Gendern im Radio

Vielleicht ist hier aber auch ein n verlorengegangen. Für Mannheim hätte ich da auch schon einen Vorschlag, der mir übrigens sehr gefallen würde: MONNEM! 😄
 
Ohne jetzt die vorangegangenen 80 Seiten gelesen zu haben: Hat von Euch jemand schon jemals so etwas im Radio gehört wie...

"Achtung, auf der B1234 kommt ihnen eine Falschfahrerin oder ein Falschfahrer entgegen. Bitte fahren Sie..."

oder "Zu Risiken und Nebenwirkungen ... fragen Sie ihre Ärztin oder Ihren Arzt oder Ihre Apothekerin oder Ihren Apotheker..."

Sicher nicht, weil's Geld oder Leben kosten kann. Also - es ginge doch. Mit Schrecken erinnere ich mich an einen keine fünf Minuten langen Wortbeitag (DLF? hr-info?), in dem 14 mal die Formulierung "Schülerinnen und Schüler" wiederholt wurde. Ich weiß es deshalb so genau, weil ich bei der Wiederholung entnervt mitzählte.

Zum Glück sind Crash Test Dummies englischsprachigen Ursprungs. Der Dummy ist im Deutschen männlich, und ja, es gibt ihn als weiblichen Dummy auch in weiblicher Ausführung. Sollen sich also demnächst keine Denglisch-Gegner und Denglisch-Gegnerinnen wundern, wenn obige Beispiele durch geschlechtsneutrale Wrong Way Drivers, Doctors, Pharmacists oder Students ersetzt werden. Nervt zwar auch, aber gefühlt mich weniger.
 
Na gut, aber "Falschfahrer*In" soll dann geschlechtergerecht formuliert sein? (Plural scheidet ja zum Glück aus.) Egal, ich versuche das Gendern im Radio so gut es geht zu ignorieren. Da gibt es andere sprachliche Defizite im Deutschen. die mir mehr auffallen...
 
Also wenn jetzt schon von "Reservisten und Reservistinnen" die Rede ist, wird es echt lächerlich. Erstens sind das überwiegend Männer und zweitens ist die interne Bezeichnung (trotz Frauen auf den Bildern) nunmal "Reservist"

 
Dann doch lieber Reservistinnen und Reservisten, als diese als Pause ausgesprochene Sternchen. Das klingt so schlimm wie die Bahnhofsansagen aus der Konserve.
 
okumenten unserer Schule übrigens stehts mit der auf Außenstehende zunächst oft befremdlich wirkenden Abkürzung SuS abgekürzt) halte ich für vertretbar, wie ich generell die Nennung der Männlichen und der Weiblichen Form nebeneinander für sinnvoll erachte, haben wir es hier doch mit zwei etwa gleichgroßen GGruppen (Frauen und Männer) zu tun, die durchaus auch in der Sprache gleichstark vertreten sein dürfen.
Viel eher störe ich mich da an den Schüler*innen, gesprochen noch viel mehr als geschrieben. Bei Schülerinnen und Schülern werden wenigstens noch Wörter verwendet, die wirklich existieren, aber was hier mit den Sternchen betrieben wird, betrachte ich als Verstümmelung der Deutschen Sprache.
Und jetzt komme mir bitte niemand mit den armen, armen diversen, die dann nicht mit angesprochen werden. Man kann, wenn man sich so ausdrücken will, dass man möglichst gut verstanden wird (und das sollte eigentlich das Grundprinzip der menschlichen Kommunikation sein) nicht auf sämtliche Befindlichkeiten Rücksicht nehmen. Ich schrieb ja ein paar Seiten weiter oben schon darüber, dass beispielsweise so gut wie kein Blinder auf die Idee käme, ähnlich große sprachliche Veränderungen (alle Redewendungen, die sich aufs Sehen beziehen, weg, das Gesicht darf nicht mehr Gesicht heißen, ...) einzufordern, wie sie jetzt für eine Gruppe wie selbstverständlich in den Medien vorgenommen werden, die, wenn man die Anzahl der Personen, die als dem dritten Geschlecht zugehörig gemeldet sind, zugrunde legt, offenbar deutlich kleiner ist als die der Blinden und Sehbehinderten.
Oder wo bleiben die großen Aufschreie von Schwulen und Läspen, dass Liedtexte, Filme, Werbung, Comedy und so weiter mehrheitlich die Heterosexualität propagieren? Hier haben wir es wohl auch mit einer Gruppe zu tun, welche weitaus größer ist als die jener, die durch das Sternchen angesprochen werden sollen. Diese beiden beispielhaft genannten Gruppen (und wahrscheinlich noch viele andere irgendwie geartete Minderheiten) haben einfach verstanden und akzeptiert, dass Kommunikation sich nun einmal nach der Mehrheit richtet. Das kann man jetzt einsehen (auch und gerade wir blinden), man kann sich aber natürlich auch bewusst nicht angesprochen fühlen und sich dann darüber beklagen. Die erstere Variante erscheint manchen vielleicht erst einmal als die schlechtere, da sie für sie bedeuten würde, sich mit einem von ihnen so empfundenen Missstand abfinden zu müssen, langfristig kostet sie jedoch sowohl die direkt betroffenen, welche ihre Zeit anders nutzen können, als sich über derartige Lapalien aufzuregen, als auch die indirekt betroffenen, für die die mittlerweile schon x-mal geführten Gender- und Diskriminierungsdebatten zunehmend einen Nervfaktor darstellen, deutlich weniger Nerven.
Den allermeisten Menschen geht es, wenn sie das generische Maskulinum, Redewendungen, die sich aufs sehen, das hören oder das Laufen beziehen oder heteronormative Rollenbilder verwenden, nämlich schätzungsweise keinesfalls darum, bewusst irgendjemanden auszugrenzen. Sie wollen nur einfach, wie es eben Sinn und Zweck der menschlichen Kommunikation ist, von möglichst vielen Menschen korrekt verstanden werden.
 
Was viele leider nicht verstehen: Das generische Geschlecht gibt überhaupt keine Auskunft über das biologische Geschlecht.
Daher ist die Beidnennung nicht nur überflüssig, sondern schließt die Diversen erst aus.
Ich habe noch nie gehört, dass jemand die Person oder die Fachkraft gegendert hat. Weil nämlich jeder weiß, dass das generische Geschlecht eben nicht das biologische Geschlecht meint.
Nur bei den männlichen Formen soll das plötzlich ungerecht sein.

Es ist ein Affenzirkus von hysterischen Leuten, die meinen, es den Männern jetzt mal so richtig zeigen zu müssen.
In Diskussionen hört man dann so Unsinn wie "von Männern gemachte Sprache" und "männliche Logik".
Sprache entsteht, sie wird nicht gemacht. Die einzigen, die versuchen Sprache zu machen, sind die Genderisten.
Logik ist Logik und hat kein Geschlecht. Oder kommt eine weibliche Mathematik zu anderen Ergebnissen? In diesem Fall würde ich nur noch auf von Männern gebaute Brücken gehen.
 
Oder wo bleiben die großen Aufschreie von Schwulen und Läspen, dass Liedtexte, Filme, Werbung, Comedy und so weiter mehrheitlich die Heterosexualität propagieren? Hier haben wir es wohl auch mit einer Gruppe zu tun, welche weitaus größer ist als die jener, die durch das Sternchen angesprochen werden sollen. Diese beiden beispielhaft genannten Gruppen (und wahrscheinlich noch viele andere irgendwie geartete Minderheiten) haben einfach verstanden und akzeptiert, dass Kommunikation sich nun einmal nach der Mehrheit richtet.
Das ist ist nicht richtig, weder faktisch, noch die Schlussfolgerung. Die Kritik, dass die Lebenswelten von LGBT+ Personen in den Massenmedien unterrepräsentiert sind, gibt es sehr wohl regelmäßig.

Es heißt übrigens "Lesben".
 
Zuletzt bearbeitet:
Was viele leider nicht verstehen: Das generische Geschlecht gibt überhaupt keine Auskunft über das biologische Geschlecht.
Das ist nicht richtig, und das schreibe ich nicht als Befürworterin des Genderns (ganz im Gegenteil), sondern als studierte Linguistin:

Du meinst offenkundig das "generische Maskulinum" ("generisches Geschlecht" gibt es nicht).

Es gibt tatsächlich Fälle, in denen sprachlich das biologische Geschlecht durch das grammatische Geschlecht markiert wird.
Ein Beispiel dafür ist der oder die Angestellte. Ohne den Artikel (grammatisches Geschlecht) ist nicht erkennbar, ob es sich um eine biologisch männliche oder weibliche Person handeln soll.
Hier verweist also das grammatische Geschlecht tatsächlich auf das biologische Geschlecht.

Die oft gehörte Behauptung, es gäbe keinerlei Zusammenhang zwischen grammatischem und biologischem Geschlecht ist also offensichtlic falsch.

Es ist allerdings genauso falsch zu behaupten, es gäbe diesen Zusammenhang ständig und überall, das ist ja quasi die Grundlage der Forderung nach "gegendertem" Ausdruck.
 
Es ist absolut nicht Aufgabe von Journalisten, Redakteuren und Moderatoren erzieherisch tätig zu sein und ihre "Machtposition" am Mikrofon oder vor der Kamera (v.a. in den Elfenbeintürmen DLF, rbb, ZDF) dazu zu verwenden, die Allgemeinheit "zuzugendern". Wer das nicht endlich begreift, hat den Beruf verfehlt. Notfalls muß es halt eine Dienstanweisung richten! Daß es auch anders geht, zeigt sehr deutlich das "Dritte" vom MDR. Frau Wille kennt halt ihre Zielgruppe und die entsprechenden Umfragen, was jetzt nicht heißen soll, daß es eine Dienstanweisung gibt. Aber man muß schon ganz genau zuhören, um dort überhaupt mal ein gegenderten Satz zu erwischen.
 
So, zunächst einmal möchte ich meiner Freude darüber ausdruck verleien, dass mein Laptop nun wieder ordentlich funktioniert und ich daher nun auch wieder technisch unfallfreie Beiträge verfassen kann.
Die Kritik, dass die Lebenswelten von LGBT+ Personen in den Massenmedien unterrepräsentiert sind, gibt es sehr wohl regelmäßig.
OK, ich habe nicht in Abrede stellen wollen, dass es diese Kritik an sich gibt, nach meinem Empfinden ist diese aber deutlich weniger penetrant, einfach irgendwie leiser, ruhiger und nicht von dieser Hysterie geprägt, in die einige Freunde (ausdrücklich nicht nur Männer) des Genderns bisweilen verfallen, wenn man anmahnt, doch vielleicht ein bisschen mit Augenmaß an die Sache heranzugehen. Es ist gut und richtig, dass man sich heute, wenn man unter keinen Umständen in eines der beiden traditionellen Geschlechter passt, auch keinem davon mehr zuordnen muss. Es ist auch prima, dass man keines der Geschlechter (wie viele es letztenendes auch immer sein mögen) irgendwie besser oder schlechter behandeln will. Da stehe ich ohne Einschränkungen dahinter. Problematisch finde ich, wenn man über das Ziel hinausschießt, also beispielsweise Positionen weniger nach Sachverstand, sondern nach Geschlechtszugehörigkeit besetzt, den alten, weißen Mann als den alleinigen Übeltäter ausmacht und nicht bedenkt, dass seine alte, weiße Frau in genau demselben System mit seinen bekannten Missständen gelebt hat oder eben auch, wenn man alles um jeden Preis gemit Sternchen gegendert haben will, weil man im vorauseilenden Gehorsam davon ausgeht, dass sich Angehörige einer offenbar recht kleinen Gruppe auf den Schlips getreten fühlen könnten.
Dieser vorauseilende Gehorsam fällt mir aber eben nun einmal vor allen Dingen im Bezug auf das Genderthema auf, während er bei größeren Gruppen wie denen, die ich oben beispielhaft benannt habe, nicht oder zumindest nicht in diesem Ausmaß vorhanden ist. Darum ging es mir. Ich hoffe, es ist jetzt etwas klarer geworden.
Es heißt übrigens "Lesben".
Ah, danke! Wieder was dazugelernt. :)
 
@Lisa Simpson
Ich werde das nacharbeiten. Tatsächlich hatte ich 'die Person' etc. für generische Feminina gehalten. Da es einen Personerich aber nicht gibt, ist meine Annahme tatsächlich nicht korrekt.
 
Als ob Antragsformulare bei Behörden nicht schon kompliziert genug im Beamten*innendeutsch formuliert wären, steigt der/die Antragsteller*in durch die ständige Wiederholung der Begriffe mit Genderstern oft kaum noch durch.
Wäre es nicht einfacher und würde dem Antragsteller ein Entgegenkommen signalisieren, wenn eine Fußnote angegeben würde, aus der hervorginge, dass im vorliegenden Antragsformular trotz Einfachnennung der maskulinen Form alle anderen möglichen Formen pauschal gemeint seien.
 
Wäre es nicht einfacher und würde dem Antragsteller ein Entgegenkommen signalisieren, wenn eine Fußnote angegeben würde, aus der hervorginge, dass im vorliegenden Antragsformular trotz Einfachnennung der maskulinen Form alle anderen möglichen Formen pauschal gemeint seien.
Bis vor ein paar Jahren ist brauchte man da keine Fußnote für. Mir kommt es manchmal so vor als würde das mancher absichtlich nicht verstehen wollen.

Frankreich ist Gendern übrigens verboten.
So etwas ist in Deutschland undenkbar. Da ist die Angst vor den darauffolgenden Shitstorms viel zu groß, und dass jemand Faschismus schreit auch nicht gerade unwahrscheinlich.
 
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