Gendern im Radio

Und was sind dann die Relativitätstheorie, oder die Erfindung der Mathematik. Kam das alles etwa aus heiterem Himmel? 🤔
Und vor der Erfindung der Schwerkraft sind alle von der Erde gefallen.

Um so mehr erstaunt es mich, daß hier, im Radio(!)forum, sich niemand über diese unaussprechlichen Konstruktionen wie Sternchen, Tiefstriche, Professx, oder Binnenmajuskeln echauffiert.
Ich habe gar nicht den Eindruck, dass ihr euch nicht echauffiert. :)
 
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Und was sind dann die Relativitätstheorie, oder die Erfindung der Mathematik. Kam das alles etwa aus heiterem Himmel? 🤔
Ist das Sarkasmus oder ist dir tatsächlich nicht bewusst wie die Beispiele deinem eigenen Argument wiedersprechen? Nein, "aus heiterem Himmel" kam die Relativitätstheorie sicherlich nicht, aber trotzdem muss dir doch klar sein, dass ihre Gesetze schon gegolten haben, als Einstein sie noch nicht aufgezeichnet hatte. Oder willst du etwa behaupten Einstein habe sie "erfunden"? Sprachwissenschaft funktioniert - wenn auch auf ganz anderem Gebiet - ebenso. Die Sprachwissenschaft sagt niemandem, wie man zu sprechen hat. Sie beobachtet nur wie gesprochen und geschrieben wird und leitet daraus Regeln ab. Wenn sich die Gesellschaft nun dazu entschließt Frauen (oder Minderheiten) in der Sprache stärker einzubeziehen, dann wird sich die Sprachwissenschaft danach richten und tut es ja auch schon.
 
...an ihre logischen Grenzen stoßende Konstrukte wie Studierende zu nutzen, ...

Mir fehlt da der Optimismus! Vorstandsvorsitzende sogar außerhalb von laufenden Sitzungen so zu bezeichnen, hat nach meinem Eindruck das logische Denken der deutschsprachigen Bevölkerung auch nicht überfordert.
 
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Sprachwissenschaftler untersuchen Sprache, beschreiben, leiten Gesetzmäßigkeiten ab. Niemals, niemals, niemals legt ein Wissenschaftler irgendetwas fest!
Absolut richtig. Sprache ist ein bockiges Wesen und lässt sich nichts vorschreiben. Das, was momentan in Funk und Fernsehen betrieben wird, wird nicht funktionieren. Das sollten Leute wie Anne Will, die ich eigentlich immer geschätzt habe, endlich begreifen. Und auch der DLF, dessen treuer Hörer ich seit über 40 Jahren bin, hat mich in dieser Beziehung schwer enttäuscht. Was soll das? Sind das Corona-Begleiterscheinungen?
 
Aber dass sich Sprache wandelt, anpasst, es im Duden (oder woanders) zu Veränderungen kommt und es Begriffe gibt, die (vom Mittelalter bis zur Gegenwart) häufig anders verwendet werden und wurden, sind wir uns einig?
Sprache verändert sich ständig. Meistens aber auf natürliche Art, weil z.B. Jugendliche kreativ mit Sprache umgehen und das irgendwann Einzug in die breite Masse findet. Oder weil für neue Dinge neue Begriffe notwendig sind. Aber hier wird versucht, der Allgemeinheit für einen an sich guten Zweck etwas Unausgegorenes (zumindest empfinden das wohl die meisten so) aufzuoktroyieren.
 
Absolut richtig. Sprache ist ein bockiges Wesen und lässt sich nichts vorschreiben. Das, was momentan in Funk und Fernsehen betrieben wird, wird nicht funktionieren. Das sollten Leute wie Anne Will, die ich eigentlich immer geschätzt habe, endlich begreifen.

Das verstehe ich jetzt nicht. Das zeigt doch gerade, DASS es funktionieren kann. Nach vielen Jahren kommt das gesprochene Binnen-I aus der Nische. Wenn das eine völlig spinnerte Idee wäre, würden doch nicht die Moderationsstars anfangen, das mal für sich selbst auszuprobieren.
 
Meistens aber auf natürliche Art, weil z.B. Jugendliche kreativ mit Sprache umgehen und das irgendwann Einzug in die breite Masse findet.

Ach, und Binnen-I und Gender-Gap sind aufgekommen, weil das ein paar alterssenile Sprachräte ausgedacht haben und das nun allen befehlen wollen? Wäre mir neu. Die geschlechtergerechte Sprache verbreitet sich doch gerade von jüngeren, vor allem studentischen Gruppen in die breite Masse.
 
@OnkelOtto : Wir beobachten doch zumindest einen Prozess, in dem mehr und mehr Menschen von der Notwendigkeit des Genderns ehrlich überzeugt sind. Zu glauben, dass geschlechtergerechte Sprache von einem jahrelangen Nischendasein über die Studierenden bis hin zu den Moderationsstars vor einem Millionenpublikum findet, weil eine irrlichternde Sprachpolizei das angeordnet hätte, ist aus meiner Sicht nah dran an einer Verschwörungsideologie.
 
@OnkelOtto : Wir beobachten doch zumindest einen Prozess, in dem mehr und mehr Menschen von der Notwendigkeit des Genderns ehrlich überzeugt sind.
Das bestreiten auch gar nicht so viele. Es geht aber um das Wie. Und das wirkt mit *I innerhalb eines Wortes und kuenstlicher Sprechpause an einer Stelle, an der normalerweise keine hingehoert, verkrampft und nicht zu einer normalen Sprachentwicklung passend.

@OnkelOtto : Zu glauben, dass geschlechtergerechte Sprache von einem jahrelangen Nischendasein über die Studierenden bis hin zu den Moderationsstars vor einem Millionenpublikum findet, weil eine irrlichternde Sprachpolizei das angeordnet hätte, ist aus meiner Sicht nah dran an einer Verschwörungsideologie.
Sehe ich auch so. Aber daraus dann das Gegenteil zu schlussfolgern, ist vielleicht auch nicht ganz korrekt. ;)
 
Wenn ich sage "Kolleginnen und Kollegen" oder "männliche und weibliche Kollegen" oder "Kollegen beiderlei Geschlechts", dann habe ich damit geschlechtsgerecht formuliert und überhaupt keine neuen Sprachformen kreiert, denn diese Möglichkeiten bietet die deutsche Sprache bereits seit Langem. Es braucht also überhaupt keine neuen, künstlichen Formen, schon gar nicht solche, die allen Regeln der Rechtschreibung widersprechen, denn was ich ausdrücken will, das kann ich mit leidlich gutem Willen auch ausdrücken.
Geht es also lediglich um geschlechtsgerechte Sprache, dann reicht das vorhandene Instrumentarium vollkommen aus.
Geht es aber um Ideologie oder um Gesinnungserzwingung, dann brauche ich in der Tat die entsprechenden Zwangsinstrumente.
 
Das mit den ewiggültigen und absolut unveränderlichen Regeln der Rechtsschreibung hatten wir nun wirklich schon ausführlich genug erklärt, und was die "Zwangsinstrumente" angeht, werden die hier auch immer nur behauptet. Wo wird wer zum Gendern gezwungen?
 
"Gendern im Radio" war ja erst mal methodenoffen gemeint - es geht nicht darum, dass nun alle mit Sonderzeichen sprechen (wollen/müssen/sollen). Mich hat interessiert: Was funktioniert wo im Radio - genauso wie bei anderen Dingen auch kann es hier keine einheitliche Antworten geben, da verschiedene Zielgruppen unterschiedliche Einstellungen dazu haben und unterschiedliche Redaktionen eben auch.

Erst mal geht es darum, sich anzuschauen, wie wir da sprechen und ggf. auch Dinge zu hinterfragen. Dinge zu hinterfragen ist übrigens keine Erfindung des Genderns und auch nicht ausschließlich jenen vorbehalten, die manipulieren wollen oder Böses im Sinn haben. Es werden auch in anderen Bereichen Sprachgewohnheiten überdacht, oder? Zum Beispiel gibt es Menschen, die bewusst auf militärische Phrasen versuchen zu verzichten (z.B.: "Flinte ins Korn werfen", Vorreiter ... oder Ähnliches)

... dann habe ich damit geschlechtsgerecht formuliert und überhaupt keine neuen Sprachformen kreiert, denn diese Möglichkeiten bietet die deutsche Sprache bereits seit Langem. .

So kann Gendern ja auch funktionieren. Diese Art zu gendern fällt halt weniger auf...
 
es gibt Personen, die sich weder als Männchen oder Weibchen fühlen. - Was machst du mit jenen?
Da es ja kein drittes Geschlecht gibt, sondern diese Personen, die du meinst, sich in einem wie auch immer verteilten Mix der beiden Geschlechter weiblich und männlich sehen, sind sie in der Formulierung "beiderlei Geschlechts" m. E. mit enthalten, sogar besonders treffend beschrieben, denn sie sind "beiderlei Geschlechts".
 
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