Gendern im Radio

Dafür sind die Frauenabteilungen der Gefängnisse aber gut gefüllt.
Die Frauenabteilungen bzw. Frauengefängnisse sind aber vergleichsweise klein. Strafvollzug ist Ländersache, so dass ich jetzt nicht auf die schnelle die deutschlandweiten Zahlen gefunden habe, aber man kann wohl davon ausgehen, dass es sich bei den inhaftierten Frauen um einen niedrigen einstelligen Prozentanteil der Gesamtzahl der Strafgefangenen handelt. Unter Juristen gibt es den Spruch "Strafrecht ist Männerrecht". Wenn also irgendwo jemand nach einem Raubüberfall auf der Flucht ist, dann liegt die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um einen Mann handelt, bei rund 99 Prozent. Von daher liegt man meistens richtig, wenn man von "Täter" spricht. Es gibt Schöffen, die auch nach zwei fünfjährigen Amtsperioden keine einzige Frau auf der Anklagebank hatten. Ob es auch Berufsrichter gibt, die in ihrem ganzen Berufsleben keine einzige Frau als Angeklagte hatten, weiß ich allerdings nicht.

Und ich sage gleich noch was, weil derzeit ja viel über "racial profiling" bei der Polizei diskutiert wird: Wenn mich am Eingang zum Görlitzer Park in Berlin-Kreuzberg ein Schwarzer anspricht, dann beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass es sich nicht um einen Drogendealer handelt, genull nau Prozent (um mal einen berühmten Radioforen-Versprecher aufzugreifen). Wenn solche Leute in solchen Situationen kontrolliert werden, dann hat das rein gar nichts mit Rassismus zu tun, sondern ganz einfach mit polizeilicher Berufserfahrung. Kein normaler Berliner Polizist käme auf die Idee, vollkommen grundlos eine dunkelhäutige Familie zu kontrollieren, die gerade durch den Charlottenburger Schlosspark spaziert.

Matthias
 
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aber man kann wohl davon ausgehen, dass es sich bei den inhaftierten Frauen um einen niedrigen einstelligen Prozentanteil der Gesamtzahl der Strafgefangenen handelt.
Das kann nicht gelten, weil es doch in den spinnerten Gendersprechkreisen immerzu heißt, Minderheiten dürfe man nicht einfach so weglassen, vielmehr müssten sie in der Sprache sichtbarer werden.

Richtig wäre also einzig und allein: "Die Täterin, die Täterinnen oder der bzw. die Täter sind flüchtig!"
 
Jedes bewusste und auffällige Gendern, das nichts mit dem eigentlichen Inhalt der Aussage zu tun hat, lenkt ab und will manipulieren.
Vor allem - wenn man ALLES gendern wollen würde, hätte man arge Probleme mit der Verständlichkeit. Merkwürdigerweise sollen (zumindest ist es mir so aufgefallen) nur Begriffe gegendert werden, die DER als Artikel haben. Die DIE-Substantive dürfen natürlich so bleiben wie sie sind.
 
Ich finde interessant, welch Emotionen und Kraftausdrücke hier zu lesen sind, wenn es darum geht Frauen und andere in der Sprache sichtbar zu machen. Ich wundere mich über die Vehemenz mit der der Wille bekundet wird, sich nichts vorschreiben zu lassen in Sachen Sprache.

Von Personen, die das Gendern befürworten bzw. von Menschen, die sich dafür interessieren, habe ich hier keine ähnlichen Posts gelesen. Daher drängt sich mir die Frage auf: 'Wer will hier wem etwas verbieten und vorschreiben?'

Und natürlich, wer gendern möchte, sagt dann auch "Täterin" - warum nicht?

Aber gut: wir kennen uns nicht und ich weiß natürlich auch nicht, welche Erfahrungen Sie in der Vergangenheit bei diesem Thema gemacht haben. Daher kann ich darüber natürlich nicht urteilen. Doch die Schärfe, mit der der Diskussion hier geführt wird, finde ich etwas irritierend.
 
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Ich bin bei dem Thema absolut zwiegespalten. Zum Einen, finde ich, sollte es selbstverständlich sein, dass Frauen in der Sprache sichtbar sind, und ich versuche das selbst in vielen Situationen im Alltag bewusst umzusetzen. Zum Anderen bin ich Sprachästhet, und Sternchen, Unterstriche, Binnen-Is oder Mehrfachnennungen machen einen Satz nicht schöner und nicht prägnanter. Dann lieber nur die weibliche Variante verwenden, aber auch das ist nur ein "Workaround". Die Englisch Sprechenden haben es bei diesem Thema doch sehr viel einfacher.
 
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Von Personen, die das Gendern befürworten bzw. von Menschen, die sich dafür interessieren, habe ich hier keine ähnlichen Posts gelesen. Daher drängt sich mir die Frage auf: 'Wer will hier wem etwas verbieten und vorschreiben?'
Und natürlich, wer gendern möchte, sagt dann auch "Täterin" - warum nicht?

Guter Einwand, seltsamer Thread. Überhaupt hat man zuweilen den Eindruck, der Rechtspopulismus würde sich durch die Hintertür einschleichen. Wie konnte man zuvor lesen?

@KV_Journ
... Gemeinhin nennt man so etwas Propaganda oder Neusprech. Das viele Journalisten das kritiklos mitmachen, zeigt ihr Selbstverständnis und Berufsauffassung. Nicht umsonst verliert der Beruf seit einiger Zeit an Glaubwürdigkeit.

Genderorientierte Sprache ist also Propaganda? Donnerwetter. Sowas bekommt man auch auf AfD-Parteitagen zu hören. Bereits bei der Diskusssion über Corona gab es ja schon so manches rechtslastige Zeug.

Etwas anderes ist es, wenn jemand aus "ästhetischen" Gründen das Gendern im Radio ablehnt. Natürlich hat das eine Einschränkung des Hörgenusses zur folge, klingt es doch hölzern und ungewohnt.

Nur sind dabei Begriffe wie "Propaganda" völlig unpassend. Da steht wohl eine andere Absicht im Raum.
 
Ich finde interessant, welch Emotionen und Kraftausdrücke hier zu lesen sind, wenn es darum geht Frauen und andere in der Sprache sichtbar zu machen.

Ehrlich? Ich wundere mich in der "Gender"-Diskussion nicht mehr über sehr viel. Feminismus im allgemeinen und insbesondere gendergerechte Sprache scheinen eine gewisse Zahl von Leuten immer schon auf die Palme gebracht zu haben, auch wenn ich den Grund dafür nie richtig verstanden habe. Noch besser geht in Radiokreisen eigentlich nur: "UKW oder DAB+". Da kann man sich immer schon Popcorn bereit stellen.

Ich war nie ein großer Fan der Idee weil ich finde, dass sie die Sprache verkompliziert und im schlimmsten Fall nicht erreicht, was sie erreichen soll (also "Frauen und andere sichtbar" zu machen). Trotzdem, jedesmal wenn ich wieder so eine überdrehte Debatte mitkriege bekomme ich mehr Lust überall ein fettes -INNEN dahinter zu sagen. Einfach nur um solche Untergang-des-Abendlandes-Schreier in den Wahnsinn zu treiben.

Ach und was das "Täter"-Problem angeht: Im schweizer Radio heißt es schon seit Ewigkeiten "die Täterschaft". "Die Täterschaft ist noch unbekannt", man weiß also weder wie viele es waren, noch ob es Männer oder Frauen waren. Ums mit Philip Maloney zu sagen: "So geht das!". Aber, wie schon angedeutet, für solche Lösungen müsste man ja ein wenig kreativ sein und mitdenken und das ist natürlich viel zu viel verlangt. Da machen wir uns doch lieber noch etwas über diese dummen Feminist*INNEN lustig, die machen doch dauernd so ulkige Vorschläge. Sagt der Mario Barth auch immer.
 
Eigentlich wollte ich nichts mehr zum Forum beitragen, weil es mir hier zu negativ, zu schwarz-weiß zugeht. Dass ich mich ausgerechnet bei diesem Thema wieder einschalte... nun gut.

Ich bin seit kurzem wieder im Rundfunk tätig und habe mich dafür entschieden, zu gendern. Auch und gerade on air. Möglichst aus dem Bauch heraus. Manchmal vergesse ich es, aber das ist halb so wild. Es geht mit der Zeit immer besser.

Ich würde mich auch als Ästheten bezeichnen. Ich bin schwul, da gehört es fast schon zum guten Ton. ;) Trotzdem stört mich der gesprochene Gender Gap nicht, weil es darum geht, möglichst jeden anzusprechen. Und dafür leiste ich das kleinstmögliche Opfer.

Man gewöhnt sich dran. Man nimmt sich selbst ein Stück weit zurück und geht auf das Publikum zu. Ich respektiere mein Publikum, ganz gleich, wie es sich identifiziert. Gerade bei öffentlich-rechtlichen Sendern, die unter Legitimationsdruck stehen und von weiten Zielgruppen lange Zeit nicht erreicht, aber dennoch mitfinanziert wurden, kann das bestimmt kein schlechter Zug sein.

Respekt ist die Grundlage. Immer.
 
Ich bin schwul, da gehört es fast schon zum guten Ton.
Vorhin hatte ich es mir noch verkniffen, aber nun muss ich wohl: Es nervt mich ebenfalls, dass bestimmte Leute sich permanent in der Öffentlichkeit ungefragt über ihre sexuelle Orientierung äußern. Kann man sowas nicht einfach im Privatleben belassen? Es trägt nicht gerade zur gesellschaftlichen Akzeptanz bei, wenn eine Minderheit permanent ein Maximum an Öffentlichkeit einfordert, und zwar weit mehr, als es ihr anhand ihres geringen Anteils an der Gesamtbevölkerung zusteht. Und ich möchte auch nicht dazu gezwungen sein, das alles toll zu finden.

Ich möchte nochmals betonen, dass ich jeden Menschen in sehr weiten Grenzen so akzeptiere, wie er ist. Aber dieses ungefragte Aufzwingen von intimen Details geht mir einfach zu weit.

Matthias
 
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Solange gleichgeschlechtliche Liebe noch stigmatisiert wird, ist Sichtbarkeit wichtig. Nur weil ich hier verraten habe, dass ich schwul bin, weißt du noch lange nichts über meine Sexualität.

Oder anders gesagt: Wenn du von deiner Freundin/Frau erzählst - oder gar davon, dass du Kinder hast - denkt ja auch keiner zwingend ans Kinderkriegen.

Das ist eine Frage des Anstands. Und nichts anderes darf man auch von dir erwarten, Matthias.
 
Im schweizer Radio heißt es schon seit Ewigkeiten "die Täterschaft". "Die Täterschaft ist noch unbekannt"

Die Täterschaft (ist wie der Anhang -schaft für eine Eigenschaft schon erkennen lässt), im bundesdt. Sprachgebrauch (nördlich der Alpen) etwas völlig anderes als ein Täter oder eine Täterin (Ausführende der Tat)!! Die Täterschaft bezeichnet in Deutschland die Tatausführung selber. "Die Täterschaft (=Beteiligung an der Tat) des Mannes konnte noch nicht nachgewiesen werden."
Deshalb wirst du ja auch wegen Mittäterschaft verurteilt, und nicht als Mittäterschaft sondern als Mittäter!

Oder schreibst du auch "Bei der 26-jährigen Schwangerschaft haben heute die Wehen eingesetzt" wenn du eigentlich eine Schwangere meinst?
Oder "Ich habe meine 47-jährige Freundschaft nach langer Überlegung in diesem Jahr doch endlich geheiratet" wenn du deinen Freund oder deine Freundin meinst?
Oder "Gestern Abend war ich noch bei der Nachbarschaft" wenn du konkret den Nachbarn unter dir meinst?
Dadurch wird doch komplett der Sinn eines Satzes entstellt. Dann müsstest du schon konsequenterweise sagen "Die Tuenden sind auf der Flucht".

wenn es darum geht Frauen und andere in der Sprache sichtbar zu machen.

Geht es wirklich allen, die diese Debatte führen, primär darum? Oder kann es auch ein Antrieb sein, in künftigen Auflagen vom Duden seine Fußspuren zu hinterlassen?
Spätestens wenn die Verständlichkeit und Logik der Alltagssprache darunter leidet, hat man einen Punkt erreicht an dem man mal nachdenken sollte über den Aufbau der Sprache, die sich über viele Jahrtausende entwickelt hat. Und dieser Punkt ist erreicht wenn nur die weibliche Form gesprochen wird oder aus einer Berufsbezeichnung wie "Maler", "Busfahrer" oder "Installateur" eine Tätigkeitsbeschreibung wie "Malende", "Busfahrende" oder "Installierende" wird was inhaltlich nun mal einfach nicht das selbe ist.

Als erstes hat man die dt.Sprache mit englischen Begriffen durchsetzt, danach merkwürdige englisch/deutsche Wortkonstruktionen daraus geschaffen und im 3. Schritt werden dann noch die Personen/Artikel usw. verändert dass jemand der neu in dieses Land kommt überhaupt nicht mehr durchsieht.

Was macht man mit Substantiven, die eine Person beschreiben, die mittlerweile Einzug in den Duden gehalten haben wie "Workaholic" , "Stalker", "Junkie", "Freak", "Nerd", "Star", "Promi", usw. ? Soll da überall noch ein "in" rangehängt werden?

Bei Schimpfworten wird das noch schwieriger. Soll doch mal einer versuchen, die weibliche Form von "Penner", "Schuft", "Drecksack", "Unhold", "Sittenstrolch" oder "Wichser" zu bilden.

Trotzdem stört mich der gesprochene Gender Gap nicht, weil es darum geht, möglichst jeden anzusprechen.

Mich stört schon so eine dämliche Vokabel wie "Gender Gap", was kein richtiges Deutsch und kein richtiges Englisch ist. Und eine Sprechpause macht man dann, wenn ein Sinnabschnitt zu Ende ist und der Zuhörer kurz innehalten soll um über das Gehörte nachzudenken. So wie ein Absatz in einem Text. Mich persönlich irritieren irgendwelche Wortlücken mitten im Satz oder in einem noch nicht inhaltlich abgeschlossenen Gedanken. So wie es sicherlich den Leser irritiert wenn plötzlich mitten im









Absatz eine Lücke klafft.
[siehst du was ich meine?]

Sympathisch finde ich manche Regionen Niederbayerns, da gibt es das schöne Wort "das Mensch" für eine junge Frau.
 
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@Pianist_Berlin entzieht seiner Argumentation doch schon die Grundlage, indem er die Akzeptanz einer gesellschaftlichen Gruppe dadurch gefährdet sieht, dass sie sich genauso verhält wie der Rest der Gesellschaft. Akzeptanz wäre, wenn du die Äußerung von Super_collider einfach zur Kenntnis nehmen oder überlesen würdest - wie es dir beliebt. Dass wir gesellschaftlich vielleicht noch nicht an diesem Punkt angekommen sind, wird dadurch offenbar, dass du sie stattdessen zum Diskussionsgegenstand über ein vermeintlich kollektives Verhalten einer überaus heterogenen Gruppe machst.
 
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noch nicht an diesem Punkt angekommen sind, wird
Ich denke eher dass wir dort nie ankommen werden, es aber immer wieder versuchen. Das ist die Krux der ganzen Sache. Das ist wie beim lernen, man (ver)lernt nie zu 100 % aus. Genau so verhält es sich auch mit Rassismus. Es ist schade, dass es das gibt. Ändern wird sich daran aber so schnell nichts können. Dafür gibt es einfach zu viele Diskriminierer.
 
Ok, dann muss ich meinen obigen Beitrag noch ergänzen. Kreativ werden die Gegner*INNEN der gendergerechten Sprache immer nur, wenn sie Beispiele für die ABSOLUTE Unmöglichkeit dieser Sprachform finden wollen. Da laufen sie dann zur Höchstform auf und haben plötzlich Sprachwissenschaften studiert. Wenn sie dabei auch leider das schöne deutsche Wort Staatsanwaltschaft vergessen, dass ihrer Meinung nach gar nicht existieren dürfte. Traurig, traurig...

Und du, @Pianist_Berlin : Pass mal lieber auf, dass du hier nicht von der lauschigen Mehrheitsposition in diesem Thread in die Minderheit abrutschst. Ich bin zwar nicht homosexuell. Aber ich bin blind, und ich kann es absolut nicht leiden, wenn Leute auf derart ekelhafte Art angegangen werden, nur weil sie angeblich "anders" sind und darüber schreiben. Also: Frauen, Homosexuelle und Behinderte hast du schon mal gegen dich. Gibts noch ein paar "Minderheiten" mit denen du ein Problem hast? Die dir nicht dauernd gemeinerweise von ihrem Privatleben erzählen sollen obwohl sie es gar nicht getan haben?
 
Ich denke eher dass wir dort nie ankommen werden, es aber immer wieder versuchen. Das ist die Krux der ganzen Sache. Das ist wie beim lernen, man (ver)lernt nie zu 100 % aus. Genau so verhält es sich auch mit Rassismus. Es ist schade, dass es das gibt. Ändern wird sich daran aber so schnell nichts können. Dafür gibt es einfach zu viele Diskriminierer.
Da ist was dran. Aber umso mehr muss man auf das Ziel hinarbeiten, um sich ihm asymptotisch anzunähern.
 
Als
"Penner", "Schuft", "Drecksack", "Unhold", "Sittenstrolch" oder "Wichser"
werden zu 99 Prozent wohl Männer bezeichnet. Eine Frau als Drecksack zu bezeichnen passt ja nicht wirklich.

Es ist schade, dass es das gibt. Ändern wird sich daran aber so schnell nichts können. Dafür gibt es einfach zu viele Diskriminierer.
Rassismus wird es wohl leider immer geben. Und dabei ist es egal in welchem Land, und von wem der Rassismus ausgeht.
 
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