutralisieren.

Das Arzt, das Wasserkocher, das Mond. Kein der, kein die mehr! Nur noch das, wie das englische the. Fertig! Und die Diversen sind dann auch gleich enthalten.

Eine Ärztin wäre dann "das weibliche Arzt". Man würde dann erst merken, wie selten es eigentlich überhaupt relevant ist, das reale Geschlecht eines Menschen zu benennen.

Im Alltagssprech, wo man eh selten Artikel verwendet, würde sich nicht mal so viel ändern. "Ich war gestern beim Arzt!" "Haben wir heute wieder Vollmond?" "Mein Wasserkocher ist schon wieder kaputt!" würde alles weiter funktionieren.
 
Man sollte gar nichts. Einfach nur die deutsche Sprache anwenden.
Ja, das wäre mir freilich auch am liebsten. Und in der Tat, @Mäuseturm, auch die von mir vorgeschlagene Variante klingt freilich ziemlich unrund, merkwürdig und ist ganz gewiss nicht die ultimative Lösung, aber darum ging es mir auch gar nicht. Ich wollte nur einfach mal ein kleines Gedankenspiel unternehmen, indem ich die ganze Thematik einfach mal von der anderen Seite her angehe. Außerdem bin ich, wenn ich auch selbst keine wirkliche Lust hätte, so zu sprechen, nach wie vor der Ansicht, dass sich diese Variante besser und harmonischer in die deutsche Sprache, wie sie bislang funktioniert, einfügen ließe, eben aus den oben dargelegten Gründen.
 
Vielleicht sollte man, ähnlich wie im Englischen, einfach das grammatikalische Geschlecht weglassen oder neutralisieren.

Das Arzt, das Wasserkocher, das Mond. Kein der, kein die mehr! Nur noch das, wie das englische the. Fertig! Und die Diversen sind dann auch gleich enthalten.

Eine Ärztin wäre dann "das weibliche Arzt". Man würde dann erst merken, wie selten es eigentlich überhaupt relevant ist, das reale Geschlecht eines Menschen zu benennen.
Klingt grausam, und im Englischen gibt es auch grammatikalische Geschlechter, z.B. den "Prince" und die "Princess". Aber nicht überall.
 
Ich habe ja den leisen Verdacht, dass diejenigen, die das Gendern erfunden haben und über die Medien weitertragen, heimlich im Eckchen sitzen und sich darüber ins Fäustchen lachen, welche Verrenkungen wir anstellen, um ihnen zu pass zu sein.
Manni hat den Satz gesagt, der auch für mich in Stein gemeißelt ist: "Man sollte gar nichts. Einfach nur die deutsche Sprache anwenden."
 
beziehungsweise "erich" (bei allen anderen Endungen der Generischen Form)
Nicht unbedingt neu, auf einer Station hatten wir einen Pfleger, der stellte sich bei "Neueinlieferungen" den Angehörigen und den Patienten immer mit "Ich bin der Stationsschwesterich" vor. Und hatte damit die Lacher auf seiner Seite. Der einzige Unterschied: Er hatte kein Häubchen zu tragen.
 
Subjektiv habe ich aber die Empfindung, dass Genderitis im Radio und Fernsehen weniger geworden ist.
Hoffentlich Irre ich mich hier nicht!
Das geht mir ähnlich. Seit den letzten Wahlen ist das nochmal auffälliger geworden. Auch die Themen haben sich massiv gewandelt. Möglicherweise wurde den Verantwortlichen bewusst, dass sich das Programm und seine Präsentation inzwischen zu weit von der Masse abgekoppelt hat und sie Gefahr laufen, in eine Sackgasse zu fahren. DDR-Rundfunk hat zum Schluss auch keine Relevanz mehr gehabt.
 
Also, ich höre ja eigentlich nUR auf Arbeit und im Auto Radio...auf Arbeit 91.4 - da wird zum Glück nicht gegendert. Und, im Auto wird fleißig rum gezappt zwischen Spree und Antenne Brandenburg und 88,8...es wird eigentlich nicht auf diesen Sendern gegendert...
 
Antenne Brandenburg und 88,8...es wird eigentlich nicht auf diesen Sendern gegendert...
Gender-Sprech hat im ÖRR nichts verloren! Das ist eine Vergewaltigung der deutschen Sprache & sollte von der neuen Regierung null Toleranz erfahren! Der Spuk muss endlich beendet & verboten werden! Die deutsche Sprache muss wieder das höchste Kulturgut in DE sein! Goethe war gut!:cool:
 
Zuletzt bearbeitet:
Gender-Sprech hat im ÖRR nichts verloren! Das ist eine Vergewaltigung der deutschen Sprache & sollte von der neuen Regierung null Toleranz erfahren! Der Spuk muss endlich beendet & verboten werden!
Dir scheint entgangen zu sein, dass die Regierungen keine Durchgriffsmöglichkeit auf die Inhalte von Hörfunk und Fernsehen haben. Und was die "Verbote" angeht: Ich wäre dann für ein Böllerverbot, ein Dieselverbot, ein Ölheizungsverbot und ein Tempolimit auf der Autobahn. Wenn Du Verbote magst, dann gefällt Dir das doch sicher, oder?

Matthias
 
Gendern verbieten halte ich nicht für sinnvoll, dies sollte auf Freiwilligkeit basieren. Ich halte ebenso auch nichts davon, wenn man es erzwingt, wie z. B. an einigen Unis.

Es gibt nicht wenige Menschen, die bewusst gendern wollen und daraus auch keine große Sache machen. Sie tuns einfach, wie nebenbei. Übrigens ganz unabhängig jeglicher ÖR-Medien.

Wir sollten das alles nicht so gezwungen betrachten, das ist nicht förderlich für diese Debatte.
 
Die Rolle rückwärts beginnt:
Mehrere US-Konzerne, darunter Meta, Amazon, Boeing und Walmart, fahren ihre Programme für mehr Vielfalt am Arbeitsplatz zurück. So wurden beispielsweise auf der Amazon-Webseite „Unsere Positionen“ - einer Übersicht über die Haltung des Unternehmens zu sozialen und politischen Themen - kürzlich bestimmte Abschnitte mit dem Titel „Gleichberechtigung für Schwarze“ und „LGBTQ+-Rechte“ gestrichen beziehungsweise zusammengefasst.
 
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